05. Dezember 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es war eine besondere Woche, sowohl für den TSV Bayer Dormagen als auch für TuSEM Essen. Glücklich konnten am Ende aber nur die Essener sein, die ja zuerst mit dem 30:24 über die Eulen Ludwigshafen (Zehnter/14:16 Punkte) eine Serie von zuvor fünf Spielen hintereinander beendet hatten – und anschließend mit dem 25:30 bei der HSG Nordhorn-Lingen (Achter/17:13) wieder in eine andere Richtung zu gehen schienen. Dann gelang dem Team von Trainer Michael Hegemann allerdings ein echtes Kunststück, was weniger mit dem Sieg an sich gegen den VfL Eintracht Hagen (Elfter/14:16) zu tun hatte: Dazu genügten tatsächlich, was grundsätzlich kaum machbar ist, minimale 21 Treffer, die beim 21:18 auf jeden Fall einen TuSEM-Vereinsrekord für diese Saison aufstellten. In der Vergangenheit hatten zweimal jeweils 22 Tore für einen Teil-Erfolg gereicht – mit dem 22:22 beim TSV GWD Minden (Platz 14/11:19) und dem 22:22 beim TuS Vinnhorst (Platz 17/7:23). Minusrekord auf dem Weg zu zwei Punkten waren bislang die 24 Treffer beim 24:23 als Gast des VfL Potsdam (Erster/25:5). Und nachvollziehbar zeigte sich Trainer Michael Hegemann nach dem Sieg über die Hagener vor allem glücklich: „Am Ende einer englischen Woche bist du einfach zufrieden, wenn du zwei Punkte holst. Unter normalen Umständen hätte wahrscheinlich der eine oder andere Spieler eher im Bett gelegen, aber sie haben gekämpft. Ich kann der Mannschaft nur ein großes Lob aussprechen, das war überragend. Wir haben ohne Linkshänder im Rückraum zwei Spiele in der Englischen Woche gewonnen – das ist voll okay.“
Was die Niederlage in Nordhorn so schmerzhaft machte: Essen bekam das Spiel ab der Mitte der ersten Halbzeit ganz gut in den Griff und machte aus dem 12:14 (27.) noch vor der Pause ein 15:15 (30.), ehe es einen Blitzstart in den zweiten Durchgang erwischte und mit dem 18:15 (32.) alle Vorteile in der Hand hielt. Die HSG antwortete jedoch fast genauso schnell durch eine eigene 5:0-Serie zum 20:18 (39.), ehe sie übers 24:21 (48.) und 26:22 (51.) das entscheidende 28:23 (55.) vorlegte. Dass für TuSEM eine deutliche geringere Trefferzahl zum Sieg über Hagen genügen sollte, ahnte da noch niemand – und es hatte vor allem mit der betonartig aufgestellten Abwehr zu tun, hinter der Torhüter Lukas Diedrich sogar traumhafte Werte vorzuweisen hatte: Die offizielle Statistik der HBL führte ihn für die 60 Minuten bei 23 Paraden und einer Quote an gehaltenen Würfen von 56,10 Prozent. Damit war Diedrich maßgeblich daran beteiligt, dass die Gastgeber erstens nach dem 13:14 (37.) wieder die Wende schafften und später mit dem 21:17 (55.) zum entscheidenden Vorsprung kamen. Dass die Essener anschließend in der ohnehin von wenigen Toren und gelegentlich zu vielen offensiven Fehlern geprägten Partie auf der Zielgeraden und in den letzten sechs Minuten gar nicht mehr trafen, konnten sie in der Summe verschmerzen: Schließlich ist ihr Konto mit 15:15 Punkten ausgeglichen und der neunte Platz eine vernünftige Position für den Jahres-Endspurt. Hier folgen die Aufgabe am kommenden Sonntag beim TV Hüttenberg (Platz 13/12:18), die Heimspiele am 17. Dezember gegen den VfL Lübeck-Schwartau (Zwölfter/13:17) und am 22. Dezember gegen den ASV Hamm-Westfalen (Dritter/24:6) sowie die Partie am 26. Dezember beim TSV Bayer Dormagen (Platz 15/9:21).
Jene Dormagener hatten in ihrer Englischen Woche deutlich weniger Glück und letztlich überhaupt nichts in der Hand. Ans 27:28 beim ASV Hamm-Westfalen, in dem es bereits eine Menge Lob für einen couragierten Auftritt gegen eins der Top-Teams gegeben hatte, aber eben keine Punkte, schloss sich das ernüchternde Heimspiel gegen den TV Hüttenberg an – eine Partie, die das Team von Trainer Matthias Flohr hätte gewinnen sollen, um neuen Schwung für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt zu generieren. Der Plan ging allerdings sehr gründlich daneben und die 31:38-Niederlage war eine echte Pleite, bei der nichts besonders viel Hoffnung machte. Dormagen, das kein einziges Mal die Führung übernehmen konnte, geriet übers 2:5 (8.) und 5:10 (14.) bereits in der 20. Minute beim 7:14 fast aussichtslos ins Hintertreffen und konnte nach dem 12:20 (30.) in der zweiten Halbzeit nur noch eine Art Schadensbegrenzung versuchen. Das gelang später allerdings erst ab dem 18:31 (44.), was auf der einen Seite für viel Moral sprach und andererseits auch mit dem Schalten der Hüttenberger (Platz 13/12:18) in einen etwas kleineren Gang zu tun hatte. Dass sie tatsächlich zu viel stärkeren Leistungen in der Lage sind, bewiesen die Dormagener anschließend beim Spitzenreiter VfL Potsdam, den sie mehr als eine Halbzeit lang sehr ernsthaft in Bedrängnis brachten, bevor sie nachher gegen die längst deutlich offensivere Deckung der Hausherren für ein paar Minuten den Faden und die Übersicht verloren – 16:16 (37.), 16:19 (40.), 17:22 (47.). Joshua Reuland (48.), Peter Strosack (50.) und Ian Hüter (51.) brachten den TSV Bayer noch auf 20:22 heran, doch der Favorit antwortete ebenso wirkungsvoll wie entscheidend – 23:20 (51.), 24:20 (52.), 25:20 (56.).
So hatte Dormagen zwar vor der Aufgabe in Potsdam erklärt, dass die vor rund zwei Monaten öffentlich dargelegte erhebliche Finanzlücke geschlossen und damit der Spielbetrieb bis zum Ende der laufenden Saison endgültig gesichert sei, doch gleichzeitig sind in den vergangenen Wochen die Sorgen im sportlichen Bereich nicht kleiner geworden – sondern gewachsen. Nach dem 35:34 vom 8. Oktober beim Dessau-Roßlauer HV reichte es in den folgenden neun Spielen mit dem 34:32 am 28. Oktober beim TV Großwallstadt (Sechster/18:12) lediglich zu einem weiteren Erfolg. Das bedeutet in der Addition dieser Neuner-Serie 3:15 Punkte, sodass die insgesamt 9:21 Zähler inzwischen auf dem viertletzten Platz nicht mehr wirklich beruhigend sind – was nach jenem Sieg in Dessau bei 6:6 Zählern ganz anders aussah. Der TSV Bayer profitiert dabei weiter von seinen wichtigen Erfolgen über die hinter ihm geführten Dessau, TuS Vinnhorst (35:29) und EHV Aue (26:17), ist allerdings von Sicherheit ziemlich weit entfernt: Dormagen und der Dessau-Roßlauer HV (ebenfalls 9:21) stehen zurzeit gerade eben über dem Strich, Vinnhorst (7:23) und Aue (4:26) darunter. Was vor allem Vinnhorst gefährlich macht: Der Aufsteiger verzeichnete im selben Zeitraum wie der TSV aus neun Begegnungen immerhin 7:11 Punkte und hat erst dadurch wieder Sichtkontakt zum rettenden Ufer. Was den Dormagenern bleibt, um ihre eigene Position für 2024 zu entspannen, sind gute Ergebnisse in den Spielen am nächsten Montag gegen den TSV GWD Minden (Platz 14/11:19), am 17. Dezember beim HC Elbflorenz Dresden (Fünfter/18:12), am 22. Dezember beim TuS N-Lübbecke (Siebter/17:13) und am 26. Dezember gegen TuSEM Essen (Neunter/15:15). Alleine mit Lob für gute Leistungen wird Dormagen den Kampf gegen den Abstieg kaum bestehen können.
TuSEM Essen – VfL Eintracht Hagen 21:18 (13:10).
TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger, Kämper, Wolfram (1), Wilhelm (5), Eißing, Szczesny (4), Seidel, Klingler (2), Neuhaus (3), Kostuj, Rose (2), Mast (4/3), Werschkull.
VfL Potsdam – TSV Bayer Dormagen 27:22 (14:14).
TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Kriescher, Reuland (4), Böhnert, Kremp, Rehfus (6), I. Hüter (3), Schroven, Strosack (1), P. Hüter (3), Träger, Schmidt, Pauli, Steinhaus (4), Sondermann (1).
TSV Bayer Dormagen – TV Hüttenberg 31:38 (12:20).
TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen (1) – Reuland (1), Böhnert (3), Kremp (1), Rehfus (2), I. Hüter (1), Reimer (6/4), Schroven (1), Strosack (2), P. Hüter, Träger (4), Schmidt (1), Pauli (3), Steinhaus (3), Sondermann (2).
HSG Nordhorn-Lingen – TuSEM Essen 30:25 (15:15).
TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger (5), Kämper (1), Wilhelm (1), Homscheid (4/1), Eißing (1), Szczesny, Weiß, Seidel, Klingler (4/1), Neuhaus (2), Rose (5), Mast (2), Werschkull.