Oberliga Mittelrhein
Mit Kampf und Coolness: Siebengebirge zieht den Kopf aus der Schlinge
Der Tabellenführer bewahrt durch das knappe 22:21 über den TV Birkesdorf seine weiße Weste. Der TuS 82 Opladen II feiert durch das 25:24 gegen Rheinbach den ersten Saisonsieg. Die meisten Tore sehen die Zuschauer beim 40:36 des Longericher SC II in Königsdorf.

Flugstunde: Oliver Dziendziol und die HSG Siebengebirge mussten gegen den TV Birkesdorf alles in die Waagschale werfen, um den knappen 22:21-Sieg und die Tabellenführung zu verteidigen. (Foto: Thomas Schmidt)

Der Spitzenreiter stolperte, fiel aber nicht. Die HSG Siebengebirge, von den meisten als der Titelfavorit Nummer eins in der Oberliga Mittelrhein gehandelt, rettete durch ein knappes 22:21 über den TV Birkesdorf seine weiße Weste (jetzt 12:0 Punkte) in die erste Saisonpause (Herbstferien) und steht damit weiterhin als einziges Team mit der optimalen Ausbeute an der Tabellenspitze. Die Gäste, die sogar mit einigen personellen Problemen angereist waren, verlangten der HSG aber alles ab und hatten beim 18:14 (47.) sogar gute Aussichten, die Punkte aus dem Siebengebirge zu entführen. Durch eine Umstellung in der Abwehr bekam der Aufstiegskandidat dann aber wieder einen besseren Zugriff auf die Partie, glich zum 18:18 aus (51.) und hatte in der Schlussphase gute Nerven sowie das nötige Glück. Bjarne Steinhaus verwandelte einen Siebenmeter zum 22:21 (60.) und der letzte Birkesdorfer Angriff brachte dann keinen Erfolg mehr. „Ehrlicherweise muss man sagen, dass Birkesdorf Mitte der zweiten Halbzeit fast wie der sichere Sieger aussah. Man muss sagen, dass wir eine halbe Stunde wirklich keinen guten Handball gespielt haben – und zwar von der 15. bis zur 45. Minute. Wir haben viel zu viele Chancen liegen lassen, viel zu viele Fehler im Angriff produziert und wir hatten zu wenig Durchschlagskraft“, fand HSG-Coach Lars Degenhardt, der sich über den Sieg natürlich trotzdem freute: „In der letzten Viertelstunde hat meine Mannschaft eine große kämpferische Leistung gezeigt und auch eine gewisse Coolness natürlich, dass wir das hinten raus über die Linie bringen.“ Für Birkesdorfs Sportlichen Leiter Luca Feistkorn überwogen ebenfalls die positiven Aspekte des Abends: „Ich bin unheimlich stolz auf die Mannschaft, mit so einem dezimierten Kader hier so eine Leistung abzurocken. Insgesamt ein geiles Oberligaspiel, für das man diesen Sport betreibt. Und wir hätten einen Punkt verdient gehabt.“

Zumindest vom Ergebnis her viel deutlicher war der 34:24-Erfolg des SSV Nümbrecht über den BTB Aachen II, durch den die Oberbergischen als Zweiter (11:1 Punkte) an der HSG dranbleiben. Die Gäste leisteten aber auch hier viel Widerstand und gingen zunächst mit 5:2 (6.) in Führung. Der SSV drehte die Partie zwar noch vor der Pause, konnte jedoch erst nach dem Seitenwechsel vom 21:19 (37.) entscheidend auf 26:19 (46.) wegziehen. BTB-Coach Andreas Heckhausen fand die Niederlage daher in der Deutlichkeit zu hoch. „Wir haben uns besonders in der ersten Halbzeit sehr gut präsentiert. Insgesamt muss ich meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen. Hauptproblem war, dass wir sehr viele unkonzentrierte Fehler gemacht haben und den einen oder anderen guten Wurf haben liegen lassen. Insgesamt muss man sagen, das Ergebnis spiegelt nicht den Spielverlauf wider“, meinte der Trainer, der nach den Roten Karten gegen Julius Schmitt (23.) und Felix Passlick (36./dritte Zeitstrafe) später immer weniger personelle Möglichkeiten hatte. Nümbrechts Coach Manuel Seinsche war nach dem schwachen Beginn mit dem weiteren Verlauf des Abends zufrieden: „BTB hat echt einen guten Start hingelegt. Ich glaube, die haben uns auch die Augen geöffnet. Dann konnten wir uns aber besinnen, haben relativ schnell ausgleichen und uns bis zur Halbzeit ein bisschen absetzen können. Wir haben dann Anfang der zweiten Halbzeit ganz gut in der Deckung gestanden und konnten uns peu à peu weiter absetzen.“

Das torreichste Spiel des Wochenendes boten der TuS Königsdorf und der Longericher SC II – wobei die Kölner mit dem 40:36-Auswärtserfolg naturgemäß hinterher deutlich mehr anfangen konnten. „Heute bin ich stolz auf meine Jungs. Wir hatten sehr schlechte Voraussetzungen, sind mit drei Rückraumspielern zum Spiel gefahren und verdienen letztlich trotzdem zu Recht diesen Sieg. Hätte mir morgens einer gesagt, wir werfen mit diesem Kader 40 Tore, hätte ich das nie im Leben geglaubt“, meinte LSC-Trainer Frederic Rudloff, dessen Team auch die Anfangsphase gehörte – 10:7 (16.). Königsdorf drehte die Begegnung vor der Pause zwar zum eigenen 17:14 (28.), geriet nach dem Wechsel aber wieder in Rückstand (34./19:20) und verlor in der Folge immer mehr den Anschluss – 21:25 (40.), 25:30 (47.). Am Ende brachten die Gäste den Sieg sicher ins Ziel. „Der LSC spielt das in der zweiten Halbzeit einfach superdiszipliniert runter. Wir kommen leider nicht gut in den Rückzug und schaffen es in der zweiten Halbzeit nicht mehr, das Spiel an uns zu reißen. Das ist sehr schade, der LSC war ersatzgeschwächt angereist, insofern ein Riesen-Respekt an die Leistung unseres Gegners“, fand TuS-Coach Franziskus Bleck.

Der TV Palmersheim kassierte gegen die HBD Löwen Oberberg eine 21:24-Niederlage – und musste hier nicht lange auf Ursachenforschung gehen. „Ich denke, wir hatten die Löwen sehr gut im Griff, haben eine Mega-Abwehr gestellt mit guten Torhütern dahinter. Wir schaffen es aber nicht, den Sack zuzumachen. Wir verwerfen insgesamt vier Siebenmeter, machen auch drei oder vier Tempogegenstöße nicht rein. Das sind dann schon acht, die du nicht machst – und entsprechend kannst du in der Abwehr so viel arbeiten, wie du willst. Wenn du nur 21 machst, wirst du in der Oberliga kein Spiel gewinnen“, erklärte Trainer Peter Trimborn, der mit dem 4:1 (7.) und 9:4 (17.) noch einen guten Start seines Teams sah. Selbst von der Roten Karte gegen Joshua Grabeck (32.) direkt nach der Pause ließen sich die Palmersheimer noch nicht aus der Ruhe bringen und sie blieben zumindest bis in die Schlussphase auf Augenhöhe – 19:19 (51.). Drei schnelle Gegentore zum 19:22 (53.) waren an dem Abend mit wenigen Treffern dann allerdings schon die Entscheidung und für Trimborn sehr ärgerlich: „Ein Unentschieden wäre mehr als verdient gewesen.“

Gerade einmal 24 Treffer reichten dem MTV Köln ebenfalls zu zwei Punkten, denn beim HC Weiden II gab es einen 24:22-Sieg. Tendenziell war somit auch hier der Verlierer mit dem eigenen Auftritt zufriedener als der Gewinner. „Das war eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zur letzten Woche, kämpferisch brauchen wir uns nichts vorwerfen zu lassen. Wir haben das Spiel sehr lange ausgeglichen gestalten können, in den letzten fünf Minuten ist Köln etwas cleverer und abgezockter als wir“, fand Weidens Trainer Stephan Xhonneux, der bis zum 22:22 (56.) eine Begegnung auf Augenhöhe sah – und dann nur noch die Kölner Treffer von Michel Kalisch (57./Siebenmeter) und Jonathan Discher (58.). „Das war viel Krampf bis zum Sieg. Die Deckungsleistung war über weite Strecken sehr gut mit guten Torhütern, dafür der Angriff um so dürftiger. Am Ende behalten wir trotzdem die Nerven und bringen das Spiel über die Ziellinie“, meinte MTV-Coach Moritz Adam. Den ersten Saisonsieg feierte der TuS 82 Opladen II, der gegen den TV Rheinbach mit 25:24 die Oberhand behielt. Opladens Trainer Kai Quante registrierte die bisher konstanteste Leistung seines Teams in dieser Spielzeit, das zudem nach 60 Minuten mit wechselnden Führungen das nötige Glück auf seiner Seite hatte: Konstantin Lutz besorgte in der letzten Minute den 25:24-Siegtreffer. Während die Hausherren feierten, ärgerten sich die Rheinbacher um ihr Trainergespann Dietmar Schwolow/Jan Hammann nach dem Abpfiff. „Das ist natürlich eine enttäuschende Niederlage und eine unnötige, da wir zum großen Teil wieder an unseren eigenen Fehlern scheitern. In der Abwehr haben wir es nicht geschafft, den Opladener Rückraum in den Griff zu kriegen. Da fehlt uns einfach die nötige Aggressivität. Im Angriff lassen wir das Bällchen nicht genug laufen und produzieren zu viele technische Fehler und Fehlwürfe“, fand Hammann.

 

HSG Siebengebirge – TV Birkesdorf 22:21 (9:11).

HSG Siebengebirge: Kremer, Löcher – Dziendziol (1), Steinhaus (3/2), Andrassy (3), Rohde (1), Runge, Hayer (2), Schlösser (2/1), Stein (2), Bachler (4), Marcinkovic, Koch (4), Picard.

TV Birkesdorf: Fernandez Urrutia, Richterich – Ernst (5), Eeckmann, Ihmer (1), Risteski (6/3), Oliva Cifuentes, Grings (2/2), Stern, Willers (2), Heinze (2), Perez Fernandez (3), Strunk, Janiec.

 

TV Palmersheim – HBD Löwen Oberberg 21:24 (12:12).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Nasser, Fiedler (4), Winter, Nzoikanua, Blesse, Lönenbach (3/1), Adolph (4), Schouren (9), Grabeck, Mayer (1), Schneider, J. Grevelding.

HBD Löwen Oberberg: K. Neese, Caber – Mlynczak (6), Köster (3), Meier, Basic (5/3), Rubel (5), Hudak-Domokos (1), Welke (2), Schneider (2), Sauer, Flick.

 

SSV Nümbrecht – BTB Aachen II 34:24 (19:14).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski (2) – Opitz (1), Benger, Urbach (7), Roth (8/4), Schanz (6), Hartmann, Schröter (2), Dissmann (3), T. Lang (2), D. Donath (3), Soentgerath, Miebach.

BTB Aachen II: Blank, Zaghloul – Creutz (1), Herzog (2), Schmitz (1), Passlick, Schmitt (1), Volmer (7), Panse (1), Hellemeister (9), Grunert, Hermanns (2).

 

TuS Königsdorf – Longericher SC II 36:40 (18:16).

TuS Königsdorf: Dürselen, Schroven – Zirkel (5), Schrief (3), Winkelius, Thiesen, Sjoelund (2), Becker, Müller (1), Többen (2), Houseman (8/4), Lange (3), Brauner (5), Landmann (7).

Longericher SC II: Döscher, Fischbach (1) – Breuer (8), Keil (1), Beste (4), Heider, Schiefer (6/5), Quetting (7), Vallbracht, Wörmann (8), Falkenreck (5).

 

TuS 82 Opladen II – TV Rheinbach 25:24 (14:13).

TuS 82 Opladen II: Pawlitzek, Wiese – Bosdorf (8), Lutz (8), Ahrens (5/2), Maurer, T. Meuser, Ewen, Strehlow (1), Frenzel (2), Kierdorf, N. Meuser, Sänger, Neuner (1).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Schwolow (5/2), Pohl, Krahforst, Stürmann, Eusterholz (4), Schmitz (1), Berens, Bittner (2), Ollefs (2), Kazimierski (10), Scholten.

 

HC Weiden II – MTV Köln 22:24 (14:13).

HC Weiden II: Keller, Rüttgers – Lozano (1), Meurer (5), Lange (1), Kleinhöfer (2), Johnen, Holste (1), Furuta (1), Altmeyer (1), T. Lütz, Havers (6), Signon (3/1), Kilburg (1).

MTV Köln: Schmitz, Schmidt – Neusser (2), Kalisch (5/3), Epple, Hilbert (1), Herzhoff, Göddertz, Discher (2), Jebbink (6), Minten (1), Bathen, König (1), Becker (6).

 

Pulheimer SC – ASV SR Aachen 28:25 (12:13).