Regionalliga Nordrhein
Was machen aufmüpfige Bonner in Korschenbroich?
TSV tritt als Tabellenführer beim Titelfavoriten TVK an, der in Schwung zu kommen scheint. Unten kämpfen Langenfeld und Dinslaken um den Anschluss.

Führungskräfte unter sich: Mats Wolf (mit Ball) will aber den TV Korschenbroich in die 3. Liga bringen, während Philipp Tuda (links/rechts Nik Dreier) und der MTV Rheinwacht Dinslaken wie in der vergangenen Saison im Kampf um den Klassenerhalt stecken. (Foto: Michael Jäger)

In der früheren Hauptstadt werden sie sich des Morgens beim Aufstehen vielleicht immer mal wieder in den Arm kneifen: Fünf Spiele hat die TSV Bonn rrh. inzwischen hinter sich – und bei 10:0 Punkten noch immer eine weiße Weste, sodass das Team von Trainer Frank Berblinger auch zur Überraschung der Konkurrenz derzeit den ersten Tabellenplatz einnimmt. Mit ihrer perfekten Ausbeute sind die Bonner außerdem die einzige ungeschlagene Mannschaft – vor der HG Remscheid (8:2) und dem HC Weiden (7:3), die jeweils eine Niederlage auf dem Konto haben, sowie vor TuSEM Essen II und dem TV Korschenbroich (beide 6:4), die bereits zweimal als Verlierer vom Platz gingen. Bei den Korschenbroichern führte das ja vor knapp zwei Wochen zur Entlassung des damaligen Trainers Gilbert Lansen, für den der vor knapp anderthalb Jahren in den freiwilligen Ruhestand wechselnde Dirk Wolf in die Waldsporthalle zurückkehrte. Mit Wolf an der Seitenlinie liegt der TVK nach zwei Siegen (32:26 gegen MTV Rheinwacht Dinslaken, 39:34 beim OSC Rheinhausen) inzwischen auch wieder auf der Lauer – nicht mehr und nicht weniger. Zu den Ansprüchen der Korschenbroicher, die klar den Aufstieg in die 3. Liga als Saisonziel ausgegeben haben, passt das so noch immer nicht. Was eher passen könnte: Wolfs Team erwartet jetzt die Bonner zu einem Duell, das ebenfalls als Spitzenspiel durchgehen darf – obwohl es „nur“ ein Treffen zwischen dem Fünften und dem Ersten ist.

Für TSV-Trainer Frank Berblinger stand direkt nach dem fünften Sieg hintereinander (32:31 gegen TSV Bayer Dormagen II) ohnehin fest, dass in Bonn keiner abhebt: „In Korschenbroich haben wir das nächste schöne Spiel, auf das wir uns auch freuen. Wir bereiten uns diese Woche wieder mit aller Demut, mit allen Beinen auf dem Boden und mit kühlem Kopf drauf vor, dass wir keinen Höhenflug kriegen. Das wissen die Jungs und das machen sie auch.“ Und natürlich ist es jetzt sehr angenehm, erneut ohne jede Belastung oder Erwartung von außen beim obersten Meisterschafts-Favoriten antreten zu können: Niemand in Bonn geht davon aus, dass die TSV die Spitzenposition für ewig gebucht hat. Und keiner pflegt irgendwo eine Idee, die mit der 3. Liga zu tun hat. Bei den Korschenbroichern sieht das ganz anders aus – wobei der TVK ohnehin unbedingt einen Erfolg braucht, um den Kontakt nach vorne zu wahren. Durch einen Sieg wäre Wolfs Team bei 8:4 Zählern schon mal dichter dran an Rang eins, den im Übrigen die TSV selbst im Falle einer Niederlage behalten könnte – was vom Ergebnis der HG Remscheid abhängt.

Die Remscheider gaben bisher nur am dritten Spieltag mit dem 29:31 in Korschenbroich beide Punkte ab. Was nun auf die HGR und ihren neuen Trainer Nelson Weisz zukommt, ist allerdings durchaus eine besondere Aufgabe, denn es geht zum Derby beim Bergischen HC II, mit dem die beiden Nachbarn am Freitagabend den sechsten Spieltag eröffnen. Möglichkeit eins: Gewinnt Remscheid (plus acht Tore) und verliert anschließend Bonn (plus 14) beim TVK, könnte ein Führungswechsel fällig sein. Möglichkeit zwei: Gewinnt Remscheid nicht, bleiben die Bonner auf jeden Fall vorne. Und genauso sicher werden die Hausherren auf jeden Fall alles dafür tun, dass die Remscheider möglichst mit leeren Händen nach Hause fahren. Erstens ist Derbyzeit und zweitens wollen die Solinger (Achter/4:6 Punkte) ihre Position im Mittelfeld am liebsten festigen. Wenn der BHC seine Serie in dieser Saison beibehielte, wäre ohnehin wieder ein Erfolg fällig – nach einer Niederlage auswärts, einem Sieg zu Hause, einer Niederlage auswärts, einem Sieg zu Hause und einer Niederlage auswärts.

Zu einer Art Verfolgerduell treffen sich der Dritte HC Weiden und der Vierte TuSEM Essen II – wobei sich der HC nach 1:3 Punkten vom Saisonstart durch drei Siege hintereinander unerwartet weit nach vorne gearbeitet hat und Essen bisher in des Gegners Halle nicht wirklich überzeugen konnte (28:35 bei Borussia Mönchengladbach, 30:37 beim TBT Aachen). Um (noch) mehr Sicherheit geht es in den Spielen zwischen der HSG Refrath/Hand (Zehnter/4:6) und dem HC Gelpe/Strombach (Elfter/4:6) sowie zwischen den beiden Aufsteigern TSV Bayer Dormagen II (Sechster/6:4) und Borussia Mönchengladbach (Neunter/4:6). Dabei liegt Dormagen aber mit seiner bisherigen Ausbeute über den eigenen Ansprüchen, während bei der Borussia noch keine ganz klare Linie zu erkennen ist: So unterlag die Mannschaft von Trainer Ronny Rogawska zuletzt beim HC Weiden mit 24:28 und gewann dann bei der SG Langenfeld mit 29:28, ehe sie gegen Refrath/Hand mit 22:23 den Kürzeren zog.

Bayer-Trainer Martin Berger begegnet der Aufgabe mit einer Mischung aus Zuversicht und Respekt: „Beide Teams haben schon bewiesen, dass sie in die Liga gehören. Wir freuen uns auf ein hoffentlich ausgeglichenes Spiel, wo wir unsere Heimstärke nutzen können. Die Truppe von Ronny Rogawska ist einfach sehr gut aufgestellt, sehr erfahren und erwachsen, es sind viele alte Hasen mit dabei. Wir hoffen, dass wir an die guten letzten Leistungen anknüpfen können.“ Allen zusammen in der unteren Hälfte, auch den Mönchengladbachern, geht es dabei großartig im Vergleich zu den besonders gefährdeten SG Langenfeld und MTV Rheinwacht Dinslaken (jeweils 1:9 Punkte), die bei anhaltender Tendenz sogar den Anschluss zu verlieren drohen. Langenfeld kämpfte nun gegen den direkt vor ihm liegenden Zwölften BTB Aachen (4:6) um den ersten Saisonsieg, Dinslaken gegen den OSC Rheinhausen (Siebter/5:5). Sowohl die SGL als auch der MTV müssen aber davon ausgehen, dass ihnen die jeweiligen Gäste keine Geschenke überreichen werden.