2. Bundesliga
Finanzielles Loch: Dormagen unter Druck
TSV Bayer muss noch mehr sparen, nachdem ein Hauptsponsor weggebrochen ist. Betroffen sind auch die Spieler-Gehälter.

Und jetzt? Trainer Matthias Flohr (rechts) und Co-Trainer André Nicklas (links) müssen sich viele Gedanken darüber machen, wie sie mit ihrer Mannschaften unter finanziell veränderten Bedingungen in der Spur bleiben. Mislav Grgic (Mitte) ist davon nicht mehr betroffen, weil er seit dem Sommer in Österreich unter Vertrag steht. (Foto: Thomas Ellmann)

Vielleicht war der Zeitpunkt der Veröffentlichung am späten Mittwoch um 21.45 Uhr mit Absicht gewählt. Im ZDF endete gerade „Aktenzeichen XY“ – jene Sendung, in der Rudi Cerne ungelöste Kriminalfälle präsentiert. Die Szenen werden dabei in aller Regel von (mehr oder weniger guten) Schauspielern nachgestellt. Und irgendwie müssen sich auch die Dormagener in denvergangenen Tagen wie in einer Art schlecht nachgestelltem Krimi fühlen. Ein anderer Schluss ist kaum denkbar angesichts des Inhalts der Meldung, die der Zweitligist am Abend über seine Kanäle verbreitete: „Durch den überraschenden Ausfall eines Großsponsors, dessen Leistungen und finanzielle Zuwendungen kurzfristig nicht zu ersetzen sind, ist die TSV Bayer Dormagen Handball GmbH innerhalb kurzer Zeit in eine sehr prekäre finanzielle Situation geraten. Die Geschäftsleitung hat die neue Situation erkannt und mit externen Sanierungsexperten der Firma ATN Rechtsanwälte analysiert und gemeinsam mit dem Team um RA Dr. Marc d‘Avoine einen Plan für die Restrukturierung der TSV Bayer Dormagen Handball GmbH entwickelt. Dieser Plan beinhaltet u.a. Teilverzichte der Gläubiger, Sonderbeiträge unserer bestehenden und auch neuer Sponsoren sowie Sanierungsmaßnahmen verschiedener Art, wie beispielsweise anteilige Gehaltsverzichte.“ Bedeutet übersetzt: Die Handball-Welt in Dormagen, die nach dem 35:34-Sieg am Wochenende beim Dessau-Roßlauer HV und dem Sprung auf Tabellenplatz neun noch so rosig schien, hat einen echten Schlag erlitten.

Die wichtigste Nachricht für alle Fans des TSV: Der Spielbetrieb in der 2. Bundesliga soll fürs Erste nicht beeinträchtigt werden. Das Spieler- und Trainerteam – aller Voraussicht nach die Hauptbetroffenen der angekündigten Sparmaßnahmen – habe „sehr positive Signale“ gesendet. Bayer-Geschäftsführer Björn Barthel formuliert das so: „Ich ziehe den Hut vor dieser Mannschaft, die allen Grund hätte, wütend auf mich zu sein. Als Geschäftsführer trage ich natürlich die Verantwortung. Wir arbeiten jetzt alle gemeinsam daran, einen vernünftigen Weg für die Zukunft zu finden.“ Und nicht zuletzt ist auch diese Nachricht hier mindestens doppelt wertvoll: Das Allstar Game zwischen unserer Harzhelden-Auswahl, deren Voting gerade in vollem Gange ist, wird am 12. Januar 2024 auf jeden Fall wie geplant stattfinden. Wir haben es doch von Anfang an als Fest für den Handball geplant. Und wir fühlen uns gerade sogar bestätigt: Dieses Spiel wird ein Hingucker. Dormagen kann zeigen, wie professioneller Handball aussieht, unsere Allstars können zeigen, dass der Handball im Amateurbereich genauso wertvoll ist. Was ihr dafür tun könnt? Dabei sein. Einfach dabei sein.