Augen zu und durch: Ante Grbavac ist jetzt der erfolgreichste Torschütze in der 3. Liga – würde aber auf diesen „Titel“ sicher gerne verzichten, wenn Interaktiv dafür zwei Punkte aus dem Spiel gegen Ferndorf bekommen könnte. (Foto: Thomas Schmidt)

Interaktiv.Handball – TuS Ferndorf 30:33 (14:18). Die größten Fans der Ratinger dürften an diesem Sonntagnachmittag nicht in der Halle Gothaer Straße gewesen sein, sondern eher knapp 30 Kilometer entfernt in der Nachbarschaft bei der HSG Krefeld Niederrhein zu Hause. Die Eagles, der noch verlustpunktfreie Tabellenführer (14:0) der Gruppe Süd-West in der 3. Liga, hätten schließlich von einer Überraschung durch die Hausherren nachhaltig profitiert – weil die Ferndorfer als Zweiter ein direkter Konkurrent im Kampf um die Meisterschaft sowie die beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga sind. Ratingen, das zuerst vorwiegend wenig Mittel gegen das extrem hohe Tempo des TuS hatte, kam nach einer deutlichen Steigerung im Laufe der zweiten Halbzeit doch für etwas Zählbares in Frage und glich zweimal aus – 27:27 (50.), 28:28 (53.). Ausgerechnet jetzt streute Interaktiv aber im festen Willen, die komplette Wende zu schaffen, erneut ein paar Fehlversuche ein, sodass der Favorit aus Siegen nur zuzugreifen brauchte – was er auch tat. Die beobachtenden Krefelder, die selbst vor zwei Wochen in Ratingen ebenfalls mit größter Mühe den Kopf aus der Schlinge gezogen hatten (32:31), dürften trotzdem kurz vor dem Gipfeltreffen am nächsten Sonntag in Ferndorf aufmerksam registriert haben, dass der TuS (13:1 Punkte) zumindest aktuell keinesfalls Zauberhandball spielt. Und Interaktiv (4:10), das auf Rang 13 weiter im unteren Drittel angesiedelt ist, wird sich womöglich Chancen ausrechnen, im Kellerduell beim Vorletzten TV Aldekerk (2:12) für den Klassenerhalt zu punkten.

Ratingen fand übers 1:3 (4.) bis zum 4:4 (6.) durchaus schnell in die Partie, stand sich jedoch in der Folge durch eine zu schwache Chancenverwertung selbst im Weg – 7:10 (13.), 8:13 (19.). Nach dem 11:17 (26.) konnten die Hausherren den Rückstand bis zum 14:18 (30.) eingrenzen und sie blieben übers 17:21 (36.), 18:22 (38.) und 21:25 (42.) bei einem Vier-Tore-Rückstand halbwegs im Rennen. Dass es anschließend noch einmal richtig spannend wurde, hatte mit zwei überragenden Kräften auf Seiten der Gastgeber zu tun: Keeper Denis Karic rief Glanzparaden fast nach Belieben ab, Rückraumspieler Ante Grbavac traf bisweilen nach Belieben. Bis zum 29:30 (56.) von Tomislav Nuic und dem 30:31 (57.) von Luca Sackmann war die Partie weiter offen, ehe Ferndorf durchs 32:30 (58.) von Daniel Hideg (58.) und das 33:30 (60.) von Marvin Mundus die Entscheidung zu seinen Gunsten besorgte.

Benny Daser, der Sportliche Leiter der Ratinger, wirkte nur im ersten Moment leicht enttäuscht – weil es eben keine Punkte gab und weil die Hausherren unter dem Strich vier Siebenmeter verwarfen, die am Ende ebenfalls fehlten. „Das ist super-schade. Wir machen wirklich ein sehr gutes Spiel“, fand Daser, „in der zweiten Halbzeit war die Mannschaft sofort da, wir haben den Gegner in der Abwehr mehr und mehr unter Druck gesetzt. Vorne waren bei uns tolle Szenen dabei und dann schaffen wir das Unentschieden, aber uns gelingt es nicht, noch mal einen, zwei oder drei draufzusetzen. Wir scheitern letztlich an Kleinigkeiten. Wir hoffen und warten auf den Zeitpunkt, wo wir sagen, dass wir toll gespielt und gepunktet haben. Trotzdem ist heute ein Kompliment an die Mannschaft fällig, weil das unter dem Strich schon gut war.“ Was gleichzeitig direkt keiner auf dem Schirm hatte: Ante Grbavac, der im Übrigen zweimal beim Siebenmeter leer ausging, erzielte insgesamt zwölf Treffer – und übernahm damit die Führung in der Torschützenliste der Gruppe Süd-West: Grbavac steht mit nun 60 Toren aus sieben Spielen knapp vor Yves Kunkel (59/TV Homburg).

Interaktiv.Handball: Bliß, Karic, Ludorf – Hinrichs, Grbavac (12), Markotic, Wasse (2), Sackmann (2), Knak, Oelze (2/1), Maric (3/1), Nuic (5), Poschacher (1), Louzi, Sabljic (3).