11. September 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die Oberliga Niederrhein hat ihre erste richtige Überraschung der Saison und Titelfavorit Unitas Haan ist die Tabellenspitze nach der 29:31-Niederlage bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade fürs Erste wieder los. Die Mannschaft von Trainer David Horscht führt ein Quartett von Teams mit 4:2 Zählern an, während Mettmann-Sport und der LTV Wuppertal mit jeweils 5:1 Punkten an der Spitze liegen. Erstaunlich: Bereits nach drei Runden hat keine einzige Mannschaft mehr eine weiße Weste und die Saison verspricht im September 2023 doch noch einiges an Spannung. Dass die Unitas auf ihren Ausrutscher gut hätte verzichten können, versteht sich dabei von selbst. Horscht sah allerdings eine verdiente Pleite seines Teams: „Die Niederlage geht völlig in Ordnung. Wir sind in der ersten Hälfte nicht ins Spiel gekommen, hohe Fehlerquote im Angriff und keine Abwehrarbeit. In der zweiten Hälfte konnten wir das Spiel drehen, aber nie in Führung gehen. Jedes Mal schlichen sich wieder leichte Fehler ein.“ In einem schwachen ersten Durchgang geriet Haan zunächst mit 10:14 (21.) und 13:18 (29.) ins Hintertreffen. Ein deutlich besserer Start in die zweite Hälfte brachte den 22:22-Ausgleich (47.). Doch wer geglaubt hatte, die Unitas würde ihrer Favoritenrolle jetzt endgültig gerecht, sah sich getäuscht. Hiesfeld zog wieder auf 28:23 (56.) weg und verteidigte diesen Vorsprung bis zum Ende.
Bereits am Donnerstag hatte die HSG im Nachholspiel gegen den Neusser HV mit einem 27:23 die ersten Punkte der Saison eingefahren. Der Ablauf war hier durchaus ähnlich und nach einem guten Start für die Gastgeber (20./10:6) kämpfte sich Neuss in die Partie zurück – 15:15 (41.). Letztlich fand aber auch hier Hiesfeld die besseren Antworten und zog vom 21:21 (52.) entscheidend auf 24:21 (56.) davon. „Wir haben über das ganze Spiel gesehen maximal 15 Minuten gut gespielt, den Rest der Zeit eben nicht – und dann verliert man an einem Donnerstagabend mit vier in Hiesfeld“, fand NHV-Trainer Julian Fanenbruck, der mit seiner Mannschaft keine 48 Stunden später die nächste Pleite einstecken musste. Beim TSV Kaldenkirchen unterlagen die Neusser mit 25:28 und leisteten sich dabei vor allem vor der Pause eine krasse Schwächephase, in der die Hausherren vom 9:8 (22.) auf 14:8 (29.) erhöhten. Fanenbruck: „Das Ding haben wir heute absolut selbst vergeigt. Wir haben in der ersten Halbzeit alleine 15 Fehlwürfe, das ist das, was uns da das Genick bricht. Wir kommen zwar etwas besser in die zweite Halbzeit rein, aber das ist dann einfach eine sehr, sehr schwierige Aufgabe.“ Lösen konnte der NHV die Aufgabe nicht und den Rückstand nie auf weniger als drei Treffer verkürzen. Kaldenkirchens Trainer Volker Hesse hätte es trotzdem lieber gesehen, wenn sein Team früher für ganz klare Verhältnisse gesorgt hätte: „40 Minuten spielen wir wirklich zufriedenstellend, das war eine deutliche Steigerung zu den letzten Wochen. In den letzten zehn bis 15 Minuten fallen wir in eine Art Verwaltungsmodus und machen es fast noch mal unnötig spannend.“
Neuer Spitzenreiter ist Mettmann-Sport, das die Tabellenführung durch ein überraschend deutliches 40:26 bei der DJK Adler Königshof übernahm. Nur bis zum 4:4 (14.) war die Partie ausgeglichen, bevor die Gäste über das 7:4 (16.) und 14:9 (24.) den Grundstein für den Erfolg legten. Auch nach dem Seitenwechsel baute Mettmann seinen Vorsprung kontinuierlich aus, führte beim 31:21 (49.) erstmals zweistellig und ließ bis zum Ende nicht nach. Coach Andre Loschinski war entsprechend zufrieden: „Kompliment an meine Truppe, die ziemlich eins zu eins das umgesetzt hat, was wir uns vorgenommen haben. Wir waren vom ersten Moment an heiß in der Abwehr, was der Grundstein für den Sieg war. Wir nehmen das so mit einem breiten Grinsen jetzt in die kommende Trainingswoche und dann gucken wir aufs nächste Spiel.“ Adler-Spielertrainer Sebastian Bartmann konnte mit dem Ergebnis naturgemäß weniger anfangen: „In der ersten Halbzeit sah es danach aus, dass es eine ausgeglichene Partie wird. Leider kommen wir schlecht aus der Halbzeit und finden nicht mehr ins Spiel zurück.“ Mit 2:4 Punkten findet sich Königshof für den Moment auf Platz 13 wieder und am kommenden Wochenende wartet nun bei angeschlagenen Haanern vermutlich eine der schwerstmöglichen Aufgaben.
Aufsteiger TB Wülfrath zahlte beim 30:32 gegen den LTV Wuppertal wieder Lehrgeld und er steht nach drei Runden ebenfalls bei 2:4 Zählern. Dabei wäre gegen den Wuppertaler Nachbarn insgesamt mehr drin gewesen und mit dem 9:6 (13.) war die Mannschaft von Trainer Leszek Hoft eigentlich anständig in die Partie gestartet. Noch vor der Pause kassierte der TB über das 11:11 (20.) aber das 12:14 (27.). Nach dem Wiederanpfiff sahen die Zuschauer zunächst eine ausgeglichene Begegnung doch vom 23:22 (42.) an geriet Wülfrath ins Hintertreffen – 23:26 (47.). Diesem Rückstand liefen die Hausherren bis zum Schluss vergeblich hinterher. „Es war ein ausgeglichenes Spiel mit sehr vielen Emotionen und sehr viel Leidenschaft. Wuppertal gewinnt, weil sie das bessere Spielkonzept hatten und konsequenter gespielt haben. Wir haben leider nicht die zweite Welle in den Griff gekriegt. Kurz vor dem Ende haben wir die Chance zum Ausgleich leider liegen lassen. Der Kampf um den Klassenerhalt geht weiter“, meinte Hoft. Den Klassenerhalt hatte in der Vorsaison Handball Oppum ganz knapp gefeiert – jetzt gab es mit dem 25:24 über den HSV Überruhr den ersten Sieg am dritten Spieltag. Nachdem die Krefelder die Partie fast durchweg angeführt hatten, kassierten sie kurz vor dem Ende den 24:24-Ausgleich (60.). Pascal Wolfhagen rettete vier Sekunden vor dem Ende mit dem 25:24 den knappen Erfolg, der Oppum auf 3:3 Punkte und Rang acht verbessert.
Der TV Geistenbeck kann mit seiner Ausbeute von 3:3 Zählern nach drei Spieltagen richtig gut leben. Der Grund: Die Mannschaft von Trainer Thomas Laßeur hatte mit dem Heimspiel gegen Mettmann (27:27) und der Aufgabe bei Haan (29:32) ein richtig knackiges Auftaktprogramm, bot trotzdem gute Leistungen und belohnte sich jetzt im nächsten Anlauf durch ein 38:30 über den TV Lobberich. In der ersten Hälfte boten die Teams dabei noch ein Duell auf Augenhöhe mit wechselnden Führungen. Geistenbeck ging mit 7:4 (11.) nach vorne, anschließend war Lobberich mal in Führung (18.10:9). Ein Zwischenspurt vom 12:11 (26.) zum 16:11 (30.) stellte aber noch vor der Pause die Weichen für die Hausherren, deren Erfolg nach der Pause nicht mehr in Gefahr geriet. „Nach zwei guten Aufritten gegen Mettmann und Haan hatten wir uns vorgenommen, den ersten Sieg einzufahren. Wir sind happy, dass wir nach diesem schweren Auftaktprogramm mit 3:3 Punkten dastehen. So kann es weitergehen“, fand Laßeur. Lauritz Weisz, bei Lobberich für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, sah seine Mannschaft etwas unter Wert geschlagen: „Immer wenn wir die Möglichkeit haben, dranzukommen, stehen wir uns ein bisschen selbst im Weg. Wir haben alleine vier Siebenmeter verworfen. Am Ende ist das Ergebnis ein bisschen höher, als das eigentlich aussah.“
Der TuS Lintorf wünscht sich nach dem langen Abstiegskampf in der vergangenen Spielzeit vor allem eine Saison ohne Sorgen – und sammelte hierfür mit dem 34:31 über Aufsteiger Turnerschaft St. Tönis zwei wichtige Zähler ein. Dabei zeigten die Ratinger eine durchwachsene Vorstellung und sie lagen über weite Strecken hinten. Vor der Pause liefen die Gastgeber mehrfach einem Drei-Tore-Rückstand hinterher, der auch kurz vor der Pause galt – 16:19 (30.). Nach dem Seitenwechsel war zunächst keine Besserung in Sicht und beim 20:26 (39.) deutete wenig auf einen Lintorfer Erfolg hin. Doch durch eine Manndeckung gegen St. Tönis‘ Kai-Max Wingert und Alexander Bruchhaus fand der TuS in die Partie zurück, kam durch Daniel Plöger zum 29:29-Ausgleich (50.) und durch Lars Friedrichs tatsächlich zur allerersten Führung der Partie – 30:29 (52.). Den Vorsprung retteten die Hausherren letztlich ins Ziel. „Es war wieder mal ein sehr enges Match, wir haben lange Zeit nicht gut gespielt. In den letzten zehn Minuten haben wir den Tournaround geschafft. Es war keine Glanzleistung, aber zumindest zwei wichtige Punkte, die uns guttun“, fand Lintorfs Vorstandsmitglied Hajo Pfeiffer.
HSG Hiesfeld/Aldenrade – Neusser HV 27:23 (12:10).
HSG Hiesfeld/Aldenrade: A. Schnier, Frenk – Schwengers (4), Fischer (4), J. Schnier (2), Jüngling, Bruns (4), Müller, Möhle (3), Wortman, Schwarz (9/5), Nagel (1).
Neusser HV: Gilliam, Baimurzin – Suganuma, Menze, Dicks (6/3), Salimov, Kostenko, Khmilevskyi (1), Slabospytskyi (1), Jurisic (9/4), Pistolesi, Bosnjak, Rothkopf (2), van Thriel (4).
TSV Kaldenkirchen – Neusser HV 28:25 (14:8).
TSV Kaldenkirchen: Mattke, Thommessen – S. Coenen (3), Killars (3), Heyer (1), Lüfkens, Kamps (7/4), Brüster, Lorenz (1), Dauben (1), Brakelmann (4), Tötsches (6), Müller (2).
Neusser HV: Gilliam, Grbesa – Suganuma (4), Dicks (2), Salimov, Kostenko, Khmilevskyi (2), Slabospytskyi, Jurisic (11/2), Pistolesi (1), Bosnjak, Rothkopf (4), van Thriel (1).
HSG Hiesfeld/Aldenrade – Unitas Haan 31:29 (18:14).
HSG Hiesfeld/Aldenrade: A. Schnier, Frenk – Schwengers (2), Fischer (1), Jüngling (3), Strehl, Bruns (4), Hoyer, Müller, Bruns (5), Möhle (2), Wortman (7), Schwarz (7/3), Nagel (4).
Unitas Haan: Seher, Goeken – R. Korbmacher (6/2), F. Korbmacher (6/3), Moser (2), Billen (2), Mohrmann, Hambrock (1), Zahs (2), D’Avoine (5), Nelte (2), Böhnke (2), Austrup (1), Schusdzarra.
TV Geistenbeck – TV Lobberich 38:30 (16:11).
TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Wagenblast, Pöstges, Lüttke (2), A. Meissner (3), Genenger (3), Flock (4), Reinartz (3), Schimanski (11/6), D. Meissner (6), Leistner, Schumacher, Hüpperling (6).
TV Lobberich: Bastians, Dönni, Lasnig – Greven (5), Giesen (4), Walter (1), Pasch, Hoffmanns (8/4), C. Liedtke, Schellekens (4), Mähler (1), B. Liedtke (5/1), Eickelpasch, Falk (2).
TuS Lintorf – Tschft. St. Tönis 34:31 (17:19).
TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta – Pape (8/7), Lenzen (1), Strunk (2), Demir (3), Müskens, Plöger (3), Langen (4), Friedrichs (3), Greday, Krüger, Rose (10).
Tschft. St. Tönis: von Borstel, Paas – Binger (7), Löcher, Wolf (1), Wingert (8/3), Karavasilis (2), Meyers (4), Wens (1), Nelsen (5), Bruchhaus (3).
Adler Königshof – Mettmann-Sport 26:40 (13:17).
Adler Königshof: Kammann – Jacobs, Legermann (4), Helbach, Lohmann (3), Kuhlen (2), Bartmann (1), Vogel (1), Hündgen (4), Menke (4), Zavada (7/5).
Mettmann-Sport: Jakubiak (1), Romagno – Merten (10), Thanscheidt (1), Rath (2), Schirweit, Franco (5), Hebel, D’Avoine (10), Kruse (1), Völl, Munkel (4), Klein (2), Schirner (4/2).
TB Wülfrath – LTV Wuppertal 30:32 (15:16).
TB Wülfrath: Müllenborn, Engler – Lüttger (6/5), Scheider, Adolphs, Görigk (7), Funke (5), Nitzschmann (1), Schmitz (2), Patten (1), Feldstedt (1), Adam (2), Jahn (3), Claussen (2).
LTV Wuppertal: Oppolzer, Meißner – Gusewski, Pack, Graef (3), Knaupe (4), Flockert (3), Salz (2), Micus (8/4), Meissner (2), F. Breenkötter (5), Steiner, Franzen (5), M. Breenkötter.
Handball Oppum – HSV Überruhr 25:24 (12:10).