Oberliga Niederrhein
Ganz viel Spannung – und ein bisschen Karneval
Hinter Spitzenreiter Unitas Haan bleiben Mettmann-Sport und der TuS Lintorf die ärgsten Verfolger. Der Abstiegskampf beginnt schon in der oberen Tabellenhälfte und der Neusser HV droht dabei bereits im November den Anschluss zu verlieren.

Feiertag: Dem TV Geistenbeck war nach dem 34:24 über die HSG Hiesfeld/Aldenrade gleich noch mal dazu zumute, den Start in die fünfte Jahreszeit angemessen zu begehen. (Foto: TV Geistenbeck)

Die Tabelle der Oberliga Niederrhein hat im November 2023 einiges an Zündstoff zu bieten – und beinah jedes Team ist derzeit in den Kampf ganz oben oder ganz unten involviert. An der Spitze steht ein Trio mit dem Titelfavoriten Unitas Haan (17:3 Punkte), Mettmann-Sport und TuS Lintorf (beide 16:4), bevor hinter einem überschaubaren „Mittelfeld“ um den LTV Wuppertal (14:6), dem TV Geistenbeck (12:6) und dem HSV Überruhr (10:10) spätestens auf Rang sieben der Abstiegskampf beginnt. Mit einem negativen Konto von 9:11 Zählern immer noch in der oberen Tabellenhälfte, führt der TB Wülfrath das Feld von acht Mannschaften an, die ihren Blick alle eher nach unten richten müssen. Da stehen im Keller weiter der TV Lobberich (5:15) sowie der Neusser HV (2:16) unter dem Strich, der am Ende der Saison die Qualifikationsmarke für die neue dreigleisige Oberliga Nordrhein bedeutet. Wenig Spannung erlebten die Zuschauer dabei allerdings in der Partie des LTV Wuppertal gegen Spitzenreiter Haan, denn die Unitas setzte sich beim vorherigen Tabellendritten überraschend deutlich mit 38:26 durch. Die Gastgeber legten zwar das 4:2 (6.) vor, aber danach übernahm der Spitzenreiter das Kommando und drehte die Begegnung durch acht Tore in Serie zum eigenen 10:4 (14.). Mit dem 21:14 von Lennard Austrup betrug die Haaner Führung zur Pause sogar sieben Treffer. Was immer sich die Wuppertaler in der Kabine vorgenommen hatten – umsetzen konnten sie es nicht. Im Gegenteil: Die Unitas erhöhte direkt nach dem Wiederanpfiff auf 24:14 (35.) und der klare Erfolg geriet bis zum Ende nicht mehr in Gefahr.

Die Mettmanner eroberten so den zweiten Tabellenplatz zurück, den sie eine Woche zuvor erst durch das 29:31 gegen Wuppertal an den LTV verloren hatten. Bei der Tschft. St. Tönis gab es jetzt mit dem 26:21 die Wiedergutmachung, die allerdings erst in der zweiten Halbzeit souverän aussah. Vor der Pause lagen die Gäste mit 11:13 (28.) hinten, kamen dann nach dem 12:14 (32.) aber in Fahrt und fast zehn Minuten ohne Gegentor bedeuteten für die Mannschaft von Trainer Andre Loschinski eine 17:14-Führung (38.). Mit weiteren drei Treffern vom 20:18 (46.) zum 23:18 (51.) war Mettmann dann endgültig auf die Siegerstraße eingebogen. „Das war ein hartes Stück Arbeit heute. Wir kriegen in der ersten Halbzeit nicht ganz den Zugriff aufs Spiel. Das ist sicherlich der Personalsituation geschuldet“, fand Loschinski, der sich über die Leistungssteigerung nach der Pause freute: „In der Halbzeit berappeln wir uns, haben gesagt, wir machen es besser, werden ein bisschen mehr Power reinlegen in die Abwehr. Die Stimmung war ordentlich und über eine gute Abwehrleistung haben wir uns dann vorgenommen, den Schwung mit in den Angriff zu legen.“

Zufriedenheit herrschte auch beim TuS Lintorf nach dem 30:24 über den TSV Kaldenkirchen. Hier sahen die Zuschauer eine erstaunliche Wende, nachdem die Gäste im Anschluss an eine ausgeglichene Anfangsphase (20./8:8) erst das Kommando übernommen und ein 15:11 (38.) vorgelegt hatten. Jetzt drehten jedoch die Hausherren gegen nachlassende Kaldenkirchener auf und kamen durch einen 14:4-Lauf zum 25:19 (55.). Was beim TuS für Begeisterung sorgte, führte bei TSV-Trainer Volker Hesse nur zu Kopfschütteln: „Zu Beginn spielen wir ganz okay und führen im weiteren Verlauf teilweise deutlich. Was dann aber in den letzten 20 Minuten passiert, habe ich so noch nie erlebt. Wir fallen in allen Mannschaftsteilen auseinander und nehmen quasi nicht mehr am Spiel teil. Erklären kann ich mir das nicht. Es stimmt mich aber traurig, dass wir uns so präsentieren.“

Der TV Geistenbeck hat als eine der wenigen Mannschaften derzeit weder etwas mit dem Titelrennen noch mit dem Abstiegskampf zu tun. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen konnte das Team von Trainer Thomas Laßeur gegen die HSG Hiesfeld/Aldenrade am 11.11. befreit aufspielen und nach dem ungefährdeten 34:24 gleich doppelt feiern. Dabei blieb die Partie nur bis kurz vor der Pause einigermaßen eng (29./15:13), bis Mitte des zweiten Durchgangs hatten sich die Hausherren bereits mit 27:16 (44.) deutlich abgesetzt. Die Geistenbecker bleiben dadurch auch im fünften Heimspiel der Saison ungeschlagen (vier Siege/ein Unentschieden). „Wir waren gegen Hiesfeld nach der Niederlage in Wülfrath vor zwei Wochen auf Wiedergutmachung aus. Das ist uns eindrucksvoll gelungen, vor allem die zweite Halbzeit, war sehr, sehr stark“, meinte ein zufriedener Coach Laßeur.

Beim Duell des TB Wülfrath mit den Adlern Königshof trafen in Trainer Leszek Hoft (Wülfrath) und Spielertrainer Sebastian Bartmann (Königshof) zwei alte Weggefährten aufeinander, die einander seit Langem kennen und schätzen. Am 12. Januar 2024 werden beide gemeinsam im Harzhelden Allstar Team gegen den TSV Bayer Dormagen antreten, am Samstag war nun jedoch Konkurrenz angesagt. Und hier hatten Bartmanns Adler letztlich mit ihrem 33:31 knapp die Nase vorne. Die Hausherren waren zwar vor der Pause tonangebend (19./11:6), doch die Krefelder kämpften sich über den 11:11-Ausgleich (23.) zurück und führten die Partie nach dem 19:18 (36.) bis zum Ende an. Wülfrath kam zwar bis zum Ende für etwas Zählbares in Frage, mit dem 33:31 beseitigte Titus Kuhlen aber 22 Sekunden vor der Schluss-Sirene alle Zweifel am Erfolg der Gäste. „Wir haben es geschafft, unsere Fehlerzahl in Bereichen, in denen wir sonst Probleme haben, ein bisschen runterzuschrauben. Wir haben relativ gut das Tor getroffen, die Abwehrarbeit war gut, Florian Lindenau im Tor hält entscheidende Bälle. Also kann man im Gesamten sagen, dass es eine gute Mannschaftsleistung war“, fand Bartmann. Sein Trainerkollege Hoft sah den Grund für die Niederlage dagegen vor allem bei seinem Team: „Wir haben heute den Sieg verschenkt. Bei 22 Fehlwürfen und sieben bis acht technischen Fehlern kann man kein Spiel gewinnen.“

Ein Lebenszeichen im Abstiegskampf sendete der TV Lobberich durch das 25:23 über Handball Oppum. Während sich das Team aus Nettetal auf 5:15 Zähler verbesserte und den Anschluss an den ersten Nicht-Abstiegsplatz schaffte (St. Tönis/5:13), zog es die Gäste aus Krefeld durch die Niederlage weiter in die gefährliche Zone – und Oppum steht bei 6:12 Zählern kaum besser da. Dabei drehte Lobberich einen 4:8-Rückstand (11.) noch vor der Pause zum 13:12 (30.) und später das 14:16 (39.) zum 18:16 (44.). Bis zum 21:21 (55.) war trotzdem jeder Sieger möglich, ehe letztlich Benedikt Liedtke sein Team mit dem 25:23 elf Sekunden vor dem Abpfiff erlöste. „Wir bringen das am Ende gut über die Zeit und die Punkte bleiben verdient bei uns“, meinte Lauritz Weisz, der bei den Lobberichern für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Während der TV somit den Anschluss an den Rest des Feldes wahrte, droht der Neusser HV diesen langsam zu verlieren. Mit dem 27:33 beim HSV Überruhr kassierte der Regionalliga-Absteiger bereits die achte Niederlage im neunten Spiel und er bleibt mit einer Bilanz von 2:16 Punkten weiter Letzter.

 

LTV Wuppertal – Unitas Haan 26:38 (14:21).

LTV Wuppertal: Jung (1), Meißner – Gusewski (2), Graef, Knaupe (2), Flockert (2), Salz (5), Meissner (1), F. Breenkötter (5), Oberbossel (8/4), M. Breenkötter.

Unitas Haan: Seher, Joest – R. Korbmacher (5), F. Korbmacher (2), Riemann (2), Billen (3), Mohaupt (2), Ziegler, Böhnke, P. D’Avoine (6), Hambrock (1), Disler (3), Austrup (11), Schusdzarra (3).

 

Tschft. St. Tönis – Mettmann-Sport 21:26 (13:12).

Tschft. St. Tönis: von Borstel, Paas – Steffens (2), Binger, Wolf, van den Boom, Löcher, von der Forst (1), Dau (2), Wingert (12/5), Karavasilis (3), Wens, Bruchhaus (1).

Mettmann-Sport: Jakubiak, Romagno – Merten (2), Thanscheidt (3), Schirweit (1), Isenburg, Franco (2), Königs (4), Hebel (3), Kruse (2), Völl (4), Klein (1), Schirner (4/1).

 

TuS Lintorf – TSV Kaldenkirchen 30:24 (9:12).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Sobotta, Götze – Pape (3), Pfeiffer (1), Lenzen (8), Strunk (3), Lesch, Müskens (6), Plöger (6/2), Langen (2), Friedrichs, Greday (1), Kropp.

TSV Kaldenkirchen: Brüster, Thommessen – S. Coenen (7/2), Heyer, Schürmanns (1), Brakelmann (3), Lüfkens, Leven (1), Lorenz (2), Dauben (1), Tötsches (4), Rosati (3), Müller (2).

 

TB Wülfrath – Adler Königshof 31:33 (17:16).

TB Wülfrath: Müllenborn, Engler – Lüttger (8/1), Funke, Goerigk (1), Scheider (1), Adolphs (6), Claussen (2), Schmitz, Adam (1), Feldstedt (6), Jahn (4/1), Müller (2).

Adler Königshof: Lindenau, Göller – von der Weyden (2), Legermann (7/2), Kuhlen (7), Bartmann (6), Hündgen (1), Vogel, Menke (5), Huth (4), Zavada (1/1).

 

TV Geistenbeck – HSG Hiesfeld/Aldenrade 34:24 (15:13).

TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Wagenblast (1), Geraedts (6/1), D. Meissner (5), Pöstges, Lüttke (1), A. Meissner (1), Flock (1), Reinartz (1), Schimanski (9/3), Leistner (4), Schumacher (1), Hüpperling (4).

HSG Hiesfeld/Aldenrade: A. Schnier, Vorwerk – Schwengers, Fischer (1), Jüngling, Hoyer (1), Müller (2), Bruns (2), Möhle (1), Wortman (1), Kirchner, Overberg (3), Schwarz (6/3), Nagel (7).

 

TV Lobberich – Handball Oppum 25:23 (13:12).

TV Lobberich: Bastians, Dönni – Greven (1), Giesen (3), Pasch (1), Walter, Hoffmanns (1), Hankmann, Schellekens (4), Mähler (1), B. Liedtke (12/3), Stams, Welzel, Falk (2).

Handball Oppum: Deilen, Savonis – Hüsselmann (1), Dierkes (7), Rothschuh (1), Schwartz (1), Paliga (1), Wink (5), Vogel, Wolfhagen (1), Weidemüller (4), Fenzel, Eickmanns (2/1).

 

HSV Überruhr – Neusser HV 33:27 (13:15).