3. Liga
Ratinger nerven die Eagles, Longerich ärgert Ferndorf
Interaktiv hat Spitzenreiter Krefeld beim 31:32 am Rande einer Niederlage, der LSC den Zweiten TuS Ferndorf beim 30:30. Aldekerk holt ersten Sieg, auch Panther gewinnen. Opladener verlieren zu Hause.

Was geht denn hier ab? Trainer Mark Schmetz wusste hinterher sehr genau, dass seine Eagles mit mindestens zwei blauen Augen davongekommen waren. (Foto: Thomas Schmidt)

Interaktiv.Handball – HSG Krefeld Niederrhein 31:32 (17:19). Am Ende des Abends kam der Favorit mit einem blauen Auge davon. Und – was ihnen in Krefeld vermutlich am wichtigsten sein dürfte – mit den beiden Punkten. Das war nach den 60 Minuten zuvor keineswegs selbstverständlich, denn Liga-Neuling Interaktiv leistete dem Aufstiegskandidaten einen großen Kampf und kam beim Stande von 31:31 eine Minute vor dem Schluss selbst noch sehr ernsthaft für den Sieg in Frage. Im letzten gebundenen Angriff der Ratinger musste sich Ante Grbavac wegen des angezeigten Zeitspiels einen nicht optimal vorbereiteten Wurf nehmen – und scheiterte an HSG-Keeper Sebastian Bartmann. Im Gegenzug holte Krefeld einen Siebenmeter heraus, den Pascal Noll zum 32:31-Siegtreffer verwandelte. Die Hausherren hatten zwar noch eine Auszeit, kamen jedoch in den verbleibenden vier Sekunden nach dem Anwurf nicht mehr gefährlich zum Abschluss. So blieb es beim hauchdünnen Erfolg der Eagles, die mit jetzt 10:0 Punkten ihre Tabellenführung sogar ausbauten, weil der Zweite TuS Ferndorf (9:1) parallel gegen den Longericher SC nicht über ein 30:30 hinauskam. Interaktiv steht nach fünf Spieltagen auf Rang elf (4:6) und hat am kommenden Freitag beim TuS 82 Opladen die nächste Chance, einen Nachbarn zu ärgern.

In der ersten Halbzeit fing die Partie gut an für den Favoriten, der das 2:0 vorlegte (2.), danach allerdings erkennen musste, dass sich die Gastgeber keineswegs abschütteln ließen. Interaktiv ging zwar im gesamten ersten Abschnitt nicht ein einziges Mal in Führung, lag aber auch lange Zeit nie mit mehr als zwei Treffern hinten. So glich die Mannschaft von Trainer Filip Lazarov zum 2:2 aus (4.) und egalisierte das 4:6 (12.) zum 6:6 (13.), bevor die Zuschauer in der Folge immer das identische Schema sahen: Krefeld legte einen Treffer vor, Ratingen zog nach. So ging es bis zum 16:16 (25.), bevor die Gäste erstmals ein bisschen davonzogen – 19:16 (28.). Robert Markotic (30.) verkürzte unmittelbar vor der Pause auf 17:19 und Alexander Oelze (32./Siebenmeter) stellte nach dem Seitenwechsel den Anschluss wieder her.

Insgesamt stellten beide Teams nach dem Wiederanpfiff eine stabilere Deckung auf die Platte – wobei Interaktiv zeitweise noch entschlossener zupackte. Und so war es dann in der 44. Minute so weit, dass Markotic seine Mannschaft mit dem 24:23 erstmals in Führung brachte. Trotz Unterzahl nach einer Zeitstrafe gegen Markotic (45.) und der Roten Karte gegen Stanko Sabljic (49.) hatten die Ratinger in der Folge die Chance, die Partie noch klarer in ihre Richtung zu drehen, doch stattdessen stand es kurz darauf 24:26 (50.). Oelze (51.) und Grbavac (53./55.) brachten Interaktiv beim 27:26 wieder nach vorne (27:26) und bis in die letzte Minute hinein legten die Hausherren immer wieder vor – bevor der letzte Akt dann doch Noll und glücklichen Krefeldern gehörte.

Interaktiv.Handball: Bliß, Karic (1), Ludorf – Hinrichs, Grbavac (8/3), Markotic (7), Wasse, Sackmann, Stock (2), Oelze (3/2), Maric (5), Mensger,  Nuic (2), Poschacher (1), Sabljic (2).

HSG Krefeld Niederrhein: König, Hasenforther, Bartmann – Krass (3), Klasmann (7/1), Noll (2/1), Hahn, Mota Sousa, Schulz (6/2), Marquardt, Hüller (1), Brüren (1), Kaysen (3), Jagieniak (3), Persson (4), Mircic (2).

 

Bergische Panther – TuS Dansenberg 28:25 (14:15). Die Panther hatten durchaus einigen Sinn für ein gewisses Maß an Spannung – was vorübergehend nicht nur Trainer Marcel Mutz gleichzeitig ein paar Nerven gekostet haben dürfte. In beiden Hälften ließen die Hausherren ihren Gegner nach einer jeweils klaren Führung wieder herankommen und am Ende der ersten 30 Minuten lagen sie deshalb sogar hinten, zum zweiten und letzten Mal nach dem früheren 3:4 (8.). Am Ende dürfte aber für die meisten in der Burscheider Schulberghalle das Ergebnis auf der Anzeigetafel wichtiger gewesen sein – weil sie der Sieg bei jetzt 7:3 Punkten ins obere Drittel der Tabelle beförderte und damit eine sehenswerte Grundlage für die kommenden Wochen hervorbrachte. Mutz konnte anschließend unter dem Strich sowohl mit dem Resultat als auch der Leistung der Panther hervorragend leben: „Das war ein völlig verdienter Sieg, denn wir haben das Spiel jeweils 20 Minuten pro Halbzeit absolut im Griff. Wir finden vorne gute Lösungen und die Abwehr steht relativ kompakt. Jeweils zehn Minuten pro Halbzeit verfallen wir in alte Muster und verlieren ein bisschen den Faden im Angriff. Wenn wir diese Schwächephasen ablegen, sind wir insgesamt auf einem guten Weg. Mit 7:3 Punkten haben wir jetzt nach fünf Spielen einen sehr guten Start hingelegt. „

Nachdem die Panther aus jenem 3:4 zunächst das 4:4 (8.) und 5:4 (9.) gemacht hatten, bekamen sie den Abend in den Griff – übers 9:6 (15.) bis zum 12:8 (18.) sogar relativ eindeutig. Weil Dansenberg, bis dahin ziemlich chancenlos, aber nicht aufgab, entwickelte sich doch wieder eine Partie auf Augenhöhe – 12:11 (23.), 14:13 (27.). Anschließend gelang den Gästen aus Kaiserslautern im Anschluss an eine eigene Auszeit (28.) nach dem 14:14 (28.) auch noch die 15:14-Führung, die deutlich mehr Gefahr für Mutz‘ Mannschaft bedeutete. Die Reaktion darauf fiel allerdings klar aus, denn nach einem 4:0-Lauf zum 18:15 (37.) waren die Weichen erneut in Richtung Panther-Erfolg gestellt. Beim 23:17 (49.) und 25:18 (52.) schien sogar der Weg zu einem zweistelligen Erfolg drin zu sein, aber TuS-Trainer Thomas Weber legte jetzt erneut die grüne Karte für eine Auszeit. Folge: Dansenberg fand tatsächlich noch einmal neue Kräfte und Ideen – worauf die Panther beim Stande von 25:22 (56.) mit ihrer letzten Auszeit reagierten. Mit der Entscheidung ließen sich die Gastgeber dann trotzdem bis anderthalb Minuten vor dem Ende viel Zeit: Erst der Treffer von Jonas Kämper zum 27:24 (59.) machte den Sack endgültig zu. Kämpers Ausbeute fand sein Trainer mit Recht überdurchschnittlich stark: „Jonas hat ein Sonderlob verdient. Er macht zehn Tore und er hat Verantwortung übernommen auch in wichtigen Phasen.“

Bergische Panther: Eigenbrod, Ferne – Reinarz, Wöstmann (3), Görgen (1), Jünger, J. Blum (3/2), T. Blum, Zulauf, Padeken, Weiß (2), Bleckmann (4), Hinkelmann, Heider (4), Wolter (1), Kämper (10).

TuS Ferndorf – Longericher SC 30:30 (15:17). Dieses Auswärts-Auftaktprogramm hatte es für die Longericher wirklich in sich und die ersten drei Aufgaben der Saison 2023/2024 in fremden Hallen hätten von der Papierform her kaum schwieriger sein sollen. Umso mehr freute sich das Team um Trainer Chris Stark, dass nach dem 29:36 am zweiten Spieltag bei der HSG Krefeld-Niederrhein und dem knappen 32:33 bei der HG Saarlouis vor einer Woche nun bei einem der Aufstiegskandidaten etwas Zählbares heraussprang. Dass der LSC vielleicht sogar einen Sieg hätte mitnehmen können, störte die Kölner unmittelbar den Abpfiff nur ganz kurz, letztlich überwog die Freude über eine gute Leistung und das Remis. „Keine Mannschaft ist hier springend übers Feld gehüpft. Irgendwie waren beide ein Stück weit enttäuscht. In unserem Fall sind wir zufrieden, dass wir den Punkt mitnehmen. Jedoch hatten wir die eine oder andere Situation, die uns so nicht passieren darf, um hier für die Sensation zu sorgen und beide Punkte mitzunehmen“, fand Stark, dessen Team mit 5:5 Zählern auf Platz acht liegt und am kommenden Samstag gegen den TuS Dansenberg (14./2:8) seine bisher makellose Heimbilanz in dieser Spielzeit weiter ausbauen kann.

Die Longericher erwischten einen perfekten Start und legten das 5:1 (6.) und 7:2 (9.) vor. Stark: „Die Jungs haben sich überragend an die Vorgaben gehalten, sowohl hinten als auch vorne.“ Klar: Ferndorf, mit viel individueller Qualität ausgestattet, nahm irgendwann auch richtig an der Begegnung teil und verkürzte auf 8:5 (11.), 11:9 (16.) und 12:11 (19.). Beim 13:13 (22.) war die Partie wieder ausgeglichen, kippte in der Folge aber nicht. Stattdessen gelang es den Gästen, bis zum 22:21 (43.) immer vorzulegen. Das 22:23 (44.) war tatsächlich der erste Rückstand der Kölner, die sich jedoch nicht abschütteln ließen und in der Schlussphase das 25:27 (52.) durch Benjamin Richter (53.) und Max Zimmermann (54.) wieder ausglichen. Nach dem Ferndorfer 30:30 (59.) schaffte es der LSC, die letzte Minute fast komplett herunterzuspielen. Ein richtig guter Abschluss sprang zwar nicht mehr heraus, der Ball ging aber auch nicht mehr an den Gegner – sodass es bei der gerechten Punkteteilung blieb. „Wir waren von der ersten Minute an total da. Wir haben heute mannschaftlich eine super geschlossene Leistung abgeliefert. Dann machen wir uns das Leben so ein bisschen selber schwer und Ferndorf schafft es, das Spiel an sich zu reißen“, meinte Stark.

Longericher SC: Inzenhofer, Kromberg – Gerfen, Zerwas, Pyszora (7), Richter (7), Thöne, Niehaus (1), Wolf, Zimmermann (4), Nolting (1), Dahlke (4), Malolepszy, Schulz (6/2).

 

TV Aldekerk – TV Homburg 31:24 (14:13). Rabenschwarz sah das aus in den ersten zehn Minuten für die Aldekerker, die hier stramm auf dem Weg zurück in die Regionalliga zu sein schienen. Wer mit 1:6 (11.) gegen einen Aufsteiger und direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt zurückliegt, hat so ja auch in der 3. Liga wenig zu suchen. Deshalb bat Spielertrainer Tim Gentges seine Aldekerker auch umgehend zu einer Auszeit – um ihnen noch einmal den Ernst der Lage vor Augen zu führen und gleichzeitig mit der Mannschaft gemeinsam nach einer Chance zu suchen, die Karre wieder aus dem Dreck zu ziehen. Das gelang ab diesem Zeitpunkt erst stückweise und später beeindruckend, sodass nach den 60 Minuten ein in dieser Form kaum für möglich gehaltener Erfolg aufs bisher leere Konto der Aldekerker wanderte – die zudem die Zuversicht gewannen, dass sie sich vor dem einen oder anderen ebenfalls nach einen Platz am rettenden Ufer suchenden Widersacher doch nicht verstecken müssen. Der erste Erfolg in der laufenden Serie machte sich für den TVA dann auch in der Tabelle bemerkbar: Mit jetzt 2:8 Punkten liegt der TVA als Zwölfter gerade nicht mal mehr auf einem Abstiegsplatz und er wäre gerettet – falls es so bleibt. Hinter dem TV Gelnhausen müssten Homburg, Dansenberg (2:8/alle schlechteres Torverhältnis) und die TSG Haßloch (0:10) runter. TVA-Trainer Gentges, der lieber mit beiden Beinen auf dem Boden bleibt, wäre am liebsten losgeflogen: „Keiner kann sich vorstellen, wie erleichtert ich bin und wie stolz gleichzeitig. Es ist ein Wahnsinn, was hier heute passiert ist. Den Knoten, der hier geplatzt ist, den hast du bis Essen-Kray gehört, und das war genau die geschlossene Leistung, die man vom TV Aldekerk kennt. Wir haben uns in der Abwehr zusammen den Arsch aufgerissen und vorne einen unfassbar geilen Ball gespielt.“

Den fast irrwitzigen 1:6-Rückstand hatten die Hausherren mit dem 7:7 (18.) bereits ausgeglichen und in der Folge ließen sie sich weder vom 9:10 (22.) noch vom 11:12 (25.) noch lange aufhalten. Mit dem 14:13 (30.) am Ende der ersten Halbzeit stand dann die Basis für einen Blitzstart, der die Gäste nach der Pause von einer Verlegenheit in die nächste stürzte – 18:13 (36.), 22:15 (43.), 27:17 (49.). 30:18 (54.), 31:19 (56.). „Wenn ich ein Haar in der Suppe suchen muss – dass wir nicht mit zehn oder elf Toren gewonnen haben. In den letzten Minuten hat man aber auch schon gemerkt, welche Last von den Jungs abgefallen war“, meinte Gentges, der die fünf Gegentreffer hintereinander zum 31:24 (60.)  aber bald abhaken konnte und viel lieber jede Menge Lob ans Team verteilte: „Julian Mumme, der in den letzten Wochen nicht die besten Tage in seinem Handballerleben hatte, ist wie ein richtiger Leader vorangegangen. Er macht ein überragendes Spiel, David Hansen erneut auch. Maxi Tobae und Lukas Ellwanger haben hinten unglaublich viel weggeräumt. Und was Joscha Schoemackers in der zweiten Halbzeit gehalten hat, war Wahnsinn. Ich hoffe, wir nehmen den Schwung mit und das, was wir uns jetzt endlich erarbeitet haben. Wir haben für uns einen Satz nach vorne gemacht und jeder hat gesehen, was wir zu leisten im Stande sind.“ Die Nagelprobe steht direkt am nächsten Samstag gegen Gelnhausen auf dem Programm.

TV Aldekerk: Keutmann, Schoemackers – Jonas Mumme, Grützner, Kirschbaum, Plhak (1/1), Upietz, Gentges, Tobae, Küsters (3), Hansen (8), Julian Mumme (11), Ellwanger (1), Platen, Rutten (2), Linden (5).

TuS 82 Opladen – HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II 27:31 (14:14). Das hatten sich die Opladener insgesamt und besonders auch an diesem Abend anders vorgestellt. Die Punkte für eine problemlose Saison und einen Platz immer vor den gefährlichen Plätzen wollte die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt vorwiegend in der Bielerthalle einfahren – was ja mit dem 36:22 vom Saisonstart gegen den TuS Dansenberg und dem 34:32 gegen den TV Gelnhausen geklappt hat. Auswärts war die Ausbeute bisher eher übersichtlich – 24:26 bei den Bergischen Panthern, 26:29 bei der HSG Hanau. Nun aber stimmt die eigene Planwirtschaft nach dem 27:31 dritten Heimspiel gegen die HSG Dutenhofen-Müncholzhausen II nicht mehr, denn das Konto steht mit 4:6 Punkten im Minus und der TuS 82 ist als Zehnter gleichzeitig seine bisherige Position in der oberen Tabellenhälfte los. Parallel dazu ist damit der Wert der nächsten Partie noch mal ein Stück geklettert: Am Freitagabend treffen die Opladener auf den Aufsteiger Interaktiv.Handball, der am Samstag den Spitzenreiter HSG Krefeld Niederrhein am Rande einer Niederlage hatte (31:32) und als Elfter (ebenfalls 4:6) nur noch über das schlechtere Torverhältnis hinter Opladen liegt. Viel spricht dafür, dass der Verlierer des Duells zwischen den ehemaligen Regionalliga-Rivalen in engeren Kontakt  zu den drei Abstiegsplätzen gerät.

Der TuS 82 erwischte mit dem 1:5 (7.) einen schwachen Start, fand aber trotz einer Auszeit (8.) erst nach dem 4:9 (14.) etwas und nach dem 9:12 (22.) erkennbar besser in die Partie. Als Leon Sorg kurz vor der Pause zum 14:14 (30.) ausglich, schien sogar eine Wende drin zu sein – doch beim 15:15 (33.) und 16:16 (35.) lagen die Hausherren tatsächlich zum letzten Mal auf Augenhöhe. Und keine zwei Minuten darauf begann mit dem 16:19 (37.) das permanente Hinterher-Rennen, das Opladen allerdings nicht wirklich positiv gestalten konnte. Nach der nächsten Auszeit beim 17:22 (40.) kam Voigts Team auch kaum näher heran – 18:25 (44.) 21:27 (51.), 23:27 (52.). Der folgende Gesprächskreis der HSG mit ihrem Trainer brachte vielmehr mit dem 28:23 (54.) und 29:23 (55.) die Entscheidung zugunsten der Gäste, sodass Opladen auf der Zielgeraden im Anschluss ans 24:31 (57.) nur noch etwas Ergebniskosmetik betreiben konnte. Zählbares gab es dafür nicht mehr.

TuS 82 Opladen: Oberosler, Trögel – Flemm, Meurer (5), Sorg (4), Lutz, Leppich (5), Schroeder (5), Jagieniak (1), Swiedelsky, Schmitz (5/1), Johannmeyer, Kübler, M. Sonnenberg (2/1).