3. Liga
Von Longerich bis Aldekerk: Viel Gedrängel, viel Spannung
Hinter dem dichten Mittelfeld mit LSC, TuS 82, Interaktiv und Panthern will der TVA gegen Wetzlar II weiter für den Klassenerhalt punkten.

Schmerzgrenzen: Malte Nolting (vorne) und Max Zerwas (dahinter/Nummer 4) scheuen für die Longericher keinen Zweikampf – was auch für Maxim Swiedelsky (links) und Markus Sonnenberg (Mitte/im Hintergrund) bei den Opladenern gilt. (Foto: Thomas Schmidt)

Mehr Mittelfeld geht ja kaum. Und der Longericher SC ist nach dem jüngsten 39:29 beim Dritten HSG Nieder-Roden sogar wieder Spitzenreiter all jener Klubs aus unserem Verbreitungsgebiet, die aktuell für die Rolle der Nummer zwei hinter dem Aufstiegskandidaten HSG Krefeld Niederrhein in Frage kommen. Die Reihenfolge: Siebter LSC (12:12 Punkte), Achter TuS 82 Opladen (12:12), Neunter Interaktiv.Handball (12:12), Zehnter Bergische Panther (11:13). Dass einer aus diesem Quartett ganz vorne den ungeschlagenen TuS Ferndorf (23:1) oder den Zweiten Krefeld (20:4) angreifen wird, gilt aktuell als unwahrscheinlich bis ausgeschlossen. Selbst bis zum Dritten Nieder-Roden (17:7), zum Vierten HG Saarlouis (15:9) und zum Fünften HSG Hanau (15:9) ist ein gutes Stück Weg zurückzulegen – etwa für die Longericher, die in der vergangenen Saison auf Rang drei über die Ziellinie kamen, und für die Panther, die damals Vierter waren und sich wie der LSC für die Pokalrunde der Drittligisten qualifizieren konnten. Den Sprung in den DHB-Pokal über jene Pokalrunde schafften im Übrigen seinerzeit die Panther, die zuletzt allerdings aufgrund größerer personeller Probleme anderes im Kopf hatten als irgendeinen Pokalwettbewerb: Jetzt geht es in erster Linie darum, die Serie von vier Spielen hintereinander ohne einen Sieg irgendwann zu durchbrechen. Das spannendste Unternehmen in der 3. Liga bietet aktuell jedoch der TV Aldekerk – der noch immer in akuter Abstiegsgefahr steckt und trotzdem alles dafür tut, aus dem trüben Herbst eher sonnige Wonnemonate zu machen. Durch zwei Siege hintereinander verließ das Team des spielenden Trainers Tim Gentges, den viele wohl schon als wirklichkeitsfremden Dauer-Optimisten abgetan hatten, den letzten Tabellenplatz und fand gleichzeitig den Anschluss ans rettende Ufer. In der Summe wirkt das alles so, dass die Saison rund um die Vogteihalle gerade erst begonnen hat.

Die Aufholjagd der Aldekerker begann im Grunde schon mit der unglücklichen/unnötigen 32:33-Niederlage in Rodgau, als ein Erfolg greifbar nahe war. Eine Woche darauf ließ sich die Mannschaft im Kellerduell mit der TSG Haßloch selbst von einem Vier-Tore-Rückstand nach einer Viertelstunde nicht aufhalten und sendete am Ende mit dem 40:30 ein echtes Lebenszeichen – das letztlich zusätzlichen Schwung brachte und so auch mit für den folgenden 30:27-Erfolg beim TuS 82 Opladen versantwortlich war. Was das für die nun bevorstehende Aufgabe gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II bedeutet (Sechster/13:11), hinter deren leicht komplizierter Bezeichung die zweite Mannschaft des Bundesligisten HSG Wetzlar verbirgt? Es dürfte eine Mischung aus Chance und Risiko sein. „Wetzlar ist wie jede zweite Mannschaft in der 3. Liga gespickt mit sehr gut ausgebildeten Jungs, die sehr hohe technische Feinheiten mitbringen“, findet Gentges, „eigentlich gilt dieselbe Devise wie in jedem Spiel. Kriegen wir unsere Intensität und Qualität auf den Platz, wie wir das in den letzten Wochen geschafft haben, dann wird es Wetzlar sehr schwer haben, bei uns was mitzunehmen. Es ist allerdings bitter nötig, dass wir das auf den Platz bringen, den ansonsten haben wir es schwer, irgendetwas zu holen.“ Gar nichts zu holen, wäre natürlich eine echter Rückschlag, während der TVA durch einen eigenen Erfolg einen weiteren Schub bekäme – und bei optimalem Verlauf des Wochenendes vielleicht sogar die Abstiegsränge hinter sich lassen könnte: Falls jetzt Schluss wäre, müssten Aldekerk (6:18), Haßloch (6:18) und der TV Homburg (4:20) runter, während davor der TV Gelnhausen (9:15), die HSG Friesenheim-Hochdorf II (9:15) und der TuS Dansenberg (8:16) über dem Strich stehen. Damit der TVA eine weitere Position gutmacht, müsste er selbst gewinnen – und sich dann „nur“ noch die HSG Krefeld Niederrhein als klarer Favorit gegen Dansenberg behaupten.

Gentges geht zuversichtlich davon aus, dass ein Aldekerker Erfolg möglich ist. Und er hat gleichzeitig viel Respekt vor dem Gegner: „Das ist auf jeden Fall ein Spiel, das wir gewinnen können – gerade jetzt, in unserer momentanen Verfassung. Wir müssen einfach sehen, dass wir unsere Form konserviert bekommen und sie dann am Samstag auch präsentieren. Aber bei Wetzlar ist unfassbar viel Qualität in der Mannschaft. Wenn wir vorne einen Fehler machen, sind die über die erste und zweite Welle richtig gut. Sie stehen nicht umsonst da, wo sie stehen. Wir wollen an unsere Leistungen der letzten Wochen anknüpfen, wir wollen zusammen mit unseren richtig geilen Fans diese Mini-Serie fortsetzen, denn wir können einfach jeden Punkt gebrauchen.“ Sollten die Hoffnungen in Erfüllung gehen, könnte der TVA zudem seinen beiden letzten Aufgaben im Kalenderjahr 2023 deutlich ruhiger entgegensehen, denn niemand darf erwarten, dass anschließend am 9. Dezember gegen den Tabellenführer TuS Ferndorf und am 16. Dezember beim Longericher SC zwingend besonders viel Zählbares herausspringt.

Die Longericher, zuletzt beim klaren Sieg in Rodgau  deutlich verbessert, wollen gegen stark gefährdete Haßlocher am liebsten nachlegen und dadurch sowohl ihren Kontostand ins Positive schrauben als auch ihre Position in der oberen Tabellenhälfte festigen. Interaktiv.Handball bietet sich gegen die HSG Hanau aus einer Außenseiter-Rolle heraus die Chance, seine Bilanz ebenfalls auf 14:12 Zähler zu stellen. Jenes Ziel liegt dann genauso für den TuS 82 Opladen im Bereich des Möglichen, der dazu „nur“ bei den am Ende liegenden Homburgern gewinnen muss. Größter Wunsch der Panther: Trainer Marcel Mutz wäre heilfroh, wenn er für die durchaus mit Vorsicht zu genießende Aufgabe in Friesenheim-Hochdorf II (Unterbau des Zweitligisten Eulen Ludwigshafen) wieder einen volleren Kader hätte. Mehr Leute und mehr Wechselmöglichkeiten wäre keine verkehrte Basis für einen Sieg bei den Gastgebern in Baden-Würrtemberg, die zuletzt selbst sechs Mal als Verlierer von der Platte gingen und deshalb zunehmend an den Rand der Gefahrenzone gerutscht sind.