3. Liga
Köln mit guter Laune, Aldekerk ohne David Hansen
LSC spürt neue Euphorie. TVA muss für sechs Wochen auf seinen besten Werfer verzichten. Auch andere wie Panther und TuS 82 stehen vor anspruchsvollen Aufgaben.

Da geht er hin: Der Ausfall von David Hansen ist schmerzhaft – zunächst vor allem für den Spieler selbst und dann auch für den TV Aldekerk, der jetzt als Mannschaft vor einer neuen Herausforderung steht. (Foto: Thomas Schmidt)

Eigentlich ist da keine Chance. Und wenn irgendwo doch eine sein sollte, ließe sie sich höchstens durch eine leistungsstarke Lupe erkennen. Wie soll der mit seiner ganzen Kraft gegen den Abstieg kämpfende TV Aldekerk denn am Samstag gegen den TuS Ferndorf bestehen? Das ist ja jene Mannschaft, die bei 23:1 Punkten und dem überragenden Torverhältnis von 412:338 (plus 74) als einzige in der 3. Liga noch ungeschlagen ist und fast sicher schon jetzt davon ausgehen kann, dass sie am Ende der Serie eins der beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga in der Hand halten wird. Außerdem bezwang der Spitzenreiter zuletzt den damaligen Dritten HSG Rodgau Nieder-Roden (jetzt Fünfter) mit 31:25, während den Aldekerkern zumindest ein bis zwei Tage das 25:28 gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II in den Knochen steckte. Noch bitterer als die verlorenen Punkte war allerdings die Spätfolge aus diesem Abend: Der im Duell mit der HSG gefoulte David Hansen, der mit seinen 94 Toren der beste Feldtorschütze der 3. Liga Süd/West ist, wird wegen eines Rippenbruchs für etwa sechs Wochen ausfallen. TVW-Spielertrainer Tim Gentges macht die Szene selbst mit ausreichend Abstand sauer: „Das Foul hat so ziemlich jeder gesehen – bis auf die zwei wichtigsten Leute auf dem Feld. Der Schlag ging zur Rippe und da hätte man auch mit einer Sanktion arbeiten können, wenn nicht sogar mit einer Roten Karte.“ Gentges hofft einerseits, dass Hansen zum Beginn der Rückrunde am 20. Januar 2024 bei der HSG Friesenheim-Hochdorf II (Zwölfter/9:17) wieder zur Verfügung steht. Andererseits lehnt er es ab, im Fehlen des Rückraumspielers vorab eine Erklärung für eine Leistung ohne Leidenschaft oder Gegenwehr zu erkennen. „Da müssen andere jetzt noch mehr Verantwortung übernehmen und die Verantwortung muss sich auf mehrere Schultern verteilen. Wir werden trotzdem versuchen, die schwierige Aussicht auf Punkte in den beiden nächsten Spielen zu nutzen. Dann kommt uns die EM-Pause natürlich sehr gelegen – und danach haben wir eine spannende Rückrunde vor uns.“

Beim Blick auf die Aufgabe Ferndorf machen sich die Aldekerker weder größere Illusionen noch größere Sorgen. „Das ist das einfachste Spiel der Saison, denn wir haben nichts zu verlieren gegen den unangefochtenen Spitzenreiter in dieser Liga – gegen die Mannschaft, die einfach einen unfassbar guten Ball spielt mit einer wirklichen Geschwindigkeit und einer guten Explosivität, mit oftmals richtigen Entscheidungen und einer brutalen Qualität auf jeder Position. Wir hoffen darauf, dass wir Spaß haben und so gut es geht dagegenhalten können.“ Das einzige Team, das dem TuS bislang überhaupt einen Punkt abnehmen konnte, war am 30. September beim 30:30 im Übrigen der Longericher SC (Siebter/14:12), bei dem sich Aldekerk in gut einer Woche am 16. Dezember ebenfalls als Außenseiter aus dem Handballjahr 2023 verabschiedet. Wenn jetzt Schluss wäre, müsste der TVA (6:20) zusammen mit der TSG Haßloch (6:20) und dem TV Homburg (4:22) absteigen. Davor sind allerdings der TV Gelnhausen (9:17), HSG Friesenheim-Hochdorf II (9:17) und TuS Dansenberg (8:18) durchaus noch in Reichweite.

Die Kölner wiederum haben nach einem Sechs-Wochen-Durchhänger von Anfang Oktober bis Mitte November und dem damaligen Stand von 8:12 Punkten, die für LSC-Verhältnisse viel zu wenig waren, deutlich zugelegt und sich durch drei Siege hintereinander wieder auf Platz sieben in der oberen Tabellenhälfte vorgearbeitet. Das hat sich vor dem Spiel beim TV Homburg nachvollziehbar positiv auf die Stimmung aller ausgewirkt. „Man spürt in der Mannschaft einen gewissen Rückenwind, dass da wieder eine gewissen Euphorie entstanden ist“, sagt Trainer Chris Stark, der die neue Serie mit seinem Team im Saarland fortsetzen will – und gleichzeitig warnt: „Wir haben uns akribisch vorbereitet und dennoch weiß man nie, wie es ausgeht. Das ist eine sehr lange Anreise und es ist eine Riesenaufgabe, nach einer vierstündigen Fahrt aus dem Bus zu steigen und dann kurz darauf eine Top-Leistung abzuliefern.“ Dass der Tabellenletzte überraschend deutlich hinter den eigenen Erwartungen zurückliegt und stark um den Klassenerhalt bangen muss, macht die Aufgabe für Longerich zwar keineswegs einfacher, doch in der Summe sieht Stark ganz gute Aussichten auf zwei weitere Punkte: „Ich bin optimistisch, wir haben eine gute Trainingswoche und wir werden in guter Besetzung anreisen. Wir haben zuletzt gezeigt, wie wir im Kollektiv über 60 Minuten konzentriert und gut Handball spielen können. Das werden wir uns wieder auf die Fahne schreiben.“

Wie ein Sieg in Homburg geht, zeigte am vergangenen Wochenende der TuS 82 Opladen, der am Ende mit dem 35:28 sogar sehr deutlich beide Punkte entführte und direkt hinter den Longerichern auf Rang acht mit ebenfalls 14:12 Punkten die letzte Position in der oberen Tabellenhälfte einnimmt. Nun soll/dürfte das Heimspiel gegen den Fünften HSG Rodgau Nieder-Roden vielleicht zeigen, ob der TuS 82 auf der Zielgeraden im Jahr 2023 eventuell sogar weiter den Abstand zum ersten Drittel reduzieren kann, in dem ja die HSG Saarlouis,die HSG Hanau und Rodgau ein Trio mit jeweils 17:11 Punkten bilden – und damit bereits keine echten Verfolger der Spitzenteams Ferndorf (25:1) und HSG Krefeld Niederrhein mehr sind (22:4). Opladens Trainer Fabrice Voigt hält dabei einiges vom nächsten Gegner: „Nieder-Roden ist wirklich eine sehr spielstarke Mannschaft mit individuell sehr guten Spielern und taktisch immer sehr gut eingestellt. Sie verfügen über eine hohe Klasse im Angriff und können von jeder Position Tore machen. Sie sind alles in allem eine sehr komplette Mannschaft. Für uns wird es vor allem darum gehen, in den Rückzug zu kommen und eine gute Abwehr zu stellen, um selber unser Tempospiel aufzuziehen.“ Angesichts einer nicht optimalen Phase im Training geht Voigt davon aus, dass es erst recht wieder auf Einsatz und Leidenschaft ankommen wird. „Die Woche läuft gerade so semi, wir haben überall Kranke“, sagt Voigt, „wir werden sehen, dass wir an die sehr solide Leistung in Homburg anknüpfen. Es ist das letzte Heimspiel des Jahres und da wollen wir uns noch einmal den Allerwertesten aufreißen.“

Vor einer anspruchsvollen Aufgabe stehen die Bergischen Panther, die auf dem neunten Platz mit ihren ausgeglichenen 13:13 Zählern die untere Tabellenhälfte anführen und nun bei der HSG Hanau auf den Prüfstand treten. Vermutlich werden die Panther erneut eine herausragende kämpferische Leistung benötigen – wie am vergangenen Wochenende, als sie trotz erheblicher personeller Probleme bei der HSG Friesenheim-Hochdorf II einen 28:25-Sieg schafften und damit sich selbst aus einer vorherigen Serie von vier Spielen ohne Erfolg befreiten sowie ihren Trainer Marcel Mutz begeisterten: „Kompliment an die ganze Mannschaft, wie sie heute gefightet hat, wie sie das Spiel angenommen hat. Es war nicht einfach vom Kopf, wenn du in so einer Situation steckst. Von daher sind wir für heute sehr, sehr glücklich. Das waren Big Points, das war ein Vier-Punkte-Sieg für das Momentum.“ Aufsteiger Interaktiv.Handball (Zehnter/12:14) liegt trotz der jüngsten 38:42-Niederlage in eigener Halle gegen Hanau immer noch auf einem guten Weg in Richtung Klassenerhalt. Als Favorit gelten die Ratinger nun in Friesenheim nicht unbedingt, aber Zählbares liegt auch nicht völlig außerhalb des Machbaren – zumal das Team des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze in den vergangenen drei Auswärtsspielen 4:2 Punkte holte und dabei ungeschlagen blieb. Das ist im Übrigen dieselbe Bilanz, die auch die HSG Krefeld Niederrhein mit dem 38:33 beim TV Aldekerk, dem 33:33 bei den Bergischen Panthern und dem 33:33 in Hanau erzielte. Grundsätzlich haben die Eagles natürlich andere Ziele: Mindest-Aufgabe ist es zunächst, den aktuellen Platz zwei bis zum Ende der Saison zu halten und die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga zu erreichen. Dafür wäre ein Sieg beim Dritten in Saarlouis vermutlich sehr hilfreich und auf alle Fälle hätten die Krefelder dann wieder einen „Verfolger“ weniger.