Oberliga Niederrhein
Nachbarn unter sich: Siege für Haan, Mettmann und Oppum
Zum Abschluss der Hinrunde sind die beiden Top-Teams an der Spitze unter sich. Einigermaßen folgen kann nur der LTV Wuppertal. Im Keller senden mehrere Mannschaften Lebenszeichen und sammeln wichtige Punkte für den Klassenerhalt.

Ich krieg ihn noch! Am Ende hatten Daniel Plöger (Nummer 22), der mit acht Toren sogar der beste Werfer der Partie war, und Ali-Tuna Demir (ganz rechts) aber mit ihren Lintorfern wenig in der Hand. André Moser (Nummer 11/ganz links) und Lennart Riemann (Nummer 9) waren mit der Unitas beim 33:27 vor allem in der zweiten Halbzeit zu stark. (Foto: Horst Lesch)

Es war Derbyzeit in der Oberliga Niederrhein und die Spitzenteams hatten jeweils Nachbarn aus dem Kreis Mettmann zu Gast. Am Ende löste sowohl Tabellenführer Unitas Haan die Aufgabe gegen den TuS Lintorf (33:27) als auch Mettmann-Sport die gegen den TB Wülfrath (38:18) erfolgreich, sodass die beiden Top-Mannschaften zum Abschluss der Hinrunde weiter die heißesten Kandidaten für den Aufstieg sind. Die Unitas liegt mit 23:3 Punkten auf Platz eins, Mettmann mit 24:4 Zählern nur hauchdünn dahinter. Der erste Verfolger des Duos ist der LTV Wuppertal (20:6), für den allerdings schon einiges zusammenlaufen müsste, damit er im Jahr 2024 noch einmal ins Titelrennen eingreifen kann. Haans Trainer David Horscht war nach dem Erfolg über Lintorf erleichtert, denn die Gäste boten vor allem in der ersten Halbzeit noch einiges an Widerstand und bis zum 6:10 (18.) deutete wenig auf einen entspannten Nachmittag hin. „Wir sind schwer ins Spiel gekommen und hatten einfach vorne und hinten zu wenig Bewegung im Spiel. Nach der Pause waren wir dann deutlich präsenter in der Abwehr, war uns trotz vieler Fehlwürfe im Angriff Auftrieb gegeben hat. Am Ende fällt der Sieg ein bis zwei Tore zu hoch aus, aber dennoch war er aufgrund der Leistungssteigerung in Hälfte zwei verdient“, meinte Horscht. Er sah, wie Lennart Riemann kurz vor der Pause ausglich (30./15:15) und Philippe D’Avoine nach dem Wechsel mit dem 16:15 (31.) die erste Haaner Führung erzielte. Durch einen Zwischenspurt zum 24:18 (45.) legte die Unitas dann die Basis für den Sieg, der in der Schlussphase nicht mehr in Gefahr geriet.

Eine erstaunlich klare Angelegenheit war der Erfolg der Mettmanner über Wülfrath, das allerdings krankheits- und verletzungsbedingt auf einige Stammkräfte verzichten musste. Unter anderem fehlten TB-Trainer Leszek Hoft fünf etatmäßige Rückraumspieler. „So konnten wir dem Druck nicht standhalten. Wir waren zu nervös und unsicher. Die vielen technischen Fehler, die wir gemacht haben, wurden von Mettmann eiskalt ausgenutzt“, erklärte der erfahrene Coach, dessen Mannschaft sich offensichtlich von der lautstarken Kulisse in der rappelvollen Halle Herrenhauser Straße beeindrucken ließ. Die Hausherren legten direkt das 6:1 (11.) vor und bauten die Führung bis zum 17:9 (27.) weiter aus. Kurz nach der Pause wurde es beim 20:10 (31.) erstmals zweistellig und die Gastgeber hatten offensichtlich Gefallen daran, die Partie bis zum Ende konsequent zu bestreiten. „Es war nicht damit zu rechnen, dass wir tatsächlich so hoch gewinnen. Es war aber ein Resultat von einer sehr guten Spielvorbereitung meiner Mannschaft, auch ein Resultat davon, wenn man 60 Minuten hindurch konzentriert Handball spielt“, meinte Mettmanns Trainer Andre Loschinski. Ein paar mehr Probleme hatte der LTV Wuppertal beim 38:31 über die Tschft. St. Tönis, denn hier verloren die Hausherren nach dem 17:13 (27.) für eine Weile komplett den Faden und lagen kurz nach der Pause mit 17:19 (32.) hinten. Mit einer Abwehr-Umstellung und einer engen Deckung für St. Tönis‘ Jonas Wingert fanden die Wuppertaler aber das richtige Mittel und drehten die Partie erneut – 28:24 (48.), 34:27 (54.). „Unterm Strich muss man sagen, dass der Sieg verdient ist, in der Höhe vielleicht ein, zwei Tore zu viel. Aber wir sind sehr glücklich über die zwei Punkte und auch über Tabellenplatz drei nach der Hinrunde“, meinte Jan Philipp Meißner, der beim LTV für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Ein weiteres Derby stand an diesem Wochenende in Krefeld auf dem Programm und der bisherige Vorletzte Handball Oppum nutzte die Partie bei den Adlern Königshof tatsächlich für ein Lebenszeichen im Abstiegskampf. Die Gäste brachten am Ende einen 27:25-Erfolg ins Ziel und kletterten damit auf den ersten Nicht-Abstiegsplatz (Rang zwölf/8:18 Punkte). Dabei legte Oppum die Basis für den Sieg bereits vor der Pause und erarbeitete sich hier eine 17:9-Führung (27.). Auch nach dem Seitenwechsel prägten zunächst die Gäste das Geschehen und nach dem 25:14 (48.) deutete nicht viel auf eine Wende hin. Doch die Adler bäumten sich noch einmal auf, stellten auf eine 5-1-Deckung um und kamen tatsächlich durch zehn Tore in Folge noch einmal heran. Als Tim Legermann das 24:25 erzielt hatte (59.), schien plötzlich wieder alles möglich zu sein, doch Damian Paliga (59.) und Daniel Köffers (60.) antworteten gerade noch rechtzeitig mit dem 27:24, das Oppum letztlich zum Sieg reichte. „Wir haben einfach 45 Minuten absolut nicht ins Spiel reingefunden, wir hatten keine Einstellung, wir hatten keine Körpersprache“, meinte Adler-Spielertrainer Sebastian Bartmann. Er freute sich zwar über die Moral seiner Adler am Ende, musste aber einsehen, dass der Stadtrivale an diesem Tag die bessere Mannschaft war: „Glückwunsch an Oppum. Wir haben ja noch ein Rückspiel, wo wir Sachen aufarbeiten und versuchen, es besser zu machen.“ Punktgleich mit Oppum ist nach dem Abschluss der Hinrunde der TV Lobberich, der gegen den HSV Überruhr ebenfalls einen wichtigen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt landete – 32:28. Vom 1:0 (1.) an lagen die Gastgeber dabei über die gesamte Spielzeit mehr oder weniger deutlich vorne. Zwar schmolz das 21:17 (37.) wieder auf 21:20 (41.), doch Überruhr kam nie zum Ausgleich und mit dem 30:26 (58.) durch Bennett Hoffmanns war die Begegnung entschieden.

Nach vier Niederlagen aus den vergangenen fünf Partien ist inzwischen auch der TSV Kaldenkirchen im Abstiegskampf angekommen. Durch das 28:29 gegen die HSG Hiesfeld/Aldenrade rutschte die Mannschaft von Trainer Volker Hesse auf Rang zehn (10:16 Punkte) und sie hat dort nicht mehr besonders viel Luft auf die beiden Abstiegsplätze. Gegen die Gäste aus Dinslaken lag der TSV meistens hinten, nur zwischen dem 19:18 (37.) und 21:20 (40.) hatte Kaldenkirchen Vorteile. Eine 1:6-Serie brachte den 22:26-Rückstand (51.), den die Hausherren sogar noch einmal aufholten. Das 28:28 von Guus Killars Sekunden vor dem Ende konterte Hiesfelds Philipp Bruns allerdings mit dem 29:28-Siegtreffer für die HSG. „Ich bleibe nach diesem Spiel tatsächlich ein wenig sprachlos und enttäuscht zurück. Wieder unfassbar viele Fehler führen zu einer Niederlage, die man hätte verhindern können. Wenn wir nicht wollen, dass sich das am Ende rächt, müssen wir das irgendwie abstellen. Abstiegskampf beginnt im Kopf – und das müssen alle Spieler verstehen“, fand Hesse. Ein Lebenszeichen im Abstiegskampf sendete dagegen Schlusslicht Neusser HV, der gegen den TV Geistenbeck mit 37:36 gewann. Auch hier fiel der entscheidende Treffer erst kurz vor dem Abpfiff, als David Jurisic den Sieg für sein Team klarmachte. Bester Torschütze bei den Neussern war allerdings nicht der zweitligaerfahrene Kroate, sondern der gerade einmal 17-jährige Nils Hufnagel, der zehn Mal erfolgreich war. Angesichts der vielen Gegentreffer hatte Geistenbecks Coach Thomas Laßeur den Grund für die Pleite schnell ausgemacht. „Wir haben es das ganze Spiel nicht hinbekommen, die Abwehr dichtzubekommen. Man kann mit 36 erzielten Auswärtstoren mit Sicherheit nicht über die Offensive meckern. Aber wenn du dann 37 Gegentore kassierst, dann weiß man, woran es gelegen hat“, meinte Laßeur.

 

Unitas Haan – TuS Lintorf 33:27 (15:15).

Unitas Haan: Seher, Joest – R. Korbmacher (4), F. Korbmacher (3), Riemann (2), Moser (4), Billen (3/2), Mohaupt (1), D’Avoine (6), Hambrock (1), Disler (4), Nelte (1), Austrup (2), Schusdzarra (2).

TuS Lintorf: Sobotta, Hallfeldt, Götze – Pape (1), Pfeiffer (1), Lenzen (4), Strunk (3), Lesch (1), Demir (2), Müskens (6), Plöger (8/4), Langen (1), Greday, Kropp.

 

Mettmann-Sport – TB Wülfrath 38:18 (18:10).

Mettmann-Sport: Jakubiak, Romagno – Merten (3), Thanscheidt, Schirweit (8), Wittig, Franco (1), Königs (5), Hebel (1), D’Avoine (4), Kruse (1), Völl (7), Klein (1), Schirner (7/4).

TB Wülfrath: Engler, Müllenborn – Lüttger (1), Funke (2), Scheider (3), Adolphs, Claussen, Nitzschmann (2), Schmitz (6), Feldstedt (1), Adam, Zador, Kunath, Jahn (3/2).

 

Neusser HV – TV Geistenbeck 37:36 (18:20).

Neusser HV: Grbesa, Baimurzin – Menze (1), Veljkovic, Murawski (1), Hufnagel (10), Salimov (5/5), Kostenko, Khmilevskyi (1), Jurisic (9), Bosnjak, Rothkopf (7), van Thriel, Bauer (3).

TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Geraedts (7/5), D. Meissner (6), Pöstges, Lüttke (3), A. Meissner (4), Flock, Reinartz, Schimanski (8), Leistner, Schumacher, Hüpperling (8).

 

Adler Königshof – Handball Oppum 25:27 (11:17).

Adler Königshof: Kammann, Lindenau – von der Weyden (6), Legermann (5/1), Lohmann (1), Kuhlen, Bartmann (1), Vogel, Hündgen (1), Reiners, Menke (3), Huth (4), Zavada (4).

Handball Oppum: Deilen, Savonis – Dierkes (9), Rothschuh (3), Held (2/1), Paliga (1), Köffers (2), Wolfhagen (1), Weidemüller, Fenzel (1), Fischer, Ditz (2), Eickmanns (6/2).

 

TSV Kaldenkirchen – HSG Hiesfeld/Aldenrade 28:29 (14:15).

TSV Kaldenkirchen: Mattke, Thommessen – S. Coenen (7/4), Killars (4), Heyer (1), Lüfkens, Schürmanns (2), Leven (1), Lorenz (2), Koslowski, Dauben (1), Brakelmann (1/1), Tötsches (7), Rosati (2).

HSG Hiesfeld/Aldenrade: A. Schnier, Frenk – Schwengers (2), Fischer (2), Hoyer, Müller (2), Bruns (2), Möhle (2), Wortman, Kirchner (6), Overberg (3), Schwarz (8/4), Nagel (2).

 

LTV Wuppertal – Tschft. St. Tönis 38:31 (17:18).

LTV Wuppertal: Oppolzer, Jung – Gusewski (6), Graef (3), Knaupe (7/3), Flockert (1), Salz (4), Meissner, F. Breenkötter (2), Oberbossel (14), M. Breenkötter (1).

Tschft. St. Tönis: von Borstel, Paas (1) – Steffens (2), Binger (7/4), H. Dau (1), A. Dau, J. Wingert (8), K.-M. Wingert (7), Karavasilis, Meyers (2), Löcher (3).

 

TV Lobberich – HSV Überruhr 32:28 (18:14).

TV Lobberich: Bastians, Dönni, Lasnig – Falk (5), Greven, Stams, Giesen (5), Walter, Hoffmanns (8/1), Hankmann, Schellekens (3), B. Liedtke (4), C. Liedtke (3), Rampyapedi (4).

HSV Überruhr: Sieberin, Christian Ridder – Thomas (1), Sprick (1), Eller (2), Batz (1), Plaumann (3), Thielecke (3), Carsten Ridder (7/1), Hasselbach, Schlicht, van der Heuvel (5), Lorenz (5).