1. Bundesliga
Träume in Gummersbach, Druck beim BHC
VfL scheidet im Viertelfinale des DHB-Pokals aus und greift in der Meisterschaft nach Platz sechs. Der Bergische HC will sich "nur" aus dem Keller befreien.

Vorteil Gummersbach: Für Linus Arnesson (mit Ball) und Frederik Ladefoged (rechts) geht es darum, mit dem BHC bis zum Saisonende am rettenden Ufer zu bleiben. Julian Köster (Zweiter von rechts) und Abwehrspezialist Tom Kiesler (im Hintergrund), der sich hier mit Ladefoged auseinandersetzt, dürfen dagegen mit dem VfL an einen Dauer-Parkplatz in der oberen Hälfte denken. (Foto: Thomas Schmidt)

Ob der DHB-Pokal bald eine geschlossene Gesellschaft sein wird, zu der nur ausgesuchte Gäste den Zutritt erlangen? In der vergangenen Saison bestand das Final Four, früher in Hamburg und mittlerweile in Köln ein Mekka des Handballs, aus drei der vier ganz Großen: Die Rhein Neckar Löwen waren dabei, die damals im April 2023 auch den Titel in diesem Wettbewerb holten, der SC Magdeburg und die SG Flensburg-Handewitt. Hinzu kam der TBV Lemgo Lippe – durchaus eine Art Pokal-Spezialist, aber gleichzeitig der Außenseiter. Die Tür versperrt war in der Vergangenheit zunächst zweimal hintereinander für den VfL Gummersbach, der 2021/2022 als Noch-Zweitligist am HC Erlangen scheiterte (27:29) und 2022/2023 im Jahr eins nach der Rückkehr in die höchste deutsche Klasse an Lemgo (31:33). Nach zwei Februar-Heimspielen stand diesmal im Viertelfinale eine noch höhere Hürde im Weg und erneut war der Eintritt ins Konzert der Großen wohl verboten. Dabei hätten das 29:31 bei den Füchsen Berlin und das damit verbundene nächste Aus in der Runde der letzten acht wieder nicht sein müssen – weil der VfL beim aktuellen Zweiten der Bundesliga immer dicht dran war. Zwei Faktoren ließen den Gummersbacher Traum vom Ticket für den 13. und 14. April in Köln platzen: Die Keeper Daniel Rebmann und Tibor Ivanisevic (zusammen sechs Paraden) verloren das Torhüter-Duell gegen ihren Füchse-Kollegen Dejan Milosavljev (16) um Längen und ganz allgemein war die Chancenverwertung beim Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson zu niedrig. So blieben neben ein paar Großchancen aus dem Spiel heraus gleich vier Siebenmeter ungenutzt – und mit einer besseren Quote wäre wohl eine echte Überraschung drin gewesen und das dritte Ausscheiden im Viertelfinale hintereinander vermeidbar. So lösten letztlich doch die Füchse das Ticket fürs Final Four, für das sie sich wie der SC Magdeburg (Erster), die SG Flensburg-Handewitt (Dritter) und die MT Melsungen (Vierter) qualifiziert haben. Das sind bestimmt nicht zufällig die derzeit in der Tabelle der Bundesliga am besten platzierten Mannschaften. Zuschauen werden im April im Übrigen nicht nur die auf Rang sieben liegenden Gummersbacher, sondern auch der Deutsche Rekordmeister THW Kiel (Fünfter) und der entthronte Poklverteidiger Rhein-Neckar Löwen (Achter).

Bis zum 9:9 (16.) war in der Hauptstadt auf dem Feld kein nennenswerter Qualitäts-Unterschied zu erkennen, weil Gummersbach durch höchstes Tempo überzeugte und die Rolle des klaren Außenseiters entschlossen ablehnte. Selbst nach dem 13:17 (33.) am Anfang der zweiten Halbzeit knickte Gummersbach nicht ein und mit dem 18:18 (39.) war wieder alles auf null gestellt. Schwieriger wurde es mit dem 21:25 (49.),  22:26 (50.), 24:28 (53.) und 25:29 (54.), doch der VfL arbeitete sich wieder heran – 28:29 (59.). Erst Paul Drux mit dem 30:28 (59.) und Hans Lindberg mit dem 31:28 (60.) genau 23 Sekunden vor Schluss stellten für ihre hinterher glücklichen Füchse das Weiterkommen sicher. Das Duell der Vielspieler in diesen Wochen ging im Übrigen ebenfalls an Berlin, dessen dänischer Vize-Europameister Mathias Gidsel insgesamt neun Treffer erzielte – während der in der deutschen Mannschaft (Vierter) in Abwehr und Angriff noch intensiver belastetete Julian Köster drei Tore beisteuerte.

Besonders lange Zeit zur Erholung bleibt ab jetzt keinem einzigen der EM-Fahrer mehr, denn nach dem Pokal steht schon am Mittwoch der 20. Spieltag in der Bundesliga auf dem Programm – und für die auf Rang sieben mit 18:18 Punkten ausgestatteten Gummersbacher geht es beim Sechsten TSV Hannover-Burgdorf zur Sache, der einen Zähler mehr (19:19) und ein Spiel mehr auf dem Konto hat. Gewinnt Gummersbach, löst es Hannover als Nummer eins hinter großen fünf Klubs Magdeburg, Berlin (beide 32:4), Flensburg (28:8), Melsungen (27:11) und Kiel (26:10) ab. Verliert Gummersbach, hat es anschließend zwar ein negatives Konto, aber immer noch reichlich Raum nach unten und mit dem Kampf um den Klassenhalt weiter nichts zu tun. Gegen was Zählbares hätten sie im Oberbergischen trotzdem wenig einzuwenden, zumal der Monat weitere unangenehme Aufgaben bereithält – am 10. Februar beim ThSV Eisenach (Rang 17/13:25), am 19. Februar gegen den SC DHfK Leipzig (Elfter/15:23) und am 23. Februar beim TBV Lemgo Lippe (Zwölfter/15:23). Spätestens nach den vier nächsten Aufgaben dürfte dann feststehen, ob Gummersbach tatsächlich für eine Position im vorderen Drittel in Frage kommt.

Davon sind sie beim Bergischen HC aktuell um Lichtjahre entfernt und selbst das rettende Ufer werden die Solinger erst festigen müssen: Fürs Team von Trainer Jamal Naji geht es im Jahr 2024 einzig und allein um den Klassenerhalt, der gerade an einem sehr dünnen Faden hängt. Auf Rang 16 steht der BHC mit 13:25 Punkten soeben über dem Strich – und das nur über das bessere Torverhältnis vor den punktgleichen Eisenachern (minus 35/minus 50). Was zum Teil für Najis Mannschaft und deren Chancen spricht: Das Gedränge, das allerspätestens bei den Leipzigern auf Platz elf beginnt, ist derart groß, dass sich niemand seiner Sache sicher sein darf. Was zum Teil nicht so sehr für Najis Mannschaft und deren Chancen spricht: Das unmittelbar bevorstehende Programm unter anderem gegen drei Klubs von oben ist ein echter Hammer, denn los geht es am Sonntag gegen die Kieler und am 16. Februar in Melsungen. Ebenfalls in diesem Monat stehen die Aufgaben gegen Hannover-Burgdorf und bei jenen Leipzigern an, die ebenfalls in den Abstiegskampf verstrickt sind. Ähnlich happig geht es im kommenden Monat weiter – am 10. März gegen Gummersbach und am 24. März gegen Magdeburg. Viel Raum für Träume bleibt da nicht.

 

Füchse Berlin – VfL Gummersbach 31:29 (16:13). 

VfL Gummersbach: Rebmann, Ivanisevic – Vidarsson, Kodrin (1), Vujovic, Köster (3), Blohme (7/1), Schroven, Häseler, Schluroff, Tskhovrebadze (1), Mappes (8/1), Pregler (1), Horzen (6), Kiesler (2), Zeman.