3. Liga
Was Köln für Krefeld und Ratingen für Aldekerk tun kann
LSC trifft auf einen Verfolger des Spitzenduos, Interaktiv auf einen Kontrahenten des gefährdeten TVA - der in Opladen gefordert ist. Panther haben große Sorgen.

Rein oder nicht rein, das ist hier die Frage: Opladens Jonas Leppich (mit Ball) würde sicher so oft wie möglich an Aldekerks Keeper Paul Keutmann vorbeikommen – der sich das aber ganz anders vorstellt. (Foto: Thomas Ellmann)

Kann es da vorne vielleicht wirklich nur diese beiden geben? Kommen echt bloß der noch immer ungeschlagene Spitzenreiter TuS Ferndorf (21:1 Punkte) und der Zweite HSG Krefeld Niederrhein (19:3) für die zwei zu vergebenden Plätze in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga in Frage? Oder mischt sich ein Dritter ein? Da wäre dann der erste Anwärter wohl die HSG Rodgau Nieder-Roden (Platz drei/17:5), deren Ergebnisse in den vergangenen Wochen allerdings regelmäßig von Mühsal geprägt waren – 31:31 gegen HSG Friesenheim-Hochdorf II (Elfter/9:13), 30:32 bei der HSG Saarlouis (Fünfter/13:9), 33:30 gegen den TuS Dansenberg (Rang 13/6:16), 28:25 bei den Bergischen Panthern (Achter/11:11), 33:32 gegen den TV Aldekerk (Rang 14/4:18), 32:29 beim TV Homburg (Rang 15/4:18). Nach dem Sieg über die Aldekerker konnten sie in Rodgau fast selbst nicht nachvollziehen, wie sie diese Partie am Ende auf ihre Seite zogen – und sie gaben das hinterher fair zu: „Aldekerk war die bessere Mannschaft.“ Ob der Klub aus Hessen tatsächlich der Kandidat für eine längere Verfolgerrolle sein kann, wird nun ein Kölner Konkurrent etwa der Eagles überprüfen – und beim Longericher SC dürfen sie sich immerhin sicher sein, dass Krefeld diesmal zu hundert Prozent auf seiner Seite steht. Grundsätzlich ist dem LSC aber aus einem sehr eigenen Interesse daran gelegen, aus Rodgau etwas Zählbares mitzunehmen: Der jüngste 35;27-Erfolg über die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Sechster/13:9) war nur dann viel wert, wenn Longerich nun eine ähnliche Leistung abruft. Der Sieg war für sich genommen zwar wichtig fürs Team von Trainer Chris Stark, aber der aktuelle Rang zehn mit dem weiter negativen Konto (10:12) passt noch immer nicht zu jenem Verständnis, dass die Kölner von sich selbst haben. Den Krefeldern bietet sich im Übrigen parallel dazu die Gelegenheit, durch ein enstprechendes Resultat gegen den Vierten HSG Hanau (14:8) aus eigener Kraft einen weiteren Verfolger weiter zu distanzieren.

Vorläufig liegt der LSC noch hinter dem TuS 82 Opladen (Siebter/12:10) sowie hinter den Bergischen Panthern (Achter) und Interaktiv.Handball (Neunter/beide 11:11). Was ist in diesem Zusammenhang die Partie der Opladener gegen den mit 4:18 Zählern auf Platz 14 um den Klassenerhalt kämpfenden TV Aldekerk? Die einfache Antwort: Kein Spitzenspiel im klassischen Sinn – doch ein mindestens die direkt Beteiligten elektrisierendes Spiel – und beide gehen dabei mit entsprechendem Respekt an den Start. „Opladen ist eine Mannschaft, die seit Jahren unter dem Radar fährt, obwohl das nicht so gerechtfertigt ist – weil die sich zur einer richtig, richtig guten Drittliga-Mannschaft entwickelt haben“, sagt Aldekerks spielender Trainer Tim Gentges, „sie spielen stetig eine gute Saison, gerade in den letzten Wochen haben sie eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie gut sie eigentlich sind. In Opladen haben wir ein enorm dickes Brett zu bohren. Spielerisch ist das mit die ausgeglichenste Mannschaft, sie agieren in voller Breite sehr gut und sie sind super miteinander einegspielt.“ Kollege Fabrice Voigt gibt die Blumen aus Opladener Sicht gerne zurück: „Ich würde nicht sagen, dass es ein Derby ist, aber es ist schon ein langjähriges Duell. Die Jungs kennen sich gut, es waren immer spannende Duelle., es sind immer viele Tore gefallen, man hat nie den Gegner richtig in den Griff bekommen auf beiden Seiten. Es waren auch ein paar verrückte Spiele dabei. Aldekerk ist sicher viel, viel besser als das, was der Tabellenstand aussagt. Wir wissen um die Stärke von Aldekerk sowohl vorne als auch hinten.“

Rein sportlich ist der TuS 82 momentan eine Etage höher zu Hause, obwohl er zuletzt nach drei Siegen hintereinander beim Ersten Ferndorf mit dem 26:30 wieder eine Niederlage hinnehmen musste. Für Voigt geht es deshalb erst recht darum, dass Opladen jetzt den nächsten (Heim-) Sieg einfährt. „Wir werden natürlich versuchen, die Zähler zu Hause zu behalten“, betont Opladens Coach „wir haben zuletzt nicht schlecht gespielt. In Ferndorf war sicher nicht alles gut, da sind Sachen, die wir verbesseren müssen, um für Punkte in Frage zu kommen. Ich denke, das ist ein Fifty-Fifty-Spiel. Es wird darauf ankommen, wer die bessere Abwehr, den besseren Rückzug und den besseren Torwart hinstellt, wer die besseren Lösungen findet.“ Gleichzeitig wäre es für die Aldekerker nachvollziehbar extrem wertvoll, nach dem befreienden 40:30 vom vergangenen Wochenende gegen die ebenfalls gefährdete TSG Haßloch (Letzter/4:18) erneut stark aufzutrumpfen – und Gentges traut das dem TVA auch zu: „Unsere Leistungen haben in den vergangenen Wochen gestimmt und gegen Haßloch konnten wir uns endlich belohnen. Es geht jetzt darum, genau diese Intensität und diese Leidenschaft von Woche zu Woche mitzuführen. Wir wissen um die Schwierigkeit, in Opladen zu bestehen. Wenn wir es schaffen, unsere Leistung zu konservieren, dann muss Opladen aber auch eine schwere Hürde mit uns nehmen. Wer gut ins Spiel reinfindet und die taktische Marschroute am besten umsetzt, der hat sehr gute Chancen, zu gewinnen. Wir brauchen jeden Punkt.“

Ganz besondere personelle Sorgen haben die Bergischen Panther (Achter/11:11 Punkte), denen jüngst in der Partie beim Aufsteiger Interaktiv.Handball (29:31) aufgrund von Verletzungen und Erkrankungen von Beginn an nur eine dünne Spielerdecke zur Verfügung stand. Und eine Besserung kann Trainer Marcel Mutz vor dem Heimspiel gegen den Fünften HG Saarlouis (13:9) ganz und gar nicht erkennen: „Letzte Woche hat ja die halbe Mannschaft bei uns gefehlt. Das spitzt sich leider ein bisschen zu. Bei uns ist deshalb momentan viel Flickschusterei und eine gezielte Spielvorbereitung aktuell nicht möglich. Wir müssen deshalb am Samstag sehen, dass wir entsprechend über Kampf und Emotionen ins Spiel kommen.“ Saarlouis ist für ihn die „Tormaschine der Liga“, was die 376 Treffer in bisher elf Spielen (Durchschnitt 34,18) ja auch untermauern – und nicht mal der Erste Ferndorf (350/31,81) und der Zweite Krefeld (367/33,36) kommen da mit. Was den Panthern eventuell etwas Zuversicht bringen könnte: Vor knapp drei Wochen nahmen sie den Eagles mit dem 33:33 ein unerwartetes Unentschieden ab – eben durch Leidenschaft und nie nachlassenden Einsatz bis zur letzten Sekunde. „Saarlouis kommt sicherlich auch als Favorit zu uns. Wir pfeifen auf der letzten Rille, aber wir werden alles geben und raushauen, was geht“, verspricht Mutz, „mal sehen, ob wir für eine Überraschung sorgen können. Wir brauchen einfach eine überragende Abwehr- und Torhüter-Leistung.“

Der Aufsteiger Interaktiv, der bei ebenfalls 11:11 Zählern als Neunter lediglich aufgrund des schlechteren Vorverhältnisses knapp hinter den Panthern liegt (plus acht/Minus neun), hat sich nach dem 23:35-Debakel vom Auftakt gegen Longerich immer mehr in die Saison hineingeschlichen: Nach 4:6 Punkten aus den ersten fünf Spielen brachten die folgenden sechs ziemlich beachtliche 7:5 Zähler – bei nur zwei Niederlagen gegen bessere positionierte Kontrahenten (25:30 in Opladen, 30:33 gegen TuS Ferndorf). Zuletzt blieb die Mannschaft des Trainergespannes Filip Lazarov/Alexander Oelze mit dem 31:29 gegen die Panther sogar zum vierten Mal hintereinander ungeschlagen. Das lässt die Ratinger in der Summe relativ gelassen auf den Rest der Hinrunde sehen, der jetzt beim Zwölften TV Gelnhausen (8:14) beginnt. Dass es zum sechsten Saisonsieg reicht, fänden sie sicher zuerst in Ratingen großartig – aber auch die gesamte Konkurrenz der Gelnhausener im Keller hätte sehr wenig dagegen und eher eine Menge Sympathie dafür. Der TuS Dansenberg (6:16), Aldekerk, der TV Homburg und die TSG Haßloch (alle 4:18) würden definitiv begrüßen, dass der Kreis der gefährdeten so groß wie möglich wird und/oder bleibt. Dass dabei Interaktiv mal in der Lage sein würde, einem der Klubs von weiter unten wirklich unter die Arme zu greifen, hätte sich so am Anfang der Saison vermutlich niemand vorstellen können.