Regionalliga Nordrhein
TVK beherrscht Derby trotz Technik-Chaos
Korschenbroich klettert mit 34:29 bei Borussia auf Platz zwei. Gelpe gegen Dormagen II und Aachen gegen Refrath enden jeweils mit einem 29:28.

Ich werf dann mal drauf: Nicolai Zidorn (mit Ball), den hier die Mönchengladbacher Paul Lipok (Nummer 31) und Aaron Jennes nicht entscheidend stören können, trug drei Treffer zum ungefährdeten Korschenbroicher Erfolg bei. (Foto: Michael Jäger)

Borussia Mönchengladbach – TV Korschenbroich 29:34 (13:19). Ausgerechnet im Derby, auf das beide Seiten seit einiger Zeit hingefiebert hatten, streikte die Technik zunächst massiv – und „nuLiga“, der offizielle Ergebnisdienst auch im neuen Verband Handball Nordrhein, sah sich bis Sonntagmittag nicht in der Lage, das korrekte Ergebnis zu nennen oder gar den Sieg der Korschenbroicher in die Tabelle einzuarbeiten – bis es dann nachgeholt tatsächlich stattfand. Dabei gewannen die Korschenbroicher unter der Regie des aus dem sportlichen Ruhestand für den entlassenen Gilbert Lansen zurückgeholten Trainers Dirk Wolf bereits zum vierten Mal hintereinander – und sie setzten auch in Mönchengladbach den Plan fort, das Feld nach 2:4 Punkten aus den ersten drei Spielen mehr oder weniger von hinten aufzurollen. Mit 10:4 Zählern ist der TVK inzwischen der erste Verfolger des Überraschungs-Ersten HC Weiden (11:3), für den die aktuelle Position vor allem eine sensationell schöne Moment-Aufnahme ist. Hinter den Korschenbroichern folgen zurzeit die TSV Bonn rrh. (10:4) und die HG Remscheid (8:4), ehe spätestens beim BTB Aachen auf Rang fünf jenes dichte Mittelfeld beginnt, zu dem inzwischen fast zwei Drittel aller Regionalligisten gehören. Dass Korschenbroich zu Recht einen Spitzenplatz beansprucht, zeigt mittlerweile unter anderem sein Torverhältnis von 232:206 – was ein Beleg für die beste Abwehr und den besten Angriff ist. 

TVK-Trainer Wolf hatte nachvollziehbar wenig am Auftritt seiner Mannschaft auszusetzen: „Es war das erwartete Derby in einer voll besetzten Halle mit guter, aufgeheizter Stimmung. Das hat Spaß gemacht. Von der ersten bis zur letzten Minute haben wir eigentlich dominiert. Wir haben eine sehr gute Leistung gezeigt, Torwart Felix Krüger hat einen guten Job gemacht. Wir haben vorne gut gearbeitet und dadurch geht der Sieg über 60 Minuten für uns in Ordnung.“ Borussia-Kollege Ronny Rogwaska, der in Korschenbroich lebende Däne, stimmt im Wesentlichen zu. „Der Sieg des TVK ist völlig in Ordnung, das war voll verdient. Wir haben in der ersten Halbzeit zu viele Gegentore bekommen, weil wir einfach keinen Zugriff hatten. Wir waren einfach zu passiv im Abwehrverhalten. Außerdem hat Felix Krüger für Korschenbroich deutlich das Torhüterduell gewonnen. Die zweite Halbzeit war von unserer Seite viel organisierter, wir haben das in der Abwehr und im Angriff besser gestaltet.“ Nur beim 1:0 (1.) und 2:1 (3.) konnte die Borussia zweimal in Führung gehen, bevor sie rasch in Rückstand geriet und nach dem 10:12 (20.) bis zum 10:16 (24.) bereits entscheidend. Nachher lag der TVK immer wieder mit sieben Treffern Differenz vorne und geriet auch nicht mehr in Gefahr – 25:18 (40.), 29:22 (47.), 32:25 (54.). In den letzten knapp sieben Minuten konnte Mönchengladbach noch etwas Ergebniskosmetik betreiben. 

Borussia Mönchengladbach: Hoffmann, Lyrmann – Prinz, Panitz (4/3), Weis (10), Bremges (1), Berner (1), Westhofen (2), Nix (3/2), Lipok (2), Markovic (1), Kubik (2), Jennes (2), Roth (1).

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger (1) – Schiffmann (5), Krantzen (5), Bark (7/5), Schneider (1), Klause, Ingenpaß (1), Brinkhues (2), Zidorn (3), Wolf (7), Küpper Ventura (2), Neven, Franz.

 

HC Gelpe/Strombach – TSV Bayer Dormagen II 29:28 (14:15). Klare Sache: Mit dem Ergebnis konnten sie letztlich im Oberbergischen besser leben. Beim Blick auf ihre eigene Leistung waren aber die Gäste deutlich zufriedener, die über weite Strecken eine ordentliche Vorstellung gezeigt, eine 25:21-Führung (49.) in der Schlussphase aber nicht ins Ziel gebracht hatten. „Das ist sehr bitter, weil wir große Zeiträume führen, gerade in der zweiten Halbzeit. Aber wir müssen einfach anerkennen, dass Strombach in den letzten acht Minuten deutlich abgeklärter war. Von unseren letzten sieben Angriffen machen wir fünf technische Fehler und verwerfen einen Ball. Da war Strombach einfach wach und da. Aber das ist jetzt überhaupt kein Beinbruch, denn die Jungs haben wirklich gut gespielt. Wir müssen aus solchen Situationen lernen. Dafür ist das jetzt – so blöd es klingt – optimal. Die jungen Spieler können immer wieder in die Crunch-Time reingehen, gerade auch in dieser Liga“, fand Dormagens Coach Martin Berger, dessen Mannschaft sich als Aufsteiger bei jetzt 7:7 Punkten nach wie vor im eigenen Ziel-Korridor aufhält.

Die Gäste erwischten mit dem 7:3 (13.) bereits den besseren Start in die Partie. Der HC glich allerdings bald zum 8:8 (18.) aus – und fortan entwickelte sich spannendes Spiel mit wechselnden Führungen. Bis zum 21:21 (42.) bewegten sich die beiden Mannschaften auf Augenhöhe. Dann legte der TSV das 25:21 vor, das jedoch nicht zum Sieg reichen sollte. Julian Mayer (56.), Alexandre Brüning (57.) und Mike Heinzerling (59.) drehten die Partie am Ende vom 26:28 zum 29:28 für Gelpe/Strombach um. Deren Coach Markus Murfuni war über die Leistungssteigerung in der Schlussphase erleichtert: „Wir haben es geschafft, endlich mal vorne etwas mehr den Ball laufen zu lassen und damit auch die Beine. Somit schaffen wir dann wirklich am Ende noch ein 8:3. Das ist nicht selbstverständlich, ich bin sehr stolz auf die Truppe, dass sie Moral bewiesen und das Ding gedreht hat.“ Der Blick auf die Tabelle zeigt zudem, dass die zwei Zähler nicht unwichtig sind, denn mit 6:8 Punkten liegen die Oberbergischen als Zehnter jetzt gerade so im Mittelfeld und eine Niederlage hätten den Fall auf einen Abstiegsplatz bedeutet.

HC Gelpe/Strombach: Stöcker, Ahmed Elnoamany – Maier (4), Altjohann, Viebahn (1), Heinzerling (5), Meinhardt (4), Elverfeld, Panske (2), Borisch, Lochtenbergh, Mayer (11/4), Brüning (2), Rostalski.

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Kull – Nitsche (2), Böhnert (1), Stolzenberg, Kasper (4), Kriescher (4/1), Böckenholt (3), Beckers (4), Emmerich, Ostrowski, Kremp (6), Pauli (1/1), Sondermann (3).

 

TSV Bonn rrh. – MTV Rheinwacht Dinslaken 28:32 (11:14). Wenn vor einem Spieltag eine Mannschaft Spitzenreiter und der Gegner Vorletzter ist, sind die Rollen normalerweise klar verteilt – weswegen der Dinslakener Erfolg in Bonn von der Papierform her wohl als echte Überraschung zu gelten hätte. Doch in diesem Fall ist das Resultat vielleicht eher der nächste Nachweis dafür, dass die Regionalliga in dieser Saison sehr ausgeglichen daherkommt. So sah es auch Bonns Trainer Frank Berblinger im Anschluss an die erste Heimniederlage seines Teams: „Dinslaken hat seinen Streifen seriös und ohne Hektik runtergespielt. Wir haben als Mannschaft heute nicht an unser Maximum kommen können. Und dann hat man wieder gesehen – wenn wir das nicht schaffen, hast du gegen jede Mannschaft in dieser Liga Probleme und hast gegen jede Mannschaft die Gefahr, dass du Punkte nicht holst. Von daher hat sich an der Grundsituation nichts geändert. Die Liga bleibt ausgeglichen, die Liga bleibt spannend – von oben bis unten.“ Die TSV liegt mit jetzt 10:4 Punkten vorläufig auf Platz zwei, während Dinslaken (5:9) den Anschluss an ein breites Tabellen-Mittelfeld hergestellt hat.

Mit dem 1:0 (4.) durch Daniel Fischer lagen die Hausherren in den 60 Minuten tatsächlich nur ein einziges Mal vorne. In der Folge entwickelte sich zunächst ein ausgeglichenes Spiel, das bis zum 9:9 (20.) auf Augenhöhe stattfand. Danach erspielte sich der MTV über das 11:9 (24.) und 14:11 (29.) Vorteile und legte im zweiten Durchgang das 19:15 vor (41.). Bonn ließ sich hier noch nicht abschütteln, verkürzte auf 18:19 (44.) und blieb bis zum 22:23 (52.) dran. Dinslaken schlug aber zurück und erhöhte entscheidend auf 28:24 (57.). Bonn fand in den letzten Minuten keine passende Antwort mehr, sodass es bei der insgesamt verdienten Pleite blieb. „Wir bringen uns durch eigene Fehler um den Lohn. Die Jungs haben trotz allem gekämpft und alles auf dem Platz gelassen und versucht, das Spiel noch irgendwie zu drehen, auch wenn es keine gute Leistung war. Da gibt es absolut keinen Vorwurf“, fand Berblinger.

TSV Bonn rrh.: Krouß, Meißenburg – Schöneseiffen (1), Krohn (4), Weisleder, Behr, Wilhelms, Fischer (5), Santen (1), Worm (5/1), Windhorst (1), Bohrmann (9/3), Struif (2), Rohloff.

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann (1) – Rosendahl (1), Schriddels, Hoffmann (3), Sanders (1), Höffner, Asci, Lelgemann, Tuda (11/3), Krölls (5), Dreier (4), Reede (4), Kölsch (2).

 

BTB Aachen – HSG Refrath/Hand 29:28 (13:15). Beide Mannschaften scheinen derzeit auf knappe Ergebnisse spezialisiert zu sein und auch das direkte Duell war über weite Strecken maximal ausgeglichen. Dazu trugen die Aachener unter anderem durch ihre Großzügigkeit bei Siebenmetern nicht wenig bei, denn insgesamt durften sie es sechs Mal versuchen – und konnten keine einzige dieser Möglichkeiten nutzen. „Wir sind glücklich, dass wir am Ende knapp gewinnen konnten“, fand BTB-Coach Simon Breuer, „es war ein sehr ausgeglichenes Spiel und beide Mannschaften haben es verpasst, ihre Chancen richtig zu nutzen. Wir haben alle Siebenmeter verworfen. Dafür hat Refrath am Ende ein paar Chancen liegen lassen. Letztlich hätte es auch in die andere Richtung gehen können und deshalb sind wir der glückliche Sieger. Ich denke aber, dass wir uns das bei den Chancen irgendwo erarbeitet haben.“ Der BTB, der zuletzt bei der SG Langenfeld ähnlich knapp gewonnen hatte (31:30), verbesserte sich mit 8:6 Zählern vorerst auf den fünften Platz, während die Refrather (vorher 23:22 bei Borussia Mönchengladbach, 33:31 gegen HC Gelpe/Strombach) bei 6:8 Punkten als Neunter ebenfalls Teil eines extrem breiten Mittelfelds sind. Bitterer als die Niederlage war für HSG-Trainer Kelvin Tacke das Aus von Kreisläufer Michel Geerkens, der eine schwere Knieverletzung erlitt (genau Diagnose noch nicht gestellt).

Refrath übernahm mit dem 5:3 (8.) die Führung, lag auch beim 7:6 (15.) vorne und ging nach dem 12:12 (25.) mit einem 15:13 (29.) in die zweite Halbzeit. Anschließend machte Aachen aus dem 13:16 (31.) durch eine 4:0-Serie das eigene 17:16 (34.), doch Refrath wusste erneut zu antworten – 20:19 (39.). In der sehr abwechslungsreichen Partie lag aber ab dem 22:21 (43.) regelmäßig wieder der BTB vorne, der dann mit einem 27:25 (53.) auf die Zielgerade einbog und beim 28:25 (57.) von Sven Kaesgen schon wie der Sieger aussah. Weil Marius Schrage und Martin Mokris jedoch auf 26:28 (57.) und 27:28 (59.) verkürzten, wurde es wieder spannend – ehe der BTB nach dem 29:27 (60.) von Len Kepp ein bisschen mehr Sicherheit zu haben schien. Die HSG verkürzte durch Niklas Funke tatsächlich noch auf 28:29 (60.), doch Aachen brachte die restlichen 30 Sekunden zum Sieg über die Runden. „Es war ein Spiel auf Augenhöhe, in dem wir unsere starken Phasen hatten, und nach dem Spielverlauf hätten wir eigentlich einen Punkt verdient“, sagte Gäste-Coach Tacke.

BTB Aachen: Dosch, Schüler – Korsten (2), Jacobs (7), Oslender (2), Bökmann (2), Horn (1), Monteiro Pai (7), Kaesgen (1), Wagner, Kepp (1), Schnalle (6), Bock.

HSG Refrath/Hand:  Krämer, Kierdorf – Schallenberg, Geerkens (2), Funke (5/1), Georgi (2), Schrage (6), Speckmann (1), Kraus, Asselborn, Merz (5), Mokris (5/3), Natzke (2).