Regionalliga Nordrhein
Ein Korschenbroicher fordert Korschenbroich
Ronny Rogawska, einst auch Trainer beim TVK, freut sich aufs Derby. Eine andere Frage: Bleiben TSV Bonn rrh. und HC Weiden vorne?

Kniefall? Im Gegenteil. Ronny Rogawska lebt zwar in Korschenbroich, will aber als Trainer von Borussia Mönchengladbach alles für einen Sieg gegen den TVK tun. (Foto: Bianca Fleuth)

Sechs von 26 Spieltagen sagen unter anderem das hier aus: Die Tabelle bildet keinen Zufall mehr ab – was auch für die Regionalliga gilt. Natürlich stellen sich dabei trotzdem ein paar Fragen: Wie lange können sich die TSV Bonn rrh. und der HC Weiden, die beiden Überraschungsteams auf den Plätzen eins und zwei, noch ganz vorne behaupten? Kann der Titelfavorit TV Korschenbroich, der als einziger Klub in der Klasse den Aufstieg in die 3. Liga als Ziel angegeben hat, seine nach einem verpatzten Saisonstart begonnen Aufholjagd fortsetzen? Kann die SG Langenfeld irgendwann doch ihren ersten Sieg holen oder entwickelt sie sich tatsächlich zum Abstiegskandidaten Nummer eins? Im Mittelpunkt steht dabei am siebten Spieltag sicher der TVK – weil er zum Derby beim Aufsteiger Borussia Mönchengladbach antritt und damit eine ziemlich schwierige Aufgabe vor sich hat. Gerade mal knapp sieben Kilometer trennen die Jahnhalle der Borussia von der Waldsporthalle des Titelkandidaten und Trainer der Borussia ist noch dazu Ronny Rogawska – der Däne, der mitten in Korschenbroich lebt und einst dort als Handball-Trainer gearbeitet hat. Dass er sich nun fürs Treffen seiner in erster Linie um den sicheren Klassenerhalt bemühten Mönchengladbacher (Zehnter/5:7) alles Mögliche für einen Sieg über den TVK (Dritter/8:4) einfallen lassen wird, liegt auf der Hand. Und vermutlich wären sie selbst in Korschenbroich enttäuscht/überrascht, wenn das eben nicht so wäre.

Für Rogawska ist die Partie definitiv etwas Besonders – zunächst aus alter Liebe zum früheren Klub: „Mit dem TVK verbindet mich auf jeden Fall die eine oder andere Geschichte“, sagt Mönchengladbachs Coach, „ich hatte in Korschenbroich sieben schöne Jahre, die mich sehr stark geprägt haben. Manche sind Freunde geworden und ich kenne auch viele Fans noch. Ich freue mich selbstverständlich auch auf Dirk Wolf.“ Wolf war als Rogawska-Nachfolger im Sommer 2018 gekommen und hatte sich im Sommer 2022 eigentlich in den sportlichen Ruhestand begeben, ehe er vor ein paar Wochen zurückkehrte und die Stelle des entlassenen Gilbert Lansen einnahm. Rein sportlich sieht Ronny Rogawska nun erstens einen enormen Reiz in der Partie und zweitens die grundsätzlich besseren Karten beim TVK: „Darauf freuen sich viele schon lange. Ich glaube, dass ist das erste Derby gegen Korschenbroich seit zwölf Jahren. Das wird einfach ein mega-schönes Spiel. Beide Seiten kennen sich sehr gut und wissen, was einzelne Spieler beim anderen können. Es wird darauf ankommen, wer eine Riesen-Abwehrleistung mitbringt und wer in den entscheidenden Phase einen kühlen Kopf hat. Für mich ist Korschenbroich ganz klar Favorit. Die hatten am Anfang das Pech, dass Henrik Schiffmann in ein paar Spielen gefehlt hat. Ich möchte, dass meine Mannschaft sehr viel Spaß hat. Und dann schauen wir mal, ob das hinhaut, was ich mir vorstelle.“

Die führenden Bonn (10:2 Punkte) und Weiden (9:3) haben gemeinsam, dass sie höchstens im Traum oder nicht mal da ernsthaft an die 3. Liga denken – sondern „nur“ daran, sich so früh wie möglich und so weit wie möglich von allem fernzuhalten, das wie Abstiegszone aussieht. Bonn, das vor der schulferien-bedingten Unterbrechung mit dem 30:41 in Korschenbroich die erste Niederlage hinnehmen musste, wird deshalb gegen den Vorletzten MTV Rheinwacht Dinslaken (3:9) erst recht versuchen, den sechsten Sieg aufs eigene Konto zu überweisen – und falls das gelingt, bleibt das Team von Trainer Frank Berblinger an der Spitze. Dass der MTV jüngst durch ein 30:21 über den OSC Rheinhausen (Elfter/5:7) seine ersten beide Punkte holte, dürfte dabei für die Bonner eine hinreichende Warnung sein. Weiden steht vor der Aufgabe beim Bergischen HC II (Siebter/6:6), der bislang alle drei Heimspiele für sich entschied und zuletzt mit dem 26:24 den Vierten HG Remscheid (8:4) erfolgreich bekämpfte.

Der Aufsteiger TSV Bayer Dormagen II ist als Fünfter mit 7:5 Zählern längst gut in der höheren Klasse angekommen, bleibt aber auf dem Teppich und strebt weiter „nur“ den Klassenerhalt an. Was jetzt fürs Team von Trainer Martin Berger beim HC Gelpe/Strombach drin ist (Zwölfter/4:8), hängt unter anderem von den Gastgebern ab – die bisher keine rechte Linie für die Saison 2023/2024 entdeckt haben und deshalb eher unter Wert angesiedelt sind. Das weiß auch Bayer-Trainer Martin Berger, der krankheits- und verletzungsbedingt mit dem einen oder anderen Ausfall rechnet: „In der Videoanalyse sieht man, dass sie sich von den Ergebnissen her eigentlich viel besser präsentieren und wie im vergangenen Jahr zum oberen Drittel gehören sollten. Die Mannschaft von Markus Murfuni hat sich so langsam gefunden. Wir freuen uns und wir wollen diesen Kampf annehmen. Wir sind bereit, wieder alles zu geben.“

Hinter den Dormagenern beginnt beim Sechsten TuSEM Essen II ein Vierer-Paket aus Teams mit jeweils 6:6 Punkten, zu dem neben Essen und dem BHC noch die HSG Refrath/Hand und der BTB Aachen gehören – die es jetzt in Aachen im direkten Duell miteinander zu tun haben. TuSEM geht nach dem Stand der Dinge als Favorit ins Heimspiel gegen die inzwischen ans Tabellenende abgerutschte SG Langenfeld (1:11). Erstens: Das Team des Essener Trainers Philipp Krüger hat seine sechs Zähler durch die Bank in eigener Halle eingesammelt. Zweitens: Der bisher einzige Punktgewinn der SGL stammt vom ersten Spieltag am 27. August und es war ein 27:27 gegen den Vorletzten Dinslaken. Auf der anderen Seite verpasste das Team von Trainer Christian Paul neben dem Unentschieden in Dinslaken gleich drei Mal extrem knapp etwas Zählbares – 29:30 in Bonn, 28:29 gegen Mönchengladbach, 30:31 gegen Aachen. Nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit könnte das Pendel demnächst mal in die andere Richtung ausschlagen.