Regionalliga Nordrhein
Bleibt Remscheid oben – oder zündet Korschenbroich den Turbo?
Die HGR erwartet als Spitzenreiter den jüngst gestolperten Titelfavoriten TVK. Der Überraschungszweite TSV Bonn rrh. bleibt auf dem Teppich.

Wir sprechen in der Gruppe drüber: David Klinnert (Nummer 7), Lukas Bark (Zweiter von rechts), Marcus Neven, Daniel Küpper Ventura (23) und Henrik Schiffmann (rechts) suchen mit dem TV Korschenbroich noch den Weg zur richtigen Form. (Foto: Michael Jäger)

Die HG Remscheid an der Tabellenspitze? War nach der keineswegs überragenden Vorbereitung unter dem neuen Trainer Nelson Weisz so nicht unbedingt zu erwarten. Grundsätzlich ist die Position mit 4:0 Punkten aus zwei Spielen aber sicher keine einer Sensation ähnelnde Überraschung, zumal die Remscheider ja mittelfristig – also in zwei oder drei Jahren – die 3. Liga auf ihre Agenda stellen wollen. Vorerst ergeben das 35:29 vom Auftakt über den Klassen-Neuling TSV Bayer Dormagen II und das 30:27 beim BTB Aachen nicht mehr und nicht weniger als einen gelungenen Saisonstart, der ein vernünftiges Polster für die bevorstehenden Aufgaben erzeugt hat – und nicht schädlich fürs eigene Selbstbewusstsein dürfte. Was die beiden Siege tatsächlich wert sind/waren, könnte sich nun direkt am dritten Spieltag zeigen: Schließlich kommt im TV Korschenbroich jener Klub in die Halle Neuenkamp, der als einziger des Feldes offensiv das Ziel Aufstieg ausgegeben hat. Davon werden und müssen sie beim TVK auch noch lange nicht abrücken, obwohl der Auftakt eher ein Stotterstart war. Nach dem bisweilen sehr mühsamen 30:27 über die HSG Refrath/Hand zog die Mannschaft von Trainer Gilbert Lansen zuletzt in Dormagen sogar verdient mit 27:29 den Kürzeren. Lansen wirkte hinterher nachdenklich: „Die Körpersprache war nicht so, wie wir sie mit dem Ziel Aufstieg gerne hätten. Vielleicht ist das der kleine Dämpfer, den wir brauchten. Gegen Remscheid müssen wir die passende Antwort geben.“ Falls das gelingt, ist der letztjährige Vizemeister wieder ganz gut im Geschäft auf dem möglichen Weg in die 3. Liga. Ob die HGR das zulässt, ist allerdings eine andere Frage. Die Korschenbroicher selbst und die gesamte Regionalliga sind sehr gespannt auf die Antwort.

Nicht viel weniger spannend sieht gerade der Stand der Dinge bei der TSV Bonn rrh. aus, die nach den  Remscheidern bei ebenfalls 4:0 Punkten die einzige Mannschaft in der Regionalliga mit einer weißen Weste ist. Dabei wissen Trainer Frank Berblinger und sein im Neu-Aufbau steckendes Team die bisherige Ausbeute sehr gut einzuordnen: Das 24:22 am ersten Spieltag gegen den Bergischen HC II und das folgende 29:28 beim HC Weiden waren in der Summe „nur“ zwei für den Kampf um den Klassenerhalt wichtige Siege. Selbst wenn es nun gegen die erst mit 1:3 Zählern ausgestattete SG Langenfeld einen dritten Erfolg hintereinander gibt, werden sie in Bonn an den Ideen für die kommenden Monate nicht das Geringste ändern. Das Thema 3. Liga kommt in der Welt der TSV sowieso nicht mal ansatzweise vor – was beim auf Rang drei geführten OSC Rheinhausen (3:1 Punkte) möglicherweise wenigstens auf längere Sicht ein bisschen anders aussieht. Als dritte der lediglich drei ungeschlagenen Mannschaften steht der OSC nun vor der Aufgabe gegen die HSG Refrath/Hand (2:2), die bisher zwei ordentliche Leistungen ablieferte – sowohl beim 27:20 in Korschenbroich als auch beim 28:21 über den MTV Rheinwacht Dinslaken.

Mit beiden Beinen auf dem Boden der Tatsachen bewegt sich weiterhin der TSV Bayer Dormagen II, der immerhin gegen Korschenbroich sein Potenzial voll ausschöpfte und in dieser Form bestimmt noch  einige andere Gegner in Bedrängnis zu bringen vermag – was normalerweise in ähnlicher Form auf die Partie in Dinslaken zutrifft. Für TSV-Trainer Martin Berger gleicht der Ausblick allerdings eher einer Mischung aus Hoffen und Bangen: „Das ist ein Spiel, das für beide Mannschaften sehr richtungsweisend wird, weil beide ja den Klassenerhalt als Ziel haben. Dementsprechend wird es da gut zur Sache gehen. Für uns wird die Herausforderung sein, dass wir den Schwung aus dem Korschenbroich-Spiel mitnehmen. Dass wir daraus Kraft ziehen und auch auswärts bestehen, das ist die Aufgabe. In Remscheid sind wir untergegangen.“ Eins seiner Probleme, dessen konkrete Lösung erst relativ spät möglich ist: Bayers Zweite muss aufgrund der Kaderstruktur immer nach oben zum eigenen Zweitliga-Team blicken und sich parallel mit den Belangen der A-Jugend abstimmen. Diesmal würden sich wohl manche Spieler wünschen, in einen besonders kraftfördernden Zaubertrank zu fallen oder sich an mehreren Orten gleichzeitig aufhalten zu können – weil alle Dormagener am Sonntag unterwegs sind. Der TSV Bayer II beginnt um 11.15 Uhr, ehe der TSV Bayer I am Nachmittag um 17 Uhr bei TuSEM Essen antritt und die A-Jugend parallel dazu beim VfL Gummersbach gefordert ist.

Ebenfalls in Gummersbach ist der HC Gelpe/Strombach zu Hause, der durchaus mit einigen Vorschusslorbeeren in die Saison gestartet war, nach einem ziemlich ernüchternden Start aber vorerst umdenken musste – bereits nach dem 26:28 vom Beginn gegen Aachen und noch mehr nach dem 28:40 bei TuSEM Essen II. HC-Trainer Markus Murfuni hat den Blick auf die Spitze anschließend praktisch verboten: „Wir müssen endlich anfangen, Punkte zu sammeln. Wir werden uns auf jeden Fall erst mal nicht nach oben orientieren. Wir schauen erst, dass wir unsere Hausaufgaben machen.“ Mit in diese Prüfungs-Kategorie dürfte aus Gelper Sicht das bevorstehende Heimspiel gegen den Bergischen HC II gehören, der in einem breiten Siebener-Feld mit jeweils 2:2 Punkten steht. Die Ausgangslage ist deshalb relativ einfach: Der BHC würde sich durch einen weiteren Erfolg in die obere Tabellenhälfte orientieren und der HC wäre bei einem Sieg den letzten Platz los. Da hängt er gerade fest – als einziger Regionalligist mit einem völlig leeren Konto. Bleibt das so, tut das allen im Oberbergischen noch mehr weh. Auch das wäre dann nicht unbedingt zu erwarten gewesen.