3. Liga
Niehaus-Schock lähmt Longerich, Aldekerk fällt auseinander
Linkshänder erleidet beim 28:30 gegen Dansenberg schwere Verletzung. TVA kommt gegen Gelnhausen mit 24:33 unter die Räder. Panther enttäuschen beim 31:35 in Homburg.

Da ging es noch: Aber nach der schweren Verletzung von Lennart Niehaus (links) werden Nico Pyszora (Zweiter von links) und Dustin Thöne (rechts) mit für den Teamkollegen arbeiten müssen. (Foto: Thomas Schmidt)

Longericher SC – TuS Dansenberg 28:30 (16:14). Das hatten sich die Longericher ganz anders vorgestellt und dieser Samstagabend dürfte der Mannschaft von Trainer Chris Stark möglicherweise noch lange in schmerzhafter Erinnerung bleiben. Erstens: Nach einem eher harten Auftaktprogramm mit gleich drei sehr schwierigen Auswärtsaufgaben war die Pleite gegen die Gäste aus Kaiserslautern jetzt die erste wirklich unerwartete Niederlage. Immerhin war Dansenberg am ersten Spieltag beim TuS 82 Opladen mit 22:36 untergegangen und mit 2:8 Zählern nicht gerade als Favorit nach Köln gereist. Zweitens: Durch das Resultat rutschte das Punktekonto des LSC ins Negative (5:7) und das Team in der Tabelle auf Rang neun ab, der nicht wirklich zu den eigenen Ansprüchen passt. Drittens: In der 25. Minute verletzte sich Neuzugang Lennart Niehaus nach seinem Treffer zum 15:10 bei der Landung schwer. Der Linkshänder wurde lange behandelt und schließlich per Rettungswagen abtransportiert. Eine genaue Diagnose ist noch nicht bekannt, aber ganz sicher wird Niehaus dem LSC lange fehlen. „Er ist jetzt im Krankenhaus. Da hoffen wir, dass die Verletzung nicht allzu eklatant ist und er schnell wieder auf die Beine kommt. Das ist heute das absolut Wichtigste und auch deutlich wichtiger als der Sport“, meinte Stark.

Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase (7:7/15.) schienen die Hausherren die Angelegenheit mit einer stabileren Deckung langsam in den Griff zu bekommen und sie setzten sich über das 10:7 (17.), 12:8 (18.) und 14:9 (22.) auf 15:10 (25.) ab – was gleichzeitig das Aus von Niehaus und eine längere Unterbrechung bedeutete. „Das hat auf jeden Fall dem Spiel eine entscheidende Wendung gegeben. Diese schwere Verletzung steckte dann bei allen Spielern in den Köpfen“, erklärte Stark, dessen Team schon bis zur Pause den Vorsprung fast verspielte – 16:14 (30.). Und auch nach dem Seitenwechsel leistete sich der LSC über weite Strecken viel zu viele Fehler, sodass die Partie den Hausherren vom 19:16 (34.) zum 21:24 (46.) entglitt. Neben ungewohnten Abspielfehlern gab es auf Seiten der Kölner zahlreiche Pfostentreffer oder eine Szene wie die beim Stande von 19:19, als Keeper Elvan Kromberg den Ball neben das leere Dansenberger Tor setzte (39.).

In der Schlussphase kämpfte sich Longerich immerhin vom 24:27 (53.) noch einmal zurück und beim 27:27-Ausgleich durch Lukas Martin Schulz (57.) schien zumindest aus sportlicher Sicht ein Happy End für Starks Team möglich zu sein. Doch erneut brachte ein einfacher Ballverlust die Gäste in Front (27:29/59.) und mit dem 27:30 (60.) war die Partie entschieden. „Meine Mannschaft hat brutal gekämpft. Da gibt es überhaupt keinen Vorwurf, kämpferisch war das wieder top. Aber wir haben zu viele Fehlaktionen gehabt, sodass wir den Gegner so ein bisschen stark gemacht und das Spiel eigentlich im Angriff verloren haben“, meinte Stark, auf den mit dem LSC am kommenden Freitag das Derby bei den Bergischen Panthern wartet.

Longericher SC: Kromberg, Döscher, Briese – Gerfen, Zerwas, Pyszora (4), Richter (4), Thöne (1), Niehaus (2), Wolf, Zimmermann (5/1), Schulz (7/4), Nolting (4), Dahlke (1), Malolepszy.

 

TV Homburg – Bergische Panther 35:31 (20:13). Diesen Samstagabend beim Aufsteiger im Saarland hatten sich die Panther zu hundert Prozent anders vorgestellt. Das war der Plan, den Marcel Mutz vorher aufgestellte hatte: „Wir wollen unsere Serie ausbauen und die nächsten beiden Punkte holen.“ Dass die Idee nicht einfach in die Tat umzusetzen sein würde, war dem Panther-Trainer dabei natürlich bewusst – aber nicht auf seine Rechnung hatte er, dass seine Mannschaft eine dermaßen gebrauchte erste Halbzeit aufs Parkett bringen würde – in der nicht viel an jenes Team erinnerte, dass zuletzt mit 33:29 gegen den TV Aldekerk und mit 28:25 gegen den TuS Dansenberg gewonnen und sein Konto auf 7:3 Zähler gestellte hatte. Durch die Niederlage verpassten die Panther (vorher Fünfter) gleichzeitig die beiden Chancen, sich für die nächste Zeit im oberen Drittel der Tabelle festzusetzen – und mit noch mehr Schwung ins bevorstehende Duell am nächsten Freitag gegen den Longericher SC zu gehen. Mutz war auf der Suche nach Erklärungen: „Das ist eine verdiente Niederlage, wir haben zu keiner Zeit ins Spiel gefunden. Sicher muss man auch sagen, dass wir nach fünf Minuten noch David Bleckmann und Henrik Heider verlieren aufgrund von Krankheit und Verletzung. Deshalb mussten wir mit Justus Ueberholz und Jens Peter Reinarz spielen, die eigentlich seit Wochen nicht mehr spielen sollen.“ Gleichzeitig wollte er das Ergebnis nicht darauf alleine zurückführen, zumal die größere Baustelle der Panther ja auch die Defensiv war. „Wir hatten keinen Zugriff in der Abwehr, die eigentlich immer unsere Stärke ist“, fand der Coach, „wir hatten kein gutes Torhüter-Abwehr-Paket, vorne wie hinten hat nichts geklappt. Positiv ist, dass wir es geschafft haben, noch Ergebniskosmetik zu betreiben. Aber insgesamt waren wir nach der langen Busfahrt scheinbar noch im Bus. Wir müssen jetzt sehen, dass wir schnell regenerieren, denn unser Fokus war nicht so, wie wir es haben wollten.

Das größte Problem der Gäste hieß von Beginn an Yves Kunkel – jener Ex-Profi, der in der vergangenen Saison noch für den aktuellen Bundesliga-Zweiten MT Melsungen aufgelaufen war und nun das Homburger Trikot trägt. Glück für die Saarländer, Pech für die Panther: Wann immer der 29-Jöhrige gebracht wurde, war er mit insgesamt zwölf Toren und vielen richtigen Entscheidungen zur Stelle. Das frühe 1:0 (1.) von Henrik Heider sollte nicht zuletzt deshalb die einzige Führung für Mutz‘ Mannschaft sein, die ab dem 4:5 (6.) beständig hinterherrannte und nach dem 7:9 (13.) mit dem 7:13 (17.) zum ersten Mal richtig den Kontakt verlor. Übers 13:20 (30.) am Ende der ersten Halbzeit gab es mit dem 16:21 (35.) und 18:22 (37.) oder 19:23 (38.) wieder etwas mehr Hoffnung – und das 19:26 (41.) konnten die Panther sogar auf 23:26 (45.) verkürzen. Gute fünf Minuten darauf mit etlichen Fehlpässen und Fehlern jeder Art sowie zwei weiteren Kunkel-Toren stand die Niederlage allerdings beim 23:30 (50.) fest. Als beim 25:34 (55.) plötzlich noch eine zweistellige Pleite drohte, sammelten sich die Panther zur letzten Auszeit – und holten das Resultat durch einen 6:1-Lauf in der länge verlorenen Partie tatsächlich in einen erträglichen Rahmen zurück.

Bergische Panther: Eigenbrod, Ferne – Reinarz (1), Wöstmann (5/2), Görgen (3), Jünger, J. Blum (5), T. Blum (3), Zulauf, Weiß (1), Ueberholz (2), Bleckmann, Hinkelmann (1), Heider (3), Wolter (2), Kämper (5).

 

TV Aldekerk – TV Gelnhausen 24:33 (11:16). Vorerst ist die Aufholjagd der Aldekerker beendet, bevor sie überhaupt richtig begonnen hat. Nach dem ersten Saisonsieg beim 31:24 gegen den TV Homburg hatte Spielertrainer Tim Gentges sehr darauf gehofft, dass der TVA auch sein zweites „Vier-Punkte-Spiel“ hintereinander gewinnen und sich weiter in die Richtung zu einem Platz mit mehr Sicherheit orientieren könnte. Das war in der Summe der 60 Minuten der größte mögliche Irrtum – weil es mit der verdienten Niederlage einen echten Rückschlag gab, von dem sich das Team erst noch wird erholen müssen. Weil die gerade überholten TuS Dansenberg (30:28 beim Longericher SC) und TV Homburg (35:31 gegen die Bergischen Panther) zu in dieser Form überraschenden Erfolgen kamen, ist Aldekerk außerdem erneut auf einen Abstiegsplatz zurückgefallen: Homburg liegt derzeit mit 4:8 Punkten über dem Strich, während Dansenberg (4:8), Aldekerk (2:10) und Schlusslicht TSG Haßloch (1:11) absteigen müssten – falls denn jetzt Schluss wäre. Das ist zurzeit einer der Punkte, an denen sich Gentges und seine Spieler nach diesem Debakel aufrichten müssen: In den verbleibenden 24 Partien sind durchaus noch ausreichend Zähler für den Klassenerhalt zu vergeben.

Dass die Niederlage in Ordnung ging, war sicher unstrittig – und den Hausherren gelang sowieso keine einzige Führung. Nach dem 2:2 (6.) durch Thomas Phlak, der den zweiten und letzten Ausgleich erzielte, deutete sich mit dem 3:6 (9.) oder 5:8 (11.) frühzeitig größeres Unheil an – woran der 7:8-Anschluss (12.) von Cedric Linden wenig änderte. Ab dem 7:11 (15.) hielt sich der Rückstand mindestens im Bereich von vier Toren und das 11:16 (29.) am Ende der ersten Halbzeit ließ an diesem Abend bereits keine großen Hoffnungen mehr zu, zumal Aldekerk anschließend im zweiten Durchgang unverändert selten so stattfand, wie es nötig gewesen wäre. Deshalb brauchte Gelnhausen, das keinen Zauberhandball vortrug, bloß auf die Fehler der Hausherren zu warten – die dann prompt kamen. Zwei Beispiele: Beim 18:21 (43.) und 20:23 (45.) war der TVA doch noch einmal auf drei Tore herangekommen, aber er stieß das eben Erreichte mit zum Teil unglaublichen eigenen Fehlern direkt wieder um – 20:26 (49.), 21:29 (51.). Wenig später dürften alle Aldekerker fast froh darüber gewesen sein, dass dieser schmerzhafte Abend endlich vorbei war.

Gentges war nachher nicht im Ansatz bereit, den Stab über seine Spieler zu brechen. „Die Jungs wollten ja, sie können sich das selber nicht erklären“, betonte der TVA-Coach. Gleichzeitig sieht er nun keine andere Möglichkeit, als das Geschehen intensiv zu besprechen und anschließend sofort den Blick nach vorne zu richten. „Ich hatte zwei Prognosen abgegeben. Einmal die: Halten wir uns an unseren Matchplan, dann wird es Gelnhausen schwer haben. Dann die: Wenn wir das nicht hinbekommen, dann werden wir es schwer haben. Genau das ist eingetreten, wir haben uns selber nie die Chance gegeben, in das Spiel zu finden. Wir hatten nie eine Kompaktheit in der Abwehr, das hat uns das Genick gebrochen. Und vorne sind wir nicht ansatzweise ins Spiel gekommen. Wir haben zu oft zu einfache Würfe genommen. Gelnhausen gewinnt verdient mit neun Toren. Wir waren in der zweiten Halbzeit wieder dran und hatten die Chance, weiter zu verkürzen. Aber ab da ist das Kartenhaus komplett zusammengebrochen. Wir müssen das schnellstens aufarbeiten. Gegen Homburg haben wir gesehen, zu was wir im Stande sind – aber nur, wenn sich jeder reinwirft und den Arsch aufreißt. Sonst wird das eine ganze lange und schwierige Saison, dann wird die echt bitter. Wir müssen uns den Mund abwischen und weiterarbeiten.“

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann – Jonas Mumme, Grützner, Kirschbaum (1), Plhak (5/1), Gentges, Tobae (1), Küsters, Hansen (7), Julian Mumme (9), Ellwanger, Rutten, Linden (1).

 

HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II – HSG Krefeld Niederrhein 25:32 (15:20). Das Unternehmen Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga läuft weiter nach Wunsch für die Eagles, die den sechsten Auftritt in dieser Saison ebenfalls erfolgreich abschlossen und dadurch ihre Spitzenposition bei jetzt 12:0 Zählern untermauerten. Auch die HSG, zweite Mannschaft des Erstligisten HSG Wetzlar, konnte die Eagles nicht stoppen, die das Geschehen von Anfang an beherrschten, über die gesamte Spielzeit nicht ernsthaft unter Druck und kein einziges Mal in Rückstand gerieten. Unter dem Strich genügte dem Team von Trainer Mark Schmetz nach einer seriös gestalteten ersten und einer fahr- bis nachlässig geführten zweiten Halbzeit eine durchschnittliche Leistung, um den Sieg einzufahren. Bemerkenswert: Der Spitzenreiter übertraf im sechsten Spiel zum sechsten Mal die Marke von 30 Toren – obwohl er in den letzten 13 Minuten, die eine wild-chaotische Schlussphase eröffneten, nach dem 29:22 (47.) nur bescheidene drei Tore nachlegen konnten. Dass den Krefeldern auf der anderen Seite mit den lediglich 25 Gegentreffern eine Bestmarke für die aktuelle Saison 20223/2024 gelang, lag im Wesentlichen an zwei Faktoren: Keeper Sven Bartmann bot zahlreiche starke Paraden und den Hausherren fehlte gleichzeitig erkennbar die Durchschlagskraft.

Nach dem schnellen 1:0 und 2:0 (jeweils 2.) von Mike Schulz musste Krefeld mit dem 4:4 (7.) den einzigen Ausgleich hinnehmen, ehe es übers 7:4 (10.) und 8:5 (11.) klar die Kontrolle übernahm. Die Hausherren verkürzten zwar nach dem 8:12 (18.) etwas später auf 12:14 (24.) und 13:15 (25.), doch die Gäste antworteten entscheidend – 16:13 (26.), 17:13 (27.), 18:13 (28.). Näher als bis auf die vier Tore beim 22:18 (38.) kam die HSG nicht mehr heran und das Krefelder 27:20 (45.) war für die Hausherren der Anlass, in einer Auszeit über Möglichkeiten für ein besseres Resultat nachzudenken. Der Ertrag hielt sich dann allerdings in Grenzen und das die letzte Viertelstunde ein 5:5 erzeugte, hatte nicht unerheblich mit den zunehmend unkonzentriert wirkenden Krefeldern zu tun – die genau wissen, dass sie sich ähnliche Phasen in den kommenden Partien wohl kaum erlauben dürfen. Am nächsten Samstag wartet schließlich das Duell mit dem TuS 82 Opladen, am 22. Oktober der Auftritt beim nur einen Punkt zurückliegenden Zweiten TuS Ferndorf (11:1) und zum Abschluss des Monats am 27. Oktober die 20 Kilometer kurze Fahrt zum TV Aldekerk – wo eine Partie auf dem Programm steht, die aufgrund der räumlichen Nähe in der Region als Derby gilt.

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther, Bartmann – Krass (4), Klasmann (2), Noll (2/1), Hahn (1), Mota Sousa (4), Schulz (4), Marquardt, Hüller (4), Brüren (3), Kaysen (2), Jagieniak (1), Persson (5), Mircic.