Regionalliga Nordrhein
Ist Remscheid das neue Korschenbroich?
HGR kann und will in Essen die Tabellenführung verteidigen. Titelfavorit TVK muss praktisch das Feld vom hinten aufrollen.

Wir brechen dann mal durch: Dominik Jung (mit Ball Nummer 5), hier im Duell mit dem Langenfelder Vinzenz Preissegger, und seine Remscheider blicken auf einen starken Saisonstart- (Foto: Thomas Ellmann)

Grundsätzlich befindet sich die Regionalliga nach drei Spieltagen immer noch in einem frühen Stadium der Saison 2023/2024. Also kann auch der TV Korschenbroich, der den Aufstieg in die 3. Liga als Ziel ausgegeben hat, durchaus hoffen, dass sich über die restlichen 90 Prozent des Programms alles zum Guten wenden möge. Daraus kann allerdings kaum folgern, dass bis jetzt nichts passiert ist, zumal der aktuelle Stand besonders im Vergleich zur vergangenen Serie was anderes sagt. Damals standen am Ende 46:6 Punkte auf dem Konto des Vizemeisters Korschenbroich, der dabei nur drei Niederlagen hinnehmen musste – zwei davon gegen den Meister und Drittliga-Aufsteiger Interaktiv.Handball (24:25, 29:30) und am drittletzten Spieltag eine gegen den BTB Aachen (29:32), als der Kampf um den Aufstieg bereits entschieden war. Auch ein paar Monate danach steht fest, dass Korschenbroich mit einer ähnlichen Bilanz in der Vergangenheit häufig den Aufstieg geschafft hätte. Und für die aktuelle Serie folgt daraus: Verlieren ist fürs Team von Trainer Gilbert Lansen ab jetzt praktisch verboten. Nach dem 30:27 über die HSG Refrath/Hand sowie dem 27:29 beim TSV Bayer Dormagen II und 29:31 bei der HG Remscheid muss/will der TVK das Feld eher von hinten aufrollen – wobei Rang neun mit 2:4 Zählern aus Korschenbroicher Sicht wirklich relativ weit hinten ist.

Für Lansen war der Fahrplan direkt im Anschluss an die Niederlage in Remscheid klar: „So haben wir uns das nicht vorgestellt, aber wir müssen das jetzt abhaken. Am Samstag kommt Dinslaken zu uns und da müssen die nächsten zwei Punkte her. Eine Woche später müssen wir gegen den OSC Rheinhausen die ersten Punkte auswärts einfahren, dann hoffentlich mit 6:4 Punkten dastehen und die Siegesserie kontinuierlich ausbauen.“ Zumindest ein Erfolg gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken muss für Korschenbroich bei allem Respekt vor dem Gegner eine Pflichtaufgabe sein, zumal der MTV (wie in der vergangenen Saison) eher für einen Platz im Keller  in Frage zu kommen scheint. Mit 1:5 Zählern aus den ersten drei Partien liegt Dinslaken zurzeit sogar ganz am Ende der Tabelle – wie der Vorletzte SG Langenfeld (ebenfalls 1:5) ohne Sieg auf dem Konto. Dass die Aufgabe am 24. September in Rheinhausen ebenfalls nicht gerade einfach werden dürfte, wissen sie in Korschenbroich: Der OSC (5:1 Punkte) bildet schließlich mit der HG Remscheid und der TSV Bonn rrh. (beide 6:0) jenes Trio, dessen Mitglieder bisher ungeschlagen sind.

Ob die Remscheider, die mittelfristig ebenfalls in die 3. Liga wollen, als aktueller Tabellenführer (6:0 Punkte) schon in dieser Saison nach ganz vorne angreifen können, könnte sich in der Partie bei TuSEM Essen II zeigen. Essen, bei dem in dieser Saison in Philipp Krüger (vorher Co-Trainer des Longericher SC in der 3. Liga) ebenfalls ein neuer Trainer an der Seitenlinie steht, kommt in den ersten Wochen fast unberechenbar daher – 28:35 beim Aufsteiger Borussia Mönchengladbach, 40:28 gegen den HC Gelpe/Strombach, 30:37 beim BTB Aachen. Daraus folgt vor allem, dass die HGR als Vorjahresfünfter aufpassen muss, damit der TuSEM sie nicht wie den Vorjahresdritten Gelpe/Strombach auf dem falschen Fuß erwischt. In dem Fall wäre dann plötzlich für den Überraschungsweiten TSV Bonn rrh. zumindest theoretisch sogar der Weg an die Spitze frei: Nach dem 24:22 über den Bergischen HC II, dem 29:28 beim HC Weiden und dem 30:29 gegen die SG Langenfeld steht das Team von Trainer Frank Berblinger als eins von zwei verlustpunktfreien Teams (neben Remscheid) vor der Aufgabe bei der HSG Refrath/Hand, die auf Rang sieben praktisch der Spitzenreiter eines Sechser-Pakets mit jeweils 2:4 Zählern und ziemlich wenig Luft nach unten ist – wo sich tief im Keller die SG Langenfeld und der MTV Rheinwacht Dinslaken als einzige noch sieglose Mannschaften aufhalten (beide 1:5). Zwei Dinge sind gleichzeitig klar: In Bonn, wo „nur“ der Klassenerhalt das Ziel ist, wissen sie die bisherigen drei Erfolge sehr gut einzuordnen – und sie gehen vermutlich davon aus, dass irgendwann die erste Niederlage kommt. Den Hausherren wäre natürlich am liebsten, dass das genau jetzt in Bergisch Gladbach passiert.

Sollten die bisherigen Ergebnisse auf ein Gesetz der Serie hindeuten, könnte sich der Bergische HC II freuen – weil er für diesen Fall nach dem 22:24 in Bonn, dem 30:28 gegen Mönchengladbach und dem 31:33 in Gelpe/Strombach gegen den BTB Aachen (Vierter/4:2 Punkte) einen Erfolg mit zwei Toren Differenz einfahren würde. In der Summe eint die beiden Kontrahenten, dass es ihnen in der laufenden Serie vornehmlich um den Klassenerhalt geht – was ja dem BHC in der vergangenen Serie nicht gerade locker gelang. I der form relativ überraschend: Aufsteiger TSV Bayer Dormagen II bekommt den Spagat einiger Spieler zwischen Einsätzen in der ersten (2. Bundesliga) und zweiten Mannschaft sowie in der A-Jugend (Bundesliga) bislang ordentlich verwaltet – und blickt deshalb auch zur eigenen Überraschung auf Rang fünf und 4:2 Punkte. Der Tabellendritte OSC Rheinhausen (5:1) wird vor allem durch ein knapp zwei Wochen altes Resultat gewarnt sein: Am 3. September verlor der als klarer Favorit angetretene TV Korschenbroich im Sportcenter mit 27:29.

Irgendwie auf der Suche nach sich selbst sind sie bei der SG Langenfeld, deren 1:5 Punkte und Rang 13 nicht zu den eigenen Erwartungen passen. Insofern ist das Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach richtungsweisend – im Übrigen auch für die Gäste, die nach ihrem 35:28 zum Auftakt gegen Essen II zuletzt zwei Niederlagen im Folge einstecken mussten und nun als Achter (2:4 Punkte) für den Moment eher nach hinten blicken. Das gilt auch für den HC Gelpe/Strombach, der trotz des 33:31 vom vergangenen Wochenende gegen den BHC II mit Platz zwölf und 2:4 Punkten kaum zufrieden sein kann und viel dafür geben würde, sein Konto so rasch wie möglich auszugleichen. Das Problem fürs Team von Trainer Markus Murfuni: Nach einer gut 100 Kilometer weiten Anfahrt brauchen sie beim Sechsten HC Weiden, der über genau jene ausgeglichene Bilanz verfügt, nicht viel Entgegenkommen zu erwarten. Auch die Mannschaft von HC-Trainer Marc Schlingensief will sich so weit wie es eben geht von der Abstiegszone fernhalten – wie im Übrigen sowieso alle, obwohl sich die Regionalliga ja nach drei Spieltagen immer noch in einem frühen Stadium der Saison 2023/2024 befindet.