19. Dezember 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Es ist Halbzeit in der 1. Bundesliga und die Dinge sind in der Summe sicher längst kein Zufall mehr beziehungsweise Ausreißer nach oben und unten bereits eingepreist. Anders ausgedrückt: Diese Tabelle lügt nicht mehr. Und sie bietet besonders für den Aufsteiger VfL Gummersbach, der auch im Jahr eins nach der Rückkehr in die höchste deutsche Klasse sehr zufrieden sein kann, ein paar erfreuliche Bausteine. Damals galten 16:18 Punkte als sehr anständige Bilanz – noch aufgebessert durch den Einzug ins Viertelfinale des DHB-Pokals, wo der VfL dann aber zu Hause gegen den TVB Lemgo Lippe scheiterte (30:33). Und falls denn die Behauptung zutrifft, dass jenes zweite Jahr für einen Aufsteiger sogar schwieriger sein soll als das erste, sind die Gummersbacher aktuell tatsächlich noch ein Stück weiter – weil sie ihre knapp negative Ausbeute von damals in positive 18:16 Zähler gedreht haben, weil sie nach dem 35:32 jetzt beim SC DHfK Leipzig als Sechster vor den Rhein-Neckar Löwen (ebenfalls 18:16), dem Pokalsieger von 2023, als Siebter in die Rückrunde starten, weil sie erneut im Pokal-Viertelfinale stehen. Dort sind die Gummersbacher zwar am 4. Februar beim aktuellen Bundesliga-Zweiten Füchse Berlin (28:4) der Außenseiter, wollen aber sehr gerne die geringe Chance auf einem Platz im Final Four nutzen (am 13./14. April in Köln). In der Summe kann der VfL damit eine starke Statistik vorweisen – was auf den gerade in den vergangenen Wochen wieder von zum Teil erheblichen personellen Sorgen getroffenen Bergischen HC nur bedingt gilt. Das Team von Trainer Jamal Naji nimmt die Rückrunde von Rang 13 aus mit 13:21 Punkten in Angriff und liegt ein paar Zähler hinter der Ausbeute von 16:18 Punkten nach dem ersten Teil der Serie 2022/2023 – was grundsätzlich aber immer noch mit dem missratenen Start (0:8 Punkte) und hier vor allem mit den beiden Niederlagen beim einen Aufsteiger ThSV Eisenach (30:31) und gegen den anderen HBW Balingen-Weilstetten (27:28) zu tun hat. Diese beiden Klubs müssten auf den Rängen 17 und 18 mit 9:25 und 6:28 Zählern absteigen, falls denn jetzt Schluss wäre. Das Polster auf Eisenach ist durchaus nicht geeignet, sich darauf auszuruhen, aber der BHC hat immerhin trotz der jüngsten 28:37-Niederlage bei der TSV Hannover-Burgdorf (Sechster/19:15) alles selbst in der Hand.
Gummersbachs Erfolg in Leipzig war erstens verdient, weil der VfL nach dem frühen 0:1 (1.) kein einziges Mal mehr in Rückstand geriet, sondern nach den beiden Treffern von Dominik Mappes zum 1:1 (2.) und 2:1 (3.) immer vorlegte und dann aus dem 6:6 (10.) durch vier Tore hintereinander zunächst das 10:6 (15.) und 14:10 (21.) machte. Leipzig kam in der Folge wieder heran, doch die Gäste fanden regelmäßig passende Antworten – sowohl vor der Pause als auch danach, als sie aus dem 20:19 (33.) das 24:20 (29.) und 27:21 (43.) machten. Der SC konnte anschließend zwar auf 26:29 (49.) und 27:30 (51.) verkürzen, die erstaunlich kühl konternden Gäste aus dem Oberbergischen aber nicht mehr aufhalten. Spätestens mit dem 34:28 (56.) stand der Sieg der Gummersbacher fest, die durch das Resultat ganz nebenbei nicht nur was für sich selbst taten, sondern auch für den BHC: Leipzig (15:19) gehört auf Rang neun zu den Kontrahenten, an denen sich die Solinger vielleicht nach oben hin orientieren dürfen. Trainer Gudjon Valur Sigurdsson interessierte allerdings nachvollziehbar mehr, dass der VfL für sich selbst weiteren Schwung mitnahm: „Ich bin froh und glücklich, dass wir das Spiel gewinnen konnten. Es hat Spaß gemacht. Die beiden Abwehrreihen waren nicht wirklich schlecht, wie dieses hohe Ergebnis vermuten lässt, es waren viele, sehr sehenswerte Tore aus dem Rückraum dabei. Es war wirklich ein tolles Spiel.“ Ein ähnliches Niveau wird sein Team vermutlich bei seiner letzten Aufgabe im Jahr 2023 ebenfalls benötigen: Am Mittwochabend geht es zum Fünften MT Melsungen (23:11).
Der Bergische HC musste bei der TSV erneut erkennen, dass ihn vom oberen Drittel oft tatsächlich ein größeres Stück trennt – was ja nicht erst vor dieser Saison klar war und sich durch beständig vorhandene personelle Ausfälle nicht gerade in Luft auflöst. Jetzt in Hannover sah es zunächst trotzdem nicht danach aus, dass es den BHC später deutlich erwischen würde, obwohl sich der sonstige Spielmacher Linus Arnesson in der Not sogar auf der Kreisläufer-Position versuchen musste. Übers 7:8 (13.) blieben die Gäste auch etwas später mit dem 10:11 (22.), 11:12 (23.), 12:13 (25.) und 13:14 (27.) noch dran. Wie der BHC dann jedoch in den letzten knapp vier Minuten der ersten Halbzeit fünf Gegentore zum 13:19 (30.) und direkt nach der Pause das 13:20 (31.) hinnehmen musste, war besonders bitter – und bereits die Entscheidung. „Bis zum 14:13 finden wir im Angriff sehr gute Lösungen“, stellte Trainer Naji fest, „durch den 0:5-Lauf zum Ende der ersten Halbzeit gehen wir mit einer sehr hohen Bürde in die Kabine, am Ende kommt eine für mein Empfinden zu hohe Niederlage zustande – nicht, weil es nicht verdient ist, sondern zu hoch, weil neun Tore einfach sehr weh tun. Wir müssen jetzt weiter nach vorne schauen für die nächsten zwei Spiele.“ Am Mittwochabend tritt der BHC bei Frisch Auf Göppingen an (Zehnter/14:20) und am 23. Dezember bei der HSG Wetzlar (Rang 14/13:21). Ganz unwichtig sind beide Partien nicht.
SC DHfK Leipzig – VfL Gummersbach 32:35 (18:19).
VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Vidarsson (2), Kodrin (2), Vujovic (3/1), J. Köster (1), Blohme (5), Häseler, Schluroff (6), Tskhovrebadze (5), Mappes (8), Pregler, Horzen (3), Kiesler, Zeman.
TSV Hannover-Burgdorf – Bergischer HC 37:28 (19:13).
Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (4/1), Nothdurft (2), M’Bengue, Ladefoged (2), Andersen (1), Fraatz (6), Babak (2), Reimer (1), Arnesson (3), Morante Maldonado, Stutzke (7), Santos.