2. Bundesliga
Dormagener Beton und Essener Treffsicherheit
TSV Bayer holt mit 26:17 gegen Aue wichtige Punkte für den Klassenerhalt, TuSEM überzeugt beim 31:28 gegen TuS N-Lübbecke.

Fliegen für den Sieg: Joshua Reuland steuerte mit neun Treffern aus zehn Versuchen viel zum wichtigen Dormagener Erfolg bei. (Foto: Michael Jäger)

Dieses Mittelfeld wächst und wächst, es wird im Moment mit jedem Spieltag größer. Es lässt sich auch so ausdrücken: Hinter dem alleine verlustpunktfreien Bundesliga-Absteiger ASV Hamm-Westfalen (10:0) ist die SG BBM Bietigheim (8:2) der erste Verfolger – und hinter dem Tabellenzweiten aus Baden-Württemberg folgt, mit jeweils 6:4 Zählern ausgestattet, wie an einer Perlenschnur ein Paket aus acht Mannschaften, die nur durch das Torverhältnis voneinander getrennt sind. Es beginnt beim Dritten Eulen Ludwigshafen (plus 13) und endet beim Zehnten VfL Lübeck-Schwartau (minus zehn). Vorletzter in diesem Bereich ist TuSEM Essen (minus acht), das dabei mit dem aktuellen Stand der Dinge sehr gut leben kann. Das jetzige 31:28 über den Fünften TuS N-Lübbecke (plus drei) war zudem erneut der Beleg dafür, dass die Essener mit ihrer jungen Mannschaft ganz sicher das Zeug zum Klassenerhalt haben, der ja als Ziel für die Saison 2023/2024 an oberster Stelle steht. Das mit der Position am rettenden Ufer gilt mindestens genauso für den TSV Bayer Dormagen, der inzwischen immerhin zwei sehr wichtige Siege auf die Habenseite seines Kontos überweisen konnte. Nach dem 35:29 am 15. September gegen den TuS Vinnhorst gab es zuletzt dank einer herausragenden Defensivleistung ein 26:17 über den EHV Aue – es waren/sind sogar doppelt wertvolle Erfolge über zwei Aufsteiger. Vinnhorst und Aue (jeweils 0:10) stehen momentan auf den beiden Abstiegsplätzen, sodass Dormagen auf Rang 13 bei 4:6 Zählern im Augenblick vier Punkte vor der heißen Gefahrenzone liegt. Das ist sicher mehr, als Trainer Matthias Flohr und seine Mannschaft nach dem 20:25 vom Saisonstart gegen N-Lübbecke selbst erwartet/erhofft hätten. Und die Situation bietet ihnen die Gewissheit, dass sie zurzeit alles selbst in der Hand haben.

Der TSV geriet gegen Aue in einer für den Abstiegskampf nicht untypischen Partie mit viel Einsatz und vielen Fehlern beim 1:2 (5.) und 2:3 (8.) in Rückstand, übernahm aber spätestens mit dem 5:4 (12.) von Ian Hüter immer mehr die Kontrolle. Das 9:5 (16.) konnte Aue zwar auf 9:10 (25.) verkürzen, aber auf der restlichen Strecke bis zum 12:9 (30.) am Ende der ersten Halbzeit rührte Dormagen defensiv noch einmal Beton an – was auch nach der Pause gegen oft rat- und hilflos wirkende Gäste aus Sachsen immer wieder gelang. Für die Entscheidung sorgte Flohrs Team bereits am Anfang der ersten Halbzeit, als es aus dem 12:10 (31.) durch sechs Treffer hintereinander auf 18:10 (42.) davonzog und nun den Rest der Partie souverän kontrollieren und einen ungefährdeten Sieg einfahren konnte. Herausragende Stützen hatte Dormagen in Keeper Christian Ole Simonsen (zehn Paraden/Quote an gehalten Würfen bei 37,04 Prozent) und in Linksaußen Joshua Reuland (neun Tore bei zehn Versuchen). Der TSV-Coach war nachvollziehbar sehr erleichtert und sehr zufrieden mit dem Gesamt-Auftritt – und gleichzeitig um eine realistische Einschätzung bemüht: „Wir sind nach wie vor im Entwicklungsprozess mit unseren jungen Spielern.“

Das sah TuSEM-Kollege Michael Hegemann nach dem Sieg über den TuS N-Lübbecke grundsätzlich nicht viel anders – und trotzdem war der Abend für ihn ein größerer Genuss: „Wenn man gesehen hat, mit wie viel Leidenschaft und Engagement die Truppe gespielt hat, dann macht es einfach Riesenspaß. Was wir verteidigt und an Beinarbeit hingelegt haben, war sensationell. Zudem ist es auch nicht alltäglich, dass wir 31 Tore werfen. Von daher war es für uns ein sehr runder Abend.“ Vorne übertraf Essen tatsächlich seinen bisherigen Saisonschnitt (24,5 Tore pro Partie) deutlich – was unter anderem an der Treffsicherheit von Rechtsaußen Felix Klingler und von Mittelmann Max Neuhaus lag: Klingler machte aus sechs Versuchen mit einer Hundert-Prozent-Verwertung sechs Treffer, Neuhaus überzeugte mit sechs Toren aus acht Versuchen (75 Prozent). Essen drehte das 0:1 (1.) und 1:2 (3.) bald ins 3:2 (5.) und hatte die erste Halbzeit in der Folge gut im Griff – 8:5 (16.), 10:6 (20.), 13:10 (82.), 15:12 (30.). Die Gäste kamen nachher mit dem 21:24 (49.) und 22:25 (50.) auf drei Treffer heran, aber gefährlich wurde es für Essen nicht mehr. Spätestens das 30:24 (57.) von Finley Werschkull beseitigte letzte kleinere Zweifel, ehe N-Lübbecke in den letzten drei Minuten etwas Ergebniskosmetik betreiben konnte.

Für Dormagen geht das Unternehmen Klassenerhalt am 8. Oktober beim Dessau-Roßauer HV weiter, der auf Platz 14 (4:6 Punkte) ein direkter Nachbar und bisher auf einer Berg- und Talfahrt durch die Saison unterwegs ist – 31:36 beim TV Großwallstadt, 26:19 gegen VfL Eintracht Hagen, 27:33 bei der HSG Nordhorn-Lingen, 20:27 gegen den VfL Potsdam, 39:34 beim VfL Lübeck-Schwartau. Dass die Essener bereits am Dienstag im nächsten Pflichtspiel beschäftigt sind, wird sie nun mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht überfordern, denn in der dritte Runde des DHB-Pokals gilt Hegemanns Team beim Regionalligisten HC Gelpe/Strombach als turmhoher Favorit – und der Einzug ins Achtelfinale als Pflicht. Das Weiterkommen brächte dann kurz vor Weihnachten einen zusätzlichen Termin, aber zugleich die verlockende Aussicht, am 12./13. Dezember auf einen der ganz Großen der Branche zu treffen. Vom THW Kiel über die SG Flensburg-Handewitt bis hin zum amtierenden Pokalsieger Rhein-Neckar Löwen oder dem aktuellen Bundesliga-Spitzenreiter MT Melsungen sind alle Top-Teams denkbar. Eine Nummer kleiner geht es am kommenden Sonntag in der 2. Bundesliga zu – mit der dennoch ebenfalls sehr reizvollen Aufgabe beim Bundesliga-Absteiger TSV GWD Minden (Elfter/4:6 Punkte).

 

TSV Bayer Dormagen – EHV Aue 26:17 (12:9).

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Reuland (9), Senden (2), Böhnert, Rehfus (1), I. Hüter (2), Reimer (4/2), Schroven (3), Strosack (3), P. Hüter, Träger, J.-Chr. Schmidt (1), Pauli, Steinhaus (1).

 

TuSEM Essen – TuS N-Lübbecke 31:28 (15:12). 

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger, Wolfram (2), Wilhelm (1), Homscheid (3/2), Asmussen (3), Eißing, Szczesny (3), Seidel, Klingler (6), Neuhaus (6), Rose (2), Mast (2), Werschkull (1), Schoss (2).