3. Liga
Derbyzeit: Freitagskracher in Burscheid
Bergische Panther erwarten den TuS 82 Opladen, Longericher treten in Krefeld an. Auch auf Aldekerk und Interaktiv warten echte Herausforderungen.

Flugkünstler? Dustin Thöne (vorne) und seine Longericher waren beim Saisonstart auf jeden Fall deutlich spektakulärer unterwegs als Ante Grbavac (Nummer 5) und die Ratinger. (Foto: Michael Jäger)

So ist das wohl in dieser Saison 2023/2024 in der Gruppe Süd/West der 3. Liga: Irgendwo und irgendwie ist immer ein Kracherspiel – mal als klassisches Duell unter Top-Teams, mal als Duell unter Nachbarn oder sogar als Derby. Und manchmal kommt selbst das normal Scheinende eher als außergewöhnlich daher – wie ganz sicher die Aufgabe des TV Aldekerk bei der HG Saarlouis, für die das Team des spielenden Trainers Tim Gentges eine deutlich über 300 Kilometer weiter Anreise hinnehmen muss. „Das ist die erste richtig lange Fahrt, die viele meiner Jungs kennenlernen werden. Das wird eine der Hürden sein, die wir zu nehmen haben. Viele müssen sich noch dran gewöhnen, lange Bus zu fahren und dann zu performen. Sportlich kommt in Saarlouis ein ganz dickes Brett auf uns zu.“ Das mit dem dicken Brett gilt allerdings auch für andere Standorte: In Burscheid etwa steigt das ewig junge und in der Regel von vielen Emotionen begleitete Duell zwischen den Bergischen Panthern und dem TuS 82 Opladen, der durch sein 36:22 vom Auftakt gegen den TuS Dansenberg an die Tabellenspitze kletterte. Demgegenüber steht der mit dem 23:35 beim Longericher SC unter die Räder gekommene Aufsteiger Interaktiv.Handball bei seiner Heimpremiere gegen die TSG Haßloch vor dem nächsten schwierigen Versuch, in der höheren Klasse Fuß zu fassen. Und auf eben jene Longericher wartet die anspruchsvolle Aufgabe bei der HSG Krefeld Niederrhein – die nichts anderes als den Sprung in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga als Ziel hat. Für Trainer Chris Stark und den LSC ist die Rolle des Favoriten nachvollziehbar verteilt: „Das ist eins der Spiele, die wir als Longericher SC als Außenseiter angehen. Die HSG ist etatmäßig eher wie ein Zweitligist aufgestellt, wir wie ein waschechter kleiner Drittligist.“

Der LSC legte die Grundlage für seinen hohen Erfolg gegen Interaktiv dank einer drückend überlegen geführten ersten Halbzeit (20:7). Genau anders herum machte es die HSG, die in Homburg eher schwach startete, ehe sie nach der Pause nachhaltig den Turbo zündete und aus dem 15:18 einen mit dem 36:28 einen ebenfalls sehr deutlichen Sieg machte. Unabhängig davon ist den Gästen klar, dass sie auf jeden Fall über 60 Minuten an der oberen Grenze ihrer Möglichkeiten unterwegs sein müssen: „Bei Krefeld sieht man eigentlich auf jeder Position Spieler, die Erst- und Zweitliga-Erfahrung haben – über so eine exquisite Auswahl verfügen wir nicht. Aber in den letzten Jahren haben wir der HSG immer die Stirn bieten können. Von daher sind wir gespannt, was dieses Spiel am Samstag bringt. Für eine Überraschung brauchen wir sicher eine Superleistung.“ Zuletzt waren die Kölner in Krefeld am 22. Oktober 2022 mit dem 30:32 tatsächlich auf Augenhöhe unterwegs, ehe sie am 10. Februar 2023 zu Hause sogar mit 34:27 gewannen. Nun sind Stark und seine Mannschaft zumindest fest entschlossen, erneut den größten möglichen Widerstand zu leisten: „Ich denke, dass wir noch die eine oder andere Überraschung in der Hinterhand haben, um den Gegner vor unlösbare Aufgaben zu stellen.“ Der Dritte Krefeld, Zweiter der vergangenen Saison, ist für den Zweiten Longerich, damals Dritter, im Übrigen der Auftakt in besonders herausfordernden Wochen – besonders mit dem Blick auf die weiteren Auswärtsspiele bei der HG Saarlouis (23. September) und beim TuS Ferndorf (30. September).

Immer eine besondere Herausforderung für beide Seiten ist das Duell zwischen den Bergischen Panthern und dem TuS 82 Opladen – was weniger damit zu tun hat, dass der TuS 82 nach seinem 36:22 über den TuS Dansenberg als Spitzenreiter die knapp zehn Kilometer kurze Fahrt ins Bergische antritt. „Heute dürfen sich die Jungs auch feiern lassen“, fand Opladens Trainer Fabrice Voigt mit etwas Abstand zum deutlichen Auftakt-Erfolg, „jetzt freuen wir uns auf das Derby. Nach heute können wir da sicher auch mit einer breiten Brust reingehen. Wir wissen aber, dass das natürlich eine ganz andere Aufgabe wird.“ Etwas weniger breit müsste grundsätzlich die Brust der Panther sein, die ihr 27:27 bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II mit einem lachenden und einem weinenden Auge sahen. Positiv: Nach einem 24:27 lag das Team von Trainer Marcel Mutz kurz vor Schluss noch mit 24:27 hinten und nahm trotzdem einen Punkt mit. Weniger positiv: Der Auftritt entsprach insgesamt nicht den eigenen Ansprüchen und Mutz machte kein Geheimnis aus seiner Enttäuschung: „ich bin nicht zufrieden mit unserer Leistung und hatte mir deutlich mehr erwartet.“ Was das alles für die bevorstehende Partie bedeutet? Einfach Antwort: Wenig. Die Serie 2022/2023 begann mit einem Opladener 29:25 bei den Panthern, die sich dann in der Rückrunde mit 25:20 beim TuS 82 durchsetzten. In der Saison 2021/2022 schaffte Opladen im Heimspiel einen 32:25-Erfolg, ehe die Panther den Spieß ein paar Monate später mit einem krimi-ähnlichen 30:29 umdrehten. Grundsätzlich sieht das danach aus, dass jeder Sieger möglich ist.

In Aldekerk waren sie sich immer darüber im Klaren, dass Jahr eins nach dem Aufstieg eine noch größere Herausforderung wird – und das 26:27 bei der Saisonpremiere gegen die HSG Friesenheim-Hochdorf II bestätigte diese Vermutung. Nun geht es zur HG Saarlouis, die ihre erste Aufgabe beim TuS Ferndorf zu bestreiten hatte und trotz ihrer 31:35-Niederlage gegen den einstigen Zweitligisten eine überzeugende Vorstellung ablieferte. TV-Trainer Gentges war nach Durchsicht des Materials über den nächsten Kontrahenten ziemlich angetan: „Die haben unfassbare und hohe Qualitäten, sie sind sehr, sehr dynamisch und haben so den Spielstil des SC Magdeburg. Das Gesamtpaket stimmt da schon. Sie haben auch eine griffige, giftige Abwehr mit einem guten Torwart hintendrin. Man hat schon gegen Ferndorf ihre Qualitäten erkannt, wir müssen uns auf einiges gefasst machen.“ Trotzdem kommt es für ihn und sein Team bei allem Respekt natürlich nicht in Frage, die Punkte kampflos im Saarland zu lassen – das Gegenteil dürfte der Fall sein. „Wir wollen nicht den Kopf in den Sand stecken“, erklärt Gentges, „gerade auch nicht, weil wir den Auftakt mit einem verloren haben. Wir bereiten uns ganz normal vor und fahren auch mit sehr, sehr viel Freude ins Saarland. Wir werden unseren Handball spielen und versuchen, das Bestmögliche auf die Platte zu bringen – und dann werden sie sehen, für was es am Ende reicht.“

Für den Aufsteiger Interaktiv.Handball geht es im Heimspiel gegen die TSG Haßloch zunächst darum, eine Art Klassentauglichkeit nachzuweisen. Die ging dem Team um Trainer Filip Lazarov und den spielenden Co-Trainer Alexander Oelze zumindest in der ersten Halbzeit in Longerich völlig ab: Bis zum 7:20 am Ende der ersten Halbzeit stürzten die Ratinger von einer Verlegenheit in die andere und sie waren nur ein chancenloser Spielball des LSC. Um kurz- oder wenigstens mittelfristig die für den Klassenerhalt nötigen Punkte einzufahren, braucht Interaktiv eine sehr, sehr deutliche Steigerung – und das bereits im Heimspiel gegen die TSG Haßloch. Die Gäste mussten zwar zum Auftakt ebenfalls eine Niederlage hinnehmen, wussten allerdings trotz der 25:28-Niederlage gegen die TG Hanau zu überzeugen (in der vergangenen Saison Meister in der Staffel Süd-West) und werden nun bestimmt kaum Rücksicht auf die Befindlichkeiten bei Interaktiv nehmen. Vom Ergebnis wird im Übrigen abhängen, ob sich Interaktiv der Meinung von LSC-Trainer Stark anschließen kann: „Diese Liga macht jetzt schon Spaß.“ Dabei ist das im Großen und Ganzen hundertprozentig richtig.