3. Liga
Eagles zu abgezockt für leidenschaftliche Aldekerker
TVA darf erst vom Sieg träumen, rutscht dann aber nach 28:33 gegen den neuen Ersten Krefeld sogar auf den letzten Platz ab.

Hochsprung: Cedric Linden (mit Ball) konnte die Deckung der Krefelder insgesamt vier Mal zu einem Treffer für Aldekerk überwinden. Am Ende feierten aber Christopher Klasmann (Nummer 8) und seine Eagles. (Foto: Carsten Wulf)

TV Aldekerk – HSG Krefeld Niederrhein 33:38 (16:14). Tim Gentges wollte sich gar nicht lange mit dem Ergebnis aufhalten. „Wie wir heute gespielt haben, so spielt kein Absteiger. Das war richtig gut und die Jungs haben endlich noch mal gesehen, zu was sie im Stande sind, wenn sie einfach Spaß am Handball haben und alles reinwerfen“, fand Aldekerks spielender Trainer, „dieses Spiel hat mir wieder bewiesen, was für geile Typen in meiner Mannschaft sind. Darauf bin ich stolz. Hätten wir diese Leistung immer gebracht, hätten wir schon vier Punkte mehr oder sogar fünf. Wir glauben daran, dass wir das noch schaffen.“ Trotz aller positiven Puzzleteile war der Abend jedoch irgendwie unromantisch, obwohl die Aldekerker das schöne Happy End eines Handball-Märchens so gut hätten gebrauchen können. Rund 35 Minuten lang waren die gefährdeten Gastgeber nicht nur auf Augenhöhe unterwegs – sie führten sogar, angetrieben durch einen besonders vor der Pause herausragenden Keeper Paul Keutmann und den treffsicheren David Hansen im linken Rückraum. Jenes 20:19 (35.) durch Jonas Mumme war allerdings die letzte Führung des TVA, das 21:21 (38.) von Hansen der letzte Ausgleich – und der Rest des Abends trotz aller Anstrengungen des Außenseiters relativ ungefährdet für Krefeld, das auf sämtliche Versuche der Aldekerker fast immer eine Antwort fand – und in der Regel eine richtige. So hatte die Partie letztlich den in der Summe nicht unerwarteten Gewinner und die Eagles kletterten durch ihren Erfolg mit jetzt 16:2 Punkten vorübergehend zurück an die Tabellenspitze, weil der TuS Ferndorf (15:1) erst am Samstagabend bei der HSG Friesenheim-Hochdorf II (Achter/9:7) auf den Prüfstand tritt. Einfache Rechnung: Gibt Ferndorf zumindest einen Zähler ab, bleibt Krefeld über das bessere Torverhältnis vorne (aktuell plus 45/plus 33). Eine ebenso einfache Rechnung für Aldekerk: Die Mannschaft um Spielertrainer Tim Gentges ist nach der Niederlage gegen Krefeld mit 2:16 mindestens für einen Tag das neue Schlusslicht – und sie droht im schlimmsten Fall Letzter zu bleiben. Das passiert, falls die TSG Haßloch (2:14) beim TV Gelnhausen (Elfter/6:10) ein Unentschieden oder mehr holt.

Aldekerk schien die ausgemachten Kräfteverhältnisse komplett auf den Kopf zu stellen, als es aus dem schnellen 1:0 (1.) durch Cedric Linden übers 6:2 (6.) und 7:5 (11.) bis auf 10:5 (13.) wegziehen konnte. Krefelds Coach Mark Schmetz bat seine Spieler anschließend direkt zu einer intensiv genutzten Auszeit (14.), die erst ab dem 6:11 (16.) langsam Früchte zu tragen begann: Die Hausherren mussten fortan wesentlich mehr für ihre Treffer investieren – was ihnen nach dem 14:12 (23,) und 16:14 (28.) bis zur Pause immerhin eine Zwei-Tore-Führung einbrachte. Hier erwischte Krefeld den besseren Beginn und ließ sich ab dem 16:16 (32.) nicht mehr abschütteln – und es war genau diese Fähigkeit des Titelkandidaten, in der wichtigsten Phase der Partie gut einen Gang nach oben zu schalten, die zur Entscheidung führte. Während bei Aldekerk der Ladestand in den Batterien sank und das zu einer deutlich höheren Fehlerzahl führte, wussten die Eagles ihr Pensum unbeeindruckt von allem Herz des Gegners herunterzuspulen und ihr Polster gleichzeitig heraufzuschrauben – 27:23 (44.). Beim 26:28 (46.) war der Rückstand des TVA noch einmal kleiner und beim 26:30 (48.) wieder größer, ehe sich das 28:33 (51.) endgültig als zu hohe Hürde erwies: Nennenswerte Gefahr entstand für die Gäste keine mehr.

Was der TV Aldekerk für den weiteren Kampf gegen den Abstieg mitnehmen kann? Erstens: Die Moral stimmt, die Mannschaft gibt alles. Zweitens: Insgesamt bot der Tabellenletzte gegen den Spitzenreiter eine deutlich stärkere Leistung als in manchen Spielen in den vergangenen Wochen. Drittens: Die Fans feierten die Hausherren hinterher, als hätten sie gerade wirklich der größten denkbaren Überraschung beigewohnt. Was dafür ganz und gar kein Trost ist: In David Hansen, der gegen Krefeld weitere 13 Tore erzielte, stellt Aldekerk den zurzeit treffsichersten Feld-Torschützen in der 3. Liga Süd-West. Was auf Dauer wohl problematisch sein dürfte: In Hansen und Julian Mumme (sieben) erzielten nur zwei Spieler zusammen 20 der 33 Tore. Für Gentges gehörte in der Summe dennoch eher die Mannschaftsleistung in den Vordergrund: „Heute hat sehr viel gestimmt und wir haben nicht gewonnen, aber es war trotzdem ein Erfolg für uns. Dieses Spiel hat mir wieder beweisen, was für geile Typen in meiner Mannschaft sind. Darauf bin ich stolz. Wir haben an uns geglaubt, vom Kämpferischen, von der Leidenschaft her. Vom Spielerischen und vom Taktischen vorne wie hinten haben wir unheimlich viel Qualität auf die Platte gebracht. Krefeld aber auch. Am Ende des Tages ist völlig in Ordnung, dass sie die zwei Punkte mitnehmen. Aber unsere Mannschaft ist voll intakt, sie lebt.“

TV Aldekerk: Schoemackers, Keutmann (1) – Jonas Mumme (4), Grützner, Plhak (1/1), Upietz, Gentges, Tobae, Küsters, Hansen (13), Julian Mumme (7), Ellwanger, Rutten (3), Linden (4).

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther (1), Bartmann – Krass (1), Klasmann (7/5), Schneider, Noll (1), Hahn (3), Sousa (1), Schulz, Marquardt (7), Hüller (2), Brüren (6), Kaysen, Jagieniak (5), Persson (4), Mircic.