3. Liga
Test für die 2. Liga: Eagles ärgern Nordhorn
Spitzenreiter Krefeld verliert in der zweiten Runde des DHB-Pokals mit 37:40. In der Meisterschaft soll der dritte Sieg her. Auch der Kampf um den Klassenerhalt nimmt Fahrt auf.

Alles im grünen Bereich! Trainer Mark Schmetz kann mit dem Lauf der Dinge bei der HSG Krefeld Niederrhein zurzeit sehr gut leben – und sogar mehr als das. Im Pokalduell mit dem Zweitligisten Nordhorn-Lingen war kein großer Unterschied zwischen beiden Teams zu erkennen. (Foto: Thomas Schmidt)

Das ist sicher: Der September läuft in der 3. Liga Süd-West bisher wie gemalt für die HSG Krefeld Niederrhein, die ja als einer der sehr ernsthaften Favoriten für einen der zwei Plätze in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gilt. Der 36:28-Sieg vom Auftakt beim Aufsteiger TV Homburg war nach einem Rumpelstart am Ende sehr souverän und anschließend fertigte das Team von Trainer Mark Schmetz im Longericher SC einen der stärksten Widersacher (Dritter) aus der vergangenen Serie in der früheren Gruppe West mit 36:29 ab. Das ergibt in der Summe 4:0 Punkte mit 72:57 Toren sowie Platz eins vor dem TuS Ferndorf, der TSG Friesenheim-Hochdorf II und der HSG Rodgau Nieder-Roden (alle ebenfalls 4:0). Auf Rang fünf sind auch die Bergischen Panther (3:1) ungeschlagen, dahinter beginnt beim TuS 82 Opladen (2:2) das aktuelle Mittelfeld aus sechs gleichauf liegenden Mannschaften. Falls die bisherigen Leistungen als echter Maßstab dienen, dürfte nun bei der TSG Haßloch (Platz 14/0:4 Punkte) ein dritter Sieg in Folge für die Eagles möglich sein, bevor es am 23. September gegen Rodgau Nieder-Roden erneut zum Duell mit einem direkten Mitbewerber ganz vorne kommt. Und wie das Niveau dann konkret in der 2. Liga aussieht, falls die HSG mindestens Zweiter wird und anschließend noch die Aufstiegsrunde übersteht, konnte sie jetzt am Mittwochabend hautnah testen: In der zweiten Rundes des DHB-Pokals stand die Partie gegen die HSG Nordhorn-Lingen auf dem Programm, die zurzeit eine Etage höher nach zwei Runden mit 2:2 Punkten auf Rang elf geführt wird. Lange durften die Hausherren dabei vom Einzug in die dritte Runde und einem Duell mit dem Bundesligisten Bergischer HC träumen, ehe sie nach einem sehr abwechslungsreichen und am Ende noch einmal richtig spannenden Duell mit 37:40 (18:16) den Kürzeren zogen. Es war unter dem Strich wohl nur eine fatale Phase von nicht einmal fünf Minuten in der zweiten Halbzeit, die Krefeld aus einer sehr aussichtsreichen Position heraus mit einem 0:6-Lauf um viele Chancen brachte und sich selbst mit einem Maximum an Einsatz nicht mehr vollständig reparieren ließ.

Die selbstbewussten Hausherren zeigten von Beginn an wenig Respekt vor dem klassenhöheren Konkurrenten und sie legten durch Lukas Hüller schnell die 1:0-Führung (1.) aufs Parkett. Anschließend waren beide Seiten über weite Strecken der ersten Halbzeit mit wechselnden Führungen komplett auf Augenhöhe unterwegs – 7:8 (12.), 10:8 (16.), 11:12 (21.), 14:13 (24.), 15:16 (29.), 18:16 (30.). Der zweite Durchgang begann ebenfalls gut für die Eagles, die übers 20:17 (32.) zum 23:21 (38.) kamen – bis wie aus dem Nichts der Faden riss. Rund um eine Zeitstrafe gegen Matija Mircic (38.) geriet Krefeld zunächst durch drei blitzartig aufeinander folgende Gegentreffer mit 23:24 (40.) ins Hintertreffen. Noch bitterer: Nun durch eine Zeitstrafe selbst dezimierte Nordhorner erhöhten in Unterzahl auf 25:23 (42.), ehe sie in Gleichzahl die Gunst der Stunde zu zwei weiteren Treffern nutzten -26:23 (42.), 27:23 (43.). Bis zum 33:28 (28.) sahen die Gäste inzwischen wie der sichere Sieger aus, doch die Eagles bewiesen auf der Zielgeraden Moral und sorgten tatsächlich für neue Spannung – 30:33 (51.), 33:35 (55.), 35:36 (57.), 36:37 (58.). Erst Maximilian Lux mit dem Siebenmeter zum 38:36 (59.) und Tarek Marschall mit dem 39:36 genau 30 Sekunden vor der Schluss-Sirene hievten Nordhorn endgültig in die dritte Runde. Pech für Krefeld: Kurz zuvor war Kevin Christopher Brüren mit einem Siebenmeter (60.) an Nordhorn-Keeper Ivan Budalic gescheitert. Eagles-Coach Schmetz hätte auch lieber gewonnen, konnte dem Auftritt der HSG aber trotz der Niederlage sehr viel Positives abgewinnen: „Ich muss meinen Jungs ein großes Kompliment machen. Wir haben der Mannschaft alles abverlangt und sogar die Chance auf einen Sieg gehabt. In der zweiten Halbzeit waren es dann ein bis zwei Fehler zu viel, die Nordhorn natürlich direkt ausgenutzt hat und die uns den Vorsprung gekostet haben. Nichtsdestotrotz können wir stolz auf unsere Leistung sein und darauf aufbauen.“

Das Kontrastprogramm zum vorderen Drittel in der 3. Liga: Ein Stück weiter unten beginnen für ein paar Teams bereits jetzt Wochen, die vielleicht entscheidende Weichen für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt stellen. Davon betroffen ist nicht zuletzt der TV Aldekerk, der im vergangenen Jahr als Aufsteiger mit einer unglaublichen Euphorie  startete und sich davon praktisch durch die komplette Saison tragen ließ. Euphorie und Leidenschaft sowie die unbändige Lust auf Handball sind auch immer noch da, aber nach den beiden ersten Spielen ist das mit dem Tragen ein bisschen anders geworden: Das Team des spielenden Trainers Tim Gentges steht nach dem 26:27 vom Auftakt gegen die HSG Friesenheim-Hochdorf II und dem 30:35 bei der HG Saarlouis auf Rang 13 bei 0:4 Punkten – gerade noch vor der TSG Haßloch, dem TV Homburg und dem TuS Dansenberg aus Kaiserslautern (ebenfalls alle 0:4), den manche von Anfang an deutlich weiter oben erwartet hatten. Daraus folgt trotzdem nicht, dass die Aldekerker nun fürs Duell mit dem aktuellen Schlusslicht etwa als Favorit zu gelten haben. Vorteil für den TVA: Allen war klar, dass die zweite Serie in der höheren Klasse besonders nach der Versetzung in die neu zusammengestellte Gruppe Süd-West doppelt und dreifach schwierig werden würde.

Bei der Ursachenforschung für das Ergebnis in Saarlouis ist Gentges schnell fündig geworden: „Wir haben die Niederlage zusammen analysiert und wir wissen, woran wir gescheitert sind. Wir müssen einfach sehen, dass wir die technischen Fehler rapide runterschrauben. In Saarlouis waren es 18, immens viel. Außerdem müssen wir es schaffen, unsere guten Chancen besser zu nutzen und uns für unsere gute Arbeit auch mal zu belohnen.“ Auf den aktuellen Stand der Dinge auf beiden Seiten geben sie rund um die Vogteihalle wenig – und Gentges rechnet trotzdem mit einem Duell auf Augenhöhe. „Das ist eine Mannschaft, die sich schon einen Namen gemacht hat, aber wir haben unseren Spielplan“, findet der TVA-Trainer, „wenn wir unsere Leistung bringen und unsere Fehler reduzieren, dann wird es Dansenberg schwer haben. Wir müssen es aber auch umsetzen, sonst werden wir es verdammt schwer haben.“ Obwohl in der Summe harte Arbeit wartet, wollen sich die Aldekerker treu bleiben: „Wir werden wieder 60 Minuten mit Spaß Handball spielen. Ich hoffe einfach, dass am Wochenende der Knoten platzt.“

Zufrieden mit ihrer bisherigen Ausbeute können die Bergischen Panther sein, obwohl Trainer Marcel Mutz sowohl nach dem 27:27 bei der HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II als auch nach dem 26:24 im Derby gegen den TuS 82 Opladen noch einiges an Luft nach oben sah. Wie sich die Luft ganz oben anfühlt, werden die Panther nun in der Partie beim TuS Ferndorf feststellen, der nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga im Sommer 2022 sehr gerne wieder dorthin zurückkehren will – und wohl dem neuen Trainer Ceven Klatt den dafür erforderlichen Kader an die Hand gegeben hat. Vor einer vergleichbar hohen Hürde wie die Panther steht der Aufsteiger Interaktiv.Handball, der sich nach dem 23:35 vom ersten Spieltag beim Longericher SC mit einem 30:24 über die TSG Haßloch in der 3. Liga anmeldete. In Rodgau Nieder-Roden wird sich zeigen, wie der erste Erfolg in der jüngeren Ratinger Drittliga-Geschichte einzuordnen ist – und ob sich das Team um Trainer Filip Lazarov und den spielenden Co-Trainer Alexander Oelze weiter zu steigern vermag.

Für den TuS 82 Opladen liegen Chance und Risiko nach der Niederlage bei den Panthern relativ dicht beieinander: Holt das Team von Trainer Fabrice Voigt gegen den TV Gelnhausen aus dem Süd-Osten von Hessen zwei weitere Punkte, festigt es bei 4:2 Zählern seine Position in der oberen Hälfte – was aber definitiv kein Selbstläufer wird. Gelnhausen kämpfte sich jüngst gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II zu einem 27:27 und seinem ersten Punkt in der neuen Saison – durch einen Treffer wenige Sekunden vor dem Ende. Können die Opladener ans erste Heimspiel anknüpfen, als ihnen gegen den TuS Dansenberg ein 36:22-Erfolg gelang, bietet sich ihnen dennoch die Chance auf den zweiten Heimsieg. Erlauben sie sich ähnlich viele Fehler wie zuletzt im Derby, besteht das Risiko, dass am Ende eine Niederlage auf der Anzeigetafel steht. Weil das den Druck für die nächsten Wochen erhöhen würde, peilt der TuS 82 in der Bielerthalle den nächsten Sieg an. Voigt hatte ja schon vor dem Saisonbeginn die allgemein passende „Taktik“ ausgegeben: „Es muss das Ziel sein, dass wir so viele Punkte wie möglich aus unseren Heimspielen holen.“

Der Longericher SC hatte die deutliche Niederlage in Krefeld relativ bald abgehakt – und Trainer Chris Stark eine erstaunliche Erkenntnis daraus gezogen: „Wir sind in der Rückschau gar nicht so niedergeschlagen, denn wir haben viele gute Dinge analysieren können“, fand Stark, „es hat vor allem deshalb nicht gereicht, weil wir von Minute 15 bis 30 das Tor einfach nicht mehr getroffen haben. In der Nachbetrachtung wäre nicht nur eine knappere Niederlage drin gewesen, sondern vielleicht sogar mehr.“ Tatsächlich geriet der LSC nach dem 10:10 (16.) bis zur Pause mit 12:20 in Rückstand und erholte sich davon nicht mehr entscheidend, konnte den zweiten Durchgang jedoch knapp für sich entscheiden (17:16). Das Ziel fürs Heimspiel gegen die HSG Friesenheim-Hochdorf II, den Unterbau des Zweitligisten Eulen Ludwigshafen, ergibt sich damit von selbst – obwohl Longerichs Trainer dem verlustpunktfreien Gegner (4:0) gleichzeitig eine Menge Qualität bescheinigt. „Jetzt versuchen wir, unsere Heimstärke wieder aufs Feld zu bringen“, betont Stark. Ein Erfolg wäre für die Longericher im Übrigen doppelt wichtig, weil anschließend die schwierigen Aufgaben am 23. September bei der HG Saarlouis und am 30. September beim TuS Ferndorf auf dem Programm stehen.

DHB-Pokal, 2. Runde

HSG Krefeld Niederrhein – HSG Nordhorn-Lingen 37:40 (18:16).

HSG Krefeld Niederrhein: König, Hasenforther, Bartmann – Krass (6), Klasmann (3) Noll (5), Hahn (2), Mota Sousa, Schulz (4), Marquardt, Hüller (7), Brüren (5/2), Kaysen, Jagieniak (1), Persson (3), Mircic (1).