Oberliga Niederrhein
Cooles Derby ohne Sieger: Wie Mettmann die Unitas ärgert
Das 27:27 im Spitzenspiel zwischen dem Ersten und dem Zweiten sehen beide auch als gerecht an.

Eng, enger, Derbyzeit: Die Mettmanner Niko Merten (links) und Dominic Völl (Mitte) versuchten echt alles. Aber die Haaner Felix Korbmacher (Zweiter von links), Andreas Nelte (Nummer 65) und Marvin Mohrmann (rechts) hatten immer wieder was dagegen. (Foto: Thomas Ellmann)

Mettmann-Sport – Unitas Haan 27:27 (12:16). So geht Derby. Und nicht anders. Wenn dann noch ein Teil der Haaner Fans den Unfug gelassen hätte, Mettmanns Rückraumspieler Christopher Königs in Chorstärke auszubuhen, sobald dieser in Ballbesitz gelangte, wäre es sogar ein perfekter Abend mit Emotionen am Anschlag auf beiden Seiten gewesen. Königs musste mit dem Tatvorwurf „Schauspielerei“ in erster Linie als Sündenbock dafür herhalten, dass Haans Lennart Riemann bereits in der zehnten Minute die Rote Karte sah und den Rest des spannenden Abends deshalb von der Tribüne aus erleben durfte. Am Ende wird sich Königs nach Ansicht seiner „Kritiker“ wohl selbst in den Arm gegriffen und die Chance deshalb nicht genutzt haben. Das holte dann der Teamkollege Torben Schirner mit dem 5:5-Ausgleich (10.) per Siebenmeter nach und Mettmann legte sogar vor – worauf die Unitas, gestützt auf den vor der Pause überragenden Keeper Christopher Seher, den Spieß umdrehte und am Ende der ersten Halbzeit eine Vier-Tore-Führung auf dem Konto hatte. Dass weder dieses Polster noch später das 21:16 (37.) kurz nach dem Beginn des zweiten Abschnitts zum Sieg reichte, hatte sehr viel mit dem nachlassendem Zugriff der Haaner und mit dem leidenschaftlichen Kampf der Hausherren zu tun, die sich vor allen Dingen defensiv enorm steigerten und letztlich fast noch einen Erfolg eingefahren hätten. In der letzten Minute nahm Trainer Andre Loschinski beim Stande von 27:27 seine letzte Auszeit, ohne dass anschließend noch eine vernünftige Gelegenheit herausgesprungen wäre. Deshalb blieb es beim Unentschieden, das in der Summe in Ordnung ging und den Mettmannern mit jetzt 12:2 Punkten auch die Tabellenführung lässt – weiter direkt vor den Haanern, die bei 11:3 Punkten stehen und natürlich unverändert als der Top-Favorit für Meisterschaft und Aufstieg in die Regionalliga gelten.

Der Favorit aus Haan legte mit dem 4:1 (4.) dank perfekter Chancenverwertung einen Blitzstart hin, doch die Gastgeber leisteten besonders nach jenen turbulenten Szenen rund um die Rote Karte viel Widerstand und kamen selbst zu einer Führung – 7:6 (14.), 8:6 (15.). Das wiederum erzeugte die nächste Antwort der Unitas, die erneut eine Wende auf die Platte brachte und aus dem 13:12 (27.) bis zum Ende der ersten Hälfte das vermeintlich sichere 16:12 (30.) machte. Übers 19:14 (34.) hielt die Unitas ihren Vorsprung bis zu jenem 21:16 (37.), bevor Mettmann praktisch wie aus dem Nichts ein Comeback begann und durch einen 5:0-Lauf beim 21:21 (43.) von Christoper Königs wieder gleichauf lag. Auch vom 23:25 (54.) und 24:26 (54.) ließ sich der Außenseiter nicht bremsen – im Gegenteil. Die Tore von Jan Schirweit und Königs brachten zunächst das 25:26 (58.) und 26:26 (59.), bevor wiederum Schirweit mit dem 27:26 genau 17 Sekunden vor der Schluss-Sirene auf einmal die ganz große Überraschung in den Bereich des Möglichen holte. Im Gegenzug traf allerdings Steffen Hambrock für die Unitas zum 27:27-Endstand.

Damit konnten anschließend tatsächlich alle Beteiligten etwas anfangen. „In der ersten Halbzeit war es eine sehr gute Leistung“, fand Unitas-Trainer David Horscht, „nach dem 21:16 verlieren wir für knapp zehn Minuten die Linie und holen Mettmann zurück ins Spiel. Im Endeffekt ist es ein gerechtes Unentschieden in einem guten und emotionalen Spiel.“ Kollege Andre Loschinski fand in einer ehrlichen Einschätzung neben reichlich Lob für seine durch eine starke Teamleistung überzeugenden Mettmanner auch Anerkennung für den Gegner: „Das war eine tolle Kulisse, des Spiels absolut würdig. Wir haben ein sehr gutes Oberligaspiel gesehen. Das Unentschieden ist ein gerechtes Ergebnis. Wir haben in der ersten Halbzeit ein paar Probleme mit der Chancenverwertung und spielerisch waren wir nicht ganz unterlegen – und trotz ist Haan definitiv die bessere Mannschaft. In der zweiten Halbzeit muss die Unitas den Sack zumachen, doch unsere Mannschaft beweist mal wieder absolute mentale Stärke. Davor muss ich den Hut ziehen. Am Ende haben wie sogar noch die Möglichkeit, beide Punkte zu holen – obwohl das zu viel des Guten gewesen wäre. Wir sind sehr froh über diesen Punkt und darüber, für den Moment die Tabellenführung zu behalten. Auch wenn das für den gesamten Verlauf der Saison noch nichts heißt, fühlen wir uns da weiterhin sehr wohl.“

Mettmann-Sporst: Jakubiak, Romagno – Merten (3), Thanscheidt, Rath (3), Schirweit (3), Franco, Königs (6), Hebel, D’Avoine (3), Völl (1), Klein (2), Schirner (6/4).

Unitas Haan: Seher, Joest – R. Korbmacher (2/1), F. Korbmacher (6/2), Riemann, Moser, M ohrmann, Ziegler (4), P. D’Avoine (4), Hambrock (3), Disler (2), Nelte (2), Austrup (3), Schusdzarra (1).