3. Liga
Spitzenspiel in Ferndorf, „Kellergipfel“ in Aldekerk
Krefelder treten als Erster beim Zweiten an. Für TVA und Interaktiv ist das direkte Duell ein Schlüsselspiel. Panther wollen Rang sechs festigen, LSC und Opladen in die obere Hälfte.

Hier ist die Wand: Robert Krass (rechts) und Matija Mircic (links) konnten mit den Eagles bisher in allen sieben Spielen ausreichend viele Lösungen zur Abwehr gegnerischer Angriffe finden. Lukas Martin Schulz (beim Wurf) und seine Longericher liegen momentan noch ein Stück hinter den eigenen Vorstellungen zurück. (Foto: Thomas Schmidt)

Es scheint tatsächlich exakt so oder wenigstens sehr ähnlich so zu kommen, wie sich das vorher nicht gerade wenige gedacht hatten. Insgesamt ist es sicher auch keine große Überraschung, dass in der  HSG Krefeld Niederrhein (14:0 Punkte) und im Zweiten TuS Ferndorf (13:1) zwei zum engeren/engsten Kreis der Favoriten zu zählende Klubs vorangehen und dem Feld bereits zu enteilen drohen. Ein echter Fortschritt gegenüber der vergangenen Saison ist das nicht zuletzt für die zur aktuellen Serie 2023/2024 erneut verstärkten Eagles, die ja noch intensiver ans jene Tür klopfen, hinter der die beiden Plätze für die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga liegen – und Krefeld treibt den hohen Aufwand ja nicht, um diesmal wieder nur dabei zu sein. In der Summe läuft das Unternehmen Meisterschaft bisher ganz gut fürs Team von Trainer Mark Schmetz, das auch die eine oder andere kritische Situation bereits überstanden hat – vor allem in der Partie beim Aufsteiger Interaktiv.Handball (32:31), die durchaus einen anderen und unerwarteten Ausgang hätte nehmen können. Weil der überwiegende Rest der Aufgaben aber – abgesehen vom 34:31 bei der TSG Haßloch – sichere Erfolge brachte, dürfen die Eagles dem Gipfeltreffen durchaus einigermaßen optimistisch entgegensehen. Zwei Möglichkeiten: Falls Krefeld gewinnt, festigt es seinen aktuellen Status – und falls es einen oder gar beide Punkte lässt, liegt es immer noch relativ klar vor einem Trio aus HG Saarlouis, HSG Friesenheim-Hochdorf II und HSG Rodgau Nieder-Roden (alle 9:5 Punkte).

In der vergangenen Saison hatten die Krefelder im Longericher SC (Dritter) und den Bergischen Panthern ziemlich hartnäckige Widersacher im vorderen Drittel der Tabelle. Dazu gehören nach dem ersten knappen Viertel 2023/2024 beide nicht – doch die Panther können mit 8:6 Zählern und Platz sechs einigermaßen gut leben, denn sie haben sich mit dem 31:35 beim TV Homburg und der ungewohnt schwachen Leistung dort erst einen echten Ausrutscher geleistet. Logisch: In der Partie beim Schlusslicht TSG Haßloch (2:12) will es die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz jetzt besser machen – was auf den Rängen 15 und 13 besonders dem TV Aldekerk (2:12) und dem Aufsteiger Interaktiv.Handball (4:10) gelegen käme, die sich jetzt zum direkten Duell in der Vogteihalle treffen. Für beide geht es dabei vermutlich nicht nur um zwei Punkte, sondern auch um einen Hinweis für den weiteren Saisonverlauf. Ungewohnt ist die Lage direkt dahinter für den Longericher SC und den TuS 82 Opladen, die als Neunter und Zehnter (jeweils 6:8) geographisch wie tabellarisch direkte Nachbarn sind. Gemeinsames Interesse: Keiner hat die geringste Lust, sich über Gebühr lange in der Nähe der gefährlich wirkenden Zone aufzuhalten. Die Rückkehr zu mehr Sicherheit nehmen die Opladener gegen den Vierten Friesenheim-Hochdorf II in Angriff, während es die Longericher mit dem gleichauf liegenden TV Gelnhausen (Elfter/6:8) zu tun bekommen. Einfach werden die Aufgaben bestimmt nicht.

In Aldekerk erinnern sie sich bis heute gerne an den 19. Mai 2022, als der TVA in einem echten Saisonfinale durch ein 36:34 den Aufstieg in die 3. Liga unter Dach und Fach brachten – gegen Interaktiv, das sich mit der Vizemeisterschaft begnügen musste. „Danach war das bei uns eine viertägige Monsterparty“, sagt Gentges, der den Haken kennt: „Das ist Vergangenheit.“ Die Gegenwart ist weniger von Euphorie geprägt, doch ausgerechnet das jüngste 29:30 bei der HSG Hanau nach einer starken zweiten Halbzeit taugt offensichtlich als Mutmacher: „Ich war sehr positiv gestimmt, weil wir da sehr viel von uns wiedergefunden haben.“ Obwohl es aufgrund einer Erkältungswelle ein heruntergeschraubtes Trainingsprogramm gab, glaubt Gentges fest an sein Team: „Ich hoffe, dass wir genügend fitte Spieler haben. Bei jedem einzelnen weiß ich, dass er sich gegen Ratingen zerreißen wird. Das ist ein absolutes Derby, auf das wir uns sehr freuen. Diesmal heißt das Stichwort nicht Aufstieg, sondern Abstieg. Und das ist ein unfassbar wichtiges Spiel, da kommt schon ein extrem dickes Brett auf uns zu. Das ist richtig gut, sie haben sich super weiterentwickelt und sind absolut zu Recht in die 3. Liga aufgestiegen. Man muss sich nur deren Ergebnisse ansehen gegen Krefeld und Ferndorf. Ratingen muss es aber erst mal schaffen, uns zu dominieren. Wenn wir einigermaßen das Gesicht aus Hanau zeigen mit ein bisschen klügeren Aktionen, wenn es darauf ankommt, wird es Ratingen sehr schwer haben. Wir versuchen  es, wir sind sehr fokussiert. Wir hoffen auf zwei Punkte, die uns immens viel Kraft geben könnten, tabellarisch und mental.“

Mutz sieht durchaus eine Chance darauf, dass die Panther mit etwas Zählbarem aus Rheinland-Pfalz zurückkehren, und die rund 280 Kilometer weite Dienstreise gleichzeitig keineswegs als Selbstläufer: „Wir sind gewarnt und wir haben ja vor zwei Wochen in Homburg erfahren, dass wir in dieser Liga keinen Gegner unterschätzen dürfen. Wenn wir es aber schaffen, dieselbe Intensität und  Einstellung wie gegen Longerich an den Tag zu legen, dann können wir auch da für Punkte in Frage kommen. Das ist das Ziel.“ Beim 31:35 in Homburg blieb sein Team über weitere Strecken nahezu alles schuldig, während beim 27:27 gegen Longerich über ebenfalls weitere Strecken die alte Leidenschaft mit an Bord war – was in Haßloch erneut notwendig sein dürfte. „Wir treffen auf eine Mannschaft, die sich nach einem Trainerwechsel stabilisiert hat“, sagt Mutz, „das merkt man an den letzten beiden Begegnungen. Das ist eine Mannschaft, die 60 Minuten kämpft und volles Tempo geht, die viel über Eins-gegen-eins-Aktionen kommt. Sie werden hohe Emotionen reinbringen und über 60 Minuten im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles geben. Wir haben nach wie vor eine angespannte Personalsituation und uns werden wieder Spieler nicht zur Verfügung stehen. Wenn wir es aber schaffen, dieselbe Intensität und  Einstellung wie gegen Longerich an den Tag zu legen, dann können wir auch da für Punkte in Frage kommen. Das ist das Ziel.“ Haßloch, das noch sieglos ist, bringt als Empfehlung aus der jüngeren Vergangenheit immerhin ein 29:29 gegen die HG Saarlouis (Dritter) und ein 26:26 beim TuS Dansenberg mit (Zwölfter).

Eine ungewöhnliche Woche geht für die Longericher zu Ende, weil Trainer Chris Stark beim Lehrgang zum Erwerb der A-Lizenz in Hennef stark eingespannt war und deshalb einen Teil der üblichem Heim-Arbeit an seine Co-Trainer Sascha Diergarten und Christian Born abgab – bis sich alle am Donnerstagabend gemeinsam dem finalen Teil der Vorbereitung auf Gelnhausen widmeten. „Wir arbeiten auf einen Heimsieg hin“, sagt Stark, „aber wir haben einen schwierigen Gegner. Das wird eine Riesen-Aufgabe, für die wir volle Intensität auf den Platz bringen müssen. Wir hoffen vor allem bei den Leistungsträgern auf eine Steigerung, denn in den letzten Wochen waren wir auf den Schlüsselpositionen schon ein bisschen schwankend unterwegs. Da haben wir Luft nach oben.“ Dass die Partie vermutlich vor weniger Zuschauern stattfinden wird, als das normalerweise wohl der Fall wäre, liegt allerdings nicht an den Leistungen der Mannschaft: „Wir haben einen technischen Defekt an der Mitteltribüne.“ Dass sich der LSC davon auf der Platte nicht beeindrucken lassen will, versteht sich von selbst.