Regionalliga Nordrhein
Glückliches Remscheid: Ist Korschenbroich raus?
Spitzenreiter HGR gewinnt in der Regionalliga beim TVK knapp mit 32:31. Direkt dahinter folgt Bonn vor Dormagen II. Unten überrascht Mönchengladbach mit dem 35:28 gegen Weiden.

Problemlöser: Felix Handschke (links) war für die Remscheider in Korschenbroich (rechts Max Eugler) nicht nur mit vier eigenen Toren erfolgreich, sondern auch als Strippenzieher für viele Angriffe. (Foto: Michael Jäger)

TV Korschenbroich – HG Remscheid 31:32 (16:17). Es war erneut eine Zentimeter-Entscheidung – wie damals in der Hinrunde, als die Remscheider ihr Heimspiel gegen die Korschenbroicher nach einem Rückstand auf der Zielgeraden noch zum 31:29 umgebogen hatten. Weil die HGR auch diesmal die Oberhand behielt, hat das Ergebnis des Spitzenspiels auch doppelte Auswirkung: Zunächst verteidigte das Team von Trainer Nelson Weisz mit jetzt 22:10 Zählern seine führende Position vor der TSV Bonn rrh. (22:10). Daneben liegt der TVK nun als Vierter (19:13) nicht nur drei Punkte zurück, sondern auch im direkten Vergleich hinten, der ja am Ende bei Punktgleichheit über die exakte Position bestimmt. Ähnliches gilt im Übrigen für den direkten Vergleich der Korschenbroicher mit dem Dritten TSV Bayer Dormagen II (21:11), der ebenfalls zweimal gegen Korschenbroich gewonnen hat (29:27/35:34). Klarer Fall: Bei den Remscheidern, die im Kampf um die Meisterschaft alles selbst in der Hand haben, war die Stimmung hinterher gelöst(er). „Am Ende ist Linus Mathes der Matchwinner, der etliche Paraden hat, und ich glaube, alleine vier oder fünf von Rechtsaußen. Das wollten wir ein bisschen forcieren und dass es so gut klappt, ist natürlich ein Traum. Am Ende machen wir es noch kurz spannend gegen die offensive Deckung, weil wir da ein bisschen trantütig sind. Aber alles in allem gewinnen wir ein sehr cooles Handballspiel, das hat sehr viel Spaß gemacht. Am Ende ist es vielleicht ein bisschen glücklich, aber ich denke, in der Summe verdient.“

In der abwechslungsreichen Partie legten die Gäste, die auf Keeper Max Conzen und Linkshänder  Dominik Jung verzichten mussten, ein 6:3 (10.) vor, ehe der TVK übers 8:8 (16.) und 10:10 (19.) zum ersten Mal die Führung übernahm und kurz darauf beim 14:13 (26.) zum letzten Mal in der ersten Halbzeit vorne lag. Ein 16:18 (32.) kurz nach der Pause drehte Korschenbroich schnell zum 19:18 (35.) und die beiden Top-Teams lieferten sich ein intensives Duell auf Augenhöhe, bis Remscheid vom 23:23 (41.) zum 26:23 (47.) kam. Ab diesem Zeitpunkt hatte die HGR auf nahezu jede Aktion der Hausherren eine Antwort – 27:24 (47.), 27:26 (49.), 29:27 (51.), 31:28 (56.), 32:29 (57.). Der Doppelschlag von Henrik Schiffmann (58./59.) brachte Korschenbroich zwar auf 31:32 heran, doch Remscheid überstand die finalen 60 Sekunden unbeschadet. TVK-Coach Dirk Wolf hatte die Ursache für die Niederlage klar erkannt: „Wir haben eigentlich eine sehr engagierte und gute Leistung gebracht. Wir haben in meinen Augen letztlich verloren, weil wir zu viele hundertprozentige und hundertzehnprozentige Chancen frei vor dem Tor nicht untergebracht haben. Wir haben es vorne auf den Punkt perfekt gespielt und es dann leider nicht geschafft, den Ball im Tor unterzubringen, gerade in der zweiten Halbzeit in der entscheidenden Phase. Somit geht der Sieg mit einem Tor für Remscheid in Ordnung.“

TV Korschenbroich: Jäger, Schoolmeesters – Schiffmann (10), Krantzen (1), Bark, Klinnert (2), Eugler (6), Klause (3), Ingenpaß (1), Brinkhues (1), Zidorn (1), Wolf (4), Küpper Ventura, Neven (2).

HG Remscheid: Cimerman, Mathes – Taymaz (6), Pflüger (2), Klose (1), Vetterlein (2), Stukalin (9/6), Handschke (4), Athanassoglou (5), Grewel (2), Rath (1), L. Sikic, A. Sikic.

 

TSV Bayer Dormagen II – MTV Rheinwacht Dinslaken 36:27 (18:15). Vor dem Spiel hatten die beiden Mannschaften in der Tabelle lediglich fünf Punkte getrennt, aber gleichzeitig sechs Tabellenplätze: Auch das zeigt, wie ausgeglichen und eng die Liga ist. Der MTV stand mit seinen 14:16 Zählern auf Rang zehn und der TSV war bei 19:11 Zählern mit nur einem Punkt Rückstand zum Tabellenführer Remscheid als Aufsteiger starker Vierter – und er wollte sich durch einen Sieg weiter im Feld der Spitzenmannschaften etablieren. Insgesamt nur ein übersichtliches Handicap für die Hausherren: Sie mussten krankheitsbedingt auf ihren Trainer Martin Berger verzichten, den sein Co-Trainer Patrick Engel und B-Jugend-Trainer André Nicklas vertraten. „Wir haben ein bisschen gebraucht, um reinzukommen, weil Dinslaken echt ein paar trickreiche Spielzüge angewendet hat, um unsere offensive Deckung auseinanderzunehmen“, urteilte Berger, der die Partie immerhin aus der Ferne im Bild verfolgen konnte. Am Ende reichte es trotzdem zu einem ungefährdeten Erfolg – und der Plan der Dormagener ging voll auf: Mit dem auf 21:11 Zähler verbesserten Konto liegt das Team auf Rang drei direkt hinter dem Spitzenduo aus HG Remscheid und TSV Bonn rrh. (beide 22:10). Der MTV (14:18) setzt die Saison von Platz elf aus fort.

Dinslaken konnte sich in der 18. Minute durch den Treffer von John Krölls zum 10:8 auf zwei Treffer absetzen, aber in der Folge stabilisierte sich der TSV und er ging dann mit einem 18:15 (30.) in die Pause. Anschließend kam der TSV deutlich besser in Schwung und mit dem 23:16 (41.) von Johannes Emmerich zu einer klareren Führung. Ein Haken für Dinslaken: Die Spieler von Trainer Marius Timofte taten sich im zweiten Durchgang im Angriff deutlich schwerer und sie scheiterten immer wieder am stark aufgelegten Lennard Kull im Dormagener Tor. Über Tempogegenstöße und eine insgesamt unverändert starke Angriffsleistung zog der TSV im Laufe der zweiten Halbzeit immer weiter weg und in der Endphase wäre es nach dem 36:27 (59.) durch Janis Beckers fast ein Sieg mit zehn Treffern Unterschied geworden.

TSV Bayer Dormagen II: Borreck, Kull – Nitsche (6), Leis (2), Böhnert (2), Kasper, Kriescher (9), Beckers (3), Emmerich (3), Szabo (1), Schmidt (7), Pauli (2), Rügenberg, Ostrowski (1).

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Schriddels, Sander (5), Höffner, Asci,Lelgemann, Tuda (7), Krölls (3), Dreier (5), Reede (6), Kölsch (1).

 

Borussia Mönchengladbach – HC Weiden 35:28 (16:16). Die Ausgangssituationen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Auf der einen Seite stand schließlich der HC Weiden mit 19:11 Punkten und nur einem Punkt Rückstand auf den Tabellenführer Remscheid auf dem fünften Tabellenplatz. Nach zuletzt zwei Niederlagen in Folge waren die Weidener auch auf Wiedergutmachung aus und sie wollten durch einen Sieg unbedingt den Kontakt zur Spitzengruppe halten. Die Gladbacher auf der anderen Seite steckten weiterhin in akuter Abstiegsnot auf dem vorletzten Tabellenplatz (8:20). Trotzdem wollte die Mannschaft von Trainer Ronny Rogawska die gute Stimmung aus den beiden vergangenen Spielen (3:1 Punkte) nutzen und ihre Lage im Kampf um den Klassenerhalt weiter verbessern – was am Ende auch überraschend klar gelang. Die Borussia verbesserte sich durch den Erfolg auf den drittletzten Rang (10:20) und liegt dort erst einmal vor dem Bergischen HC II (9:23) und dem Schlusslicht SG Langenfeld (6:26), das am kommenden Freitagabend zu einem Schlüsselspiel nach Mönchengladbach kommt. Für Weiden geht es nun zunächst darum, die Serie von drei Niederlagen hintereinander zu brechen und oben dranzubleiben. Trainer Marc Schlingensieg wirkte dabei nachdenklich: „Wir haben gegen eine Mannschaft gespielt, die aufopferungsvoll gekämpft hat. Das hat meine Mannschaft etwas vermissen lassen, wobei es bis zum 19:17 eigentlich in unsere Richtung lief. Die letzten 25 Minuten verlieren wir dann 9:18, das ist inakzeptabel. Da haben wir einiges aufzuarbeiten. Wir werden uns aber gemeinsam aus der Minikrise wieder rausarbeiten.“

Es entwickelte sich von Beginn an ein spannendes und ausgeglichenes Spiel mit vielen Tempowechseln und überzeugenden Angriffsreihen. So sah das auch Borussia-Trainer Ronny Rogawska: „Beide Mannschaften haben im Angriffsbereich sehr gute Lösungen gefunden, aber in der Abwehr eher weniger.“ Die Ausgeglichenheit zog sich durch die komplette erste Hälfte und 20 Sekunden vor der Pause erzielte Gabriel Westhofen mit dem 16:16 (30.) mal wieder den Gleichstand.  Ab der Mitte der zweiten Halbzeit verlagerten sich die Kräfteverhältnisse jedoch zu Gunsten der Mönchengladbacher – und der herausragende Niklas Weis, der an diesem Abend mit neun Toren wieder einmal der beste Werfer seiner Mannschaft war, erhöhte auf 24:20 (45.). Fortan liefen die Weidener dem Rückstand nur noch hinterher und sie scheiterten immer wieder an der Abwehr der Borussia und dem starken Matthias Hoffmann im Tor. „Das war heute der Grundstein war für unseren Sieg“, stellte Rogawska fest.

Borussia Mönchengladbach: Hoffmann (2), Lyrmann – Prinz, Panitz (6), Weis (9), Weisz (4), Wulf  (3), Westhofen (1), Nix (3), Markovic (1), Kubik (4), Roth (4).

HC Weiden: Schroif, Keller – Frauenrath (2), Xhonneux (8), Wolff (3), Meurer, Scheidtweiler (3), Gerke (2), Kemper, Flossbach, Bösel (2), Fiedler (1), Frauenrath (6), Eissa (1).

 

SG Langenfeld – TSV Bonn rrh. 23:26 (15:15). Die Hoffnungen der Langenfelder, nach dem 34:24 vom Wochenende zuvor beim OSC Rheinhausen (Achter/15:15 Punkte) einen weiteren Schritt hin zum rettenden Ufer machen zu können, prallten trotz hoher Leidenschaft an der Qualität des Gegners ab. „Wir haben in der zweiten Halbzeit zu viele Fehlwürfe, das war auch das Entscheidende. TSV-Torhüter René Krouß hat auch Respekt für das verdient, was er alles rausgeholt hat“, fand SGL-Trainer Lennart Mentges. Kollege Frank Berblinger auf der anderen Seite war glücklich: „Bei uns hat in der zweiten Halbzeit der siebte Feldspieler gut funktioniert und wir haben überragend verteidigt. René Krouß hatte da alleine 16 Paraden, insgesamt 21. Auch Finn Hoffmann aus der A-Jugend hat richtig, richtig gut gespielt, und Simon Santen ebenfalls. Das war sehr abgeklärt – und mittlerweile kann man das so sagen, im Sinne einer Spitzenmannschaft. Ich bin rundum zufrieden. Die Jungs spielen eine bombastische Saison.“ Das drückt sich tatsächlich auch in der Tabelle aus, weil die TSV dort nach dem sechsten Sieg hintereinander nur über das schlechtere Torverhältnis (plus 16/plus 20) hinter dem punktgleichen Tabellenführer HG Remscheid (beide 22:10) auf dem zweiten Platz liegt. Deutlich düsterer sieht die Lage der Langenfelder aus (6:26), die weiter auf dem letzten Platz festhängen – mit vier Zählern Rückstand zum Drittletzten Borussia Mönchengladbach (10:20) und drei auf den Vorletzten Bergischer HC II (9:23). „Gladbach am Freitag wird ein richtungsweisendes Spiel“, vermutet SGL-Trainer Mentges, der dann mit seiner Mannschaft bei der Borussia antritt.

Langenfeld wehrte sich gegen Bonn mit viel Einsatz und konnte so den den Rückstand beim 6:8 (13.) und 7:9 (17.) ab dem 10:10 (20.) in eine knappe Führung drehen – 12:11 (23.), 14:12 (27.), 16:15 (33.), 17:16 (35.). Nach jenem Treffer von Max Guggenmos führte die SGL allerdings zum letzten Mal und nach dem 18:20 (45.) stiegen nur noch die Aktien der Gäste, die aus dem 20:19 (46.) in der von beiden Seiten torarm geführten Partie mit dem 23:19 (53.) und 24:20 (54.) einen entscheidenden Vier-Tore-Vorsprung machten. Allerletzte Zweifel am Sieg der TSV beseitigte Franz Krohn mit dem 26:23 genau 45 Sekunden vor der Schluss-Sirene. „Wir hoffen, dass es so weitergeht“, fand TSV-Trainer Berblinger, „wenn wir die Möglichkeit haben, ganz oben anzugreifen, dann machen wir das.“ Auf der anderen Seite weiß er aber sehr genau, dass es für die Bonner keine Geschenke gibt – in keiner Partie. Am kommenden Sonntag folgt zum Beispiel gegen die HSG Refrath/Hand (Neunter/15:15) die nächste schwierige Prüfung und am 18. Februar geht es zum Spitzenspiel beim Dritten TSV Bayer Dormagen II (21:11).

SG Langenfeld: Faust, Hüttel – Guggenmos (3), Preissegger (2), Hines (1), Sorg (7/5), Schulz (3), Boelken (3/1), Rahmann (1), Winter (1), Richartz, Baup, Gottlob, Raschke (2).

TSV Bonn rrh.: Krouß (1), Meißenburg – Krohn (5), Hoffmann (2), Santen, Behr (1), Wilhelms, Fischer (5/1), Benninghoff-Lühl (1), Bohrmann (6/3), Struif (5), Rohloff.