DHB-Pokal
Viertelfinale: Steinhaus lo(t)st Gummersbach nach Berlin
VfL kommt mit 33:28 gegen Göppingen weiter. Der geschwächte Bergische HC verliert Achtelfinale in Flensburg mit 29:27, TuSEM Essen gegen die Rhein-Neckar Löwen mit 24:33.

Wir sind dabei! Lukas Blohme, der seine Emotionen immer offen nach außen trägt, und seine Gummersbacher dürfen nun auch von der Teilnahme am Final Four träumen. In Berlin gelten sie aber als Außenseiter. (Foto: Thomas Wirczikowski)

Plötzlich war sogar der Zweitligist TSV Bayer Dormagen irgendwie im Viertelfinale des DHB-Pokals dabei – obwohl sich die Mannschaft von Trainer Matthias Fohr ja auf Position 15 in der Abschluss-Tabelle der vergangenen Saison überhaupt nicht für die Teilnahme qualifiziert hatte. Am Donnerstagmittag stand dann aber Dormagens Rückraumspieler Sören Steinhaus genau einen Tag vor seinem 20. Geburtstag am Tisch, um in Köln zusammen mit Spielleiter Andreas Wäschenbach die Runde der letzten acht auszulosen. Während der Zweitligist TuSEM Essen am Mittwochabend durch die 24:33-Niederlage gegen die Rhein-Neckar Löwen und der Erstligist Bergischer HC durch sein 29:37 bei der SG Flensburg-Handewitt im Achtelfinale ausgeschieden waren, hatte sich der VfL Gummersbach seine Kugel im Lostopf fürs Viertelfinale durch den 33:28-Erfolg im bundesliga-internen Duell mit Frisch Auf Göppingen gesichert. Ob Steinhaus in der Summe ein glückliches Händchen hatte? Der eine oder andere der Beteiligten wird seine Zweifel haben – obwohl der Dormagener durchaus spektakuläre Partien für den 3./4. Februar 2024 produzierte. Zuerst stand die Paarung zwischen dem Champions-League Sieger SC Magdeburg und dem Titelverteidiger Rhein-Neckar Löwen fest – eine Neu-Auflage des Endspiels vom 16. April 2023 (36:34 nach Verlängerung und Siebenmeterwerfen). Logische Folge: Diesmal verpasst eins der beiden Top-Teams das Final Four. Nach dem „normalen“ Viertelfinale zwischen dem Zweitligisten TuS N-Lübbecke und dem Erstligisten MT Melsungen gelangen Steinhaus dann zwei weitere Griffe ins höchste Regal – mit dem Nordduell zwischen dem HSV Hamburg und der SG Flensburg-Handewitt zum Abschluss. Unmittelbar davor hatte der Junioren-Weltmeister den Gummersbachern ebenfalls einen Kracher serviert, denn sie treten gegen die Füchse Berlin an, den aktuellen Zweiten der höchsten deutschen Klasse. „Kleines“ Handicap für die Gummersbacher, die sich natürlich ein Heimspiel in der Schwalbe-Arena gewünscht hätten: Sie müssen in die Hauptstadt reisen, wo die Füchse in dieser Saison bisher erst einen Punkt abgegeben und noch nicht verloren haben.

 

VfL Gummersbach – Frisch Auf Göppingen 33:28 (18:13). Die Gummersbacher erreichten zum dritten Mal hintereinander die Runde der letzten acht im DHB-Pokal und der Achtelfinal-Erfolg über den Konkurrenten aus der 1. Bundesliga war verdient. Hauptbeteiligter am Start-Ziel-Sieg und dem guten Auftakt der Hausherren war Torhüter Daniel Rebmann, der nach dem 1:0 (2.) den ersten Siebenmeter der Göppinger abwehrte (4.) und nach dem 4:2 (8.) direkt den zweiten (10.). Daneben zeigte Gummersbachs Torhüter weitere starke Paraden (insgesamt elf/Quote gehaltener Würfe 33,33 Prozent), sodass der VfL immer eine Führung von drei bis fünf Toren behauptete – 7:2 (13.), 9:6 (15.), 12:8 (22.), 15:12 (27.), 18:13 (30.). Durch die Treffer von Lukas Blohme (31.) und Ellidi Vidarsson (32.) begann die Mannschaft von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson den zweiten Durchgang sogar mit der 20:13-Führung, die für den Rest der Partie tragfähig genug war. Göppingen verkürzte zwar in der schwächsten Phase der Hausherren auf 22:25 (46.), aber Gummersbach hatte die aus seiner Sicht einzig richtige Antwort – 26:22 (47.), 27:22 (48.), 28:22 (50.). Den Rest konnte der VfL, der diesmal unter anderem auf seinen Kapitän Julian Köster (krank) verzichten musse, auf dem Weg ins Viertelfinale ungefährdet über die Bühne bringen. „Ich bin sehr glücklich, dass wir weitergekommen sind. Die erste Halbzeit war sehr gut. Daniel Rebmann hat uns diesen Vorsprung herausgearbeitet, gerade über gehaltene Siebenmeter und Gegenstöße. Ich bin in der ersten Halbzeit mit 80 Prozent Effektivität sehr zufrieden gewesen. Die zweite Halbzeit war von der Angriffsleistung nicht so schön, aber wir sind eine Runde weiter und darüber bin ich glücklich und stolz. Wir hatten mit angeschlagenen und kranken Spielern zu kämpfen. Deshalb müssen wir jetzt alle Kräfte sammeln und uns auf das Spiel in Leipzig konzentrieren.“ Beim SC DHfK Leipzig (Neunter/15:17) wollen die Gummersbacher (Achter/16:16) am Samstag versuchen, ihr Konto mindestens ausgeglichen zu halten oder im Idealfall wieder positiv zu gestalten.

VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Vidarsson (3), Kodrin, Vujovic (12/4), Blohme (2), Schroven, Häseler (1), M. Köster, Schluroff (3), Tskhovrebadze (5), Mappes (3), Pregler, Horzen (2), Kiesler (2), Zeman.

TuSEM Essen – Rhein-Neckar Löwen 24:33 (13:18). Die Essener, im Achtelfinal-Duell mit dem Titelverteidiger aus der 1. Bundesliga von vornherein der klare Außenseiter, konnten den Abend in der ausverkauften Halle „Am Hall0“ erst mit einiger Verzögerung genießen – weil die Löwen von Beginn an nicht daran dachten, ihnen großartige Perspektiven für eine Überraschung anzubieten. Dennis Szczesny erzielte zwar schnell das 1:0 (1.) für die Hausherren, die aber in der Folge wenig Mittel fanden – vorne gegen die ziemlich kompromisslose Abwehr der Gäste und hinten gegen deren gut abgestimmte Offensive, die bei Weitem nicht nur aus Nationalspieler Juri Knorr bestand. Ein 7:0-Lauf zum 7:1 (13.) brachte den Löwen bereits eine klare Führung, ehe Philipp Asmussen mit dem 2:7 (14.) eine mehr als zwölf Minuten anhaltende Durstrecke des Zweitligisten beendete. Essen biss sich in der Folge deutlich besser in die Partie hinein, kam allerdings trotz einiger starker Aktionen vor der Pause nie näher als auf fünf Treffer heran – 8:13 (21.), 12:17 (28.), 13:18 (30.). Nachhher war es beim 15:24 (39.) schon sehr deutlich, doch Essen verkürzte noch auf 20:27 (45.) und konnte am Ende nach dem 23:32 (56.) selbst mit dem 24:33-Endstand (58.) offensichtlich ganz gut leben. „Die Löwen waren die klar bestimmende Mannschaft“, fand TuSEM-Trainer Michael Hegemann, „was aus unserer Sicht aber gut war, wir haben trotz des frühen Rückstands an unser Spiel geglaubt und wir waren mutig. Wir haben über eine lange Zeit gut verteidigt und dementsprechend war es sicherlich auch für die Zuschauer ein tolles Ereignis.“ In der 2. Bundesliga geht es für die Essener (Elfter/15:17) am Sonntag gegen den direkten Tabellen-Nachbarn VfL Lübeck-Schwartau weiter (Zwölfter/ebenfalls 15:17).

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Ellwanger (3), Kämper, Wolfram (1), Wilhelm, Homscheid (2/1), Asmussen (3), Eißing (2), Szczesny (2), Seidel, Klingler, Neuhaus (1), Mast (2), Werschkull (5), Schoss (3).

SG Flensburg-Handewitt – Bergischer HC 37:29 (18:15). Die Liste derjenigen, die dem BHC für dieses Achtelfinale nicht zur Verfügung standen, schien gefühlt ähnlich lang zu sein wie die derjenigen, die dann auf dem offiziellen Spielbericht auftauchten. Und angesichts der enorm großen personellen Sorgen hatten sich die Solinger am Ende dieser Partie bei einem der zurzeit stärksten Klubs der Bundesliga (Dritter/24:6 Punkte) weniger als nichts vorzuwerfen. Selbst SG-Trainer Nicolej Krickau war angetan: „Erst mal möchte ich sagen, dass ich das, was der BHC und Jamal heute auf die Platte gebracht haben, mit Blick auf die vielen Verletzten sehr schätze. Sie waren kreativ und haben von Anfang an versucht, die Initiative zu ergreifen.“ Das gelang vor allen Dingen in der ersten Halbzeit, die bis zum 7:7 (14.) völlig ausgeglichen lief und durchaus für einigen Stress bei den Hausherren sorgte – die beim 11:10 (20.) immer noch nicht entscheidend weg waren und erst mit dem 18;13 (28.) den ersten größen Vorsprung erzielten. Weil Tomas Babak (29.) und Lukas Stutzke (30.) anschließend auf 15:18 verkürzen konnten, sah der BHC nach 30 Minuten sehr gut aus und nach der Pause blieb er bis zum 19:24 (39.) immerhin in Reichweite. Nach drei weiteren Gegentreffern zum 19:27 (43.) war die Sache aber endgültig klar und Flensburg setzte sich ebenso ungefährdet wie verdient durch. Trainer Jamal Naji wirkte im Grunde gefasst: „Wir wollten gucken, was uns Flensburg anbietet und was wir von ihnen bekommen. Wir gehen mit einem guten Gefühl in die zweite Halbzeit, weil wir an die Sensation glauben, und dann hat Flensburg einen draufgelegt und uns zu schnell den Zahn gezogen. Mit Blick auf die nächsten – für uns sehr wichtigen – zehn Tage mussten wir hintenraus rotieren, um die Ressourcen zu schonen. Am Ende kommt so ein Ergebnis zustande, was mich in der Höhe ärgert.“ Für die nächste Aufgabe in der 1. Bundesliga am Sonntag bei der TSV Hannover-Burgdorf (Siebter/17:15) hofft er nun vor allem auf einen wieder etwas volleren Kader, um möglicherweise den elften Platz (13:19) zu stabilisieren.

Bergischer HC: Rudeck, Oberosler – Nothdurft (3), M’Bengue (2), Ladefoged Andersen (4), Fraatz, Babak (2), Reimer, Schmitz, Arnesson (5/1), Morante Maldonado (5), Stutzke (5), Santos (3).