Oberliga Niederrhein
Wer Meister wird? Haan, Haan und wieder Haan
Spitzenreiter löst mit 33:29 auch die schwierige Aufgabe bei den Adlern. Zweiter bleibt Mettmann vor dem LTV Wuppertal. Im Tabellenkeller verschafft sich Lobberich etwas Luft und Neuss neue Hoffnung.

Hier ist die Wand: Andreas Nelte (links) und Marvin Mohrmann (rechts) blockten zuletzt mit der Unitas die meisten Versuche der Konkurrenz ab. Für Dominic Völl (beim Wurf) und Niko Merten (Zweiter von rechts) wird mit den Mettmannern weiter nur die Rolle des ersten Verfolgers bleiben – der aber fünf Punkte Rückstand hat. (Foto: Thomas Ellmann)

Die Zahlen sprechen für sich und sie sind in diesem Fall nach knapp zwei Dritteln der Saison weit mehr als beliebig zusammengesuchte Statistik. Das Stichwort: Unitas Haan, der Tabellenführer. Die Mannschaft von Trainer David Horscht, die 17 von 26 Spielen absolviert hat, steht bei 31:3 Punkten und  530:393 Treffern – und sie hat damit nicht nur die dichteste Abwehr und den erfolgreichsten Angriff, sondern mit plus 137 auch das klar beste Torverhältnis. Jetzt stellte der Tabellenführer zudem wieder unter Beweis, dass er schwierige Hürden ebenfalls zu überwinden vermag, denn das 33:29 bei der DJK Adler Königshof (Sechster/16:18) war keineswegs ein Selbstläufer. Sollte die Unitas, die nun zehn Mal hintereinander gewonnen hat, so oder ähnlich weitermachen, wird sie am Ende ebenfalls ganz oben stehen – dann auch vor dem Zweiten Mettmann-Sport (26:8), der seine Position durch ein ungefährdetes 40:30 beim Achten TSV Kaldenkirchen (14:20) festigte. Der Dritte LTV Wuppertal (24:10), der Vierte TuS Lintorf (21:11) sowie  erst recht der Fünfte TV Geistenbeck (18:14) liegen sowieso längst zu weit zurück und spätestens bei den Adlern beginnt das Mittelfeld.

Horscht und seine Haaner mussten sich in Königshof zuerst ein paar intensive Gedanken machen, weil sie schnell mit 0:4 (6.) zurücklagen und beim 7:10 (18.) weiter hinterherrannten. Der erste Ausgleich beim 11:11 (23.) brachte allerdings noch keine Wende, weil die Gastgeber mit dem 16:12 (27.) und 17:13 (29.) antworten konnten. Halbzeitübergreifend gelangen dem Spitzenreiter jedoch vier Tore hintereinander zum 17:17 (32.) und das 19:18  (35.) war die erste Führung. Weil sich die Krefelder um Spielertrainer Sebastian Bartmann aber selbst von einem 21:24 (42.) oder 23:26 (45.) nicht entmutigen ließen, blieb es spannend – 26:26 (48.), 28:29 (56.). Erst der 3:o-Lauf zum 32:28 (59.) machte kurz vor Schluss den Erfolg des Tabellenführers klar und Trainer Horscht war in der Summe erleichtert: „Wir sind schlecht in die Partie gestartet. Bis zur Pause konnten wir zwar auf 16:17 verkürzen, aber Königshof war das bessere Team. Mit Wiederanpfiff konnten wir mit einer aggressiveren Abwehr das Spiel an uns reißen und sind am Ende als verdienter Sieger vom Feld gegangen, auch wenn uns Königshof alles abverlangt hat.“

Ähnlichen Stress hielten sich die Mettmanner bei ihrem Erfolg in Kaldenkirchen vom Leib, weil sie direkt das Heft in die Hand nahmen und mit einem 12:5 (16.) die Basis für einen relativ ruhigen Abend legten. Mit dem 20:13 (30.) am Ende der ersten Halbzeit lagen weiter sieben Treffer zwischen den beiden Kontrahenten, ehe der Unterschied im zweiten Durchgang in den zweistelligen Bereich kletterte – 29:19 (41.), 34:22 (45.), 38:25 (51.). Mehr als Ergebniskosmetik blieb dem TSV auf der Zielgeraden nicht mehr und Gäste-Coach André Loschinski war mit seinen Mettmannern sehr zufrieden: „Die Mannschaft hat eindeutig ein Lebenszeichen abgegeben. Das ist ihr umso höher anzurechnen, weil wir einen sehr dezimierten Kader hatten. Sie ist von der ersten Sekunde komplett heiß ins Spiel gegangen und hat klargemacht, wer die zwei Punkte holen will.“ Bei TSV-Trainer Volker Hesse gab es keinen Widerspruch: „Unsere Saison bleibt ein Auf und Ab. Schon vor dem Beginn fehlen einige Spieler krankheitsbedingt und es kommen auch während der Partie noch einige Ausfälle dazu, sodass wir unterm Strich nicht genug entgegenzusetzen haben. Letztlich verlieren wir auch in der Höhe verdient. Mettmann war einfach das bessere Team.“

Ähnlich ehrlich äußerte sich Trainer Thomas Geistenbeck nach dem 25:27 des TV Geistenbeck gegen den LTV Wuppertal. „Wir hatten aufgrund unser eklatanten Abschlussschwäche und Fehlerhäufigkeit den Sieg nicht verdient“, fand Laßeur, „wir sind ab der zweiten Halbzeit nur noch hinterhergelaufen. Der Glückwunsch geht da ganz klar an die Wuppertaler, die das in vielen Phasen besser gemacht haben.“ Kaldenkirchen war bis zum 10:9 (24.) gleichwertig und spielte mit dem 11:11 (29.) unverändert auf Augenhöhe, musste aber nach der Pause mit dem 13:18 (39.) abreißen lassen und lag übers 16:21 (45.9 oder 20:25 (55.) ebenfalls mit fünf Treffern zurück. Die Tore zum 24:27 und 25:27 jeweils in der letzten Minuten waren am Ende keine Gefahr mehr für den LTV. „In der zweiten Halbzeit haben wir unsere Konzepte auf den Punkt gespielt und konnten viele einfache Tore erzielen“, fand der bei den Wuppertalern für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Jan Philipp Meißner, „das war der Schlüssel zum Erfolg. Das war insgesamt eine sehr reife Auswärtsleistung.“

Im Abstiegskampf standen an diesem Wochenende zwei direkte Keller-Duelle an – und in beiden Fällen nahmen die Gäste die extrem wertvollen zwei Punkte mit nach Hause. Der TV Lobberich verschaffte sich durch das 32:29 bei der HSG Hiesfeld/Aldenrade etwas Luft, der 37:35-Erfolg des Schlusslichts Neusser HV beim Vorletzten Handball Oppum gehörte wohl sogar in die Kategorie „lebenswichtig“. Das Feld der gefährdeten Teams beginnt auch im Februar 2024 weiterhin in der oberen Tabellenhälfte bei der HSV Überruhr (14:18 Punkte) und führt über Kaldenkirchen (14:20), den TB Wülfrath (13:19), die Tschft. St. Tönis, Lobberich (beide 12:20) und Hiesfeld (12:22) zu Oppum (10:24) und Neuss (9:25). Die Krefelder und der NHV wären Stand von heute die beiden Mannschaften, die den Gang in die Verbandsliga antreten müssen. Klar: Neun Runden vor dem Ende sind hier noch genug Punkte zu vergeben und tatsächlich bleibt vieles möglich.

 

Adler Königshof – Unitas Haan 29:33 (17:16).

Adler Königshof: Lindenau, Göller – Pötters (2), Legermann (4), Helbach (4), Lohmann, Kuhlen (5), Bartmann (6), Vogel, Hündgen, Menke (2), Zavada (6).

Unitas Haan: Seher, Joest – R. Korbmacher (2), Rahlmeyer, Riemann (1), F. Korbmacher (8/1), Billen, Mohaupt (1), Ziegler (1), D’Avoine (7), Disler (8), Austrup (2), Nelte (1), Schusdzarra (2).

 

TSV Kaldenkirchen – Mettmann-Sport 30:40 (13:20).

TSV Kaldenkirchen: Mattke, Brüster – S. Coenen (5/2), Killars (3), M. Coenen (2), Schürmanns (1), Kamps (4), Leven, Lorenz (1), Koslowski, Dauben (2), Tötsches (10), Rosati, Müller (2).

Mettmann-Sport: Arndt, Romagno – Merten (6), Thanscheidt (4), Schirweit (2), Wittig, Franco (1), Königs (6), D’Avoine (4), Munkel (1), Klein (6), Brozovic (2), Schirner (8/7).

 

TV Geistenbeck – LTV Wuppertal 25:27 (11:12).

TV Geistenbeck: Nordmann, Lausberg – Wagenblast (3), Geraedts (4/1), D. Meissner (7), Pöstges, Lüttke (1), A. Meissner, Genenger (1), Flock (1), Reinartz, Schimanski (4/1), Schumacher, Hüpperling (4/1).

LTV Wuppertal: Oppolzer, Meißner – Graef (3), Knaupe (4), Flockert, Salz (4), Micus (9/4), Meissner, F. Breenkötter (2), Oberbossel (3), Franzen (2), M. Breenkötter.

 

HSG Hiesfeld/Aldenrade – TV Lobberich 29:32 (15:14).

 

Handball Oppum – Neusser HV 35:37 (19:20).