Regionalliga Nordrhein
Der „neue“ Besen: TVK gewinnt beim Comeback von Trainer Dirk Wolf
Nach der kurzfristigen Entlassung von Gilbert Lansen bezwingt Korschenbroich den Letzten Dinslaken mit 32:26. Tabellenführer ist aber weiter die HG Remscheid.

Applaus, Applaus! Trainer Dirk Wolf (links) und der Sportliche Leiter Klaus Weyerbrock standen gegen Dinslaken zum ersten Mal wieder gemeinsam für den TV Korschenbroich in der Verantwortung. (Foto: Michael Jäger)

TV Korschenbroich – MTV Rheinwacht Dinslaken 32:26 (14:12). Schon vor der Partie hatten die Korschenbroicher auf sich aufmerksam gemacht – durch die Veröffentlichung einer in ihrer Form auf den ersten Blick aufregenden, aber auf den zweiten eher ziemlich langweiligen Nachricht. Kern-Inhalt: „Der TVK hat sich von seinem Coach Gilbert Lansen getrennt.“ Relativ spektakulär ist der Schritt des Vereins, der als Titelfavorit mit 2:4 Punkten in die Saison gestartet war, weil er nach nur drei Spieltagen der neuen Saison erfolgte. Und relativ arm ist er deshalb, weil sie rund um die Waldsporthalle vermutlich keine bessere Idee hatten, als den durchaus nicht unüblichen Mechanismen im Sport zu folgen – und sich das fast immer schwächste Glied in der Kette auszusuchen. Geradezu enttarnend sind dann die Hinweise, die aus einem schlechten Ratgeber zu stammen scheinen: „Wir haben in den vergangenen Wochen sehr viele Gespräche mit den Spielern geführt und sind nach einer längeren Analyse zu der Erkenntnis gekommen, dass wir auf der Trainerposition eine Änderung vornehmen möchten. Die Entwicklung in den vergangenen Wochen und Monaten lässt uns leider daran zweifeln, in dieser Konstellation die gesteckten Ziele zu erreichen.“

Daraus folgt denklogisch, dass die (wohl nicht kleinen) Zweifel am Trainer Gilbert Lansen mindestens schon beim Beginn der Vorbereitung vorhanden waren – eher noch früher. Auch das hier entspricht, dazu irgendwie passend, dem üblichen Herumgefloskel: „Mit dem Trainerwechsel möchten wir einen neuen Impuls setzen und auch der Mannschaft zeigen, dass wir von Vereinsseite gewillt sind, für unsere Ziele zu kämpfen. Uns ist bewusst, dass dies eine sehr harte Entscheidung ist, vor allem für Gilbert, der gerade in den letzten Wochen alles versucht und sich sehr mit dem TVK identifiziert hat. Er ist selbstverständlich jederzeit bei uns herzlich willkommen.“ Im Winter 2022, als die Korschenbroicher den 32-Jährigen als Nachfolger von Dirk Wolf mit dem Beginn der Serie 2022/2023 vorstellten, klang das noch so: „Ich bin mir sicher, dass er als Trainer und Persönlichkeit unserem jungen Team und den einzelnen Spielern die richtigen Impulse geben wird.“ Dass Lansen damals kurz nach der Bekanntgabe des Wechsels nach Korschenbroich seinen Trainerposten beim heutigen Oberligisten Neusser HV (seinerzeit Regionalliga) praktisch über Nacht loswurde, gibt dem Ganzen ebenfalls eine besondere Note. Dass Lansens Nachfolger nun sein Vorgänger Dirk Wolf wurde, lag dann am Ende irgendwie sogar auf der Hand: Wolf, der seine Trainerkarriere vor gut einem Jahr eigentlich beendet hatte, war direkt verfügbar und sagte aus alter Verbundenheit zu, dem TVK bis zum Ende der Saison auszuhelfen.

Das Comeback an der alten Wirkungsstätte war auch für Rückkehrer Dirk Wolf keine einfach Angelegenheit: „Natürlich waren das heute schwierige Bedingungen, dass ich die Mannschaft ohne Training übernommen habe. Aber zum Glück kannte ich ja noch viele Spieler und am System hat sich auch nicht viel geändert. Die Mannschaft war durch die letzten Ergebnisse sicher auch ein bisschen verunsichert.“ Davon war allerdings zunächst nichts zu spüren, denn das 0:1 (2.) drehte der TVK im Duell mit Schlusslicht Dinslaken zügig um und er hatte die erste Halbzeit übers 8:2 (10.), 10:6 (18.) und 14:7 (24.) gut unter Kontrolle. Ungewöhnlich war dann, wie gründlich der Faden riss: Durch fünf Gegentreffer hintereinander schmolz das Polster bis zur Pause auf 12:14 (30.), bevor Dinslaken direkt nach dem Wechsel zum 13:14 (32.) verkürzte, mit dem 17:17 (37.) ausglich und vorübergehend sogar selbst die Führung übernahm – 19:18 (42.), 21:20 (46.).

Vorbei war damit Korschenbroichs Idee, die angeschlagenen Henrik Schiffmann und Mats Wolf zu schonen: Beide kamen auf die Platte und waren danach nicht unwesentlich am Umschwung beteiligt. Für die Entscheidung sorgte der TVK mit Lukas Bark als bestem Werfer (13 Tore/acht per Siebenmeter) trotzdem erst in der Schlussphase, als er aus dem 25:25 (52.) durch vier Tore in Folge das 29:25 (56.) machte, auf das Dinslaken keine Antwort mehr fand. Ganz am Ende schraubten Maximilian Eugler (59.), Til Klause (60.) und Mats Wolf (60.) das Ergebnis auf sechs Tore Differenz vom 29:26 (59.) auf 30:26 in die Höhe. Dirk Wolf zeigte sich erleichtert: „Wir sind sehr fröhlich, dass wir das Spiel gewonnen haben. Und wir hoffen, dass wir das positiv mit in die Trainingswoche nehmen können.“ Unter dem Strich entsprechen Rang sieben und 4:4 Punkte allerdings noch immer nicht den Ansprüchen des TVK, für den der Sieg gegen Dinslaken auf dem Weg nach vorne nur der erste Schritt gewesen sein soll.

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Schiffmann (3), Krantzen, Bark (13/8), Eugler (5), Klause (3), Ingenpaß, Brinkhues (2/1), Zidorn, Wolf (2), Küpper Ventura, Neven (4), D. Franz.

MTV Rheinwacht Dinslaken:  Bystron, Christmann – Rosendahl (1), Hoffmann, Sanders (6), Höffner, Asci (1), Lelgemann, Tuda (3/2), Krölls (2), Dreier (2), Reede (11), Kölsch, Gorlas.

 

TSV Bayer Dormagen II – OSC Rheinhausen 36:30 (19:14). Aufsteiger Dormagen ist nach dem dritten Sieg in Folge endgültig in der Regionalliga angekommen und die 29:35-Pleite zum Auftakt bei der HG Remscheid ist gefühlt schon deutlich länger als drei Wochen her. Nach den folgenden Siegen über den TV Korschenbroich (29:27), beim MTV Rheinwacht Dinslaken (32:28) und nun gegen Rheinhausen ist die Mannschaft von Trainer Martin Berger auf Rang drei vorgerückt (6:2 Punkte) – und das bei einem keineswegs harmlosen Auftaktprogramm. Die Belohnung: Die Begegnung am kommenden Samstag beim Zweiten TSV Bonn rrh. (noch 6:0 Punkte) ist auf jeden Fall ein Spitzenspiel, unabhängig davon, wie die Bonner ihre Sonntags-Aufgabe bei der HSG Refrath/Hand bestreiten. Der OSC kassierte dagegen in Dormagen seine erste Saisonniederlage und rutschte auf Platz fünf in die obere Hälfte des ziemlich breiten Tabellen-Mittelfeldes ab (5:3).

Dormagens Coach Martin Berger fasste die Ursache für den dritten Saisonsieg knapp zusammen: „Wir gewinnen mit einer sehr geschlossenen Mannschaftsleistung, mit einem sehr guten Momentum für uns. Als wir 7:10 zurückliegen, waren die Jungs nicht ansatzweise nervös, sind ruhig geblieben. Wir haben ein, zwei Anpassungen vorgenommen und konnten dann einen wunderbaren Lauf bis zur Halbzeit vornehmen. Das war so der Knackpunkt des Spiels, davon hat sich Rheinhausen nicht erholt.“ In der Tat drehte der TSV die Partie vom 7:10 (15.) durch einen beeindruckenden 10:3-Lauf zum 17:13 (29.). Nach der Pause schmolz der Dormagener Vorsprung vom 21:16 (36.) noch auf 21:18 (38.), doch die Hausherren fanden stets die richtigen Antworten – 24:19 (40.), 28:22 (46.), 31:23 (49.). Der Bayer-Erfolg geriet in der Schlussphase auch nicht mehr in Gefahr. Bemerkenswert: Trotz des recht torreichen Ergebnisses war TSV-Trainer Berger mit der Deckung tendenziell zufriedener als mit dem Angriff seiner Mannschaft.

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Kull – Nitsche (4), Böhnert (3), Kasper (7), Kriescher (6/1), Marquis (3), Böckenholt (5/1), Beckers (1), Emmerich, Ostrowski (1), Kremp (6), Rügenberg.

OSC Rheinhausen: S. Büttner, Borchert – Adrian (6/6), Wistuba (3), Bekston (1), Wetteborn, Kaiser, Kauwetter (6), F. Büttner (4), M. Molsner (5), Käsler, Feld (3), Klein, Hrustic  (2).

 

HC Weiden – HC Gelpe/Strombach 29:27 (16:10). Das hätten vielleicht auch nicht viele Beobachter der Regionalliga so erwartet. Die Weidener, in den vergangenen Jahren eher im Kampf um den Klassenerhalt beschäftigt, stehen nach dem Sieg über die Gäste aus dem Oberbergischen nach vier Spieltagen auf Platz vier (5:3 Punkte) und sie haben vor dem Derby beim BTB Aachen am kommenden Samstag einiges an Rückenwind. Gelpe/Strombach dagegen, das insgesamt als ambitionierter gilt, kommt mit jetzt 2:6 Zählern aus vier Runden noch auf keinen besonders grünen Zweig. Die Mannschaft von Trainer Markus Murfuni ist jetzt Zwölfter und erwartet am kommenden Wochenende die SG Langenfeld, die als Vorletzter (1:7) sogar noch auf den ersten Sieg wartet. Klare Sache: Verlieren ist in diesem Duell im Grunde für beide Seiten verboten.

Weiden erwischte den deutlich besseren Start und baute das 5:1 (8.) zum 12:4 (18.) und 15:6 (26.) aus. Die Hausherren konnten ihren Vorsprung bis zum 19:13 (34.) einigermaßen halten, bevor sich Gelpe/Strombach immer weiter herankämpfte und aus dem 21:19 für Weiden (45.) das 23:21 für die Gäste wurde (50.). In der Schlussphase entwickelte sich eine enge Partie mit wechselnden Führungen, in der Murfunis Team noch drei ihrer insgesamt elf Zeitstrafen kassierte – und trotzdem bis zum 27:27 (59.) für einen Punkt in Frage kam. Am Ende behielt Weiden aber die Nase vorne. Den 29:27-Schlusspunkt erzielte Sven Xhonneux (60.), der mit seinen zwölf Treffern zusätzlich das Duell zweier starker Linkshänder gegen den Oberberger Julian Mayer (zehn Tore) gewann. „Wir haben zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen. In der ersten Halbzeit sind wir überhaupt nicht reingekommen und in der zweiten Halbzeit sind wir überragend zurückgekommen mit einem überragenden Torhüter Dennis Stöcker. Ein Unentschieden hätte dem Spiel auch gutgetan, aber wir haben einfach am Ende zwei, drei Fehler zu viel gemacht“, meinte Murfuni.

HC Weiden: Schroif, Keller – Xhonneux (12/1), Wolff (2), T. Meurer (3), Scheidtweiler (4), Gerke, Eich, Micke, Flossbach, Boesel (1), Frauenrath (4/2), Bergerhausen (1), Eissa (2).

HC Gelpe/Strombach: Stöcker, Ahmed Elnoamany – Bostan (2), Maier (4), Altjohann (2), Viebahn (4), Heinzerling, Meinhardt (1), Elverfeld (1), Panske (1), Borisch, Mayer (10/2), Brüning (2), Rostalski.

 

SG Langenfeld – Borussia Mönchengladbach 28:29 (20:16). Langenfeld hatte sich den Saisonstart anders vorgestellt und wartet nach dem vierten Spieltag immer noch auf den ersten doppelten Punktgewinn – der gegen den Aufsteiger aus Mönchengladbach auch gut und gerne drin gewesen wäre. Weil aber aus einem möglichen Erfolg wieder nichts wurde, hängt die SGL mit 1:7 Zählern vorerst auf dem vorletzten Platz fest – wo sie mit 1:7 Punkten neben dem Schlusslicht MTV Rheinwacht Dinslaken (ebenfalls 1:7) das zweite noch sieglose Team in der Regionalliga ist. „Wir kommen eigentlich gut rein, halten uns offensiv an unser System und kommen zu vielen guten Chancen“, sagte Co-Trainer Lennart Mentges, „hinten sind wir nicht ganz so gefestigt in der ersten Halbzeit, aber immer noch solide – mit einem sehr guten Simon Hüttel im Tor. Dann kommen wir aus der Pause raus und haben den Faden komplett verloren. Vorne funktioniert dann nicht mehr allzu viel. Wir werfen in der zweiten Halbzeit acht Tore und haben insgesamt nur in der zweiten Halbzeit 18 technische Fehler plus Fehlwürfe.“ In der Summe ergibt sich daraus für die nächste Aufgabe, dass Langenfeld am Samstag beim HC Gelpe/Strombach (Zwölfer/2:6) zu einem Kellerduell antritt.

Nach dem 5:7 (11.) übernahmen die Gastgeber langsam das Kommando und ab dem 11:11 (18.) waren sie bestimmend, was ihnen bis zur Pause einen grundsätzlich komfortablen Vier-Tore-Vorsprung einbrachte. Ab dem 21:17 (32.) passte allerdings nicht mehr viel zusammen – 21:22 (40.), 23:24 (46.), 25:26 (53.), 26:28 (56.). Tim Rahmann konnte noch auf 27:28 (57.) verkürzen, doch Jordi Weisz besorgte mit seinem 29:27 (60.) für die Entscheidung zugunsten der Gäste und der Treffer von Aaron Winter zum 28:29 kam dann zu spät für Langenfeld. „Gladbach läuft einige Gegenstöße und ist im Endeffekt einfach cleverer die letzten zehn Minuten“, stellte Mentges fest.

SG Langenfeld: Nusch, Hüttel – Poetzsch, Guggenmos (1), Bisten, Preissegger (7), Rahmann (5), Hines, Sorg (3/3), Schulz, Winter (1), Richartz (2), Baup (7), Gottlob (2).

Borussia Mönchengladbach: Hoffmann, Lyrmann – Panitz (3/1), Weis (2), Bremges (4), Weisz (5/2), Berner (2), Westhofen (1), Nix (7), Lipok (3), Markovic, Kubik (1), Jennes (1), Roth.