3. Liga
Der Klassiker: Opladen im Derby gegen Longerich
TuS 82 geht nach zwei Siegen mit Rückenwind ins Heimspiel gegen den zuletzt enttäuschenden LSC. Aldekerk setzt Abstiegskampf in Rodgau fort.

Vollversammlung: Die Tiefe des Raums haben in dieser Szene aus dem Derby vom 29. März 2023 weder die Opladener Markus Sonnenberg (am Boden), Maurice Meurer (Nummer 5/Dritter von rechts) und Julius Schroeder (11/ganz rechts) noch die Longericher (von links) Dustin Thöne, Malte Nolting, Lukas Martin Schulz und Christopher Wolf ausgenutzt. (Foto: Thomas Schmidt)

Was die Tabelle sagt, zählt bei diesem Derby nicht. Was der vor der Saison herausgegebene Spielplan vorsieht, auch nur bedingt. Dass der Kölner Handballer an sich an einem 11. im 11. abends seiner sportlichen Leidenschaft nachgeht, scheint ja für die meisten in der Stadt mit K sowieso völlig undenkbar zu sein – und für den Longericher SC sogar komplett ausgeschlossen. Deshalb war es natürlich das Sinnvollste, dass beide Vereine die Partie beim TuS 82 Opladen auf den Freitagabend vorgezogen haben, womit sie gleichzeitig eine Art Leuchtturmprojekt für den zehnten Spieltag bestreiten, weil die 3. Liga sonst überwiegend erst 24 Stunden später beschäftigt ist. Das garantiert fast volle Tribünen in der Bielerthalle, wo die Opladener den LSC zuletzt am 29. März 2023 nach einem intensiven Kampf mit 24:23 besiegen konnten und davor am 2. Oktober 2021 mit 31:28. Beide Heimsiege änderten allerdings nichts daran, dass sich der TuS 82 letztlich jeweils hinter den Longerichern einsortieren musste: Am Ende der Saison 2021/2022 lag der LSC als Dritter mit 26:14 Zählern nur knapp besser als der Fünfte Opladen mit 25:15 Punkten, am Ende der Saison 2022/2023 wiederum als Dritter mit 35:17 Punkten deutlich vor dem Nachbarn, dessen Konto bei 26:26 Zählern und dem siebten Platz landete. Falls es alleine danach geht, sind diesmal die Opladener eher im Soll.

Der Weg der Longericher durch die aktuelle Serie hat viel von einer Berg- und Talfahrt, wobei die Mannschaft von Trainer Chris Stark nach dem überzeugenden 35:23-Startsieg über den Aufsteiger Interaktiv.Handball gegen zwei der Top-Teams auch ein herausforderndes Auftaktprogramm hatte – 29:36 bei der HSG Krefeld Niederrhein (Zweiter/17:3 Punkte), 30:30 beim TuS Ferndorf (Erster/17:1). Während besonders der Auftritt in Ferndorf viel Anerkennung brachte, fielen das 28:30 in eigener Halle gegen den TuS Dansenberg (Rang 13/5:13) und noch mehr zuletzt das 32:38 bei der HSG Hanau (dadurch Vierter/10:6) mit einer indiskutablen Leistung über die ersten 40 Minuten klar aus dem Raster – was im Übrigen nur eine Woche nach dem 31:25 über den TV Gelnhausen (Zwölfter/6:12) erst recht eine herbe Enttäuschung war und das Team von Trainer Chris Stark mit einem negativen Konto (8:10) auf Rang zehn feststecken lässt. „Wir sind auswärts hinter unseren Erwartungen und Hoffnungen, das muss man klar sagen trotz extrem schwerer Spiele“, räumt Stark ein. An der allgemeinen Begeisterung fürs ewig junge Duell mit dem TuS 82 ändert das in seinen Augen wenig: „Wir freuen uns extrem auf Freitag. Opladen hat eine hohe Qualität im Kader und steht im Moment zu Recht vor uns. Da erwartet uns ein sehr, sehr schweres Auswärtsspiel. Wir haben uns akribisch vorbereitet. Ich erwarte ein Fifty-Fifty-Spiel, die Tagesform wird entscheiden, die Qualität der Torhüter wird entscheiden und es wird auf Kleinigkeiten ankommen. Wir müssen unsere Fehleranzahl aus den letzten Spielen minimieren.“

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Insgesamt besser lief es in den beiden jüngsten Partien für den TuS 82, der mit dem 30:22 gegen die HSG Friesenheim-Hochdorf II (Neunter/9:9) und dem 36:34 bei der HG Saarlouis (Achter/9:9) als Siebter seinen Platz in der oberen Tabellenhälfte festigte. Kein Wunder deshalb: Die Opladener fiebern dem Duell mit dem Nachbarn ebenfalls entgegen. „Wir freuen uns sehr aufs Spiel“, betont Trainer Fabrice Voigt, „wir haben uns ja in den letzten Jahren auch in der Oberliga und der Regionalliga immer wieder gesehen. Leider ist die Woche etwas zerpflückt bei uns. Wir haben zwei, drei kranke und ein, zwei beruflich verhinderte und einen verletzten Spieler. Wir werden natürlich trotzdem eine gute und konkurrenzfähige Mannschaft hinstellen. Wir haben zuletzt gut performt, daran wollen wir ansetzen. Es geht weniger um Taktik, sondern mehr darum, wer den Kopf besser in die richtige Spur bekommt und mehr Disziplin hat. Wir wissen, dass Longerich immer wieder etwas ausprobiert, und wir werden vorbereitet sein. Das ist immer spannend, weil es auch viele Querverbindungen gibt, viele Jungs kennen sich.“

Relativ weit auseinander sehen mittlerweile die Wege zweier Klubs aus, die vor zwei Jahren noch gar nicht in der 3. Liga angesiedelt waren. Erstaunlich gut hat inzwischen Interaktiv.Handball seinen Weg durch die höhere Klasse gefunden: Nach dem Aufstieg aus der Regionalliga am Ende der Serie 2022/2023 gab es zwar am ersten Spieltag jene 23:35-Ohrfeige in Longerich, doch nach diesem Debakel wusste sich das Team des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze deutlich zu stabilisieren. Für den elften Platz und die 8:10 Punkte überwiesen die Ratinger unter anderem drei Heimsiege auf ihr Konto – 30:24 gegen TSG Haßloch (Platz 15/4:14), 31:30 gegen HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Sechster/11:7), 34:33 gegen TV Homburg (Rang 14/4:14). Die beiden Erfolge über Haßloch und Homburg, zwei direkte Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, sind dabei doppelt wertvoll – wie das 34:30 vor ein paar Wochen beim TV Aldekerk. Nun besteht beim TuS Dansenberg (Rang13/5:13) sogar die Möglichkeit, dass Interaktiv erstens sein Konto auf 10:10 Punkte ausgleicht und zweitens einen weiteren Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt deutlicher distanziert.

Aldekerk hatte ein Jahr vor den Ratingern den Sprung in die 3. Liga geschafft, steckt nun aber nach einer phasenweise fast traumhaften ersten Drittliga-Serie (am Ende Platz acht mit 25:27 Zählern) mitten in einer dicken Ergebniskrise. Und beim Tabellenletzten, der auf dem Weg zu 2:16 Punkten bisher mit dem 31:25 gegen Homburg am fünften Spieltag nur einmal gewann, läuft die Suche nach einem Weg zurück in erfreulichere Zeiten auf Hochtouren. Einen nicht kleinen Hoffnungsschimmer erkannte Spielertrainer Tim Gentges jüngst trotz der nächsten Niederlage beim 33:38 gegen den Zweiten HSG Krefeld Niederrhein: „Wie wir heute gespielt haben, so spielt kein Absteiger. Das war richtig gut. Hätten wir diese Leistung immer gebracht, hätten wir schon vier Punkte mehr oder sogar fünf. Wir glauben daran, dass wir das noch schaffen. Unsere Mannschaft ist voll intakt, sie lebt.“ Den nächsten Nachweis dafür können und müssen die Aldekerker nun direkt hinterherlegen, denn sie treten bei der HSG Rodgau Nieder-Roden an (13:5 Punkte), die auf Rang drei immerhin Sichtkontakt zu den beiden Plätzen für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga hat und vermutlich auf Aldekerker Nöte keinerlei Rücksicht nehmen wird. „Es geht für uns wieder zu einer richtig, richtig guten Mannschaft“, findet Gentges, „Rodgau steht absolut zu Recht da oben und die Trauben hängen für uns natürlich enorm hoch. Es gilt einfach die Leistung und die Intensität aus dem Spiel gegen Krefeld zu konservieren und wieder ein gutes Spiel zu zeigen. Wir haben die zwei Wochen Pause genutzt und Fehleranalyse betrieben, wir haben dabei auch sehr viel Positives herausgearbeitet. Wir müssen dieselbe Intensität wie gegen Krefeld aufs Parkett bringen.“

Mit dem Blick auf den weiteren Saisonverlauf geht es ihm im südlichen Hessen in erster Linie darum, ein weiteres Zeichen an die Konkurrenz im Keller der Tabelle zu senden. „Wir können uns in Rodgau weiteres Selbstbewusstsein holen, ohne speziell auf das Ergebnis zu gehen“, sagt Alderkerks Coach, „wenn wir wieder ein gutes Spiel abliefern und es so lange wie möglich knapp halten, dann wachsen wir auch daran. Wir fahren ja nicht dahin und sagen Rodgau, hier habt ihr die zwei Punkte. Sobald sich die Chance bietet, etwas Zählbares mitzunehmen, werden wir das so gut es geht versuchen. Wir wissen aber um die Schwierigkeit dieser Aufgabe, da sind wir Realisten genug.“ Obwohl anschließend mindestens einige der restlichen Partien im Kalenderjahr 2023 ebenfalls anspruchsvoll genug sind, ist in Aldekerk nichts von Resignation oder fehlender Hoffnung zu spüren: „Jedes Spiel dient dazu, dass wir uns weiterentwickeln und uns Selbstbewusstsein holen, um dann in diesem Jahr irgendwie noch so vier, vielleicht sechs Punkte zu holen. Das ist im machbaren Bereich und wenn es am Ende vier werden, sind wir happy. Dann können wir die lange EM-Pause nutzen, um das Feld danach von hinten aufzurollen. Jetzt müssen wir uns aber erst voll auf Rodgau konzentrieren.“ Danach geht es am 18. November gegen den zwei Zähler günstiger gestellten Vorletzten TSG Haßloch – was als Schlüsselspiel gilt, das Aldekerk unbedingt mit einem Erfolg beenden muss und nicht allein mit viel Lob. Es folgen auf der Zielgeraden 2023 noch die Aufgaben am 25. November beim TuS 82 Opladen (Siebter), am 2. Dezember gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Sechster), am 9. Dezember gegen den TuS Ferndorf (Erster) und am 16. Dezember beim Longericher SC (Zehnter). Was von Rodgau bis Longerich alle Gegner gemeinsam haben: Keiner wird den TVA unterschätzen und keiner wird ihm aus reiner Freundlichkeit helfen. Den Aldekerkern bleibt nur der Versuch, sich selbst zu helfen.