Oberliga Mittelrhein
Siebengebirge stolpert: Nümbrecht sorgt für etwas Spannung
Der Vorsprung des Spitzenreiters beträgt jetzt "nur" noch drei Punkte auf den einzigen Verfolger. Mannschaft der Stunde ist der TV Rheinbach nach vier Siegen in Folge. Im Keller feiert der ASV SR Aachen beim TV Palmersheim seinen zweiten Saisonsieg.

Autsch! Daniel Stein und die HSG Siebengebirge landeten im Spitzenspiel beim SSV Nümbrecht unsanft auf dem Boden. Trotz der Niederlage bleibt die HSG aber Tabellenführer in der Oberliga Mittelrhein. (Foto: Thomas Schmidt)

Es soll ja Menschen geben, die dem Begriff „Vorentscheidung“ so gar nichts abgewinnen können. Entweder ist eine Sache entschieden oder nicht, dazwischen könne es denklogisch eigentlich nichts geben. Vielleicht wäre das Wort aber angebracht gewesen, wenn die HSG Siebengebirge das Topspiel in der Oberliga Mittelrhein beim SSV Nümbrecht gewonnen hätte. Natürlich wäre die Meisterschaft auch damit rechnerisch noch nicht in trockenen Tüchern gewesen, aber die Mannschaft von Trainer Lars Degenhardt hätte nach 13 Siegen aus 13 Partien sieben Punkte Vorsprung auf den Rest des Feldes gehabt. Nun kam es aber ganz anders und der Spitzenreiter musste sich im Oberbergischen erstmals seit dem 4. März (30:31 gegen den TuS 82 Opladen II) mal wieder in einem Ligaspiel geschlagen geben. Die Nümbrechter feierten den 29:27-Erfolg in einer gut gefüllten Halle ausgelassen – wohl wissend, dass die HSG dennoch der Favorit auf den Aufstieg bleibt. Mit jetzt 24:2 Zählern liegt Siebengebirge immer noch klar vor dem SSV (21:5) und hat weiter alles in der eigenen Hand. Selbst dann, wenn der einzige  verbliebene Verfolger in der Rückrunde sämtliche Partien (inklusive des Rückspiels) gewinnt, wäre er zusätzlich auf fremde Hilfe angewiesen, um die Spitzenposition zu übernehmen. „Das war natürlich für unsere Fans ein toller Sieg. Den nehmen wir auch gerne mit, obwohl wir wissen, dass der Abstand immer noch drei Punkte beträgt und Siebengebirge weiterhin der Favorit ist“, meinte Nümbrechts Trainer Manuel Seinsche.

Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase (10./7:7) erspielten sich die Hausherren erste Vorteile – 9:7 (15.), 14:10 (26.). In seiner stärksten Phase baute der SSV nach der Pause das 19:16 (38.) zum 24:17 (45.) aus und schien jetzt alle Trümpfe in der Hand zu halten. „Wir haben 45 Minuten wirklich eine sehr leidenschaftliche Deckung gespielt und haben dann leider gesehen, wie schnell Siebengebirge mit der Bestrafung von Fehlern umgeht. Die haben wirklich jeden kleinen Fehler von uns bestraft“, erklärte Seinsche. Die Gäste zeigten jetzt eindrucksvoll ihre Qualität und kämpften sich zurück in die Partie. „Da ist ein Ruck durch die Mannschaft gegangen und da haben wir ein großes Kämpferherz an den Tag gelegt“, fand HSG-Trainer Lars Degenhardt. Die Belohnung: Simon Schlösser traf in der 56. Minute per Siebenmeter zum 26:26-Ausgleich. „Wenn du sieben Tore aufholst und zum Unentschieden ausgleichst, dann musst du eigentlich auch sagen: Okay, jetzt drehen wir in den letzten vier, fünf Minuten das Spiel komplett. Diese Chance haben wir selbst aus der Hand gegeben durch leichtfertige Fehler und zu frühe Abschlüsse“, erklärte Degenhardt. Er sah, wie Jannik Lang (57.) und Fabian Benger (58.) den SSV wieder nach vorne brachten – 28:26. Der 27:28-Anschluss (60.) durch David Runge kam zu spät und stattdessen besorgte Harald Roth mit der Schluss-Sirene den 29:27-Endstand. Der HSG-Coach war trotz der Niederlage gefasst: „Herzlichen Glückwunsch an die Nümbrechter, die vollkommen verdient gewonnen haben. Sie haben ein sehr gutes Spiel gemacht und uns immer wieder vor Probleme gestellt. Für uns ist das kein Beinbruch. Ich habe von Anfang an gesagt, dass es dazu kommen wird, dass wir auch mal ein Topspiel verlieren können.“

Hinter den beiden Topmannschaften trafen sich an diesem Wochenende der TV Rheinbach und die HBD Löwen Oberberg zu einem „kleinen“ Spitzenspiel – und die Rheinbacher bewiesen beim 31:17 eindrucksvoll, warum sie derzeit so etwas wie das Team der Stunde sind. Durch den fünften Sieg in Folge rückte die Mannschaft des Trainergespanns Jan Hammann/Dietmar Schwolow als Vierter (16:10 Punkte) nah an die Löwen auf dem dritten Rang (18:8) heran. „Es war wie auch in den letzten Wochen eine sehr gute Leistung der Mannschaft und insbesondere in der zweiten Halbzeit auch ein souveräner Sieg“, fand Hammann, dessen Team das 12:10 (26.) noch vor der Pause durch eine Dreierserie ausbaute und mit einem 15:10 in die Kabine ging. Mit dem 22:13 (42.) waren die Weichen nach dem Wieder-Anpfiff schnell auf Sieg gestellt und der weitere 7:0-Lauf vom 22:14 (43.) zum 29:14 (52.) war noch einmal eine echte Demonstration der Stärke. Ebenfalls eindeutig war der 29:22-Erfolg des Pulheimer SC beim HC Weiden II. Gegen das noch sieglose Schlusslicht zeigten die Hornets vom 5:0 (6.) an eine seriöse Vorstellung und zogen später vom 13:7 (21.) auf 20:7 (33.) davon. Erst nach dem 26:14 (50.) wechselten die Gäste etwas durch und Weiden konnte mit einem 8:3 in den letzten zehn Minuten etwas Ergebniskosmetik betreiben. „Pulheim hat uns leider nicht den Gefallen getan, uns zu unterschätzen, sondern ist sehr konzentriert und motiviert in das Spiel gegangen“, fand HC-Trainer Stephan Xhonneux.

Eine klare Sache war auf dem Papier auch das 33:25 des TuS Königsdorf beim TuS 82 Opladen II. Gegen die personell enorm geschwächten Hausherren geriet der Aufsteiger dabei zunächst in Rückstand (6./0:3) und er drehte die Partie über das 8:7 (19.) noch vor der Pause zum deutlichen 16:9 (27.). In dieser Phase zeigte Keeper Felix Schroven einige starke Paraden, die Königsdorf zu schnellen Gegenstößen ausnutzen konnte. Die zweite Halbzeit war später trotz der Überlegenheit der Gäste eher ausgeglichen, sodass Königsdorfs Trainer Franziskus Bleck nicht wirklich zufrieden war: „Es war kein gutes Spiel unsererseits. Wir freuen uns auf jeden Fall über die zwei Punkte, wissen aber, dass wir heute nicht geglänzt haben.“ Ähnliche Gefühle hegte Frederic Rudloff als Trainer des Longericher SC II nach dem 29:23 beim BTB Aachen II. Der Favorit tat sich lange Zeit schwer und konnte die Aachener nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit (12:12) auch nach der Pause nicht wirklich abschütteln. Nach dem 16:15 (44.) reichte aber ein Mini-Lauf zum 21:17 (49.) schon aus, um auf die Siegerstraße einzubiegen, und der BTB fand in der Schlussphase keinen Schlüssel mehr zur Wende. „Das war ein verdienter Sieg. Letztlich müssen wir den Sack eigentlich früher zumachen“, fand Rudloff, während sein Aachener Kollege Andreas Heckhausen der Meinung war, dass an diesem Tag mehr drin gewesen wäre für sein Team: „Das war eine vermeidbare Niederlage, weil wir in der ersten Halbzeit mindestens auf Augenhöhe agiert haben, es sogar versäumt haben, vielleicht mit zwei, drei Toren Führung in die Pause zu gehen. Auch in der zweiten Halbzeit waren wir immer auf zwei Tore ran, haben es aber in der entscheidenden Phase leider nicht geschafft, unsere doch vielen Möglichkeiten zu nutzen.“

Ein Erfolgserlebnis durfte nach langer Zeit mal wieder der ASV SR Aachen feiern, der beim TV Palmersheim überraschend deutlich mit 28:17 die Oberhand behielt. Den Hausherren, die damit bereits die vierte Niederlage ein Folge kassierten, fehlten allerdings einige wichtige Stützen der Mannschaft. „Das war ein verdienter Sieg für Schwarz-Rot Aachen, wobei denen, glaube ich, eine mittelmäßige Leistung gereicht hat“, meinte Palmersheims Coach Peter Trimborn, dessen Team früh hinterherrannte – 2:10 (14.). In seiner besten Phase kam der TV mal auf 9:11 ran (29.). Anders als in manchen vorherigen Partien fanden die Aachener den Faden jedoch rechtzeitig wieder und sie erhöhten nach der Pause vom 13:11 (34.) auf 23:12 (46.). „Endlich hats mal geklappt. Palmersheim war nicht komplett, aber nichtsdestotrotz sind die zwei Punkte, die wir jetzt auf der Habenseite haben, und auch die Deutlichkeit des Sieges Balsam auf der Seele von uns“, fand Aachens Coach Stefan Tuitje. Er war selbst gleichfalls nicht optimal aufgestellt, da sich Florian Böckenholt direkt im allerersten Angriff verletzte und nicht mehr mitwirken konnte.

Auf der Suche nach einem weiteren Erfolgserlebnis waren auch der MTV Köln und der TV Birkesdorf. Beide Teams hatten eine wochenlange Durststrecke ohne Punktgewinn im November erst eine Woche zuvor mit einem Sieg beendet. Am zweiten Advent konnten die Dürener nun die Wende bestätigen und sie nahmen beim 29:25 die nächsten Zähler vom MTV mit. Dabei hatten die Gäste bis zum 13:8 (24.) schon deutliche Vorteile, anschließend jedoch fanden die Kölner deutlich besser ins Spiel und drehten die Partie zum 14:13 (32.). Birkesdorf gab mit sechs Treffern in Serie zum eigenen 19:14 (40.) aber wieder die passende Antwort (40.) und diese Führung nicht mehr aus der Hand. Der MTV kämpfte sich noch einmal auf 21:23 (50.) heran, doch mit fünf Toren in Folge zum 28:21 (56.) entschieden die Gäste die Partie endgültig. „Wir schaffen es nur phasenweise, unsere Leistung aufs Spielfeld zu bringen. Insbesondere die fehlende Konsequenz im Abschluss, fehlende Bereitschaft in der Defensive und zu viele technische Fehler führen zu einem verdienten Sieg für Birkesdorf“, erklärte Kölns Coach Moritz Adam. Birkesdorfs Sportlicher Leiter Luca Feistkorn war dagegen zufrieden: „Wir haben die Basics gut abgerufen. Das war eine starke Torwart- und Abwehrleistung und, darauf aufbauend, haben wir auch in der Offensive immer wieder Lösungen gefunden.“

 

SSV Nümbrecht – HSG Siebengebirge 29:27 (15:13).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Opitz (1), Benger (4), Urbach (1), J. Lang (4/1), Roth (8/3), Schanz (1), Hartmann (6), Schröter (4), Dissmann, T. Lang, D. Donath, Söntgerath.

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol, Steinhaus (5/5), Runge (3), Hayer (1), Schlösser (9/3), Stein (2), Arancibia Diaz (1), Bachler (2), Marcinkovic (1), Krefting (1), Koch (2).

 

TV Rheinbach – HBD Löwen Oberberg 31:17 (15:10).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven (1) – Ribbe (10/8), Pohl (2), Grommes (2), Stürmann, Eusterholz, Schmitz (5), Berens (1), Ollefs (6), Scholten (1), Künkler (3).

HBD Löwen Oberberg: K. Neese, Caber – Mlynczak (6), M. Neese (2), Köster (1), Jäger, Basic (6/2), Andersen, Hudak-Domokos, Neu (1), Malek, Mesenhöler, Dax (1).

 

MTV Köln – TV Birkesdorf 25:29 (12:13).

MTV Köln: Theisen, Schmidt – Ratzka, Zebralla, Kalisch (4), Epple, Hilbert (6), Göddertz, Herzhoff (1), Diederich, Minten (10/7), Hopp, Bathen (2), Schicks (2).

TV Birkesdorf: Toews, Fernandez Urrutia – Ernst (7), Ihmer, Botz (3), Risteski (6/1), Oliva Cifuentes (1), Grings, Willers (1), Költer (4), Heinze, Perez Fernandez (5), Bünten (2).

 

TV Palmersheim – ASV SR Aachen 17:28 (9:13).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Simsek, Fiedler, Winter (4), Blesse (1), Sander, Adolph, Schouren (5/2), Grabeck, Mayer, Johnen, N. Grevelding (1), L. Königshoven (6).

ASV SR Aachen: Vitz, Waje – Happesberger (6), Signon, Huckemann (9/1), Storsberg (1), Schumacher, Böckenholt, Kuckelkorn (5), Rietz (1), Monteiro Pai (1), Schnitzler, Kurscheid (5).

 

TuS 82 Opladen II – TuS Königsdorf 25:33 (12:18).

TuS 82 Opladen II: Pawlitzek, Wiese – Winchenbach (3), Urlaub, Maurer, Bader, Ewen (2), Barwitzki (11/2), Frenzel (3), Quante (1), Sänger (2), Neuner (3).

TuS Königsdorf: Kretschmann, Schroven – Zirkel (1), Link, Schrief (3), Winkelius (2), Brill (2), Sjoelund (1), Becker (4), Többen (4), Houseman (11/3), Lange (1), Romberg (4), Landmann.

 

HC Weiden II – Pulheimer SC 22:29 (7:18).

HC Weiden II: Keller, Schornstein – Redding, Göbbels (5), Meurer (2), Lange (1), Kleinhöfer (1), Holste (3), Furuta (1), Kemper (1), T. Lütz (3/1), Havers (4/1), Kilburg, Altmeyer (1).

Pulheimer SC: T. Giesen, Lankert – Koch (2), Bartsch, Klück (5), Zank (5), Semeraro (3), Jacoby (1), Molz, J. Giesen (2), Jäckel (10/7), Friedl, Zeyen (1).

 

BTB Aachen II – Longericher SC II 23:29 (12:12).

BTB Aachen II: Blank, Zaghloul – Schmitz (2), Barbu, Creutz, Struck, Wojke, Volmer (2), Franzen (1), Hellemeister (5), Grunert (1), Kusnierz-Glaz (6), Hermanns (6).

Longericher SC II: Döscher, Fischbach – Keil (1), Beckmann (3), Matysiak (2), Heider (1), Schiefer (11/5), Wassmus, Quetting (1), Kröger (3), Duckert (6), Boeing, Vallbracht (1).