Regionalliga Nordrhein
Die Konkurrenz staunt: Bonner Gipfel gegen Dormagen
Treffen zwischen Spitzenreiter TSV rrh. und Aufsteiger TSV Bayer II steht am fünften Spieltag im Mittelpunkt.

Haltestelle: Luca Bohrmann (links/hier im Zweikampf mit dem Korschenbroicher Nicolai Zidorn) und seine Bonner haben in den ersten vier Spielen erst 95 Gegentreffer zugelassen. Als einziger Regionalligist liegen sie damit unter der 100er-Marke. (Foto: Sven Frank)

Wer darauf als Gipfeltreffen für den fünften Spieltag gewettet hätte, wäre sicher mit einer tollen Gewinnquote belohnt worden. Schließlich sind ja nicht die HG Remscheid oder der OSC Rheinhausen beteiligt, deren aktuelle Positionen drei und fünf keine gar so großen Überraschungen abbilden. Auch der allgemein als Titelfavorit angesehene TV Korschenbroich, der seine Ambitionen in Richtung 3. Liga als einziger Regionalligist offensiv verkündet hat, ist nicht mit von der Partie. Von Rang sieben aus muss der TVK nach der Entlassung von Gilbert Lansen und der Rückkehr von Dirk Wolf auf den Trainerposten erst einmal sehen, dass er aus dem Mittelfeld heraus den direkten Kontakt nach oben wiederfindet. Vorläufig darf/muss Korschenbroich mit dem Rest des Feldes eher darüber staunen, wer sich da ganz oben festgesetzt hat: Spitzenreiter ist die TSV Bonn rrh., die nach den ersten vier Runden mit 8:0 Zählern als einziges Team vier Mal gewonnen und eine weiße Weste hat, vor dem Klassen-Neuling TSV Bayer Dormagen II, der nach einer Niederlage zum Auftakt drei Erfolge hintereinander einfahren konnte. TSV-Coach Frank Berblinger und sein Dormagener Kollege Martin Berger sind sich vorab in einem Punkt völlig einig: „Beide Mannschaften haben sich dieses Spitzenspiel durch ihre Leistungen in den vergangenen Wochen verdient.“

In Bonn, wo Berblinger aufgrund personeller Veränderungen so etwas wie einen Neu-Aufbau verantwortet, war die Marschroute vor dem Auftakt klar: „Natürlich wollen wir uns so schnell wie möglich unten raushalten und schauen, dass wir eine konstante Saison spielen, vielleicht nicht so achterbahnmäßig wie letzte Saison. Aktuell ist es recht schwierig, zu sagen, wie die Prognosen sind. Wie sich das Ganze entwickelt, kann man vielleicht Richtung Herbstferien oder zur Winterpause hin sehen.“ Obwohl sich die Dinge relativ früh doch weit von den Erwartungen entfernt und dieselben bisher deutlich übertroffen haben, bleiben sie bei der TSV auf dem Teppich. „Das ist eine schöne Moment-Aufnahme“, betont Berblinger, „es war ja auch klar, dass bei diesem Auftaktprogramm acht Punkte nicht völlig unmöglich waren.“ Nach dem 24:22 über den Bergischen HC II, dem 29:28 beim HC Weiden und dem ebenfalls knappen 30:29 gegen die SG Langenfeld gab es zuletzt dank einer überragenden Defensiv-Vorstellung in der zweiten Halbzeit (drei Gegentore) ein deutlicheres 25:16 bei der HSG Refrath/Hand. Für den TSV-Coach folgen daraus zwei Feststellungen: „Wir müssen uns nicht schlechter machen, als wir sind. Aber es werden auch andere Spiele kommen, in denen es nicht so läuft.“ Zunächst freut sich Bonn aber aufs Gipfeltreffen mit den Dormagenern, vor denen Berblinger viel Respekt hat: „Die spielen 60 Minuten Vollgas-Handball.“

Das mit dem Respekt beruht dabei durchaus auf Gegenseitigkeit. „Bonn ist verdient Tabellenführer, sie haben alle knappen Spiele gewonnen und sind entsprechend ungeschlagen an der Spitze“, sagt Trainer Berger, „Bonn ist sehr gut in einem Fluss und es wird darauf ankommen, ihr Konzept zu unterbrechen. Sie sind sehr gut in ihrer Deckung, die nur drei Gegentore in 30 Minuten aus dem letzten Spiel sind ein absoluter Spitzenwert für diese Saison. Da müssen wir uns ein paar kleine Kniffe überlegen.“ Eine besondere Herausforderung stellt auch dieses Mal das „Personal-Management“ bei der zweiten Mannschaft dar, die ja aus sehr vielen jungen Leuten besteht – und die sind sowohl in der A-Jugend als auch im Zweitliga-Team ziemlich gefragt. Die Fähigkeit, sich an mehreren Orten gleichzeitig aufhalten zu können, wäre diesmal wohl die einzige Möglichkeit, allen gerecht zu werden: Bonn gegen Bayer II beginnt am Samstag um 19.30 Uhr – eigentlich zu dicht am Zweitliga-Spiel beim HSC Coburg (18 Uhr) und am A-Jugend-Spiel beim TSV GWD Minden (16.30 Uhr). „Wir haben eine große Aufgabe vor uns. Wir fahren trotzdem erhobenen Hauptes hin und wir wissen, dass das ein sehr, sehr schweres Auswärtsspiel wird“, erklärt Berger. Ganz klar: Heiß auf die Dienstreise nach Bonn sind die Dormagener trotzdem.

Viel spricht im Übrigen dafür, dass einer der Beteiligten nach dem Spitzenspiel weiter ganz oben steht: Den Gastgebern genügt dazu ein Unentschieden (dann 9:1 Punkte), während der TSV Bayer für den Sprung auf den Thron sicher einen Sieg mit mindestens vier Toren Unterschied braucht (dann 8:2). Auf der Lauer hinter den beiden aktuellen Top-Teams liegt die HG Remscheid (aktuell 6:2), die am vergangenen Wochenende mit dem 21:29 bei TuSEM Essen ihre erste Niederlage in dieser Saison hinnehmen musste – und nun zum Abschluss des fünften Spieltages am Sonntagabend gegen den Tabellenletzten MTV Rheinwacht Dinslaken (1:7) trotzdem als Favorit gilt. Tatsächlich richtungsweisend ist das Duell zwischen dem Fünften OSC Rheinhausen (5:3) und dem Achten TV Korschenbroich (4:4), der trotz des 32:26 gegen Dinslaken beim Comeback von Dirk Wolf auf der Trainerbank unverändert weit hinter den eigenen Ansprüchen liegt – nahezu ähnlich weit wie die SG Langenfeld (1:7), für die der vorletzte Rang gleichfalls eine Enttäuschung ist. Ob es nun zum ersten Sieg reicht? Im Oberbergischen wird der selbst fast ernüchternd in die Saison gekommene HC Gelpe/Strombach (Drittletzter/2:6) eher was dagegen und dafür eigene Ideen haben.

Vor allem um Wiedergutmachung für die desaströse zweite Halbzeit gegen Bonn dürfte die HSG Refrath/Hand (Elfter/2:6) am Freitagabend zur Eröffnung des fünften Spieltages beim Aufsteiger Borussia Mönchengladbach (Neunter/4:4) bemüht sein. In Aachen scheint das Derby des BTB (Zehnter/4:4) gegen den jetzt zweimal hintereinander siegreichen HC Weiden (Vierter/5:3) völlig offen zu sein und das Treffen zwischen TuSEM Essen II (Siebter/4:4) und dem Bergischen HC II (Sechster/4:4) kommt in erster Linie als klassisches Mittelfeldduell daher.