Oberliga Niederrhein
Weg ist frei: Unitas kann sich nur selbst aufhalten
Für die Haaner wird es fast einsam an der Tabellenspitze, weil der einzige Verfolger Mettmann schon wieder stolpert. Viel mehr Spannung bietet der Abstiegskampf, in dem wohl ab Platz sieben alle aufpassen müssen. Abgeschlagen sieht nur der Letzte Neuss aus.

Lasst mich einfach durch! Raphael Korbmacher (Mitte) war mit sieben Treffern der erfolgreichste Werfer der Unitas beim ungefährdeten Sieg gegen Hiesfeld. Christopher Königs (links) und Lucas Klein (rechts) werden den Lokalrivalen mit ihren Mettmannern kaum noch aufhalten können. (Foto: Thomas Ellmann)

Diesen Januar werden sie sich in Haan möglicherweise einrahmen und die Unitas ist bereits nach dem ersten Monat im Jahr 2024 auf dem besten Weg, ihr großes Ziel, den Aufstieg in die Regionalliga, zu verwirklichen. Die Mannschaft von Trainer David Horscht löste ihre beiden Aufgaben beim TV Geistenbeck (27:26) und jetzt gegen die HSG Hiesfeld/Aldenrade (31:22) nicht immer glanzvoll, aber erfolgreich. Fast noch wichtiger: Der einzige echte Konkurrent Mettmann-Sport holte aus seinen ersten beiden Auftritte des Jahres keinen einzigen Zähler. Eine Woche nach der 21:24-Pleite in Hiesfeld gab es nun auch mit dem knappen 30:31 auch gegen die Adler Königshof eine Niederlage. Die Folge: Haan ist mit 29:3 Punkten Spitzenreiter und dem Verfolger aus der Nachbarstadt ein gutes Stück enteilt. Die Mettmanner stehen bei 24:8 Zählern und müssen gleich auf mehrere Ausrutscher der Unitas hoffen, um selbst noch einmal in den Kampf um die Meisterschaft einzugreifen. Dabei zeigte der Spitzenreiter gegen Hiesfeld zumindest zu Beginn, dass er eigentlich nicht vorhat, irgendwie ernsthaft ins Stolpern zu geraten. Über das 4:1 (7.) ging der Favorit mit 10:4 (16.) und 13:5 (19.) in Führung. Erst danach ließ er die Zügel ein wenig schleifen und kurz nach der Pause war der Vorsprung auf vier Treffer geschmolzen (33./18:14).

Nach dem 22:18 (41.) legte die Unitas jedoch wieder zu und einen Zwischenspurt zum 29:19 (51.) hin. Damit waren bereits alle Zweifel am Erfolg beseitigt – und trotzdem wirkte Haans Coach David Horscht nicht vollkommen glücklich. „Bis zur 13:5-Führung war es ein gutes Heimspiel mit einer zwar ungewohnten, aber dennoch gut funktionierenden 5-1-Deckung. Im Anschluss häuften sich leider die Fehler und das Spiel wurde zunehmend zerfahrener. Am Ende haben wir die Pflichtaufgabe souverän gelöst, in Königshof muss jedoch eine klare Leistungssteigerung her“, meinte der Trainer mit dem Blick auf die kommende Partie bei den Adlern (Sechster/16:16), die der Unitas an diesem Wochenende willkommene Schützenhilfe leisteten. In Mettmann hatten die Krefelder vor der Pause Vorteile (20./12:9), doch nach dem Seitenwechsel schien es, als könnte der Tabellenzweite die Sache zu seinen Gunsten drehen – 20:18 (41.). Das 26:24 (54.) glichen die Gäste wieder aus (55./26:26) und in der dramatischen Schlussphase machten Tim Legermann (59.) und Ken Lohmann (60.) auf dem 30:29 für Mettmann das 31:30 für die Adler.  „Wir schaffen es, insgesamt 30 Tore zu werfen und mit einer normalen Abwehrleistung in der zweiten Hälfte gewinnen wir so ein Spiel auch. Das war irgendwo der Knackpunkt, dass die Abwehr nicht wie gewohnt funktioniert hat“, meinte Mettmann-Coach Andre Loschinski, der nun trotz des Fehlstarts ins Jahr optimistisch bleiben will: „Das muss man jetzt irgendwie aufarbeiten, der Spruch ‚Mund abwischen, weitermachen‘, trifft es am besten. Wichtig ist, dass die Köpfe oben bleiben und dass wir weitermachen.“

Während sie in Mettmann nicht so sehr von sich selbst angetan waren, kletterte die Stimmung beim TSV Kaldenkirchen von düster innerhalb von vier Tagen auf ziemlich heiter. Das Team von Trainer Volker Hesse, vorher durch drei Niederlagen hintereinander und besonders durchs 26:29 beim direkten Konkurrenten Handball Oppum in den Gefahrenbereich abgesackt, sammelte nun wie in besten Zeiten vier Zähler in Folge ein. Nach dem 25:21 im Nachholspiel gegen die jetzt in Mettmann erfolgreichen Adler aus Königshof machte der 36:28-Sieg beim Schlusslicht Neusser HV ebenfalls klar, dass der TSV doch kaum etwas mit dem direkten Abstiegskampf zu tun haben dürfte. „Diese Woche ist Balsam auf unsere blau-weiße Handball-Seele“, fand Hesse erleichtert, „nach dem Sieg am Dienstag gegen die Adler können wir heute nachlegen und siegen verdient. Endlich können wir mal wieder über weite Strecken überzeugen, klare Aktionen kreieren und unsere Fehlerzahl deutlich reduzieren.“ Der Tabellenletzte Neuss führte in der 15. Minute mit 9:8 und noch beim 13:13 war alles offen, ehe Kaldenkirchen halbzeit-übergreifend mit einem 5:0-Lauf zur 18:13-Führung (32.) kam und anschließend nicht mehr in Gefahr geriet – selbst nach dem knapperen 24:21 (45.) nicht, weil der nächste 5:0-Lauf zum 29:21 (51.) die endgültige Entscheidung brachte. Der Achte Kaldenkirchen (14:18 Punkte) hat nun wieder mehr Distanz zu den am stärksten gefährdeten TV Lobberich (10:2o), Handball Oppum (10:22) und Neuss (7:25).

Weiter vorne betrieb der LTV Wuppertal (Dritter/22:10), der mit zwei Niederlagen hintereinander den Kontakt zum Spitzenduo eingebüßt hatte (30:33 gegen HSV Überruhr, 27:37 beim TuS Lintorf), mit dem 35:23 über den Aufsteiger TB Wülfrath (Neunter/13:19) eine Wiedergutmachung. „Insgesamt war es eine kämpferisch sehr, sehr starke Leistung, auf die wir stolz sind. Das ist das Engagement, das wir an jedem Spieltag an den Tag legen müssen“, fand Jan Philipp Meißner, der beim LTV für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist. Wuppertal geriet zwar mit 1:3 (4.) ins Hintertreffen, lag aber mit dem 6:5 (9.) wenig später schon vorne und dominierte ab dem 8:7 (13.) nach Belieben. Übers 12:7 (23.) und 15:8 (27.) war die Frage nach dem Sieger bereits vor der Pause beantwortet, obwohl es dann erst nach dem 23:18 (43.) richtig klar wurde und die Gäste sogar untergingen – 29:19 (50.), 35:22 (59.).

Die Reihe jener Klubs mit einem negativen Konto beginnt auf Rang sieben beim HSV Überruhr, der sich nun mit dem 30:29 über Handball Oppum immerhin auf Rang sieben mit 14:18 Punkten die erste Position in der unteren Tabellenhälfte sicherte. Dahinter liegen Kaldenkirchen (14:18), Wülfrath (13:19), die Turnerschaft St. Tönis (12:20), die HSG Hiesfeld/Aldenrade (12:2o), der TV Lobberich (10:20)  und Handball Oppum (10:22) vor dem alleine abgeschlagen aussehenden Neusser HV (7:25) relativ dicht zusammen, sodass der Kampf um den Klassenerhalt für die weiteren zehn Spieltage noch eine Menge Spannung verspricht – mehr jedenfalls als jener Kampf um die Meisterschaft, in den hinter den Haanern weder der Zweite Mettmann noch der Dritte Wuppertal oder der Vierte TuS Lintorf (21:11) werden eingreifen können. Die Lintorfer wiesen jetzt mit ihrem 30:26 in St. Tönis allerdings nach, dass ihr Aufenthalt im oberen Drittel kein Zufall ist. In der durchaus lange offenen Partie mit wechselnden Führungen neigte sich die Waage ab dem 23:23 (47.) zunehmend auf die Seite der Gäste – 26:23 (51.), 26:25 (55.), 28:25 (58.), 29:26 (59.), 30:26 (59.).

Unitas Haan – HSG Hiesfeld/Aldenrade 31:22 (17:12).

Unitas Haan: Seher, Joest – R. Korbmacher (7/1), Völker (1), F. Korbmacher (3), Riemann (2), Billen (4), Mohaupt (2), Ziegler (1), D’Avoine (5), Hambrock (2), Disler (2), Austrup (2), Nelte.

HSG Hiesfeld/Aldenrade: A. Schnier, Vorwerk – Schwengers (2), Fischer, Jüngling (3), Hoyer, Müller (4), Bruns, Möhle (2), Wortman (3), Kirchner (2), Overberg (1), Schwarz (4/2), Nagel (1).

 

Mettmann-Sport – Adler Königshof 30:31 (14:14).

Mettmann-Sport: Arndt, Romagno – Merten (3), Thanscheidt, Schirweit (4), Franco, Königs (9), Hebel, D’Avoine (1), Hebel, Völl, Munkel, Klein (1), Schirner (12/5).

Adler Königshof: Kammann, Lindenau – von der Weyden (1), Legermann (8), Helbach, Lohmann (3), Kuhlen (2), Bartmann (3/1), Vogel, Hündgen (6), Menke (2), Huth (1), Zavada (5).

 

LTV Wuppertal – TB Wülfrath 35:23 (16:10).

LTV Wuppertal: Oppolzer, Meißner – Pack, Graef (4), Knaupe (4), Flockert, Salz (4), Micus (6/2), Meissner (1), F. Breenkötter (5), Oberbossel (3), Franzen (4), M. Breenkötter (4).

TB Wülfrath: Engler, Müllenborn – Görigk (2), Scheider (2), Adolphs (1), Höfer (2), Claussen (4), Adam, Feldstedt (5), Dupre (2), Zador, Jahn (5/1).

 

Tschft. St. Tönis – TuS Lintorf 26:30 (16:16).

Tschft. St. Tönis: von Borstel, Paas – Steffens (3), Binger (3), H. Dau, von der Forst (2), J. Wingert (4), K.-M. Wingert (6/3), Karavasilis (1), Wens, Bruchhaus (6), Löcher (1).

TuS Lintorf: Hallfeldt, Götze – Pfeiffer (1), Reich (2), Lenzen (6), Strunk (3), Lesch (2), Demir (1), Müskens (7/2), Langen (2), Greday, Krüger, Rose (6), Kropp.

 

Neusser HV – TSV Kaldenkirchen 28:36 (13:16).

Neusser HV: Grbesa, Gilliam – Menze (2), Murawski (3), Wentzel (4/1), Dicks (7), Salimov, Khmilevskyi (4), Slabospytskyi (1), Jurisic (3), Stein, van Thriel, Bauer (4/1).

TSV Kaldenkirchen: Mattke, Thommessen – S. Coenen (10/1), M. Coenen (1), Lüfkens, Schürmanns (1), Kamps (2/2), Leven, Lorenz (1), Dauben (6), Brakelmann (3), Tötsches (9), Rosati (1), Müller (2).

 

HSV Überruhr – Handball Oppum 30:29 (13:12).