Regionalliga Nordrhein
Neuer Spitzenreiter: Korschenbroich demontiert Refrath
TVK nutzt die Vorlage der Weidener Niederlage aus und übernimmt mit einem überzeugenden 36:21 bei der HSG den ersten Tabellenplatz.

Applaus, Applaus! Trainer Dirk Wolf (links) und der Sportliche Leiter Klaus Weyerbrock sind mit ihren Korschenbroichern jetzt auf Platz eins angekommen – also dort, wo sie die Mannschaft auch am Ende dieser Saison sehen wollen. (Foto: Michael Jäger)

HSG Refrath/Hand – TV Korschenbroich 21:36 (9:22). Selbstverständlich hatten die Korschenbroicher nur kurz nachrechnen müssen, dass ihnen die Niederlage des HC Weiden gegen den OSC Rheinhausen (27:32) ein paar Tage vor dem offiziellen Winterbeginn geradezu sonnige Aussichten bescheren würde. Und so trat die Mannschaft von Trainer Dirk Wolf auch von der ersten Minute an auf – konzentriert, engagiert, entschlossen, bereit für Höheres. Nach einer schon sehr dominierend geführten Anfangsphase bestand entsprechend früh keinerlei Zweifel mehr daran, wer hier als Sieger die Platte verlassen würde. Wie absurd überlegen die Gäste streckenweise waren, belegen zwei Blicke in die offizielle Statistik: Hier hatte HSG-Trainer Kelvin Tacke beim Stande von 0:5 (8.) seine erste Auszeit genommen und nachher beim Stande von 4:18 (20.) bereits seine zweite – und gleichzeitig bestand der praktisch nicht vorhandene Refrather Angriff bis dahin lediglich aus Niklas Funke, auf dessen Konto die ersten vier Treffer der Hausherren landeten. In der Summe brauchte sich Korschenbroich an diesem extrem einseitigen Sonntagnachmittag keinerlei Gedanken oder Sorgen zu machen und es nutzte die Gunst der Stunde nicht nur, sich irgendwie an die Spitze zu quälen, sondern zu einer überzeugenden Macht-Übernahme: Der TVK führt jetzt über das deutlich bessere Torverhältnis (plus 53/plus 31) vor den punktgleichen Weidenern, die ebenfalls bei 21:9 Zählern stehen. Auf den Rängen drei und vier folgen die HG Remscheid und die TSV Bonn rrh. (beide 18:10), ehe beim Fünften TSV Bayer Dormagen II (15:11) bereits das extrem breite Mittelfeld beginnt. Refrath, vor diesem Spieltag immerhin Sechster, rutschte gleichzeitig auf den elften Rang ab (13:15) und ist damit der letzte Teil eines extrem breiten Mittelfeldes.

Refrath war noch gar nicht richtig aufgewacht, als die Gäste, die fast mühelos zu ihren Toren kamen, bereits mit 5:0 führten – und kein bisschen daran dachten, die konsternierte HSG irgendwie zu schonen, die vorne zu wenig Gefahr produzierte und hinten keinerlei Mittel gegen die Angriffe des TVK fand. Dass Korschenbroich auf seinen nicht einsatzfähigen Regisseur Mats Wolf verzichten musste, machte sich jedenfalls nie entscheidend bemerkbar. Mit dem 14:4 (18.) lag zum ersten Mal eine zweistellige Differenz zwischen den beiden Kontrahenten, die in den meisten der 60 Minuten in völlig verschiedenen Welten unterwegs zu sein schienen – anders als noch beim Saisonstart, als sich die Refrather mit dem 27:30 in der Waldsporthalle wesentlich besser aus der Affäre gezogen hatten. Damals war Tackes Team, nach diesem Sonntag kaum vorstellbar, bis zum 25:25 (55.) kurz vor Schluss auf Augenhöhe unterwegs und ein Kandidat für einen Punktgewinn. Ein schwacher Trost aus der Sicht der Hausherren: Wegen einer Mischung aus deutlichen Worten in der Kabine und vorübergehend nachlassender Konzentration/Konsequenz beim Favoriten konnte die HSG am Anfang der zweiten Hälfte durch drei Treffer in Folge zum 12:22 (37.) verkürzen – ohne dadurch allerdings in der Folge den Niedergang tiefgreifend aufhalten zu können. Das Polster der Gäste betrug vielmehr durchgängig mindestens jene zehn Tore und erreichte auf der Zielgeraden mit dem 35:19 (55.) durch den von David Klinnert verwandelten Siebenmeter sogar 16 Treffer – ohne dass sich der TVK dafür besonders verausgaben musste. Draußen durfte Trainer Dirk Wolf sogar schon am Anfang der letzten Minute mit dem allgemeinen Abklatschen beginnen und seine Utensilien an die Seite legen. Seine Spieler auf der Platte verzichteten gleichzeitig darauf, den finalen Ballgewinn auch zu einem letzten Angriff zu nutzen. Man spielte sich den Ball noch ein wenig hin und her, dann war Feierabend. Die Schluss-Sirene dürfte für die Refrather eine Erlösung gewesen sein.

Was sich von selbst ergab: TVK-Coach Dirk hatte weder am Ergebnis noch an der Leistung der Korschenbroicher etwas auszusetzen. „Das war von der ersten Sekunde bis zur letzten eine sehr gute Leistung von uns mit einer sehr starken Abwehr gerade in den ersten Minuten. Vorne haben wir den Gegner durch schnelle Entscheidungen mit der zweiten Welle immer wieder unter Druck gesetzt, Tore erzielen und das Spiel damit relativ klar gestalten können mit einer hohen Führung. Das haben wir eigentlich übers ganze Spiel gezogen, alle Spieler konnten eingesetzt werden und jeder hat seinen Job gemacht. Das war für uns ein schöner Jahres-Abschluss.“ Hervorzuheben waren aus seiner Sicht vielleicht Steffen Brinkhues, dem er hinten wie vorne ein herausragende Note gab, und Till Klause, der mit neun Toren der erfolgreichste Werfer der Partie war. „Daneben war das aber eine gute und geschlossene Mannschaftsleistung“, betonte Wolf. Von einem derart positiven Fazit nach dem letzten Spiel im Jahr 2023 war der Trainer-Kollege Tacke für seine Refrather natürlich um Lichtjahre entfernt: „Nach einem schnellen Vier-Tore-Rückstand fehlte es an der Einstellung und wir haben nie zu unserem Spiel gefunden. Der TVK hat das Spiel total überlegen kontrolliert und auch in der Höhe verdient gewonnen.“

HSG Refrath/Hand: Krämer, Kierdorf – Faulhaber,  Faust, Greffin (1), Geerkens (1), Funke (8), Georgi (1), Schrage (2), Speckmann (2), Asselborn (2), Merz, Mokris (3/1), Natzke (1).

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Krantzen (2), Bark, Klinnert (7/6), Eugler (4), Klause (9), Ingenpaß (2), Brinkhues (4), Zidorn (1), Küpper Ventura, Neven, Franz (2), Schiffmann (5).