Regionalliga Nordrhein
Remscheid vergrößert Frust in Korschenbroich
HGR macht aus 20:24 ein 31:29 gegen den Titelfavoriten und bleibt vorne. Die TSV Bonn rrh. ist weiter Überraschungszweiter.

Hilft mir einer? Steffen Brinkhues (Mitte/Nummer 17), hier im Dreikampf mit den Refrathern Magnus Georgi (links) und Fynn Natzke (rechts), und die Korschenbroicher werden sich aber vor allem auf sich selbst verlassen müssen. (Foto: Michael Jäger)

HG Remscheid – TV Korschenbroich 31:29 (12:16). Plötzlich ist guter Rat doch etwas teurer bei den Korschenbroichern, die bei ihren Plänen für diese Saison zumindest vorerst richtig vom Kurs abgekommen sind. Der Vizemeister der vergangenen Serie, nur knapp an Interaktiv.Handball gescheitert, hat aktuell tatsächlich erst einmal nichts mehr mit der Meisterschaft zu tun – weil das Konto nach der zweiten Niederlage hintereinander mit 2:4 Zählern unerwartet im Minus steht. Ganz anders sieht die Gefühlswelt bei den Remscheidern und ihrem neuen Trainer Nelson Weisz aus, denn die HGR bleibt durch den dritten Sieg hintereinander die Nummer eins in der Regionalliga und sie hat bei 6:0 Zählern als nur eines von zwei Teams eine weiße Weste (mit der TSV Bonn rrh.). Entsprechend gut war die Stimmung bei Weisz und seinen Spielern: „Wir spielen in der ersten Halbzeit eine sehr geile Abwehr, aber im Angriff sehr schwach. In der zweiten Halbzeit bleiben wir mit einem überragenden Max Conzen im Tor immer dran und haben am Ende die Qualität, mit drei, vier Abwehraktionen plus Gegenstoß so ein Spiel zu drehen. Das ist dann natürlich geil. Ich möchte der gesamten Mannschaft ein besonderes Lob aussprechen.“

Der Abend war von der ersten Minute an ein relativ offener Schlagabtausch, in der sich der TVK vor der Pause ab dem 5:5 (14.) die besseren Karten erarbeitete – 7:5 (15.), 10:7 (20.), 14:11 (25.), 16:12 (30.). Auch in der zweiten Hälfte schien Korschenbroich die Kontrolle zu behalten, denn die Gäste setzten sich mit dem 20:16 (38.), 22:18 (41.) oder 24:20 (45.) auf jeweils vier Tore ab. Eine Entscheidung war die Führung vor der letzten Viertelstunde allerdings nicht, zumal die HGR knapp vier Minuten später wieder dran war – 24:24 (48.). Noch beim 27:25 (53.) und 28:27 (55.) kam der TVK für einen Sieg in Frage, ehe er vorübergehend gar nicht mehr traf und Remscheid durch eine 4:0-Serie zum 31:28 (59.) die Weichen sehr humorlos in die aus seiner Sicht richtige Richtung stellte. Der 29:31-Anschluss (59.) durch den von David Klinnert verwandelten Siebenmeter kam dann zu spät – und Remscheids Julian Athanassoglou konnte sich 14 Sekunden vor dem Ende sogar den Luxus leisten, bei einem Siebenmeter zu scheitern.

Für TVK-Coach Gilbert Lansen war der Ausgang der Partie natürlich eine herbe Enttäuschung: „Die Mannschaft zeigt ein anderes Gesicht, wir spielen deutlich besser, sind auch eigentlich die klar bessere Mannschaft und können zur Halbzeit schon mit zwei bis drei Toren mehr führen. In der zweiten Halbzeit werfen wir zwischen der 45. und 53. Minute nur ein Tor und in den letzten fünf Minuten machen wir drei technische Fehler, die sofort mit einem Gegenstoß bestraft werden. Am Ende töten uns die letzten zehn Minuten. Mit 2:4 Punkten, das haben wir uns so nicht vorgestellt, müssen das jetzt aber abhaken. Wenn man die ersten 50 Minuten sieht, wäre es berechtigt gewesen, wenn wir die Punkte holen. Trotzdem muss man sagen, dass Remscheid zu Recht gewinnt, sie machen am Ende weniger Fehler und bestrafen uns mit Tempogegenstößen. Wir wissen, woran wir arbeiten müssen.“ Ganz sicher ist es auch so, dass sich der TVK in den kommenden Wochen keine weitere Niederlage mehr erlauben darf.

HG Remscheid: Conzen, Mathes – Jung (3), Taymaz (6), Pflüger (4), Klose (2), Vetterlein (5), Hertz, Handschke (7/2), Athanassoglou (3/1), M. Franz (1), Sikic.

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Krantzen (3), Bark (3), Klinnert (6/5), Eugler, Klause (3), Ingenpaß (5), Brinkhues (2), Zidorn (1), Wolf (3), Küpper Ventura (1), Neven (2), D. Franz.

TSV Bonn rrh. – SG Langenfeld 30:29 (16:14). Komplett unterschiedliche Gefühlswelten herrschten nach dem Schlusspfiff bei den beiden Teams – was nicht nur am Ergebnis des direkten Duells lag, sondern vermutlich auch am Blick auf die Tabelle nach drei Spieltagen. Während die Bonner mit drei Erfolgen in die Saison 2023/2024 gestartet und bei optimalen 6:0 Punkten Tabellenzweiter hinter Spitzenreiter Remscheid sind, wartet die SGL weiter auf ihren ersten Sieg in der neuen Spielzeit. Schlimmer noch: Die Langenfelder sind bei 1:5 Zählern für mindestens eine Nacht sogar Schlusslicht der Tabelle. Dabei bewegten sich die Kontrahenten über 60 Minuten weitgehend auf Augenhöhe, auch wenn Bonn – das in der ersten Halbzeit durchgehend den siebten Feldspieler im Angriff brachte – vom 8:8 (18.) auf 15:11 (27.) davonzog. „Wir sind gut ins Spiel reingekommen, hatten in der ersten Halbzeit auch die Möglichkeit, das eine oder andere Tor höher zu führen, weil wir relativ viel verworfen haben“, fand TSV-Coach Frank Berblinger, der die frühen Roten Karten gegen Luca Bohrmann (5./Bonn) und Michel Sorg (19./Langenfeld) im Übrigen jeweils zu hart fand: „Zwei Minuten hätten es da auch getan.“

Die Gäste erwischten den besseren Start in die zweite Hälfte und drehten die Partie zur eigenen Führung – 20:18 (39.), 24:21 (50.). Bonn fand aber die richtige Antwort, hier oft in Person von Franz Krohn, der bis zum 28:27 (57.) alleine fünf Treffer beisteuerte. Am Ende spielten die Hausherren die letzten Minuten clever herunter und fuhren so die nächsten beiden Zähler ein. Die Langenfelder trauerten im Anschluss vor allem der schwachen ersten Hälfte hinterher. „Wir verlieren mit einem Tor, nachdem wir in der ersten Halbzeit nicht unser Niveau zeigen konnten. Da haben wir viele technische Fehler, viele Fehlwürfe, die Abstimmung in der Abwehr funktioniert noch nicht so gut. In der zweiten Halbzeit spielen wir eine sehr, sehr gute Deckung, verlieren dann in den letzten zehn Minuten aber den Faden“, fand Co-Trainer Lennart Mentges.

TSV Bonn rrh.: Krouß, Meissenburg – Schöneseiffen (2), Bullerjahn (4), Krohn (9), Behr (5), Heitkötter, Wilhelms, Fischer (3), Worm (5/4), Windhorst, Bohrmann (1), Struif (1), Rohloff.

SG Langenfeld: Faust, Hüttel – Guggenmos (4/1), Bisten (3), Preissegger (1), Rahmann (5), Hines (4), Sorg, Schulz (3), Winter (2/1), Richartz (3), Gohly (1), Baup (1), Raschke (2).

 

HC Gelpe/Strombach – Bergischer HC II 33:31 (18:14). Im Oberbergischen werden sie kräftig durchatmen, denn die Mannschaft von Trainer Markus Murfuni holte gegen den Kontrahenten aus Solingen seine beiden ersten Punkte und vermied so den kompletten Fehlstart (vorher 26:28 gegen BTB Aachen und 28:40 bei TuSEM Essen II). Der Sieg ging in der Summe auch klar in Ordnung, weil die Hausherren nach dem 1:0 (3.) kein einziges Mal in Rückstand gerieten und nur zweimal den Ausgleich hinnehmen mussten – 1:1 (3.), 2:2 (5.). Weniger gut gefallen musste das Ergebnis dem BHC II, der nach dem 30:28 über Borussia Mönchengladbach gehofft hatte, wiederum etwas Zählbares einzufahren. Nun gehören beide Seiten in der unteren Tabellenhälfte zu einem Paket aus fünf Mannschaften mit jeweils 2:4 Zählern.

Die Gummersbacher beherrschten das Duell bis zum 9:5 (11.) und sie setzten sich vom 11:9 (19.) übers 13:11 (23.) auf 15:11 (26.) ab. Nach dem 18:14 (29.) schien der zweite Durchgang bald die Entscheidung zu bringen, weil Gelpe/Strombach vom 20:16 (36.) auf 28:20 (47.) wegzog. Die sofort darauf folgende Auszeit, in der BHC-Trainer Mirko Bernau seine Mannschaft zum Gespräch bat, erwies sich dann tatsächlich als eine Art Wendepunkt: Ab jetzt waren die Gäste gleichwertig und sie arbeiteten sich immer näher heran – 25:30 (52.), 28:32 (57.), 30:32 (59.), 31:32 (60.). Erst nach dem 32:30 von Alexandre Brüning auf den letzten Drücker stand der Erfolg des HC endgültig fest.

HC Gelpe/Strombach: Stöcker, Ahmed Elnoamany – Dräger, Bostan (3), Maier (4), Rostalski (1), Altjohann (3), Höfer, Heinzerling (7), Meinhardt (3), Elverfeld (1), Panske (1), Mayer (6/3), Brüning (4).

Bergischer HC II: Elsässer, Johann – Exner (5), Kirichenko, Baier, Schäfer (1), Nippes (2), Keull (4), Büscher, Mussumeci (3), Artmann (8/1), Puschmann (3/3), Berger (5).

HC Weiden – Borussia Mönchengladbach 28:24 (13:11). Den ersten doppelten Punktgewinn in dieser Saison feierten auch die Weidener, die damit im leicht verzerrten Tabellenbild sogar auf Platz fünf kletterten (3:3 Punkte). Die Borussia ist dagegen nach der zweiten Auswärtsniederlage in Folge bei 2:4 Zählern vorübergehend auf Rang acht abgerutscht. „Den ersten Saisonsieg haben wir uns sehr verdient. Das war aber heute ein hartes Stück Arbeit. In der Abwehr haben wir das hervorragend gemacht. Im Angriff waren wir geduldig und haben auf die klaren Chancen hingearbeitet. Mit dafür verantwortlich war natürlich der alles überragende Sven Xhonneux“, fand HC-Coach Marc Schlingensief, der über das 4:0 (8.) und 8:3 (8.) einen guten Start seines Teams in die Partie sah. Die Gäste blieben aber dran und das 13:8 (28.) schmolz bis nach der Pause auf 13:12 (31.).

Den Ausgleich konnte der HC allerdings verhindern und er blieb stattdessen immer vorne. Vom 19:17 (42.) legte Weiden wieder das 21:17 (47.) vor. Die Borussia stellte zwar eine ordentliche Abwehr vor einem starken Keeper Matthias Hoffmann auf die Platte, aber die Erfolgserlebnisse in der Deckung führten zu selten zu einfachen Treffern im direkten Gegenzug – und auch im gebundenen Angriffsspiel tat sich die Mannschaft von Trainer Ronny Rogawska zu schwer. „Ich glaube, wir haben heute in der einen oder anderen Geschichte sehr viel Lehrgeld bezahlt. Uns fehlte ein bisschen die Cleverness in der entscheidenden Phase. Wir hatten zu wenig Spielfluss im Angriffsspiel, um uns die Chancen zu erarbeiten“, meinte der Coach, dessen Team so in der Schlussphase bis zum Ende weiter hinterherlief. Knapper als das 24:22 (56.) wurde es nicht mehr und in den letzten 20 Sekunden setzten Xhonneux und Kai Frauenrath mit ihren Treffern zum 28:24 den Schlusspunkt unter die Partie.

HC Weiden: Bayer, Leclaire – Xhonneux (12/1), Wolff (3), T. Meurer, Scheidtweiler (3), Gerke, Micke, Kemper, Boesel, Fiedler (2), Frauenrath (5/3), Bergerhausen, Eissa (3).

Borussia Mönchengladbach: Hoffmann, Lyrmann – Prinz, Panitz (7/1), Weis (3), Weisz (4), Berner (5), Westhofen (1), Lipok (2), Markovic, Kubik, Jennes (2).

 

BTB Aachen – TuSEM Essen II 37:30 (16:14). Der Erfolg der Aachener war mindestens in dieser Deutlichkeit eine Überraschung – und in der Summe auf jeden Fall verdient. Die Gastgeber hatten erstens den besseren Start und zweiten beweisen sie in der ersten Halbzeit auch Comeback-Qualitäten, ehe sie nach der Pause durchgängig führten und dann nichts mehr anbrennen ließen. Weil der BTB mit nun 4:2 Punkten ins obere Tabellendrittel klettern konnte, ist die Lage für die kommenden Wochen durchaus beruhigend – und Trainer Simon Breuer war entsprechend zufrieden: „Wir hatten eine sehr gute, geschlossene Mannschaftsleistung“, fand Breuer, „wir haben ein paar Chancen ausgelassen und sind da in Rückstand geraten, haben das aber vorne sehr überzeugend gemacht und bis zum Ende eigentlich immer gute Lösungen gefunden. Die Abwehr-/Torhüterleistung war wieder sehr positiv, auch wenn es sich bei 30 Gegentoren komisch anhört.“ Kollege Philipp Krüger, dessen Essener vor einer Woche den HC Gelpe/Strombach mit 40:28 abgefertigt hatten, war vor allem enttäuscht – und er hatte ein Lob für den Gegner: „Das haben wir uns sicher anders vorgestellt. Wir gewinnen hinten kaum Zweikämpfe, wir sind nicht knackig genug. Das wirkt sich natürlich auch auf unser Tempospiel nach vorne aus. Vorne sind wir mit der defensiv ausgerichteten Abwehr nicht klargekommen. Wir haben keine Zweikämpfe gefunden und viele Fehlpässe gespielt. Außerdem hatten wir auch keine gute Abschluss-Quote. Ich glaube, dass es von trotzdem ein ordentliches Spiel war von beiden Seiten. Aachen macht das wirklich gut.“

Nach dem 3:0 (5.) lagen die Hausherren bis zum 5:4 (11.) vorne, ehe Essen vorübergehend die Regie übernahm – 9:7 (17.), 11:8 (19.). Mit dem Doppelschlag von Simon Bock zum 10:11 (23) und 11:11 (25.) war der BTB aber wieder dran und ab dem 12:11 (26.) von Andreas Heyme blieb er bis zum Schluss vorne. Essen verkürzte nach dem Wechsel vom 14:17 (31.) noch einmal zum 16:17 (33.), verlor jedoch innerhalb von siebeneinhalb Minuten komplett den Anschluss. Aachen schaffte eine 8:2-Serie, sodass die Partie beim Stande von 25:18 (41.) beinahe entschieden war. TuSEM konnte in der Schlussphase zwar auf 26:30 (51.) und 27:31 (53.) verkürzen, kam jedoch nicht mehr für den Sieg in Frage.

BTB Aachen: Dosch, Schüler – Korsten, Oslender, Volmer, Horn (4), Monteiro Pai (3), Heyme (3), Kaesgen (6), Wagner, Kepp (2), Schnalle (7), Bock (12/3).

TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach Domingo – Scholten (2), Frederic Neher (2), Petersen, Schmidt (1), Lewandowski (6/3), M. Stumpf (3), Ernst (4), Telohe (3), Schäfer (2), Weiss (1), Elsässer, Kostuij (6).