1. Bundesliga
Gummersbach ärgert Magdeburg – und der BHC nur sich selbst
VfL zieht sich mit dem 30:32 beim Champions-League-Sieger gut aus der Affäre. Der Bergische HC ist beim 30:39 in Kiel schon zur Pause geschlagen.

Schwierig, schwierig: Peter Johannesson erzielte bei gut 28 Minuten Einsatzzeit im Tor mit sechs Paraden (Quote gehaltener Würfe 28,57 Prozent) keinen richtig schlechten Wert, aber insgesamt stimmte die Leistung des BHC in Kiel bei 39 Gegentreffern nicht. (Foto: Thomas Wirczikowski)

Es waren maximal hohe Hürden und die Erwartungen auf Zählbares deshalb von vorneherein eher eingeschränkt. Der SC Magdeburg scheint im Moment als Champions-League-Sieger und Tabellenführer (25:3 Punkte) sowieso das Maß aller Dinge zu sein und alleine deshalb war es dann beachtlich, wie sich der VfL Gummersbach mit dem 30:32 aus der Affäre zog – jener VfL, der eine Woche zuvor in eigener Halle gegen die SG Flensburg-Handewitt mit dem 32:42 eine Höchststrafe kassiert hatte. Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson betrieb nun auf jeden Fall einiges an Wiedergutmachung und wies nach, dass es in der Regel auch für die Großen der Liga ein durchaus ernstzunehmender Gegner sein kann. Mit 14:16 Punkten steht das Konto zwar wieder im Minus, aber der VfL kann den neunten Platz im zweiten Jahr nach der Rückkehr in die 1. Bundesliga sicher als vernünftige Basis zunächst für die restlichen Aufgaben in diesem Jahr sehen. Keinerlei Aussichten auf etwas Zählbares hatte dagegen der Bergische HC beim THW Kiel, der 2023/2024 bereits ein paar Rückschläge hinnehmen musste und diesmal vielleicht nicht für den Titel in Frage kommt – weil er als Fünfter (20:10) gerade schon sieben Zähler hinter der Spitze liegt. Für den BHC war dieser THW aber beim 39:30 nach einer noch interessanten Anfangsphase in der Summe eine Nummer zu groß und die Partie machte klar, warum der eine nach weiter oben gehört und der andere vor allen Dingen den Blick nach unten richtet. Die Solinger sind auf Platz 13 der zweite Teil eines Quartetts mit jeweils 11:19 Punkten, zu dem vor ihnen noch Frisch Auf Göppingen sowie hinter ihnen der TVB Stuttgart und die HSG Wetzlar gehören. Alle gemeinsam liegen knapp vor dem HC Erlangen (10:18), der soeben über dem Strich steht, und deutlicher vor den Aufsteigern ThSV Eisenach (7:23) und HBW Balingen-Weilstetten (5:25) auf den beiden Abstiegsplätzen. Für Gummersbach sähe akute Not im Kampf um den Klassenerhalt anders aus.

Der VfL lag mit 4:3 (8.) vorne, geriet anschließend durch sechs Gegentreffer hintereinander mit 4:9 (12.) in Rückstand – ließ sich aber weder davon noch vom 8:12 (19.) nachhaltig aus der Bahn werfen. Mit dem 13:14 (26.) von Tilen Kodrin war der Außenseiter wieder dran und nach dem 16:18 (30.) am Ende der ersten Halbzeit wieder alles möglich. Übers 18:18 (32.) und 19:19 (34.) brachte das 20:19 (35.) von Giorgi Tskhovrebadze die nächste Führung, die Milos Vujovic auf 21:19 (38.) ausbaute. Nachdem Ellidi Vidarsson (39.) und Lukas Blohme (40.) nach dem  21:20 (39.) sogar für ein 23:20 gesorgt hatten, schien eine echte Überraschung möglich zu sein – was der SCM so natürlich nicht durchgehen lassen wollte. Und die Antwort folgte zunächst mit dem 24:23 (43.) für den Favoriten, der in Rückraumspieler Felix Claar und dem eingewechselten Keeper Sergey Hernandez Ferrer zwei herausragende Kräfte hatte. Magdeburg war nun nach dem 27:27 (52.) in der finalen Phase ein Stück abgeklärter und sicherte sich mit der 3:0-Serie zum 30:27 (56.) den letztlich entscheidenden Vorsprung – ohne dass sich die personell geschwächten Gummersbacher, die früh auch auf den verletzten Dominik Mappes verzichten mussten, viel vorzuwerfen hatten. Viel Gelegenheit, um die Akkus aufzuladen, bleibt jetzt gleichzeitig nicht, denn bereits am Donnerstag geht es gegen den HSV Hamburg (Elfter/12:18) weiter. Seine beiden restlichen Aufgaben im Kalenderjahr 2023 bestreitet der VfL nach Hamburg am 17. Dezember beim SC DHfK Leipzig (Siebter/15:15) und am 20. Dezember bei der MT Melsungen (Vierter/22:8).

Dass der BHC in Kiel selbst ohne Tom Kare Nikolaisen, Aron Seesing und Isak Persson (alle verletzt) in der vierten Minute durch Tomas Babak das 4:3 erzielte, hieß vor allen Dingen eins – nichts. Kiel wäre nicht Kiel, wenn es sich dadurch nachhaltig hätte beeindrucken lassen, und so durften die Gäste nur bis zum 7:8 (10.) hoffen, dass sie über die gesamte Distanz für ein knappes Ergebnis in Frage kommen. Übers 7:11 (13.) und und 8:16 (19.) geriet der BHC, der an seiner eigenen Zerlegung durch Fehler vorne wie hinten mitwirkte, von einer Verlegenheit direkt in die nächste. Selbstredend war die Partie bereits mit dem 21:13 (30.) am Ende der ersten Halbzeit entschieden und der THW konnte nach dem 22:13 (31.) immer wieder acht oder neun Tore zwischen sich und den Gegner legen – 25:16 (36.) 29:21 (45.), 32:23 (49.). Mit dem 35:23 (52.) drohte Najis Team auf der Zielgeraden sogar ein echtes Debakel, ehe es den Rückstand nach dem 28:39 (57.) durch zwei späte Treffer zum 30:39-Endstand wenigstens in den einstelligen Bereich zurückholte. Der BHC-Trainer war wenig begeistert: „Wir haben das Spiel innerhalb von 20 Minuten hergegeben. Das ging einfach viel zu schnell. Wir kommen nicht in den Rückzug, schaffen es selber viel zu wenig, unser Tempospiel zu zeigen, und lassen zudem wahnsinnig viele Bälle von sechs Metern liegen. So muss man einfach festhalten, dass von unserem Matchplan relativ wenig geklappt hat, und so kommt der deutliche Sieg des THW zustande. Sie haben es sehr dominant runtergespielt.“

Geschäftsführer Jörg Föste wurde deutlicher: „Mit dieser Besetzung ist es in Kiel ohnehin schwer, gut auszusehen. Mit dieser Leistung aber ist es unmöglich. Nicht einverstanden sein können wir mit den Absprachen in der Deckung, mit dem Rückzug und mit dem Entscheidungsverhalten in der Offensive. Zudem müssen wir ernsthaft über die Darbietungen einzelner Leistungsträger sprechen. Da kommt eindeutig zu wenig. Das werden wir intern thematisieren.“ Wie sich das alles auswirkt, kann der BHC in den letzten vier Spielen des Jahres zeigen: Am kommenden Sonntag geht es gegen den TVB Stuttart (Platz 14/11:19), anschließend am 17. Dezember zur TSV Hannover-Burgdorf (Achter/15:15), am 20. Dezember zu Frisch Auf Göppingen (Zwölfter/11:19) und am 23. Dezember gegen die HSG Wetzlar (Platz 15/11:19). Dass Stuttgart, Göppingen und Wetzlar praktisch auf derselben Höhe liegen wie der BHC, macht den einen oder anderen Punkt im Grunde zur Pflicht. Und ob sie im Bergischen ein paar Lehren aus der Partie in Kiel gezogen haben, können sie dann nach der Meisterschaftspause im Jahr 2024 zeigen: Dort soll es, falls der aktuelle Plan der HBL so bleibt, am 11. Februar weitergehen – gegen Kiel.

 

SC Magdeburg – VfL Gummersbach 32:30 (18:16).

VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Vidarsson (4), Kodrin (1), Vujovic (3/3), Köster (3), Blohme (5), Häseler, Schluroff (3), Tshkovrebadze (8), Mappes, Wurz, Horzen (3), Kiesler.

 

THW Kiel – Bergischer HC 39:30 (21:13).

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (8/3), Nothdurft (1),M’Bengue (2), Ladefoged (6), Andersen (3), Fraatz (3), Babak (1), Reimer (2), Arnesson (1), Morante Maldonado (2), Stutzke (1), Santos.