19. Dezember 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Ihr Auftrag: Klassenerhalt. Ihre Basis: Eine in wesentlichen Teilen junge bis sehr junge Mannschaft. Ihr Zwischenstand nach dem ersten Teil der Saison 2023/2024: Sportlich alles im Rahmen des Erwarteten/Erwartbaren – wobei TuSEM Essen am Ende der Hinrunde in einem Punkt sogar immer noch und ziemlich überraschend das Maß aller Dinge ist. Das Team von Trainer Michael Hegemann stellt mit nur 430 Gegentreffern die beste Abwehr der Liga und es liegt hier selbst vor dem Ersten SG BBM Bietigheim (455) und dem Zweiten VfL Potsdam (458). Dass der Deckungsverband in Zusammenarbeit mit den Torhütern Lukas Diedrich und Arne Fuchs in den bisherigen 17 Begegnungen lediglich 25,29 Gegentreffer pro Partie zugelassen hat, ist dann auch die Garantie für die 17:17 Punkte und den zehnten Tabellenplatz, der gleichzeitig ein ausreichendes Polster nach unten bietet. Es ist vermutlich keine sehr kühne Prognose, dass die Essener in der zweiten Hälfte der Saison kaum besonders weit nach oben vorrücken werden, wo Bietigheim, Potsdam (beide 28:6) und der ASV Hamm-Westfalen (25:9) vielleicht die beiden Aufstiegsplätze unter sich ausmachen werden. Gleichzeitig brauchen Trainer Michael Hegemann und seine Mannschaft kaum zu befürchten, dass Essen irgendwie in den direkten Kampf gegen den Abstieg gezogen wird – was beim TSV Bayer Dormagen anders aussieht, denn er steckt mittendrin. Rund ums Sportcenter wären wohl alle heilfroh, am Ende der laufenden Serie wieder relativ ungefährdet über dem Strich zu bleiben – wie 2022/2023, als die 31:41 Punkte aus 36 Spielen in der damals noch 19 Mannschaften umfassenden 2. Bundesliga letztlich klar zur Rettung reichten: Hinten waren die drei Absteiger HSG Konstanz (16:56), HC Empor Rostock (14:58) und Wölfe Würzburg (11:61) doch relativ deutlich abgeschlagen. Diesmal ist die Lage zumindest am Ende der Hinrunde weniger klar: Der TSV GWD Minden, Dormagen (beide 11:23) und der Dessau-Roßlauer HV (9:25) wären derzeit sportlich durch, aber besonders der Vorletzte TuS Vinnhorst (8:26) hat noch Sichtkontakt zum rettenden Ufer, erheblich mehr jedenfalls als der Letzte EHV Aue (4:28).
Was für die Dormagener spricht: Mit ihrer aktuellen Ausbeute liegen sie zwar hinter ihrer Vorjahres-Ausbeute aus den ersten 17 Partien (14:20), doch sie konnten einige wichtige Hausaufgaben lösen – mit dem 35:29 gegen Vinnhorst, dem 26:17 gegen Aue, dem 24:18 gegen Minden und dem 35:34 in Dessau. Soll heißen: Das Team von Trainer Matthias Flohr holte acht seiner bisher elf Zähler gegen hinter ihm stehende Konkurrenz – was die Erfolge doppelt wertvoll macht. Hinzu kamen die 34:32-Überraschung beim TV Großwallstadt (Achter/18:14) und das 29:29 beim VfL Lübeck-Schwartau (Zwölfter/15:19). In anderen Partien gegen besser postierte/ausgestattete Konkurrenz deutete Dormagen regelmäßig sein Potenzial an, verpasste jedoch etwas Zählbares – besonders mit dem 27:28 vor ein paar Wochen beim Dritten Hamm-Westfalen. Das Gefühl, dass etwas mehr drin gewesen wäre, stellte sich jetzt im Spiel beim auf Rang sechs vorgerückten HC Elbflorenz Dresden ein (20:14), denn ein großer Leistungsunterschied war wenigstens über 45 Minuten nicht zu erkennen. Übers 8:6 (15.) und 9:8 (16.) geriet der TSV Bayer vor der Pause mit 9:13 (23.) in Rückstand, ehe er selbst durch einen 6:1-Lauf beim 15:14 (30.) wieder den Spieß umdrehte und in der zweiten Halbzeit stark weitermachte – 17:14 (34.), 20:17 (38.), 23:20 (44.). Was da vermutlich niemand ahnte: Dormagen stellte die eigene Torproduktion gegen ebenso leidenschaftlich kämpfende Hausherren fast ein und erzielte in den restlichen gut 16 Minuten lediglich zwei weitere Tore. Dresden nutzte dafür eine 5:0-Serie zum 25:23 (52.) und hatte in der Schlussphase trotz nicht nachlassender Dormagener Gegenwehr stets wirkungsvolle Antworten – 25:24 (52.), 27:24 (55.), 29:26 (59.), 30:26 (60.). Zwei Aufgaben bleiben dem TSV Bayer in diesem Jahr noch, um sein Konto zumindest zu stabilisieren – am Freitagabend gegen den TuS N-Lübbecke (Fünfter/21:13) und am 26. Dezember gegen TuSEM Essen. Einfach sieht wohl anders aus – und aussichtslos auch.
Essen konnte zum zweiten Mal in dieser Saison einen Gegner auf unter 20 Tore drücken – nach dem 21:18 vor Kurzem gegen den VfL Eintracht Hagen nun mit dem 31:19 die Lübecker, die in beiden Halbzeiten am TuSEM-Beton scheiterten. Keeper Lukas Diedrich, in dieser Form hundertprozentig einer der stärksten Torhüter in der 2. Bundesliga, erreichte in gut 46 Minuten Einsatzzeit mit zehn Paraden und einer Quote von genau 40 Prozent an gehaltenen Würfen bereits einen überragenden Wert – ehe Keeper-Kollege Arne Fuchs seine etwas mehr als elf Minuten mit fünf Paraden und fast unwirklichen 62,50 Prozent krönte. Knapp war es auf der Platte insgesamt nur am Anfang mit dem 2:1 (7.), ehe sich Essen übers 6:2 (12.) auf 11:4 (22.) absetzte und mit einem komfortablen 15:8 (30.) in die zweite Halbzeit ging. Dort sorgten die Hausherren nach dem etwas knapperen 17:11 (37.) mit einem 5:0-Lauf bis zum 22:11 (41.) bereits für die Entscheidung und die von Lübecks Trainer David Röhrig direkt darauf beantragte Auszeit konnte Essen ebenfalls nicht mehrnachhaltig stoppen – 22:15 (45.), 26:16 (51.), 31:19 (60.). Trainer Hegemann war nachvollziehbar sehr zufrieden: „Wir haben von Anfang an mit Emotionen gespielt und viel in Abwehr und Angriff investiert. Wir sind gut in unser Tempospiel gekommen, besser als in den letzten Wochen. Deswegen ein Riesen-Kompliment an die ganze Mannschaft.“ Die Voraussetzungen für die beiden letzten Spiele in diesem Jahr am Freitagabend gegen den Hamm-Westfalen und am 26. Dezember in Dormagen könnten wohl schlechter sein. Fordernd dürften die Aufgaben dennoch werden – nicht nur gegen die von oben (Hamm), sondern auch jene bei denen von unten (Dormagen).
TuSEM Essen – VfL Lübeck-Schwartau 31:19 (15:8).
TuSEM Essen: Fuchs (1), Diedrich (1) – Ellwanger (2), Kämper, Wolfram (3), Wilhelm (1), Homscheid (5/5), Asmussen (1), Eißing (4), Szczesny (2), Seidel, Klingler (1), Neuhaus (2), Mast (3), Werschkull, Schoss (5).
HC Elbflorenz Dresden – TSV Bayer Dormagen 30:26 (14:15).
TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Kriescher, Reuland (5/4), Senden (1), Böhnert (1), I. Hüter (1), Schroven (4), Strosack (1), P. Hüter (2), Träger, Schmidt, Pauli, Steinhaus (6), Sondermann (5).