2. Bundesliga
Dormagener Befreiung und Essener Enttäuschung
TSV Bayer holt mit 24:18 gegen Minden wichtige Punkte im Abstiegskampf. TuSEM setzt Achterbahnfahrt mit 28:35 in Hüttenberg fort.

Fliegen für den Sieg: Joshua Reuland war mit sechs Toren Dormagens bester Werfer beim wichtigen Erfolg gegen Minden. (Foto: Michael Jäger)

Für den TSV Bayer Dormagen geht es im Moment um vieles – aber sicher nicht darum, irgendwo oder irgendwie einen Schönheitspreis zu gewinnen. Es zählt in allererster Linie das Ergebnis. Dahinter kommen der Wille und die Leidenschaft gerade auch im Heimspielen, aus denen das Team von Trainer Matthias Flohr eine passende Ausbeute braucht: Ohne eine entsprechende Bilanz dort wird sich der Kampf um den Klassenerhalt kaum erfolgreich bewältigen lassen. In diesem Zusammenhang war das 31:38 kürzlich gegen den TV Hüttenberg auch fast eine Katastrophe und der Auftritt ließ wenig Hoffnung auf einen brauchbaren Jahres-Endspurt zu. Dann gab es jetzt diesen Montagabend mit dem Auftritt gegen den Bundesliga-Absteiger TSV GWD Minden – und es waren diesmal andere Dormagener auf der Platte. Die auf einem extrem übesichtlichen Niveau stattfindende Partie zeigte zwar ziemlich klar, warum beide Mannschaften in dieser Saison ihre Probleme haben, doch der TSV Bayer konnte den Abend durch massiv erhöhten  Einsatz auf seine Seite ziehen und so ein verdientes 24:18 aufs Konto überweisen. Flohr zeigte sich sehr erleichtert: „Es war eine gute Reaktion auf das Hüttenberg-Spiel. Heute haben wir eine andere Körpersprache und eine andere Bereitschaft gezeigt. Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft und freue mich riesig über den Sieg.“ Der Erfolg war sogar doppelt und dreifach wichtig, weil die Dormagener bei jeweils 11:21 Punkten zu Minden aufschlossen und gleichzeitig den Abstand nach unten ein paar Zentimeter ausbauen konnten. GWD und der TSV Bayer liegen jetzt auf den Rängen 14 und 15 knapp vor dem Dessau-Roßlauer HV (9:23), der ebenfalls über dem Strich steht. Darunter befinden sich aktuell der TuS Vinnhorst (8:24) und der EHV Aue (4:28), der als einziger Klub ein bisschen abgeschlagen aussieht.

En Stück weiter oben setzte TuSEM Essen seine Achterbahnfahrt aus den vergangenen Wochen nun in Hüttenberg fort (Rang 13/14:18). Nach dem 23:28 beim HSC Coburg, dem 30:24 über die Eulen Ludwigshafen, dem 25:30 bei der HSG Nordhorn-Lingen und dem 21:18 gegen den VfL Eintracht Hagen  verlor die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann – zu dieser Reihe passend – mit 25:33. In der Summe erzeugten die vergangenen neun Spiele dadurch nur 6:12 Punkte und die Gesamt-Ausbeute von 15:17 Zählern reicht entsprechend bloß zum elften Platz für TuSEM, das dort Teil eines gesicherten Mittelfeldes ist: Hagen, die Eulen Ludwigshafen (beide 16:16), Essen und der VfL Lübeck-Schwartau (ebenfalls 15:17) haben mit der Vergabe der vorderen Plätze wenig zu tun, aber auch keine Sorgen beim Blick in den Rückspiegel. Trotzdem ist der Essener Plan natürlich, die Position bis zum Jahresende ein Stück aufzubessern – was zunächst in den Heimspielen am Samstag gegen Lübeck und am 22. Dezember gegen den ASV Hamm-Westfalen (Dritter/25:7) möglich sein könnte. Anschließend folgt am 26. Dezember zum Abschluss die spannende Aufgabe beim intensiv in den Abstiegskampf verwickelten Nachbarn Dormagen. Deutlich gelassener kann TuSEM auf jeden Fall am Mittwochabend auf die Platte gehen: Im Achtelfinale des DHB-Pokals ist Essen gegen den Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen (aktuell Sechster in der 1. Bundesliga) der glasklare Außenseiter.

Vor dem Duell mit Minden, das im Jahr eins nach dem Verlassen der 1. Bundesliga auch eine Etage tiefer in größter Not steckt, hatten die Dormagener zu Hause nur zweimal gewonnen – am 15. September mit 25:19 gegen Vinnhorst und am 30. September mit 26:17 gegen den EHV Aue, also gegen die beiden Aufsteiger. Nach einer über zwei Monate langen Durststrecke im Sportcenter geriet der TSV Bayer bis zum 2:3 (10.) jeweils in Rückstand, ehe er das Blatt vor allem durch harte Arbeit und dank eines starken Torhüters Christian Ole Simonsen zunächst drehte und dann lediglich beim 6:7 (17.) noch einmal hinten lag. Ein Beweis für die handballerische Schonkost an diesem Abend: Nach dem 8:8 (20.) fielen vor der Pause nur sechs weitere Treffer – allerdings immerhin fünf davon für Dormagen, das aus dem 10:9 (23.) ein 13:9 (30.) machte. Dass Patrick Hüter und Joshua Reuland den zweiten Durchgang mit dem 14:9 (34.) und 15:9 (35.) eröffnen konnten, machte anschließend bereits den Weg frei für die Hausherren, die selbst nach dem 13:16 (38.) der personell geschwächten und oft harmlosen Mindener nicht mehr in große Gefahr gerieten. Das Dreier-Paket von Jan Reimer, auf dessen Konto das 17:13 (44.), 18:13 (46.) und 19:13  (48./Siebenmeter) gingen, ließ Dormagen auf eine fast entspannt aussehende Zielgerade einbiegen. Spätestens mit dem 22:18 (55.) von Sören Steinhaus stand anschließend der Erfolg des TSV Bayer fest, der jetzt am 17. Dezember beim HC Elbflorenz Dresden (Sechster/18:14) antritt. Anschließend folgen im Jahr 2003 noch die Aufgaben am 22. Dezember beim TuS N-Lübbecke (Fünfter/19:13) und am 26. Dezember gegen TuSEM Essen.

Jene Essener sahen in Hüttenberg (Platz 13/14:18) vor der Pause keineswegs deutlich unterlegen aus, obwohl sie ab dem 0:1 (3.) lange hinterherrennen mussten. Mit dem 5:5 (12.) von Julius Rose gelang der erste Ausgleich, ehe Dennis Szczesny (15.) und Felix Eißing (16.) sogar nachlegten – 8:6. Auf Hüttenbergs 12:12 (27.) anwortete Jonas Ellwanger mit dem 13:12 (28.), doch dieser Treffer brachte TuSEM zum letzten Mal einen kleinen Vorteil. Später blieb die Partie übers 16:16 (35.) und 17:17 (37.) offen, ehe sich die Waage allmählich auf die Seite der Hausherren neigte – 21:18 (40.), 23:20 (44.), 24:21 (46.). Nach dem 4:1-Lauf zum 28:22 (51.) lagen längst alle Vorteile auf der Seite des TVH, der das Ergebnis in den letzten vier Minuten vom 30:25 (56.) zum 33:25 (59.) in die Höhe schraubte. Hegemann war nachvollziehbar enttäuscht: „Wir hatten uns eigentlich einen Plan zurechtgelegt, wie wir ihr Tempospiel stoppen wollten. Dass es nicht leicht werden würde, war uns klar. In der ersten Halbzeit haben wir es ganz gut hinbekommen und konnten ihr Angriffsspiel mit einem schnellen Rückzug unterbinden, haben aber selbst zu wenig Kapital daraus geschlagen. In der zweiten Halbzeit haben wir ihr Tempospiel nicht mehr in den Griff bekommen und so hatten sie das nötige Selbstbewusstsein im Angriff. Sie haben uns hinten reingedrückt und dann war es schwer für uns, etwas zu holen. Hinten raus haben wir noch etwas versucht und aufgemacht, so kamen dann einige leichte Gegentore dazu.“

 

TV Hüttenberg – TuSEM Essen 33:25 (14:13).

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger (3), Wolfram, Wilhelm, Homscheid (2), Asmussen, Eißing (6), Szczesny (3), Seidel, Klingler, Neuhaus (4), Rose (1), Mast (4/1), Werschkull, Schoss (2).

 

TSV Bayer Dormagen – TSV GWD Minden 24:18 (13:9). 

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen –   Reuland (6/1), Senden, Böhnert, Rehfus (1), I. Hüter (1), Reimer (4/4), Schroven (3), Strosack (2), P. Hüter (1), Träger, Schmidt, Pauli, Steinhaus (5), Sondermann (1).