1. Bundesliga
Glück für Gummersbach, Gold für den BHC
VfL gewinnt gegen Hamburg mit 24:23 und trifft nun im Pokal auf Göppingen. Bergischer HC gewinnt gegen Stuttgart mit 33:28 und muss nun im Pokal nach Flensburg.

Hinterher: Kapitän Julian Köster (Zweiter von rechts) war im Heimspiel gegen Hamburg der beste Gummersbacher – was auch Stepan Zeman (rechts) so gesehen haben dürfte. Nun will der VfL gegen Göppingen unbedingt das Viertelfinale des DHB-Pokals erreichen – was auch Frederik Ladefoged (links/mit Ball) und der Bergische HC versuchen werden. Ihr Pech: Es geht nach Schleswig-Holstein zur SG Flensburg-Handewitt, die in der Bundesliga zuletzt am 8. Oktober verloren hat und seitdem 16:0 Punkte sammeln konnte. (Foto: Thomas Wirczikowski)

Es geht nicht immer um die Schönheit des Spiels, auch und vielleicht gerade in der 1. Bundesliga nicht. Das gilt erst recht dann, wenn drei Niederlagen hintereinander aufzuarbeiten sind – wie für den VfL Gummersbach das 31:33 bei der HSG Wetzlar (Rang 15/11:21 Punkte), das desaströse 32:42 gegen die SG Flensburg-Handewitt (Dritter/24:6) und das viel überzeugendere 30:32 beim SC Magdeburg (Erster/26:4). Dann fielen fürs Heimspiel gegen den HSV Hamburg (Platz 13/12:20) in Dominik Mappes und Ole Pregler direkt zwei wichtige Spieler fürs Regiepult aus – und Trainer Gudjon Valur Sigurdsson hatte auf einmal zusätzliche personelle Baustellen. Deshalb waren ihm nun nach dem 24:23 über den HSV zwei Aspekte völlig gleichgültig: Der Sieg war erstens glücklich und der Abend insgesamt auf einem sehr, sehr überschaubaren Niveau unterwegs. Zwei Punkte gab es dafür trotzdem und die bescherten den Gummersbachern ein wieder ausgeglichenes Konto (16:16), sodass sie den Rest des Kalenderjahres mit neuem Schwung in Angriff nehmen können. Dasselbe gilt für den Bergischen HC, der ebenfalls drei Spiele ohne Sieg zu verarbeiten hatte – 28:31 beim TBV Lemgo (Zehnter/14:18), 31:31 gegen den SC DHfK Leipzig (Neunter/15:17), 30:39 beim THW Kiel (Fünfter/22:10). Der 33:28-Erfolg gegen den TVB Stuttgart (Rang 14/11:21) brachte dem Team von Trainer Jamal Naji nun zwei wertvolle Zähler und er fiel noch dazu überzeugend aus – ein Aspekt, der für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt vermutlich nicht völlig verkehrt sein kann. Geschäftsführer Jörg Föste brachte auf den Punkt, um was es für den BHC auf der Zielgeraden des Kalenderjahres 2023 geht: „Ich war angespannt vor dem Spiel, weil ich um die Bedeutung wusste. Es war richtungsweisend, weil wir immer wieder verstärkt nach unten schauen müssen in dieser Saison. Da sind zwei Punkte gegen einen direkten Rivalen im gegenwärtig unteren Mittelfeld Gold wert.“ Dort sehen sich die Solinger zurzeit auf Rang elf bei 13:19 Zählern – was weiter kein üppiges Polster auf die heiße Gefahrenzone ist. Der Aufsteiger ThSV Eisenach, der selbst gegen Leipzig mit 25:24 gewann, liegt auf dem ersten Abstiegsplatz (Rang 17/9:23) schließlich nicht aussichtslos weit hinter dem BHC.

Gummersbach konnte sich im Duell mit dem HSV besonders auf zwei Stützen verlassen. Erstens: Keeper Daniel Rebmann landete am Ende bei 13 Paraden und einer Quote von 37,14 Prozent an gehaltenen Würfen. Zweitens: Julian Köster war praktisch auf jedem Quadratzentimeter in der Schwalbe-Arena zu finden – hinten als ackernder Deckungs-Organisator, im Angriff als unermüdlicher Ideengeber/Passgeber und Torschütze. VfL-Coach Sigurdsson war begeistert: „Was unser Kapitän heute gemacht hat, ist nicht in Worte zu fassen. Er hat in der Abwehr einen tollen Job gemacht und vorne Tore vorbereitet oder selbst gemacht.“ Nach dem 5:2 (10.) begann der offensive Motor der Gastgeber trotzdem zu stottern und vom 7:5 (15.) bis zum 7:9 (19.) geriet der VfL in Rückstand, den er erst mit dem 12:11 (27.) wieder zur eigenen Führung drehen konnte. Ab dem 12:13 (30.) lief der VfL dann in der mehr und mehr zum Abnutzungskampf gewordenen Partie lange hinterher – 13:15 (33.), 16:18 (39.), 18:20 (46.), 19:21 (50.). Auf Kösters 22:21 (53.) anwortete Hamburg mit zwei Treffern und beim 22:23 (57.) kurz vor Schluss drohte den Hausherren erneut eine Niederlage. Dass es nicht dazu kam, lag wiederum an Julian Köster, der zum 23:23 (58.) ausglich, einer Rebmann-Parade beim folgenden Gäste-Angriff, dem 24:23 (59.) durch Ole Pregler und der letzten der vielen Paraden von Daniel Rebmann (60.). Viel Raum, das alles zu verarbeiten, bleibt dem VfL in dieser Woche nicht mehr, obwohl die nächste Bundesliga-Aufgabe erst am Sonntag in Leipzig auf dem Programm steht. Vorher kämpft Gummersbach am Mittwoch in einem Bundesliga-Duell gegen Frisch Auf Göppingen (Zwölfter/12:20) um den Einzug ins Viertelfinale des DHB-Pokals.

Wie der BHC die Partie gegen die zuvor punktgleichen Stuttgarter von Beginn an beherrschte, bewies erneut, dass er sich von keiner Niederlage nachhaltig aus der Bahn werfen lässt, sondern immer wieder entsprechende Antworten findet. Dass diesmal die Spannung fehlte, anders als kürzlich beim 29:28 gegen den HSV Hamburg oder anschließend beim 31:31 gegen Leipzig, dürfte jedem bei den Gastgebern ziemlich gleichgültig gewesen sein – wobei der überzeugende Auftritt nicht nur einen Sieg, sondern frisches Selbstbewusstsein fürs knackige Restprogramm bis Weihnachten brachte. Das hält zunächst das Achtelfinale des DHB-Pokals bei der zurzeit extrem stark auftrumpfenden SG Flensburg-Handewitt (Dritter/24:6) bereit und anschließend drei weitere Bundesliga-Aufgaben am Sonntag bei der TSV Hannover-Burgdorf (Siebter/17:15), am 20. Dezember in Göppingen und am 23. Dezember gegen Wetzlar. Klar ist, dass der BHC in Flensburg als Außenseiter gilt – womit er gleichzeitig kaum etwas zu verlieren hat. Klar ist allerdings auch, dass danach drei Optionen folgen, das Konto von aktuell 13:19 Zählern weiter aufzustocken und den elften Platz mindestens zu festigen.

Gegen Stuttgart stellte Najis Mannschaft jedenfalls unter Beweis, dass sie gegen jeden Kontrahenten aus ihrem mehr oder weniger direkten Umfeld jederzeit zu Zählbarem kommen kann. Der BHC lag nach dem frühen 1:0 (1.) von Lukas Stutzke kein einziges Mal zurück und nach dem 4:3 (5.) wiederum von Stutzke immer vorne. Ein erster richtig guter Schritt waren die Tore vom 5:4 (6.) bis zum 9:4 (11.) und in der Folge hatten die Hausherren tatsächlich dauerhaft alles unter Kontrolle – was unter anderem an den besonders starken Leistungen von Tim Nothdurft (zwölf Tore) und Regisseur Linus Arnesson lag (sieben). Mit dem 15:8 (22.) erreichte der Vorsprung zum ersten Mal sieben Treffer, ehe er in der zweiten Halbzeit beim 22:13 (33.) und 23:14 (34.) die neun sowie beim 27:19 (42.) und 29:21 (45.) jeweils die acht Tore erreichte. Stuttgart verkürzte zwar auf 25:29 (52.), doch zweimal Tim Nothdurft sorgte dafür, dass der BHC nicht mal mehr ansatzweise zu grübeln brauchte – 30:25 (53.), 31:26 (54.). Dass der Linksaußen ab der kommenden Saison für die Rhein-Neckar Löwen auflaufen wird, dürfte den BHC schon jetzt stark schmerzen.

 

VfL Gummersbach – HSV Hamburg 24:23 (12:13). 

VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Ohl, Vidarsson (1), Kodrin (4), Vujovic (2/2), J. Köster (4), Blohme (3), Schroven, Häseler, M. Köster, Schluroff (2), Tskhovrebadze (5), Horzen (3), Kiesler, Zeman.

 

Bergischer HC – TVB Stuttgart 33:28 (19:13).

Bergischer HC: Johannesson, Oberosler – Nothdurft (12), M’Bengue (5), Ladefoged (2), Andersen (2), Fraatz, Babak, Reimer, Schmitz, Arnesson (7/2), Morante Maldonado, Stutzke (5), Santos.