Oberliga Niederrhein
Mettmann gegen Haan: Oktoberfest und Gipfeltreffen?
Mettmann-Sport bleibt nach mühseligem 29:26 gegen TSV Kaldenkirchen ohne Verlustpunkt auf Platz eins vor der Unitas, die gegen die DJK Adler Königshof mit 38:27 gewinnt. Ganz unten knubbeln sich vier Mannschaften mit jeweils 2:6 Punkten.

Hör mal, Raphael: Bei der Unitas Haan sind sich Trainer David Horscht und Raphael Korbmacher – wie die gesamte Mannschaft – darüber einig, dass die Niederlage kürzlich in Hiesfeld ein Ausrutscher bleiben soll. (Foto: Thomas Ellmann)

Der eine oder andere wird inzwischen schon mal den 21. Oktober 2023 in seinem Kalender auffällig markiert haben. Dann erwartet Mettmann-Sport schließlich die Unitas Haan – was seit Ewigkeiten für beide ein besonderes Derby ist und immer voller Leidenschaft und Emotionen steckt. Mittlerweile sieht es nebenbei auch noch so aus, dass es sich um ein klassisches Gipfeltreffen handeln könnte: Ganz vorne steht nach dem vierten Spieltag Mettmann, das mit 7:1 Punkten als einziges Team der Klasse ungeschlagen ist. Auf Rang zwei folgt Haan, das der größte Teil der Konkurrenz – auch die Mettmanner – als den klaren Titelfavoriten sieht. Was dabei gar nicht in die Haaner Pläne passte, war vor einer Woche die überraschende 29:31-Niederlage bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade. Wie jetzt das 38:27 über den neuen Letzten DJK Adler Königshof zeigte (2:6 Punkte), hat der Rückschlag aber keine Dauerschäden hinterlassen – wie auch Trainer David Horscht zufrieden feststellen konnte: „Von der ersten Minute an hat die Mannschaft zum Glück eine Reaktion gezeigt, aus einer guten Abwehr heraus das Tempo hochgehalten und das Spiel zur Halbzeit vorentscheiden können.“ Jene erste Halbzeit war für Adler-Spielertrainer Sebastian Bartmann ebenfalls die Ursache für die klare Niederlage: „Leider haben wir das Spiel da aus der Hand gegeben. Gegen Mettmann und Haan hat man gesehen, dass wir als Mannschaft noch nicht so weit sind. Großes Kompliment an die Mannschaft, wie sie in der zweiten Halbzeit aufgetreten ist.“ Haan setzte sich nach dem 5:5 (9.) schnell zum 9:5 (11.) ab und kam übers 15:7 (19.) zur 20:13-Führung (30.) am Ende der ersten Halbzeit. Beim 27:17 (40.) oder 30:20 (45.) lagen zum ersten Mal zehn Tore Unterschied zwischen den beiden Teams und die Unitas hatte den Rest der Partie bis zum Schluss sicher im Griff.

Weit schwerer taten sich beim 29:26 über den TSV Kaldenkirchen (Siebter/4:4 Punkte) die Mettmanner, die nach der 10:5-Führung (19.) und dem 15:11 (30.) am Ende der ersten Halbzeit sogar auf 18:11 (34.) erhöhten – womit sie die Arbeit wohl schon als erledigt ansahen. Die Quittung dafür: Beim 20:19 (43.) war der TSV wieder dicht dran und beim 22:20 (45.) immer noch gefährlich. Der Favorit antwortete jetzt immerhin mit einem 4:0-Lauf zum 26:20 (50.), ehe er mit dem 28:21 (52.) für die Entscheidung sorgte. Trainer Andre Loschinski war trotzdem mäßig begeistert: „Das war eine zerfahrene Geschichte. Wir hatten einige Hochs, aber leider mehr Tiefs. Da sieht man, dass man in dieser Liga nicht nur 80 oder 90 Prozent geben kann. Wir sind in der Lage, den Schalter immer wieder umzulegen, aber von außen ist das natürlich mühselig. Nach dem 18:11 fallen wir wieder in ein sehr tiefes Loch und wir kassieren einen Gegenstoß nach dem anderen. Souverän ist anders. Dass wir in Selbstgefälligkeit verfallen, muss sich ändern, sonst erlebt man irgendwann eine böse Überraschung. Wir sind aber glücklich über die zwei Punkte.“ Kollege Volker Hesse vom TSV konnte mit der Leistung seines Teams mehr anfangen: „Aufgrund unserer hohen individuellen Fehlerquote mit zahlreichen  technischen Fehlern, Fehlwürfen und Fehlabspielen müssen wir von Anfang an kämpfen. Dennoch war es beeindruckend, wie meine Mannschaft immer wieder aufgestanden ist und sich mehrfach ins Spiel zurückgekämpft hat. Wir verlieren gegen einen guten Gegner, aber an einem guten Tag wäre vielleicht ein Pünktchen drin gewesen.

Neuer Dritter hinter den beiden Spitzenteams ist der letztjährige Aufsteiger TuS Lintorf (6:2 Punkte), der beim HSV Überruhr (Zehnter/3:5) durch ein 23:20 beide Zähler holte. Der TuS lag in der ersten Halbzeit zunächst mit 4:7 (11.) und 8:11 (20.) hinten, kämpfte sich aber zurück und übernahm nach der Pause mit dem 14:13 (34.) zum ersten Mal die Führung. Auf den Weg zum Sieg bogen die Lintorfer allerdings erst spät ein, indem sie aus dem 17:18 (51.) durch fünf Treffer in Folge das 22:18 (59.) machten. „Mit zwei Punkten in Überruhr hätten wir nie gerechnet“, fand TuS-Vorstandsmitglied HaJo Pfeiffer, „zumal sich ja Vincent Rose die Mittelhand gebrochen hat und Christoph Lesch mit einem Muskelfaserriss in der Wade auch noch fehlt. Am Ende war der Sieg verdient. Mit 6:2 Punkten zum Saisonstart können wir zufrieden sein.“ Weniger zufrieden sah HSV-Torhüter Dominik Sieberin aus, der in Überruhr gleichzeitig für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist: „Wir kommen gut ins Spiel, verpassen es dann aber, uns weiter abzusetzen, und lassen Lintorf ins Spiel kommen. Ab dem Zeitpunkt entwickelt sich ein spannendes, offenes Spiel, in dem wir einfach viel zu viele Chancen liegen lassen. Das war der Hauptgrund, warum es für uns heute nicht zu zwei Punkten gereicht hat.“

Nicht unbedingt zu erwarten war das 27:23 des auf Rang vier (5:3 Punkte) vorgerückten TV Geistenbeck beim bisherigen Dritten LTV Wuppertal (Sechster/ebenfalls 5:3). Die Gäste lagen über die gesamten 60 Minuten kein einziges Mal hinten und machten den Erfolg praktisch bereits in der ersten Halbzeit klar, als sie vom 5:4 (11.) bis zur Pause durch einen 8:2-Lauf auf 13:6 (30.) davonzogen. Wuppertal verkürzte nachher erst auf 15:19 (45.) und in der Schlussphase auf 22:25 (58.), doch Geistenbeck antwortete entscheidend mit dem 26:22 (59.) und 27:23 (60.). TVG-Trainer Thomas Laßeur war mehr als zufrieden: „Wir holen bei unserem Angstgegner einen verdienten Sieg. Basis war eine fantastische erste Halbzeit, was das Deckungsverhalten anbelangte. In der zweiten Halbzeit hatten wir zwischenzeitlich ein bisschen Probleme, haben den Vorsprung aber nie unter drei Tore sinken lassen. Wir haben gegen die Mannschaften, gegen die wir jetzt aus den ersten vier Spielen 5:3 Punkte geholt haben, in der letzten Saison nicht einen Punkt geholt.“

Im letzten Drittel der Tabelle hält sich zurzeit mit jeweils 2:6 Punkten ein Quartett aus Mannschaften auf, die sich den Saisonstart wohl durch die Bank etwas anders vorgestellt haben. Das gilt unter anderem für den Neusser HV, der nach seinem 38:34-Auftaktsieg über die DJK Adler Königshof beim 35:36 gegen Handball Oppum zum dritten Mal hintereinander verlor. Neuss führte zwar mit 1:0 (2.), musste aber später regelmäßig hinterherlaufen – gab allerdings selbst nach dem 32:35 (58.) nicht auf – 33:35 (58.), 34:35 (59.), 35:35 (60.). Nach dem Gäste-Siebenmeter zum 35:36 fand NHV-Trainer Julian Fanenbruck die letzten 13 Sekunden dann unglücklich aus Neusser Sicht: „Am Ende haben wir vielleicht auch ein bisschen Pech, weil wir nach dem Siebenmeter über die schnelle Mitte noch einen Angriff kriegen. Dann sehe ich vorne unseren Rechtsaußen Richtung Torauslinie fliegen. aber wir bekommen keinen Siebenmeter.“ Den Hauptgrund für die Niederlage erkannte Fanenbruck aber woanders: „Das größere Problem war heute bei uns die Defensivleistung, das haben wir einfach nicht gut gemacht. Und wenn wir vorne von unseren 18 Fehlwürfen sechs oder sieben weniger machen, haben wir die Möglichkeit auf 40 Tore. Wir waren nicht das schlechtere Team.“ Daniel Köffers, bei den Krefeldern (Fünfter/5:3 Punkte) auf der Platte als Spieler und daneben als Vorstandsmitglied unterwegs, nahm den Erfolg verständlicherweise ganz gerne mit: „Für uns war es schwierig, weil wir nur zwei Auswechselspieler hatten. Wir haben eine sehr schlechte Deckung gespielt, was nicht typisch ist für uns. Zum Ende hin führen wir mit zwei oder drei Toren, haben dann zwei Fehlwürfe und Neuss hat die Möglichkeit, zum Unentschieden ranzukommen. Aufgrund der letzten Minuten hätte das tatsächlich in beide Richtungen ausgehen können. Ich denke aber, dass die zwei Punkte im Großen und Ganzen für uns in Ordnung gehen.“

Auf Rang zwölf gehört auch der TB Wülfrath zum unteren Drittel, der im Duell der Aufsteiger bei der Turnerschaft St. Tönis mit 28:35 letztlich klar den Kürzeren zog. Bis zum 18:18 (37.) in einer frühen Phase der zweiten Halbzeit lag das Team von Trainer Leszek Hoft gleichauf, ehe es zunehmend den Kontakt verlor – 20:25 (43.). Näher als bis auf drei Tore wie beim 24:27 (48.) oder 26:29 (53.) kam Wülfrath nicht mehr heran und nach 60 Minuten stand eine deutliche Niederlage auf der Anzeigetafel. „Wir haben die Verletzung von Lukas Patten nicht kompensieren können“, stellte Trainer Leszek Hoft fest, „da waren wir von der Besetzung her im Rückraum begrenzt. Wir haben das Ergebnis bis zu einer gewissen Zeit offen gehalten, am Ende fehlte es uns aber an Kraft und Durchsetzungsvermögen. Der Kampf geht weiter, wir geben nicht auf.“

Das gilt so ähnlich auch für den zuvor sieglosen TV Lobberich, der sich gegen die HSG Hiesfeld/Aldenrade knapp mit 26:25 durchsetzte und nun nicht mehr Letzter ist (Platz 13). „Das sind unsere ersten beiden Punkte, auch verdient, obwohl es am Ende noch einmal knapp war“, fand Lobberichs Teamsprecher Lauritz Weisz, „wir haben mit einem guten Tempo losgelegt und kommen dann ein bisschen ins Stocken. Am Anfang der zweiten Halbzeit stellen wir eine stabile Deckung hin, verwerfen vorne aber zu viel und Hiesfeld geht kurz in Führung. Dann spielen wir wieder gute Chancen heraus und kommen in einen Lauf – und fangen wieder an, ein bisschen zu straucheln. Am Ende können wir das Ergebnis aber gut über die Zeit bringen.“ Nach dem 25:22 (57.) schien die Sache bereits gelaufen zu sein, ehe St. Tönis noch auf 24:26 (59.) und 25:26 (60.) verkürzte – und in seinem letzten Angriff keinen Treffer mehr setzen konnte.

Unitas Haan – Adler Königshof 38:27 (20:13).

Unitas Haan: Seher, Joest – R. Korbmacher (2), F. Korbmacher (9/2), Riemann (3), Moser (3), Billen (8), D’Avoine (1), Hambrock (1), Jesussek, Disler (6), Böhnke (1), Austrup (4).

Adler Königshof: Lindenau, Göller – Jacobs, Von der Weyden (6), Legermann (6), Lohmann (2), Kuhlen, Bartmann (8/5), Vogel (1), Hündgen (2), Menke (2).

 

Mettmann-Sport – TSV Kaldenkirchen 29:26  (15:11).

Mettmann-Sport: Jakubiak, Romagno – Merten (4), Thanscheidt (1), Rath (2), Schirweit (2), Franco (2), Königs (2), Hebel (3), D’Avoine (5), Kruse, Klein (1), Munkel (1), Schirner (6/3).

TSV Kaldenkirchen: Brüster, Thommessen – S. Coenen (6), Heyer (2), Lüfkens, Schürmanns, Kamps (5/2), Lorenz (1), Koslowski, Dauben (2), Brakelmann (1), Tötsches (3), Rosati (1), Müller (5).

 

Neusser HV – Handball Oppum 35:36 (17:18).

Neusser HV: Grbesa, Gilliam – Suganuma (8), Menze, Dicks (5), Salimov (4), Kostenko, Khmilevskyi, Slabospytskyi, Jurisic (9), Bosnjak, Rothkopf (5), Koke, van Thriel (4).

Handball Oppum: Savonis, Beurskens – Schwartz (2), Paliga, Wink (16/2), Koeffers (10/3), Wolfhagen, Weidemüller (1), Fenzel (4), Ditz (1), Eickmanns (2).

 

TV Lobberich – HSG Hiesfeld/Aldenrade 26:25 (13:11).

TV Lobberich: Bastians, Dönni, Lasnig – Greven (4), Giesen (2), Hoffmanns (9/5), Hankmann, C. Liedtke (1), Schellekens (3), Mähler (1), B. Liedtke (3), Mannheim, Stams (3).

HSG Hiesfeld/Aldenrade: A. Schnier, Frenk – Schwengers (4), Fischer (6), Jüngling, Hoyer, Müller (2), Bruns (2), Möhle (1), Wortman (4), Kirchner, Schwarz (1), Nagel (5).

 

LTV Wuppertal – TV Geistenbeck 23:27 (6:13).

LTV Wuppertal: Oppolzer, Meißner – Gusewski (2), Graef, Knaupe (4), Flockert, Salz, Micus (4/4), Meissner, F. Breenkötter (7), Oberbossel (2), Franzen (3), M. Breenkötter (1).

TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Wagenblast (1), Pöstges, Lüttke (3), Genenger (4), Flock (2), Reinartz (3), Schimanski (2/1), Leistner (5), Schumacher, Hüpperling (7/2).

 

Tschft. St. Tönis – TB Wülfrath 35:28 (16:15).

Tschft. St. Tönis: von Borstel, Paas – Steffens (5), Binger (6), Löcher (3), Wolf, von der Forst, Paas, Wingert (11/7), Karavasilis (1), Wens, Nelsen (3), Bruchhaus (4), Sinnecker (2).

TB Wülfrath: Müllenborn, Engler – Lüttger (5/3), Funke (5), Görigk, Scheider, Adolphs, Claussen (2), Nitzschmann (5), Schmitz, Adam (2), Feldstedt (3), Jahn (3), Müller (3).

 

HSV Überruhr – TuS Lintorf 20:23 (12:12).

HSV Überruhr: Sieberin, Gottemeier – Philipp, Hahne, Sprick (1), Eller (2), Batz (4), Plaumann, Toni Luca Koenemann (1), Ridder (4), Sodys, van der Heuvel (2), Tim Koenemann (6/1), Lorenz.

TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta – Pape (4/3), Demming, Pfeiffer, Lenzen (6), Strunk (3), Demir (3/2), Müskens, Plöger (2), Langen (3), Greday (2), Krüger,Goetze.