1. Bundesliga
Gummersbach gegen BHC: Druck im „Derby“
VfL ist drei Spiele in Folge ohne Sieg, der Bergische HC hat noch gar keinen Punkt und ist Letzter.

An der Schmerzgrenze: Spielmacher Dominik Mappes und seine Gummersbacher wissen, dass sie gegen den BHC vor einer schwierigen Aufgabe stehen. Beide Seiten brauchen die Punkte. (Foto: Thomas Wirczikowski)

Was wird das eigentlich am kommenden Donnerstag? Ein Duell unter Nachbarn auf jeden Fall, weil bei Nutzung der Autobahn nur rund 75 Kilometer zwischen den beiden Kontrahenten liegen. Und manche nennen es deshalb ja sogar ein Derby, wenn der VfL Gummersbach aus dem Oberbergischen auf den Bergischen HC trifft. Sicher ist auch, dass es wieder richtig voll werden dürfte in der Schwalbe-Arena. Und ganz „nebenbei“ steht für beide Seiten auch einiges auf dem Spiel, denn es geht um eine Weichenstellung für die nächsten Wochen. Selbst die Gastgeber blicken nicht ohne zumindest kleinere Sorgenfalten nach vorne: Ihr Konto steht inzwischen bei 3:5 Zählern im Negativen. Nach dem 30:27 vom Saisonstart beim TBV Lemgo Lippe folgte die nicht unerwartete Niederlage beim Deutschen Meister THW Kiel, die aber mit dem 30:41 in der Höhe ziemlich schmerzhaft war. Anschließend blieb das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson innerhalb von drei Tagen zwei weitere Male sieglos – 33:33 nach einem intensiven Kampf gegen die TSV Hannover-Burgdorf, 29:32 bei Frisch Auf Göppingen. Das ist in der Summe für alle, die Gummersbach als „Heimat des Handballs“ sehen, weder ein Anlass zu großer Euphorie noch einer für größere Sorgen. Und im Vergleich zum Bergischen HC geht es dem VfL auf dem zwölften Platz sogar richtig gut. Nach vier von 34 Saisonspielen hängt die Mannschaft von BHC-Trainer Jamal Naji mit einem komplett leeren Konto auf dem vorletzten Rang (17.) fest. Schlechter liegt nur Schlusslicht HSG Wetzlar (ebenfalls 0:8 Zähler).

Schon die beiden ersten Aufgaben liefen unglücklich für den BHC, der mit dem 30:31 beim ThSV Eisenbach begann und anschießend gegen den HBW Balingen-Weilstetten mit 27:28 verlor – also an beiden Aufsteigern scheiterte. Fast noch größer – wenn denn überhaupt möglich – fiel der Frust nach dem 27:28 beim bis dahin ebenfalls sieglosen HC Erlangen aus. In der 55. Minuten führten die Gäste mit 26:23 sowie drei Minuten und sieben Sekunden vor dem Ende mit 27:25. Was hier niemand ahnte: Der Treffer von Yannick Fraatz war der letzte an diesem Abend für die Gäste, die mit einem 27:26 in die finalen 120 Sekunden gingen. Dort machte Erlangens Nico Büdel, der sich als echter Führungsspieler zeigte, den großen Unterschied aus: Büdel glich erst zum 27:27 (59.) aus, ehe er sehr entschlossen das 28:27 (60.) nachlegte. Linus Arnesson unternahm anschließend einen letzten Versuch für die Gäste – ohne Erfolg. Naji war frustriert wie alle beim BHC: „Die Niederlage tut sehr, sehr weh und sie ist sehr bitter.“ Dass er auf ein paar Stammkräfte hatte verzichten müssen, wollte Naji dabei nicht als Entschuldigung anführen. Die Gelegenheit auf zwei wertvolle Punkte war schließlich trotzdem da.

Trotz der frustrierenden Ausgangslage startete der Bergische HC vier Tage darauf mit maximaler Leidenschaft und höchstem Einsatz in die Partie gegen den Tabellenführer Füchse Berlin. Nach dem 5:4 (11.) von Linus Arnesson machten Frederik Ladefoged (12.) und Yannick Fraatz (13.) aus dem 5:5 sogar eine 7:5-Führung – was die Füchse vorübergehend irritierte, aber nicht völlig aus der Fassung brachte. Mit dem 8:7 (15.) lag der Favorit wieder vorne und das 8:8 (19.) von Fraatz war dann der letzte Ausgleich für die Gastgeber, die im Übrigen nicht wirklich einen Heimvorteil hatten: Die offizielle Zuschauerzahl lag bei 2861 – viel zu wenig, um im riesigen PSD Bank Dome auch nur annähernd so etwas wie prickelnde Atmosphäre zu erzeugen. Von Annäherung konnte auch auf der Platte kaum noch die Rede sein, weil der Favorit  aus der Hauptstadt die Schlagzahl offensichtlich beinahe nach Belieben bestimmen konnte. Trotz des 12:17 (30.) am Ende der ersten Halbzeit gab der BHC allerdings lange nicht auf und kämpfte sich mehrmals auf drei Tore heran – 20:23 (45.), 23:26 (48.), 25:28 (52.), 27:30 (56.). Nach dem 28:30 (58.) durch Ladefoged sorgte ein bis vor einem Jahr für die Gastgeber tätiger Spieler für die Entscheidung: Kreisläufer Max Darj machte mit dem 31:28 (58.) und 32:28 (59.) endgültig alles klar.

Dass die Gummersbacher in Heimspielen immer zu außergewöhnlichen Energieleistungen in der Lage sind, hatten sie bereits beim Saisonstart gegen Lemgo unter Beweis gestellt – und nicht viel anders war es gegen Hannover. Trainer Gudjon Valur Sigurdsson fasste die Partie treffend zusammen: „Wir sind heute der glücklichere Punktgewinner, auch wenn es wahrscheinlich nicht verdient war. Wir nehmen das aber gerne an.“ Mit dem 1:0 (2.) von Julian Köster gelang Gummersbach nur einmal die Führung und der Rest des Abends war ein permanentes Hinterherrennen – das noch in der 51. Minute bei einem 27:31-Rückstand in eine Niederlage zu münden schien. Die letzten drei Minuten waren etwas später eine Art Köster-Schau: Der Kapitän, der bis dahin bloß jenen frühen Treffer auf seinem Konto hatte, glich erst zum 32:32 (59.) aus und er war 14 Sekunden vor dem Ende auch mit dem 33:33 (60.) zur Stelle. Viel wirkungsvoller kann man insgesamt drei Tore in einer Partie nicht einsetzen.

In Göppingen ging es den Gummersbachern dann selbst so, dass sie auf der Zielgeraden abgefangen wurden. Nach dem 1:3 (5.) drehte der VfL den Spieß zunächst zum 6:5 (12.) um. Übers 7:7 (15.) nahm dann erneut Frisch Auf das Heft in die Hand – und legte übers 12:9 (23.) das 15:11 (28.) vor, das der VfL bis zur Pause auf 13:15 (30.) verkürzte. In der völlig offenen und umkämpften zweiten Halbzeit machten die Gäste aus dem 18:20 (40.) die 21:20-Führung (42.) und beim 24:22 (47.) lagen sie mit zwei Toren mehr auf Siegkurs. Göppingens Antworten waren das 29:26 (54.) und das entscheidende 30:26 (56.), sodass am Ende selbst die insgesamt gute Vorstellung von VfL-Torhüter Daniel Rebmann, vor der Saison aus Göppingen nach Gummersbach gewechselt, nichts an der Niederlage änderte. Seine elf Paraden und die Quote von 32,35 Prozent an gehaltenen Bällen übertraf der Kollege Bart Ravensbergen auf der anderen Seite auch, indem er bei 14 Paraden und 36,84 Prozent landete. Wenn es alleine nach den Torhüter-Statistiken ginge, wäre der VfL im Übrigen fürs Duell mit dem Bergischen HC im Vorteil: Rebmann (35 Paraden/28,69 Prozent) und Tibor Ivanisevic (9/17,31) liegen für Gummersbach nach vier Spieltagen ein erkennbares Stück vor Christopher Rudeck (26/24,30) und Peter Johannesson (9/19,15). Was das tatsächlich für den Donnerstag heißt? Vermutlich gar nichts.

HC Erlangen – Bergischer HC 28:27 (15:15).

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer, Persson (1), Nothdurft (4), Weck, M’Bengue (4), Ladefoged (2), Andersen (4), Fraatz (1), Babak (4), Arnesson (5/1), Stutzke (1), Santos.

 

VfL Gummersbach – TSV Hannover-Burgdorf 33:33 (14:16). 

VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Vidarsson (2), Kodrin (3), Vujovic (1), J. Köster (3), Häseler (2), M. Köster, Schluroff (4), Tskhovrebadze (3), Mappes (9/1), Pregler (1), Horzen (4), Kiesler, Jansen, Zeman (1).

 

Frisch Auf Göppingen – VfL Gummersbach 32:29 (15:13). 

VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Vidarsson (5), Kodrin (2), Vujovic (7/1), J. Köster (2), Blohme, Häseler, Schluroff (2), Tskhovrebadze (2), Mappes (2), Pregler (1), Horzen, Kiesler, Jansen (4), Zeman (2).

 

Bergischer HC – Füchse Berlin 30:34 (12:17). 

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (3), Persson, Nothdurft (3), Weck, M’Bengue (1), Ladefoged (5), Andersen (2), Fraatz (6), Babak (2), Arnesson (2), Morante Maldonado, Stutzke (4), Santos (1) Seesing (1).