2. Bundesliga
Gemeinsam leiden: Dormagen ziemlich, TuSEM riesig enttäuscht
TSV Bayer verliert in Coburg klar mit 22:28. Für Essen war beim 24:26 in Dresden mehr drin.

Blick zurück im Zorn? Ian Hüter und seine Dormagener blieben zwar in Coburg unter ihren Möglichkeiten, nehmen sich jetzt aber fürs Heimspiel gegen Aue erst recht einiges vor. Ein Sieg wäre auf dem noch weiten Weg zum Klassenerhalt auch sehr wertvoll. (Foto: Thomas Schmidt)

Sie hätten sich zusammentun können. Schließlich liegen nur gut 60 Kilometer Distanz zwischen dem Arbeitsplatz von Matthias Flohr, der den TSV Bayer Dormagen zum Klassenerhalt führen will, und dem Dienstsitz von Michael Hegemann, der dasselbe bei TuSEM Essen mit einer ähnlich jungen Mannschaft schaffen will. Beide Trainer waren jetzt eher kopfschüttelnd unterwegs – wobei immerhin der Blickwinkel ein anderer war: Flohr konnte in der Summe nicht viel mit der Gesamtleistung der Dormagener anfangen, die beim HSC Coburg klar mit 22:28 den Kürzeren zogen, während Hegemann den Auftritt der Essener beim HC Elbflorenz Dresden im Wesentlichen in Ordnung fand – und für ihn vor allem das Ergebnis beim knappen 24:26 nicht passte. „Ich bin ziemlich enttäuscht“, fand Dormagens Coach. Essens erster Mann an der Seitenlinie ging noch ein Stück weiter: „Wir sind natürlich riesig enttäuscht.“ Der Blick auf die Tabelle lässt allerdings eher den Schluss zu, dass TuSEM die nächsten Aufgaben als Zwölfter mit einem ausgeglichenen Konto (4:4 Punkte) ein Stück weit gelassener angehen kann als der TSV Bayer, der mit Platz 14 (2:6) mitten in einem Feld aus vier gleichauf liegenden Mannschaften feststeckt. Dahinter belegen zurzeit die Aufsteiger TuS Vinnhorst und EHV Aue (jeweils 0:8) die Abstiegsplätze.

Dormagen führte in Coburg nach einem guten Start mit 5:4 (8.) und blieb anschließend bis zum 7:7 (15.) auf Augenhöhe. Übers 8:9 (18.) ging beim 8:12 (23.) und 9:13 (24.) zum ersten Mal der Anschluss verloren, aber die Gäste kamen noch einmal zurück – 13:14 (29.). Für die erste Weichenstellung brauchte der HSC dann nach der Pause gerade mal gut sechs Minuten, indem er durch vier Treffer in Folge auf 19:13 (37.) davonzog. Spätestens beim 22:14 (42.) kurz darauf hatte Dormagen keine Chance mehr, der Partie noch eine Wende zu geben, und es ging jetzt nur darum, das Resultat in einem vernünftigen Rahmen zu halten. Die wesentliche Ursache für die Niederlage lag für Flohr klar erkennbar auf der Hand: „Ich kann Coburg nur zum verdienten Sieg gratulieren. Bei uns hat besonders im Angriff vieles nicht gepasst.“ Mit etwas mehr als 20 Treffern lässt sich in der 2. Bundesliga tatsächlich kaum ein Spiel gewinnen – wie sich bereits beim 20:25 gegen den TuS N-Lübbecke und beim 23:26 in Essen gezeigt hatte. Beim bisher einzigen Saisonsieg hatte sich Dormagen vorne praktisch selbst übertroffen.

Essen durfte sich in Dresden nachhaltig ärgeren, weil trotz eines übersichtlichen Starts mit einem 4:7-Rückstand (11.) später mehr drin gewesen wäre. Übers 11:11 (22.) und 12:12 (26.) hatte TuSEM in einer von beiden Seiten mit vielen Fehlern begleiteten Partie beim 13:15 (30.) am Ende der ersten Halbzeit noch viele Möglichkeiten – und ließ sich nach der Pause selbst von vier Toren Rückstand beim 14:18 (34.), 16:20 (38.), oder 18:22 (42.) nicht aus der Bahn werfen. Mit dem 21:22 (47.) von Dennis Szczesny (47.) waren die Gäste wieder dran, ehe sie mit dem 24:24 (56.) von Christian Wilhelm zum Ausgleich trafen. Ärgerlich aus Essener Sicht: Kurz vorher war Nils Homscheid mit einem Siebenmeter gescheitert und kurz danach hatte Felix Klingler den Strafwurf beim Stande von 24:25 (58.) nicht verwerten können. Außerdem passierte in der vorletzten Minute ein technischer Fehler, sodass der HC letztmals an den Ball kam – und 30 Sekunden vor dem Ende das entscheidende 26:24 markierte. Hegemann strich trotzdem auch das Positive heraus: „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, denn sie hat das Spiel bis zur 58. Minute offengehalten und es gab immer noch die Möglichkeit, etwas Zählbares mitzunehmen. Wir hatten die Chance, den Punch zu setzen, haben es aber nicht getan. Ich glaube trotzdem, dass wir in unserer Entwicklung wieder einen Schritt nach vorne gemacht haben.“

Wie groß dieser Schritt ist, können die Essener bereits am kommenden Freitag gegen den TuS N-Lübbecke testen, der als Fünfter (6:2 Punkte) zwar relativ gut in die Saison gekommen ist, zuletzt aber beim 31:41-Niederlage gegen die Eulen Ludwigshafen (Zweiter/6:2) in eigener Halle wenig zu bestellen hatte. Noch vier Tage zuvor war der TuS durch ein 28:24 über den Bundesliga-Absteiger TSV GWD Minden in die dritte Runde des DHB-Pokals eingezogen, sodass TuSEM vermutlich eher vor einer sehr schwierigen Aufgabe steht – was so ähnlich für die Dormagener gilt, die am Samstag auf Schlusslicht Aue treffen. Die Rechnung ist dabei sehr simpel: Gewinnt der TSV Bayer nach dem Erfolg über Vinnhorst auch gegen den zweiten Aufsteiger, nimmt er ein Stück mehr Gewissheit mit – jene nämlich, dass er im Kampf um den Klassenerhalt bei nur zwei Absteigern durchaus brauchbare Chancen hat. Und um nichts anderes als einen Platz über dem Strich geht es doch in dieser Saison für Dormagen.

 

HSC Coburg – TSV Bayer Dormagen 28:22 (15:13). 

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Reuland (1), Senden (2), Böhnert, Rehfus (5), I. Hüter (1), Reimer (1/1), Böckenholt (2), Schroven (1), Strosack (2), P. Hüter (3), Träger, J.-Chr. Schmidt (1), Steinhaus (3), Sondermann.

30. September gegen Aue,

Flohr: „Ich kann Coburg nur zum verdienten Sieg gratulieren. Bei uns hat besonders im Angriff vieles nicht gepasst. Ich bin ziemlich enttäuscht.“

 

HC Elbflorenz Dresden – TuSEM Essen 26:24 (15:13). 

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Wolfram (1), Wilhelm (7), Homscheid (2/1), Asmussen, Eißing (4), Szczesny (3), Seidel, Klingler (1), Neuhaus (1), Rose (2), Mast (3), Werschkull, Schoss.