Regionalliga Nordrhein
Das neue Jahr: Es rappelt in der Regionalliga
Oben sind vier der ersten fünf unter sich. Unten treffen sich Borussia und BHC II. SG Langenfeld rennt nach 26:33 in Dormagen II weiter hinterher.

Im Anflug: Aber auch die Dynamik von Gary Hines (beim Wurf/hier im Duell mit Remscheids Torhüter Linus Mathes) brachte die Langenfelder zuletzt nicht weiter. In Dormagen ließ die SGL (rechts Michel Sorg) unter anderem drei Siebenmeter liegen. (Foto: Thomas Ellmann)

TSV Bayer Dormagen II – SG Langenfeld 33:26 (15:12). Der Weg ans rettende Ufer wird immer weiter für Langenfeld, das Mitte November mit dem 34:33 über den aktuellen Dritten und damaligen Spitzenreiter HG Remscheid seinen ersten Saisonsieg geholt und ein dickes Ausrufezeichen gesetzt hatte. Mit der Niederlage im Nachholspiel beim stark in der höheren Klasse angekommenen Aufsteiger verlor das Team des Trainergespanns Lennart Mentges/Markus Becker nun aber wieder zum vierten Mal hintereinander – und die SGL wird Mühe haben, im Kampf gegen den Abstieg überhaupt den Anschluss wiederzufinden. Bei 4:24 Punkten liegt der Tabellenletzte alleine drei Zähler hinter dem Vorletzten Borussia Mönchengladbach (7:19), den er ja mindestens einholen müsste. Und sollte Mönchengladbach demnächst sein eigenes Nachholspiel (30. Januar) gegen den HC Gelpe/Strombach (Siebter/14:12) für sich entscheiden, wäre der Rückstand noch größer – selbst für den Fall, dass es am Ende nur einen Absteiger gibt. Der Blick in die 3. Liga zeigt allerdings, dass dort zurzeit von zwei Absteigern auszugehen ist, weil der TV Aldekerk als Vorletzter ganz tief im Keller steckt und nach dem Jetzt-Stand runter in die Regionalliga müsste. Als zweiter „Zielverein“ für Langenfeld bleibt neben der Borussia nur der Zwölfte Bergischer HC II (8:20) übrig, weil bei der HSG Refrath/Hand (13:15) auf dem elften Rang bereits das sehr breite Mittelfeld beginnt. Der BHC II, Mönchengladbach und Langenfeld werden die beiden Absteiger höchstwahrscheinlich unter sich ausmachen.

Für Lennart Mentges ging der Bayer-Sieg zwar völlig in Ordnung, aber der SGL-Coach wollte trotzdem eher das Positive aus dem Abend ziehen: „Darauf lässt sich aufbauen und wir werden weitermachen.“ Die Partie im Sportcenter des TSV Bayer begann immerhin ausgeglichen und aus dem 4:6 (8.) machten Julian Schulz (9.) und Nils Raschke (10.) das 6:6 – ehe die Gäste mit dem 6:10 (18.) ein Stück weit den Kontakt verloren. Jene vier Treffer Unterschied hielt der TSV praktisch unverändert bis in die Mitte der zweiten Halbzeit hinein – 12:8 (24.), 14:10 (27.), 16:12 (32.), 21:17 (40.), 23:19 (42.). Die beiden Zeitstrafen gegen Tim Rahmann und Raschke (jeweils 44.) überstand die SGL mit dem 20:25 (46.) halbwegs gut, während sie auf der anderen Seite nach der Zeitstrafe gegen Dormagens Krischa Leis (49.) die eigene Überzahl durchs 21:28 (50.) verlor. Beim 22:32 (57.) und 23:33 (58.) drohte anschließend plötzlich doch eine zweistellige Niederlage im zweistelligen Bereich, bevor Raschke (58.), Leon Gottlob (59.) und erneut Raschke (59.) wenigstens etwas Ergebniskosmetik betreiben konnten. Mentges fand den Auftritt des Schlusslichts, dem er viel Einsatz bescheinigte, in der Summe trotz einiger defensiver Lücken und offensiver Schwächen anständig und mit dem Blick nach vorne gab er ein klares Ziel aus: „Uns hat einfach ein bisschen Angriffs-Effektivität gefehlt. Wir werden direkt versuchen, es am Sonntag besser zu machen.“ Dann steht die Aufgabe beim Sechsten OSC Rheinhausen (15:13) auf dem Programm.

Bayer-Trainer Martin Berger fand den Auftritt seiner Mannschaft eher durchschnittlich. Ausnahme: Dem jungen Keeper Lennart Kull (20) bescheinigte er eine herausragende Partie. „Wir gewinnen am Ende verdient, aber mit einer gar nicht so starken Leistung“, urteilte der Coach, der den Verein am Ende der Saison verlässt, „weil Langenfeld einfach einen sehr guten, kämpferischen Handball gespielt hat. Wir haben gerade in der ersten Halbzeit viele Fahrkarten gehabt und viele technische Fehler produziert. Das Spiel lief lange zäh, wir haben es aber in der zweiten Halbzeit in den Griff bekommen. Wir verbuchen die zwei Punkte gerne auf unserem Konto.“ Bergers Schlussfolgerung für die Aufgabe Korschenbroich: „Da wird uns eine ganz andere Qualität erwarten. Das war ein deutlicher Fingerzeig, dass wir am Donnerstag und Freitag noch einmal ordentlich arbeiten müssen.“

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Kull – Nitsche (5), Leis, Stolzenberg (3), Kasper (5), Kriescher (6/3), Böckenholt (2), Beckers (2), Emmerich (1), Ostrowski (1), Szabo (2), Kremp (5), Rügenberg (1).

SG Langenfeld: Nusch, Hüttel – Bisten (1), Preissegger (1), Rahmann (4), Hines (1), Sorg (2/1), Schulz (1), Boelken (3), Winter (6/3), Richartz (1), Baup, Gottlob (1), Raschke (5).

Was Langenfeld dort bewerkstelligen kann, werden natürlich vor allen Dingen die Borussia und der BHC II intensiv beobachten – die dann bereits ihren Einstieg ins Jahr 2024 hinter sich haben. Und weil sich beide im Mönchengladbach zum direkten Duell treffen, steht auch sofort besonders viel auf dem Spiel. Dabei bringen die Solinger und Trainer Mirko Bernau den kleinen Vorteil mit, dass sie in der Hinrunde vor mehr als vier Monaten im September 2023 ihr Heimspiel gegen den Keller-Konkurrenten mit 30:28 für sich entscheiden konnten und so aktuell ein kleines Plus im direkten Vergleich haben – der am Ende bei Punktgleichheit über die finale Position entscheidet. Kleiner Vorteil für Mönchengladbach und Trainer Ronny Rogawska: Die Borussia beendete das Kalenderjahr 2023 mit einem 39:34-Erfolg bei TuSEM Essen II und dadurch eine vorherige Serie von sechs Niederlagen und acht Spielen hintereinander ohne Sieg (1:15 Punkte). Der BHC auf der anderen Seite, der zuletzt am 29. September 2023 gewann (26:24 gegen Remscheid), steht inzwischen bei fünf Niederlagen in Serie und ebenfalls acht Spielen hintereinander ohne Erfolg (2:14). Es dürfte ein interessanter Abend werden, an dem ein Unentschieden wohl keinem richtig hilft. Und auf den Verlierer kommen definitiv noch schwerere Zeiten zu.

Am anderen Ende der Tabelle hat der Spitzenreiter TV Korschenbroich im Fernduell mit dem punktgleichen Zweiten HC Weiden (beide 19:9) erstens einen klaren Plan und zweitens durchaus etwas gutzumachen. Nachdem die Lage im Kampf um den Aufstieg im Anschluss ans 30:34 gegen Weiden aus dem frühen Dezember 2023 wieder schwieriger zu werden schien, sieht der Stand der Dinge inzwischen wieder günstiger aus: Der TVK ließ zwei klare Siege folgen (32:20 in Langenfeld, 36:21 bei der HSG Refrath/Hand), der HC verzeichnete einen mühsamen Erfolg und eine Niederlage (30:28 gegen MTV Rheinwacht Dinslaken, 27:32 gegen OSC Rheinhausen). Nun steht bei den Korschenbroichern auf der Liste der zu erledigenden Dinge zum Start ins Jahr 2024 gegen den TSV Bayer Dormagen II der nächste Heimsieg, der aus ihrer Sicht gerne auch eine Revanche sein darf – für jenes 27:29 am zweiten Spieltag in Dormagen. Die Partie wird jedoch fürs Team von Trainer Dirk Wolf selbst in der eigenen Waldsporthalle kaum ein Spaziergang, weil der TSV nicht nur gegen den TVK hinreichend zeigte, dass er eine Bereicherung für die Regionalliga ist und der aktuelle fünfte Platz kein Zufall: Dormagen liegt lediglich zwei Zählern hinter der Spitze und ist im Torverhältnis die Nummer zwei hinter Korschenbroich (plus 53/plus 42). Dessen erster Verfolger Weiden steht beim Vierten TSV Bonn rrh. (18:10) vor einem echten Spitzenspiel, sodass diesmal vier der ersten fünf unter sich sind. Aus der Reihe tanzt bloß der Dritte HG Remscheid (18:10), der es mit dem Zehnten BTB Aachen (14:14) zu tun bekommt. Nach zwei Niederlagen auf der Zielgeraden 2023 (26:27 in Gelpe/Strombach, 24:37 in Dormagen) hält allein ein Sieg die Remscheider Meisterschafts-Chancen aufrecht.

Das breite Mittelfeld besteht aus mindestens sechs Mannschaften, beginnt spätestens beim OSC Rheinhausen (15:13) auf dem sechsten Platz und reicht bis zur HSG Refrath/Hand (13:15) auf Rang elf. Und weil es so eng zugeht, sind immer wieder deutliche Positionsverschiebungen drin – etwa im Duell zwischen dem HC Gelpe/Strombach (Siebter/14:12) und TuSEM Essen II (Achter/14:14) oder jenem zwischen dem MTV Rheinwacht Dinslaken (Neunter/14:14) und der HSG Refrath/Hand (Elfter/13:15). Ziele – neben dem weiteren Aufenthalt in der Sicherheit garantierenden Zone – bleiben den Beteiligten dabei trotzdem: So fänden es die Essener klasse, wenn sie auswärts stabiler werden (2:10 Punkte), während Gelpe/Strombach liebend gerne seinen Trend nach oben fortsetzen würde. Vermutlich brennt es ganz oben und ganz unten ein bisschen mehr. Aber langweilig wird diese Saison bestimmt nirgendwo.