Regionalliga Nordrhein
Die Nummer eins: Aber Weiden bleibt auf dem Teppich
HC könnte gegen HG Remscheid den ersten Platz verteidigen - den zu gerne auch der TV Korschenbroich übernähme. Ab Platz fünf herrscht dichtes Gedränge.

Echt jetzt? Timo Wolff (Nummer 5) und die Weidener staunen zurzeit irgendwie auch über sich selbst. Allerdings hätten sie nichts dagegen einzuwenden, dass sie Top-Position noch eine Weile behalten können. (Foto: Thomas Schmidt)

Es ist definitiv das Top-Spiel, obwohl der Meisterschaftsfavorit TV Korschenbroich nicht direkt beteiligt und anderweitig beschäftigt ist. Und wer am Anfang der Saison auf irgendeinem Wettschein angekreuzt hätte, dass der HC Weiden als Tabellenführer in diesen achten Spieltag und das Duell mit der auf Rang drei folgenden HG Remscheid geht, wäre vermutlich mit einer hohen Gewinn-Ausschüttung belohnt worden. Die Weidener selbst sind ja ein gutes Stück weit überrascht davon, dass sie das Feld mit 11:3 Punkten anführen – vor einer Kombo aus Korschenbroich, Remscheid und TSV Bonn rrh. (jeweils 10:4). Trainer Marc Schlingensief ordnet den aktuellen Stand jedenfalls realistisch ein: „Wir freuen uns nach wie vor über die tolle Momentaufnahme, sind uns aber bewusst, dass wir bis dato eigentlich fast nur unseren selbst auferlegten Hausaufgaben gemacht haben. Ein Blick auf die Tabelle zeigt, wie eng es zugeht. Zwischen Platz fünf und 13 liegen magere drei Punkte.“ Hausaufgaben gemacht? Heißt konkret, dass der HC nach dem 27:27 vom Start und dem 28:29 direkt darauf gegen Bonn fünf Mal hintereinander gewonnen hat – 28:24 gegen Borussia Mönchengladbach, 29:27 gegen HC Gelpe/Strombach, 32:23 beim Lokalrivalen BTB Aachen, 29:25 gegen TuSEM Essen II, 30:29 beim Bergischen HC II. Ganz nebenbei verfügt der HC mit 184 Gegentreffern (Durchschnitt 26,28) zurzeit über die beste Abwehr der Regionalliga.

Bei den Chancen für den kommenden Samstag bleibt Schlingensief zurückhaltend bis optimistisch. „Wir treffen wir zwar als aktueller Tabellenführer auf den Drittplatzierten“, sagt Weidens Coach, „ob es aber am Ende des Tages ein Topspiel ist, hängt davon ab, wie wir mit der Situation und dem unangenehm zu spielenden Gegner umgehen. Remscheid hat eine gewisse Veränderung im Kader erhalten, dies aber ausschließlich mit erfahrenen Drittligaspielern oder sehr gut ausgebildeten jungen Spielern, was ihre Ambitionen unterstreicht, mittelfristig in die 3. Liga aufzusteigen. Die Latte liegt für uns sehr hoch und wir müssen in allen Bereichen versuchen, das Optimum rauszuholen.“ Neben diesem vorsichtigen Blick nach vorne gibt es aber auch jenen, der die eigenen Stärken betont: „Ich sehe uns jedoch in der Rolle, dass wir völlig befreit aufspielen können. Mit dem geschaffenen Selbstbewusstsein und mit unserer Halle im Rücken wollen wir einen tollen Handballabend gestalten.“

Hinter dem Spitzenquartett mit den Bonnern als „Schlusslicht“ beginnt tatsächlich ein sehr enges Feld vom Fünften TuSEM Essen II (8:6) bis hin zum Vorletzten OSC Rheinhausen (5:9). Mitten in diesem dichten Gedränge sind auch der Sechste BTB Aachen (8:6) und der Siebte TSV Bayer Dormagen (7:7) zu finden, der sich als Aufsteiger ganz gut in die Regionalliga hineingewieselt hat – zuletzt aber in drei engen Begegnungen nur einen Zähler einfahren konnte (31:32 in Bonn, 33:33 gegen Borussia Mönchengladbach, 28:29 beim HC Gelpe/Strombach). Für TSV-Trainer Martin Berger wäre deshalb ein Erfolg über den Tabellen-Nachbarn BTB die beste Lösung: „Aachen steht direkt über uns und ist sehr gut in die Saison reingekommen. Wir müssen einfach schauen, dass wir nach drei Spielen ohne Sieg auch mal wieder punkten. Das würde uns guttun. Wir haben immer gute Spielanteile gehabt, gegen Mönchengladbach in den letzten zehn Minuten zum Beispiel, gegen Gelpe/Strombach jetzt nur die ersten 50 Minuten. Unser Ziel ist natürlich, beide Zeiten übereinanderzulegen und 60 Minuten zu Hause einen starken Ball zu spielen, um wieder zu punkten. Man sieht, wie eng die Liga ist. Dementsprechend ist man noch nicht ansatzweise gesichert, obwohl man irgendwo auf dem siebten Tabellenplatz ist.“

Von einem guten Saisonstart werden sie beim Zweiten TV Korschenbroich auch mit etwas Abstand nicht sprechen – im Gegenteil. Nach dem 30:27 über die HSG Refrath/Hand gab es schließlich mit dem 27:29 in Dormagen und dem 29:31 in Remscheid zwei schmerzhafte Niederlagen, sodass der Idee vom Aufstieg in die 3. Liga echte und frühe Gefahr drohte und der Verein die Trennung von Trainer Gilbert Lansen für die einzige mögliche Lösung hielt. Unter der Regie des Lansen-Vorgängers und Rückkehrers Dirk Wolf fuhr der TVK dann vier Siege hintereinander ein, die ihn auf Platz zwei nach vorne brachten. Sollte Korschenbroich nun auch das Heimspiel gegen den HC Gelpe/Strombach (Zehnter/6:8 Punkte) für sich entscheiden, ist eventuell sogar der Sprung an die Spitze möglich. Das hängt nicht zuletzt von den Weidenern ab, die durch einen eigenen Erfolg über die Remscheider auf jeden Fall vorne bleiben. Theoretisch könnte allerdings auch die HGR den ersten Platz übernehmen – falls sie selbst in Weiden gewinnt und Korschenbroich eben nicht gegen Gelpe/Strombach.

Um etwas mehr Sicherheit geht es in der Partie zwischen dem Zwölften MTV Rheinwacht Dinslaken und dem Elften Mönchengladbach (beide 5:9 Punkte). Die mit 10:0 Punkten gestartete TSV Bonn rrh. tritt nach zwei Niederlagen in Folge beim weit unter den Erwartungen liegenden Vorletzten OSC Rheinhausen an (5:9), während der Fünfte TuSEM Essen II (8:6) eine feste Position im ersten Drittel will – was sich nicht ganz einfach in die Tat umsetzen lassen wird, weil es zum Neunten HSG Refrath/Hand (6:8) geht: Die HSG gilt – von wenigen Ausnahmen abgesehen – grundsätzlich als relativ heimstark und die Essener warten auswärts auf den ersten Punkt (0:6) in dieser Saison. Von einer Art Sicherheit oder Vergleichbaren um Lichtjahre entfernt sind sie bei der SG Langenfeld, die bisher weder ein eigener Halle noch auswärts einen Erfolg landen konnte. In dieser Woche kam nun beim Schlusslicht (1:13 Punkte) der gleichermaßen branchenübliche wie langweilige Schritt, denn der Verein stellte seinem Trainer Christian Paul den Stuhl vor die Tür. So hatte es Langenfeld im März 2022 im Übrigen auch mit dem damaligen Coach Lars Brümmer gehandhabt, für den Vorgänger Markus Becker bis zum Ende der Serie als Chefcoach zurückkehrte, in der die SGL dann den Klassenerhalt schaffte. Becker soll nun als Paul-Nachfolger erneut die Wende schaffen.