Regionalliga Nordrhein
Zwei Spitzenspiele, eine Frage: Bleibt Remscheid vorne?
HGR erwartet den Vierten Refrath/Hand, der Dritte Korschenbroich den Zweiten Weiden. Unten kämpfen Mönchengladbach und Langenfeld um den Anschluss.

Vorwärtsgang im Bergischen: Felix Handschke (mit Ball/rechts Langenfelds Tim Rahmann) und seine Remscheider sind zurzeit die Nummer eins in der Regionalliga. (Foto: Thomas Ellmann)

Dem Papier nach, auf dem das alles steht, sind es tatsächlich Spitzenspiele. Und die ersten vier in der Regionalliga bekommen es jetzt auf der Zielgeraden der Hinrunde in direkten Treffen miteinander zu tun – wobei die mit 16:6 Punkten ausgestattete HG Remscheid wenigstens teilweise selbst entscheiden kann, ob sie an der Tabellenspitze bleibt. Dazu kommt es, wenn sie ihr Heimspiel gegen den bei 13:9 Zählern stehenden Vierten HSG Refrath/Hand für sich entscheidet. Im Bergischen hoffen sie dabei, dass sie ihre bisher makellose Serie von sechs Siegen aus sechs Partien in eigener Halle forsetzen können – gegen ein Refrather Team, das zuletzt vier Mal hintereinander ungeschlagen blieb und inzwischen selbst auswärts regelmäßig ein Kandidat für Zählbares ist. Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten: Während die eher mittelfristig in die 3. Liga strebenden Remscheider den Aufstieg bereits in dieser Saison zumindest nicht kategorisch ablehnen, hat die HSG mit dem Sprung in die höhere Klasse vor allem nichts im Sinn. Der vom Mittelrhein-Oberligisten Pulheimer SC zu den Refrathern gewechselte neue Trainer Kelvin Tacke hatte bereits vor ein paar Monaten angesichts der vielen personellen Veränderungen deutlich gemacht, dass es zunächst um das Formen einer schlagkräftigen Einheit geht: “ Das ist ein Prozess, der die ganze Saison über dauern wird.“ Dass die HSG auf dem Weg durch die Serie bereits ganz gute Fortschritte erzielt hat und gleichzeitig keinerlei Belastung verspürt, dass es noch weiter nach oben gehen muss, macht es für fast jeden Gegner doppelt unangenehm – und auch die HGR dürfte entsprechend gewarnt sein. Die nach dem direkten Duell folgenden Aufgaben sind im Übrigen vergleichbar schwierig: Remscheid tritt am 9. Dezember beim HC Gelpe/Strombach (Achter/11:11) und am 16. Dezember beim Aufsteiger TSV Bayer Dormagen II an (Siebter/11:11), die Refrather haben noch das Heimspiel gegen Dormagen am 10. Dezember und den Auftritt gegen den Dritten TV Korschenbroich (15:7) am 17. Dezember vor sich.

Jene Korschenbroicher waren der einzige Klub, der vor dem Start in die Saison 2023/2024 offensiv den Aufstieg in die 3. Liga als Ziel ausgegeben hatte. Trainer-Rückkehrer Dirk Wolf, nach dem dritten Spieltag bei 2:4 Punkten für den damals entlassenen Gilbert Lansen gekommen, kann in der Summe wohl in etwa mit der Ausbeute von 13:3 Zählern in seiner bisherigen Amtszeit zufrieden sein, aber kaum mit der momentan hohen Anzahl an Gegentreffern: Deutlich zu oft liegen die Gegentreffern an oder über der 30er-Grenze – am weitestens darüber am 4. November, als der TVK beim BTB Aachen mit 33:37 den Kürzeren zog. Klar ist, dass die zu Hause in der Waldsporthalle ungeschlagenen Gastgeber (9:1) im Heimspiel gegen die ohne jegliche Ambitionen in Richtung 3. Liga ausgestatteten Weidener in einer Favoritenrolle stecken und der gerecht werden wollen. Minimalziel der Korschenbroicher ist schließlich, im Restprogramm gegen Weiden, am 9. Dezember beim Letzten SG Langenfeld (4:18) und am 17. Dezember in Refrath den direkten Kontakt zu den Remscheidern zu halten. Sollte sich dabei die Chance ergeben, sogar auf dem ersten Platz in die Meisterschaftspause zu gehen, hätte vermutlich keiner was dagegen. Der HC Weiden hat nach der hohen Hürde Korschenbroich noch die beiden Heimspiele am 9. Dezember gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/10:12) und am 16. Dezember gegen den OSC Rheinhausen (Neunter/11:11) vor sich.

Wo genau dieses unglaublich breite Mittelfeld beginnt? Spätestens bei TuSEM Essen II (12:10) auf Rang fünf, das lediglich zwei Zähler von den Dinslakenern auf Platz elf trennt. Auch in den Duellen zwischen der TSV Bonn rrh. (Sechster/12:10) und dem BTB Aachen (Zehnter/11:11) sowie zwischen dem OSC Rheinhausen (Neunter/11:11) und den Essenern treffen (Tabellen-) Nachbarn aufeinander, sodass sich je nach Ausgang größere Verschiebungen nach oben oder unten ergeben könnten. Weiter nach unten geht es gar nicht mehr für Schlusslicht Langenfeld (4:18) und nicht viel mehr für den Vorletzten Borussia Mönchengladbach (5:17), die dabei in einem Punkt eine völlige Übereinstimmung aufweisen: Sie hinken jeweils weit hinter dem her, was sie sich für diese Saison vorgenommen hatten. Und beide stehen im Kampf um den Klassenerhalt entsprechend unter Druck – sowie jetzt vor durchaus komplizierten Aufgaben. Die Langenfelder, auswärts noch ohne Sieg (1:9), sind beim Aufsteiger TSV Bayer Dormagen II (Siebter/11:11) gefordert, der seinerseits zu Hause noch keine Niederlage hinnehmen musste (9:1) und es in fünf Partien im Sportcenter bereits auf 169 Tore brachte (Durchschnitt 33,80).

Noch schwieriger sieht direkt vor der SGL allerdings die Lage der Borussia Mönchengladbach aus, die zum bisher letzten Mal am 16. September beide Punkte holte – mit dem 29:28 in Langenfeld. Seit diesem Tag gab es 1:13 Zähler, sodass aus dem damals ausgeglichenen Konto (4:4) inzwischen miserable 5:17 Punkte geworden sind. Zuletzt ließ das Team von Trainer Ronny Rogwaska in Bonn beim 26:27 vor allem gegen Ende der Partie nicht mal ansatzweise erkennen, wie es den Weg aus dem Keller finden will. Ob die Wende im Heimspiel gegen den HC Gelpe/Strombach (Achter/11:11) beginnt, ist deshalb längst nicht raus. Als sicher gilt jedoch, dass die Gummersbacher die rund 120 Kilometer weite Fahrt aus dem Oberbergischen nach Mönchengladbach am Samstagabend nicht antreten, um einfach nur beide Punkte abzugeben. Falls es im Übrigen ganz dumm läuft für die beiden aktuellen Schlusslichter, könnten sie den Anschluss nach vorne weiter verlieren: Die beiden direkt davor platzierten MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/10:12) und Bergischer HC II (Zwölfter/8:14) treffen schließlich aufeinander. Und falls denn die stets mit Vorsicht zu genießenden Durchführungs-Bestimmungen des Verbandes zutreffen, wäre das echt heftig. Diese „DFB“ sehen für den Fall, dass keiner aus der 3. Liga in die Regionalliga Nordrhein runter muss, dort nur einen Absteiger vor. Trifft es einen Drittliga-Klub aus dem Nordrhein, woll es dann zwei Absteiger aus der Regionalliga geben. Aktuell wäre von diesem Szenario auszugehen, weil der TV Aldekerk in der 3. Liga trotz erkennbarer Aufwärtstendenz als Drittletzter weiterhin einen Abstiegsplatz belegt. In Langenfeld und Mönchengladbach sollten sie dem TVA deshalb ab sofort sämtliche zur Verfügung stehenden Daumen drücken.