Regionalliga Nordrhein
Wie stabil ist Remscheid? Was wird aus der Borussia?
HGR hat es selbst in der Hand, als Halbzeitmeister in die Pause zu gehen. Mönchengladbacher stehen mit dem Rücken zur Wand und nur noch die SGL dahinter.

Suchende: Die Remscheider mit Torhüter Max Conzen und Rückraumspieler Kaan Taymaz (links) wollen als Tabellenführer eher die Angriffe der Konkurrenz abwehren, die Langenfelder mit Torben Richartz (beim Wurf) und Julian Schulz (rechts) vor allem den Weg aus dem Tabellenkeller finden. (Foto: Thomas Ellmann)

Die Regionalliga steckt immer wieder voller Überraschungen und niemand darf sich seiner Sache auch nur halbwegs sicher sein. Das trifft selbst für den aktuellen Tabellenführer HG Remscheid zu, der auf dem Weg zu 16:6 Punkten schon zwei durchaus ziemlich unerwartete Niederlagen hinnehmen musste – am 26. September mit dem 24:26 beim heutigen Drittletzten Bergischer HC II (8:16) und am 11. November mit dem 33:34 beim Schlusslicht SG Langenfeld (4:18). Die ersten beiden Minuspunkte hatte sich das Team des neuen Trainers Nelson Weisz direkt am vierten Spieltag bei TuSEM Essen II (Vierter/14:10) eingehandelt – nur eine Woche nach dem spektakulären 31:29 über den als Titelfavorit in die Saison gestarteten TV Korschenbroich (Dritter/15:9). In Essen durften die Remscheider verlieren, zumal TuSEM in eigener Halle unverändert eine makellose Bilanz anbieten kann (12:0). Erstaunlich war damals vor allen Dingen die Höhe der Niederlage mit acht Toren Unterschied – 21:29. Auf der Zielgeraden des Kalenderjahres 2023 wird sich nun zeigen, ob die Remscheider, zu Hause mit 14:0 Zählern ebenfalls blendend aufgestellt, an Stabilität gewonnen haben. Einfach werden die Aufgaben am Samstag beim HC Gelpe/Strombach (Neunter/11:11) und am 13. Dezember beim TSV Bayer Dormagen II (Achter/11:11) sicher nicht.

Der Überraschungszweite HC Weiden (17:7), der zuletzt sogar das Spitzenspiel in Korschenbroich für sich entscheiden konnte (34:30), steht vor der Prüfung gegen den in den vergangenen Wochen von unten kontinuierlich ins Mittelfeld gekletterten MTV Rheinwacht Dinslaken (Siebter/12:12). Nach 1:9 Zählern aus den ersten fünf Spielen schien der MTV wie in der vergangenen Saison ein heißer Kandidat für den Abstiegskampf zu werden, aber diese Rolle hat die Mannschaft von Trainer Marius Timofte inzwischen einfach weitergereicht – durch 11:3 Punkte aus sieben Partien mit lediglich einer Niederlage (30:34 in Essen). Klar aber: Die Weidener mit Trainer Marc Schlingensief haben sich nicht auf den  zweiten Platz vorgearbeitet, um das Erreichte einfach wieder abzugeben. Und sollten die Remscheider im Oberbergischen etwas liegen lassen, brächte ja ein weiterer Sieg dem HC sogar den Sprung an die Tabellenspitze. Dass die Weidener, die anschließend am 16. Dezember noch gegen den OSC Rheinhausen antreten (Zehnter/11:13), am Ende womöglich als Erster in die Pause über Weihnachten und Neujahr gehen, scheint ebenfalls nicht ausgeschlossen zu sein.

Einen etwas weiteren Weg nach ganz oben müsste der TV Korschenbroich zurücklegen, der am vergangenen Wochenende mit dem 30:34 gegen die Weidener bereits zum vierten Mal verlor – nach dem 27:29 beim TSV Bayer Dormagen II, dem 29:31 in Remscheid und dem 33:37 beim BTB Aachen (Elfter/11:13). Damit ist die Belastung fürs Unternehmen Aufstieg, den der TVK vor der Saison als Ziel klar definiert hatte, inzwischen relativ hoch und die Aufgabe am Samstag beim Letzten Langenfeld eine Art mit Vorsicht zu genießender Charaktertest. Unabhängig vom Ausgang dieses Spiels und dem Ergebnis der gesamten Serie hat Korschenbroich inzwischen bereits entschieden, wie es 2024/2025 auf der Trainer-Position weitergeht: Dirk Wolf, den der TVK nach der Trennung von Gilbert Lansen im Anschluss an 2:4 Punkte aus den ersten drei Partien aus dem sportlichen Ruhestand zurückgeholt hatten, hatte ja beim Amtsantritt erklärt, nur bis zum Ende der laufenden Saison auszuhelfen. Sein Nachfolger ist in der Regionalliga ebenfalls kein Unbekannter: Von der TSV Bonn rrh. (aktuell Fünfter/14:10) kommt im Sommer 2024 Frank Berblinger. Auch Berlinger wird bestimmt aus der Ferne interessiert beobachten, wie sich der TVK in Langenfeld und zum Jahres-Abschluss am 17. Dezember bei der HSG Refrath/Hand (Sechster/13:11) präsentiert.

Deutlich weiter unten ist vor allem eine Überraschung, wie sehr der höher eingeschätzte Aufsteiger Borussia Mönchengladbach in den vergangenen Wochen in Gefahr geraten ist. Trainer Ronny Rogawska war vorher selbst vom sicheren Klassenerhalt ausgegangen und er geriet damit offensichtlich in einen ziemlich großen Irrtum. Auf 4:4 Punkte vom Saisonstart folgten 1:13 aus sieben Spielen ohne Sieg und inzwischen belegen die Mönchengladbacher als Vorletzter (5:17) gemeinsam mit Langenfeld die beiden besonders gefährlichen Plätze im Keller der Tabelle. Eine terminliche Besonderheit für die Borussia: Inklusive der Aufgaben am kommenden Samstag beim BTB Aachen (Elfter/11:13) und am 16. Dezember bei TuSEM Essen II (Vierter/14:10) wird sie in der Hinrunde neun ihrer 14 Spiele auswärts ausgetragen haben – was im Umkehrschluss bedeutet, dass in der Rückrunde neun Heimspiele auf dem Programm stehen. Nahziel der Borussia dürfte es jetzt allerdings zunächst sein, den Kontakt zum unteren Mittelfeld zu wahren beziehungsweise wieder herzustellen. Holt zum Beispiel der Drittletzte Bergischer  HC II am Freitag gegen den OSC Rheinhausen (Zehnter/11:13) und am 15. Dezember gegen Bonn mehr Zählbares als Mönchengladbach, wäre die Lage noch kritischer als ohnehin. Dass die Solinger ihre Serie von bisher sechs Partien ohne doppelten Punktgewinn (vier Niederlagen, zwei Unentschieden) fortsetzen, taugt dabei wohl kaum als tragende Basis für den Klassenerhalt – um den am meisten der Tabellenletzte Langenfeld bangen muss.

Nach der Entlassung von Trainer Christian Paul im Anschluss ans 31:4o am 22. Oktober in Essen starteten Lennart Mentges und Markus Becker als Trainer-Duo der SGL mit einem 30:30 gegen den BHC II, ehe sie beim HC Weiden mit 25:37 den Kürzeren zogen, dann unerwartet mit 34:33 gegen Remscheid gewannen und zuletzt gegen die HSG Refrath/Hand knapp mit 24:25 den Kürzeren zogen. Nun hofft Langenfeld, im Jahresfinale die beiden Heimspiele positiver zu gestalten – was jedoch weder am Samstag gegen Korschenbroich noch am 16. Dezember gegen Dinslaken besonders einfach wird. Was den Druck auf die SGL erhöht: Bei 4:18 Zählern ist der Abstand zum Vorletzten Mönchengladbach (5:17) noch überschaubar und der zum Drittletzten Bergischer HC II (8:16) etwas größer, doch davor liegt der BTB Aachen (11:13) als unterster Teil eines sehr breiten Mittelfeldes bereits derart weit entfernt, dass Langenfeld zum Erkennen von Einzelheiten eigentlich ein Fernglas braucht – und wohl nebenbei für frischen Schwung wieder eine der jederzeit möglichen Überraschungen. Dazu würde sicher ein Sieg über den TV Korschenbroich passen, der aber vermutlich ganz andere Pläne verfolgt und sich im weiteren Kampf um die Meisterschaft sowieso keinen weiteren Ausrutscher leisten kann/will.