2. Bundesliga
Dormagen und Essen: Das Rezept heißt Leidenschaft
TSV Bayer holt mit 35:29 gegen Vinnhorst ersten Saisonsieg. TuSEM behält beim 24:23 in Potsdam die Ruhe.

Kam, sah und traf: Sören Steinhaus stand beim Dormagener Sieg über Vinnhorst nicht von Anfang an auf der Platte, erzielte aber später acht Tore und war damit ein wesentlicher Baustein für den Erfolg. (Foto: Thomas Schmidt)

Jeder der Siege war wertvoll für die Beteiligten und vermutlich das 35:29 des TSV Bayer Dormagen gegen den Aufsteiger TuS Vinnhorst sogar noch ein bisschen wertvoller als jener 24:23-Sieg, den TuSEM Essen von seiner Dienstreise in der 2. Bundesliga zum VfL Potsdam bei der Rückfahrt ins Ruhgebiet im Gepäck hatte. Als überraschend mussten sie beide durchgehen, weil die Dormagener schließlich sehr deutlich gewannen und zudem die 30-Treffer-Marke klar übertrafen – was bei ihnen nicht besonders häufig vorkommt. Bei seinen beiden Auftakt-Niederlagen (20:25 gegen den TuS N-Lübbecke, 23:26 in Essen) hatte das Team von Trainer Matthias Flohr sogar nur einen Schnitt von 21,5 Treffern erzielen können. Flohr wusste nicht erst hinterher sehr genau, wie gut ein derartiges Ergebnis tut: „Es macht mich unglaublich froh, dass wir gewonnen haben. Wir hatten eine sehr gute Abschlussquote, wir haben sehr gut von außen abgeschlossen.“ Durch die beiden ersten Zähler konnte Dormagen (2:4 Punkte) zudem die Abstiegsränge verlassen und vorerst sogar auf den zwölften Platz klettern, der wenigstens für den Moment bereits deutlich freundlicher aussieht. Trotzdem bleiben Team und Trainer auf dem Teppich: „Es ist wichtig, dass wir das jetzt mitnehmen, und trotz allem sind wir erst am Anfang dieser Saison. Es kann noch so unglaublich viel passieren.“ Das dürfte TuSEM-Kollege Michael Hegemann ohne jedes Zögern so unterschreiben – und auch er wird das Ziel Klassenerhalt und nichts anderes beständig in den Vordergrund rücken. Dass die Essener mit ihren 4:2 Punkten über das schlechtere Torverhältnis doch bloß das Schlusslicht einer Siebener-Gruppe mit identischer Ausbeute sind, tragen sie dafür mit der größten möglichen Fassung. Wesentlich spannender ist der Blick nach unten: Der Abstand zu Vinnhorst und dem EHV Aue (beide 0:6) beträgt erst einmal vier Punkte – was nach drei Spieltagen nicht wenig ist.

Dormagen lag bis zum 4:5 (9.) immer wieder zurück, übernahm aber mit dem 6:5 (11.) die Führung und gab sie bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand. Nach dem 10:9 (18.) brachte eine 7:1-Serie des 17:10 (27.), vom dem sich die Gäste im Grunde bis zum Schluss nicht mehr richtig erholten – obwohl sie bis zur Pause auf 13:17 (30.) verkürzten. In der zweiten Halbzeit hielt der TSV Bayer das Polster in der Regel bei fünf Toren und führte mal wie beim 27:21 (48.) erneut etwas deutlicher oder wie beim 29:25 (53.) und 32:28 (57.) etwas knapper. Ernsthaft in Gefahr geriet der Sieg der Hausherren aber nicht mehr – was unter anderem mit der hohen Einsatzbereitschaft der Mannschaft zu tun hatte. Flohr betonte direkt, wie der Erfolg aus seiner Sicht einzuordnen sei: „Es gibt nichts Besseres für eine Mannschaft und den Team-Zusammenhalt als Siege. Die nächste Chance liegt da mit Coburg und das müssen wir volle Kanne angehen.“ Einfach wird die bevorstehende Aufgabe am Samstag beim HSC Coburg sowieso nicht, weil der HSC auf Rang elf zu einem breiten Paket aus sieben gleichauf liegenden Klubs (alle 2:4 Punkte) gehört und in eigener Halle vermutlich alles geben wird, um die Bayer-Pläne zu durchkreuzen und die eigenen durchzusetzen.

Weniger Zeit zur Vorbereitung auf das nächste Pflichtspiel haben die Essener, die bereits am Dienstagabend wieder gefordert sind – und in der zweiten Runde des DHB-Pokals beim Drittligisten HC Oppenweiler/Backnang (aktuell Fünfter in der Gruppe Süd mit 4:2 Punkten) sicher als Favorit zu gelten haben. Das gilt besonders nach dem Sieg in Potsdam (Rang 14/2:4 Zähler), für den der TuSEM-Trainer viel Lob an sein Team verteilte: „Ich bin sehr zufrieden. Die Jungs haben über 60 Minuten unglaublich gut verteidigt und wir hatten eine richtig gute Torhüterleistung. Im Angriff haben wir auch wieder einen Schritt nach vorne gemacht, auch wenn wir es in der zweiten Halbzeit nicht mehr so konsequent gespielt haben. Aber wir haben es eben nicht zugelassen, dass Potsdam das Spiel dreht. Das war der Schlüssel. Die Bereitschaft, Leidenschaft und Emotionalität der Jungs waren hervorragend und wir sind glücklich über den Sieg. In Potsdam zu gewinnen, ist keine Selbstverständlichkeit.“ Verdient war der Erfolg unter dem Strich, weil die Gäste nach dem 5:6 (12.) kein einziges Mal mehr zurücklagen und fast alle Anläufe der Hausherren auf eine Wende konterten – wie etwa den 9:8-Anschluss (20.) mit dem 13:9 (28.). Nachher kam der VfL mit dem 17:17 (41.) noch einmal zum Ausgleich, aber TuSEM konnten wieder aus seiner Sicht gut reagieren – 21:19 (53.), 23:21 (59.). Für die Entscheidung sorgte dann 30 Sekunden vor dem Ende Nils Homscheid, der nach dem Potsdamer 22:23 (59.) einen Siebenmeter zum 24:22 (60.) verwandelte. Die nächste Zweitliga-Prüfung wartet auf Hegemanns Team nun am nächsten Sonntag beim HC Elbflorenz Dresden – der als Fünfter ebenfalls bei 4:2 Punkten steht.

 

TSV Bayer Dormagen – TuS Vinnhorst 35:29 (17:13).

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Reuland (5), Senden (2), Böhnert, Rehfus (1), I. Hüter (3), Reimer (6/6), Böckenholt, Schroven (3), Strosack (5), P. Hüter (1), Träger, J.-Chr. Schmidt (1), Steinhaus (8), Sondermann.

 

VfL Potsdam – TuSEM Essen 23:24 (11:13).

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Wolfram (1), Wilhelm (1), Homscheid (5/4), Asmussen (4), Eißing, Szczesny (2), Seidel, Klingler, Neuhaus (4), Kostuj, Rose (4), Mast (3), Schoss.