15. Dezember 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Normalerweise gibt es da keine größeren Diskussionen, weil die Rollen mindestens halbwegs klar verteilt sein sollten. Der eine zählt sich schließlich selbst wenigstens zur oberen Hälfte und er hat ja auch in der vergangenen Saison als Dritter mit 35:17 Punkten einen echten Maßstab gesetzt. Also sollte der Longericher SC tatsächlich eher höher einzustufen sein, als es der aktuelle Platz sieben mit einem ausgeglichenen Konto von 14:14 Zählern anzudeuten scheint. Trainer Chris Stark hatte zuletzt nach drei Siegen hintereinander sogar eine Art neuer Euphorie entdeckt und sich vor der Aufgabe beim Schlusslicht TV Homburg entsprechend zuversichtlich geäußert. Was er wohl nicht ahnen konnte; Der Schuss ging nach hinten los. Weil der Bus praktisch mitten auf der Fahrt technische Probleme hatte und anhalten musste, kam der LSC erst viel später als geplant am Ort des Geschehens an. Dort steckte er dann auch leistungsmäßig in einer Art Stau, konnte nie die erhoffte Leistung abrufen und verlor am Ende deutlich mit 21:29 – was für die Pflanze Aufschwung ein herber Wachstums-Hemmer war. Trotzdem haben die Kölner damit vor dem Heimspiel gegen den TV Aldekerk im Vergleich zu den Gästen vom Niederrhein fast ein Luxusproblem – weil es dem TVA im Versuch, die Abstiegsplätze zu verlassen und sich womöglich ans rettende Ufer zu robben, viel schlechter ging als dem LSC. Nach dem starken 40:30 gegen die TSG Haßloch (Platz 14/8:20) und dem 30:27 beim TuS 82 Opladen (Achter/14:14) landete die Mannschaft von Spielertrainer Tim Gentges schnell und heftig wieder auf dem rauen Boden der Tatsachen – vor allem durch das 25:28 in eigener Halle gegen die HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II (Sechster/15:13), weniger dann durch die 23:38-Niederlage gegen den ungeschlagenen Meisterschafts-Favoriten TuS Ferndorf (Erster/27:1), die in der Wertung/Bewertung außen vor bleiben kann.
Der TVA weiß, dass er vielleicht bis zum Ende der Saison im Kampf um den Klassenerhalt stecken wird und er muss sich langsam darauf einstellen, dass der Kreis der Kandidaten für den Fahrstuhl nach unten zumindest vorerst auf vier beschränkt ist. Auf den Rängen 13 und 14 sind der TuS Dansenberg und Haßloch mit jeweils 8:20 Punkten zu finden, dahinter kommen Aldekerk und der TV Homburg mit jeweils 6:22 Zählern. Der TV Gelnhausen und die HSG Friesenheim-Hochdorf II auf den Plätzen elf und zwölf unmittellbar vor diesem besonders stark gefährdeten Quartett liegen bei jeweils 11:17 Punkten bereits etwas weiter weg – und beim Zehnten Interaktiv.Handball (12:16) beginnt schon jene Zone, die momentan eine halbwegs brauchbare Sicherheit verspricht. Dass die Aldekerker noch vor der Pause über Weihnachten/Neujahr die Abstiegsplätze verlassen können, ist theoretisch denkbar – und praktisch eher unwahrscheinlich. Erste Voraussetzung dazu: Sie müssten in Longerich gewinnen. Gentges weiß jedoch, dass diese Idee irgendwie der Quadratur des Kreises ähnelt. „Das ist eine absolut nicht leichte Aufgabe, auch wenn Longerich in dieser Saison sehr schwankende Leistungen hat“, betont Gentges, „ich glaube, sie können die beste, aber auch die schlechteste Mannschaft in dieser Liga sein – je nach Tag. Sie sind auf der Suche nach Konstanz, aber in Longerich selber, das weiß man aus Erfahrung, sind sie immer brutal stark. Nichtsdestrotrotz fahren wir hin und versuchen, für uns das bestmögliche Ergebnis rauszuholen. Sobald wir eine Chance haben, zu punkten, müssen wir die Chance nutzen.“ Eins der größeren Probleme: Top-Werfer David Hansen (Rippenbruch) fällt weiter aus.
Trotz der gefährlichen Lage im Tabellenkeller denken sie in Aldekerk nicht daran, sich schon vorher geschlagen zu geben. „Wir müssen was versuchen, wir werden da nicht hinfahren und Longerich sagen, hier habt ihr bitte die zwei Punkte“, erklärt Gengtes, „wir müssen jetzt noch mal ein Spiel alles reinhauen. Anschließend gehen wir in die Pause und werden Wunden lecken und Verletzungen auskurieren. Und dann werden wir die Rückrunde angreifen. Zuerst freuen wir uns jetzt auf die Aufgabe am Samstag.“ Kollege Chris Stark, seit Dienstag in Berlin bei einem weiteren Lehrgang zum Erwerb der A-Lizenz beschäftigt und rechtzeitig zum Spiel des LSC zurück, sieht dabei die Aufgabe zum Jahres-Abschluss keineswegs als Selbstläufer: „Wir haben Tacheles geredet aufgrund des Spiels in Homburg, wo ich, wo aber auch die Mannschaft sehr unzufrieden war. Jeder weiß, dass wir besser Handball spielen können und mit dieser Leistung in der 3. Liga kein Blumentopf zu gewinnen ist. Aldekerk steht zwar auch in der unteren Tabellenhälfte, hatte aber in der Hinrunde recht viel Pech. Das ist eine gute Mannschaft, die auf allen Positionen eine sehr gute Besetzung hat, vielleicht nicht ganz die Breite wie die Top-Mannschaften.“ Seine Minimalforderung: Wiedergutmachung fürs bittere 21:29 zuletzt beim Letzten Homburg. „Wir hätten gerne zwei, drei vier Punkte mehr“, betont der LSC-Coach, „um so wichtiger ist es, gegen Aldekerk ein tolles Ergebnis einzufahren und mit einem Sieg das Handballjahr zu beenden, mit dem wir grundsätzlich zufrieden sind.“
Richtig zufrieden mit ihren Ergebnissen waren die immer wieder von größeren personellen Problemen geplagten Bergischen Panther (Neunter/13:15) in den vergangenen Wochen eher nicht – weil 3:9 Punkte aus sechs Spielen mit dem 28:25 bei der HSG Friesenheim-Hochdorf II als einzigem Sieg auch keine traumhafte Ausbeute sind. Trainer Marcel Mutz hat deshalb konkrete Vorstellungen fürs Duell mit dem TV Gelnhausen (Elfter/11:17), bei dem er einige Parallelen zur eigenen Mannschaft entdeckt: „Das ist noch mal ein Spiel, das beide Mannschaften gewinnen wollen. Beide hatten so ein bisschen Ähnlichkeiten in dieser Saison, hatten mit unterschiedlichen Themen zu kämpfen – gerade was Verletzungen angeht. Sie hatten, ähnlich wie wir, immer wieder Leistungsträger, die ausgefallen sind. Aber das spielt jetzt am Samstag keine Rolle. Wir müssen eine Energieleistung abrufen, um dieses Spiel zu gewinnen. Ich finde, Gelnhausen ist die schnellste Mannschaft der Liga, sie spielen ein unfassbar hohes Tempo. Ihre große Stärke ist, dass sie jeden Fehler gnadenlos bestrafen. Da müssen wir sehr diszipliniert Angriffs-Handball spielen und wir müssen gut in den Rückzug kommen.“ Ob das gelingen kann und ob sich der Konto-Ausgleich auf 15:15 Zähler herstellen lässt, hängt seiner Ansicht nach unter anderem davon ab, ob die Panther ein letztes Mal für 2023 ihre Batterien angreifen können. „Ich erwarte von meiner Mannschaft, dass sie sich noch einmal zerreißt“, sagt Mutz, „dass wir das Herz noch einmal auf die Platte bringen. Dann wird es ein 50:50-Ding, was sicher über den Kampf entschieden wird.“
Der Aufsteiger Interaktiv.Handball, der bis vor gar nicht langer Zeit deutlich über dem Soll unterwegs war, blieb zuletzt dreimal hintereinander ohne Sieg – 33:33 in Gelnhausen, 28:42 gegen die HSG Hanau (Vierter/19:9), 32:36 gegen Friesenheim-Hochdorf II. Deshalb ist die einst starke Position im Kampf um den Klassenerhalt inzwischen etwas weniger komfortabel, aber mit 12:16 Punkten und dem zwölften Platz weiterhin ziemlich weit weg von besorgniserregend. Denkbar wäre jetzt, dass die Mannschaft des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze diesen Trend durchbricht, aber dazu wäre gleichzeitig mindestens eine sehr deutliche Steigerung im Vergleich zur Pleite in Friesenheim notwendig – zumal die Ratinger auf den Dritten HG Saarlouis (Dritter/19:9) treffen, der jetzt wieder seinen Hut für den weiteren Kampf um eins der beiden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga in den Ring werfen konnte. Ganz vorne sieht der ungeschlagene TuS Ferndorf praktisch unangreifbar aus, doch dahinter hat die HSG Krefeld Niederrhein (22:6) durch ihr 30:37 zuletzt eben in Saarlouis für ein Stück neue Spannung gesorgt: Saarlouis, die HSG Rodgau Nieder-Roden und die HSG Hanau (alle 19:9) liegen plötzlich als Trio auf der Lauer. Logisch: Für die letzte Aufgabe in diesem Jahr gegen Friesenheim/Hochdorf II gilt die Mannschaft von HSG-Trainer Mark Schmetz trotzdem als Favorit. Um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden, zählt für die Eagles definitiv nur ein ungefährdeter Sieg.
Was für den TuS 82 Opladen zählt, lässt sich aktuell nicht ganz genau definieren – weil das Team von Trainer Fabrice Voigt im Moment eher auf einer Berg- und Talfahrt unterwegs ist. Aufs 31:28 im Derby gegen Longerich folgten das nicht verkehrte 26:30 in Ferndorf, das 27:30 gegen Aldekerk, ein 35:28 in Homburg und das 21:24 gegen Nieder-Roden. Nun steht zum Jahresfinale die Aufgabe beim akut gefährdeten Drittletzten Haßloch auf dem Programm, der sich offensichtlich im Kampf gegen den Abstieg noch lange nicht aufgegeben hat – wie der jüngste Last-Minute-Sieg (30:29) in Münchholzhausen zeigte, den Marco Kimpel durch einen direkten und verwandelten Freiwurf sicherte. Die Opladener werden sich auf einen intensiven Kampf einstellen müssen, um als Siebter (14:14) und vielleicht sogar mit einem positiven Konto ins Jahr 2024 zu gehen.