Regionalliga Nordrhein
Essen und das Wunder von Rheinhausen
TuSEM II dreht 23:32 beim OSC in der dramatischen Schlussphase noch zum 36:35-Sieg. BHC II verliert verdient mit 27:31 in Dinslaken.

Leute, das schaffen wir noch! Essens Trainer Philipp Krüger (Mitte) und seine Mannschaft bekamen in Duisburg doch noch die Kurve – womit bei neun Toren Rückstand nie und nimmer zu rechnen war. (Foto: Michael Jäger)

OSC Rheinhausen – TuSEM Essen II 35:36 (21:17). Es schien dabei zu bleiben und die Essener in dieser Saison in des Gegners Halle weiterhin wenig auf die Beine zu stellen: In Rheinhausen drohte schließlich die sechste Niederlage im sechsten Auswärtsspiel. Und eine besonders knappe oder unglückliche war bisher noch nicht darunter gewesen – 28:35 bei Borussia Mönchengladbach, 30:37 beim BTB Aachen, 25:29 beim HC Weiden, 32:37 bei der HSG Refrath/Hand, 32:37 beim TV Korschenbroich. Dann hieß es nach zwei Dritteln der Partie beim OSC 23:32 (47.), sodass dem Team von Trainer Philipp Krüger eine weitere Pleite drohte. Nichts deutete hier angesichts der neun Tore Rückstand auf eine heiße Endphase hin – die es allerdings an diesem Sonntagnachmittag tatsächlich geben sollte: Für den 5:0-Lauf zum 28:32 (52.) brauchte Essen nur fünf Minuten und nach dem 31:34 (54.) begann der Krimi überhaupt erst richtig. Übers 34:34 (58.) gingen die Gäste zunächst mit dem 35:34 (59.) zum ersten Mal überhaupt in Führung, ehe Noah Adrian per Siebenmeter zum 35:35 (60.) für die Hausherren ausglich. Was folgte, war in den restlichen 23 Sekunden unter anderem ein Spiel der Nerven – mit einer Essener Auszeit, einer Roten Karte gegen den OSC (Oliver Milde) und einem damit verbundenen späten Siebenmeter für TuSEM. Hier behielt Mathis Stumpf drei Sekunden vor dem Ende die Ruhe und er traf zum entscheidenden 36:35, das Essens Konto auf 14:10 Punkte aufstockte und den Sprung auf den vierten Platz brachte. Rheinhausen, das durch einen Sieg als Sechster weitergemacht hätte, bleibt mit 11:13 Zählern auf dem zehnten Platz.

Krüger war nach der aufreibenden Schlussphase nachvollziehbar sehr erleichtert. „Endlich haben wir die ersten Auswärtspunkte“, sagte der TuSEM-Coach, „es sah nach 45 Minuten sicherlich noch nicht danach aus, dass wir hier als Sieger von der Platte gehen.“ Seiner Auffassung nach lag der Schlüssel zur irrwitzigen Wende in der Umstellung auf eine 5:1-Deckung: „Die hat dann ihre Wirkung entfaltet. Wir hatten klarere Zuordnungen und sind viel besser in die Zweikämpfe gekommen. Im Angriff haben wir mit Durchbruch-Situationen immer wieder Chancen herausgespielt, die eigentlich über 60 Minuten kontinuierlich den Weg ins Tor gefunden haben. Es war auf jeden Fall eine große kämpferische Leistung, die ganze Mannschaft hat das mitgetragen. Wir haben ein spannendes Spiel gesehen und wir sind der glückliche Sieger.“ Bei zwei ausstehenden Heimspielen in diesem Jahr am 9. Dezember gegen die TSV Bonn rrh. (Fünfter/14:10) und am 16. Dezember gegen Borussia Mönchengladbach (Rang 13/5:17) hat Essen nun sogar die Chance, sich als erster Verfolger des Spitzentrios aus HG Remscheid (18:6), HC Weiden (17:7) und TV Korschenbroich (15:9) zu etablieren.

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Adrian (6/6), Milde (4), Eiker (4), Enders (1), Bekston (1), Kauwetter, Zwarg, F. Büttner (2), M. Molsner (2), Käsler (2), Feld (6), Hrustic (6).

TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach Domingo – Mittich, Scholten (5), Frederic Neher (1/1), Petersen, Schmidt (3), Lewandowski (1), Stumpf (11/4), Ernst (2), Weiss, Telohe (10), Schäfer (1), Elsässer (2).

 

MTV Rheinwacht Dinslaken – Bergischer HC II 31:27 (18:13). Bei den Solingern werden sie fast froh sein, dass doch bereits acht Punkte auf dem Konto stehen – weil sie sonst nach der vierten Niederlage aus den vergangenen sechs Partien (sonst zwei Unentschieden) in noch größerer Not stecken würden. So aber liegt das Team von Trainer Mirko Bernau auf dem drittletzten Rang mit 8:16 Punkten weiter vor Borussia Mönchengladbach (5:17) und der SG Langenfeld (4:18), die beide am Wochenende nichts für sich tun konnten. Die Borussia entsprach dabei der Bitte des HC Gelpe/Strombach (Neunter/11:11) um Verlegung wie auch der TSV Bayer Dormagen II (Achter/11:11) der Bitte der Langenfelder, die ebenfalls wegen zu vieler Krankheitsfälle im Team auf den Gegner zugekommen waren. Dinslaken, mit 1:9 Zählern in die Saison 2023/2024 gestartet, verbesserte sich durch 11:3 Punkte aus den folgenden sieben Partien auf Rang sieben und geht mit einem ausgeglichenen Konto (12:12) in den Jahres-Endspurt. Für BHC-Coach Bernau lagen die Gründe für die Niederlage beim MTV auf der Hand: „Wir haben das Spiel im Endeffekt zwischen der 20. und 30. Minute verloren. Da hatten wir mehrere Fehlwürfe beziehungsweise Kreis-Ab von den Außenpositionen und wir kriegen zehn Minuten lang die Deckung nicht so gestellt.“

Die Partie am bei Gast-Mannschaften wenig beliebten Termin am Sonntag um 11.15 Uhr war über weite Strecken eine Achterbahnfahrt für beide Seiten. Der BHC legte das 6:5 (10.) vor und Dinslaken reagierte mit dem 9:8 (15.) oder 11:10 (17.), ehe die Gäste nach ihrem 12:11 (19.) durch fünf Gegentore in Folge komplett den Faden zu verlieren drohten – 12:16 (26.). Bis zum 15:20 (35.) am Anfang der zweiten Halbzeit schien für Bernaus Team weiter nichts drin zu sein, doch ab dem 21:23 (45.) wurde es wieder spannender: Nach dem 24:26 (51.) und 25:26 (52.) von Jannis Keull schien selbst eine Wende möglich zu sein. „In der zweiten Halbzeit machen wir ein super Tempospiel und kommen auf einen ran, haben dann zwei Fehlwürfe mit einem Siebenmeter“, meinte Bernau, „dann wird es schwierig. Wir haben auch ein, zwei technische Fehler, die aber normal sind im Tempospiel. Wir haben sie am Rande, dass das Spiel kippen kann, aber es kippt halt nicht mehr komplett. Am Ende ist es auch okay, dass Dinslaken gewinnt.“ Seinen Erfolg stellte der MTV sicher, indem er vom 26:25 auf 29:25 (57.) erhöhte und das 26:29 (57.) der Gäste direkt mit dem 30:26 (58.) beantwortete. 

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Rosendahl, Schriddels, Hoffmann (5), Sanders (2), Asci (2), Tuda (6/3), Krölls (2), Dreier (5), Reede (5), Kölsch (4).

Bergischer HC II: Elsässer, Babic – Mussumeci (1), Schäfer (1), Gießelmann (7/2), Keull (2), Exner (6), Werschkull, Artmann (1), Puschmann, Mucha (9), Berger.