3. Liga
Köln feiert späten Karneval, Frust in Opladen und Ratingen
LSC dreht Rückstand gegen Saarlouis spektakulär zum 39:32. TuS 82 verliert mit 28:34 gegen den Dritten Hanau. Ratingen ist nach der siebten Niederlage in Folge ein Abstiegskandidat.

So nämlich! Benjamin Richter, Dustin Thöne, Trainer Chris Stark und Lukas Martin Schulz (von links) konnten das Ergebnis gegen Saarlouis vielleicht selbst kaum glauben. (Foto: Thomas Schmidt)

Longericher SC – HG Saarlouis 39:32 (17:17). Am Ende klappte fast alles und die Longericher durften nach dem deutlichen Erfolg über den vorherigen Tabellendritten vor allem über sich selbst staunen. Bis zur Mitte der zweiten Halbzeit hatten sich die beiden Mannschaften ein temporeiches Duell auf Augenhöhe geliefert, bei dem die Offensive beider Seiten meistens glücklicher aussah als die Deckung. Und bis zum 28:29 (47.) deutete auch nichts darauf hin, dass die Begegnung – die immer wechselnde Führungen gesehen hatte – plötzlich derart in eine Richtung kippen könnte. Was dann aber in den nächsten Minuten geschah, glich einem mittelschweren Erdbeben und die Gäste aus dem Saarland verloren von Mal zu Mal mehr den Boden unter den Füßen. Der LSC fegte dagegen mit einer Urgewalt über den Gegner hinweg, gewann jeden Zweikampf und holte sich mit einer Mischung aus Einsatz und dem nötigen Glück so gut wie jeden Abpraller. Die Folge: Durch einen 11:2-Lauf drehten die Hausherren die Partie in der Schlussphase zum 39:31 (60.), bevor die konsternierten Gäste mit dem letzten Versuch den 39:32-Endstand herstellen konnten. Klar: Die Kölner Feierlichkeiten hatten zu diesem Zeitpunkt längst begonnen und in der Tabelle hat Longerich damit als Sechster (22:16 Punkte) den Anschluss zum oberen Bereich hergestellt. Zumindest der neue Dritte HSG Hanau (25:11) ist tatsächlich wieder in Sichtweite – genau wie Saarlouis (25:13) und die HSG Rodgau Nieder-Roden (23:11).

Max Zimmermann eröffnete den Abend mit dem 1:0 (2.) für den LSC, der kurz darauf aber erst einmal hinterherlief – 2:4 (8.), 3:5 (9.), 4:6 (10.), 5:7 (10.). Die HG zeigte hier über weite Strecken ihr starkes Tempospiel, die Kölner schafften es in dieser Phase noch zu selten, die Gegenstöße der Gäste zu unterbrechen. Ab dem 7:7 (12.) blieb die Angelegenheit dann ausgeglichen und nach dem 10:10 (16.) stabilisierten sich auch die Deckungsreihen ein wenig. So ging es mit dem 17:17 (30.) ebenfalls ausgeglichen in die Kabine. Dort hatte Saarlouis fürs Erste wohl die besseren Ideen gefunden, denn kurz nach dem Wiederanpfiff lag der LSC beim 17:20 (23.) erstmals mit drei Treffern hinten. Es war der Vorbote dieses speziellen Abends, dass sich die Kölner hiervon überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließen und das 20:23 (35.) durch Max Zimmermann (36.), Marian Dahlke (36.) und Malte Nolting (37.) zum 23:23 ausglichen. Bis zum 28:29 (47.) rechneten nun alle Anwesenden in der Sporthalle der Carl-von-Ossietzky-Gesamtschule weiterhin mit einer spannenden Schlussphase – zu der es nicht mehr kam.

Lukas Martin Schulz drehte die Partie in der 48. Minute jeweils einmal vom Siebenmeterpunkt und einmal aus dem Feld zum 30:29, bevor Nico Psyzora das 31:29 (50.) nachlegte. Saarlouis hatte sich bei seinen Angriffen in dieser Phase den einen oder anderen Flüchtigkeitsfehler geleistet oder war an LSC-Keeper Elvan Kromberg gescheitert. Elyas Noh verkürzte für die Gäste noch auf 31:33 (53.), bevor der Kölner Zug endgültig Fahrt aufnahm: Malte Nolting (53./57.), Schulz (55./Siebenmeter), Dustin Thöne (56.) und Zimmermann (58.) stellten auf 38:31 für die Hausherren. Der einzige Wermutstropfen an dem sonst ziemlich perfekten Abend aus Kölner Sicht war die späte Pech von Kromberg. Der Torhüter verletzte sich in der 56. Minute bei einer seiner zahlreichen Paraden an der Schulter und musste die Halle unter Schmerzen verlassen. „Es war wirklich ein harter Kampf heute zweier sehr guter Mannschaften. In der Schlussphase haben wir es einfach geschafft, die Verteidigung noch einen Tick stämmiger hinzustellen, keine einfachen Tore mehr zugelassen – und dann sind wir übers Tempospiel weggezogen“, meinte LSC-Coach Chris Stark, der eine starke Leistung seines gesamten Teams sah: „Bei so einem Spiel ist nicht der Einzelne herauszuheben, sondern die Mannschaft hat heute hier als Einheit agiert. Und mit einer prall gefüllten Halle hat das sehr, sehr viel Spaß gemacht.“

Longericher SC: Inzenhofer, Kromberg – Gerfen, Zerwas (2), Pyszora (2), Richter (2), Thöne (1), Wörmann, Wolf, Zimmermann (8), Schulz (8/3), Nolting (7), Rinke, Dahlke (9), Maloloepszy.

 

TuS 82 Opladen – HSG Hanau 28:34 (15:17). Die Gäste aus Hessen waren am Ende eine Nummer zu groß für die Opladener, die im Jahr 2024 im zweiten Heimspiel die zweite Heimpleite kassierten. Dabei zeigte die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt über weite Strecken zwar eine deutlich bessere Vorstellung als am 26. Januar im Derby gegen die Bergischen Panther (31:35), die Ausbeute war am Ende aber dieselbe und der TuS hängt bei 19:19 Punkten nach 19 Spielen als Achter im tiefsten Tabellen-Mittelfeld fest. „Im Vergleich zum letzten Heimspiel war es von uns lange eine gute Performance. Wir waren eigentlich griffig, haben nie aufgegeben, haben unsere Lösungen gefunden, hatten eigentlich auch im Angriff immer gute Lösungen. Aber am Ende, wenn du gegen eine so abgezockte Mannschaft drei, vier Fehler machst, wird es eng“, fand Voigt. Hanau dürfte die Rückfahrt dagegen richtig genossen haben, denn wegen der zeitgleichen Niederlage der HG Saarlouis beim Longericher SC rückten die Hessen auf Tabellenplatz drei vor (25:11 Zähler).

Nach leichten Anlaufschwierigkeiten und dem 2:5 (7.) sowie dem 3:6 (9.) fanden die Hausherren in die Partie. Maurice Meurer glich zum 6:6 (11.) aus und kurz darauf besorgte Markus Sonnenberg mit dem 9:8 (18.) die erste Opladener Führung seit dem 2:1 (3.). Bis zum 15:15 (28.) blieb die Partie ausgeglichen und erst in den letzten Sekunden vor der Halbzeit verlor Voigts Team wieder etwas den Faden. In einer etwas hektischen Schlussphase kassierte der TuS zunächst das 15:17 (29.) und hatte letztlich Glück, dass die Gäste nach ihrer Auszeit elf Sekunden vor Schluss nicht mehr rechtzeitig gefährlich zum Abschluss kamen. Das holte die HSG allerdings unmittelbar nach dem Wiederanpfiff nach und Opladen lief zum Start in die zweite Hälfte dem 15:18 (31.) hinterher.

Die Gastgeber kämpften sich Stück für Stück wieder heran und kamen durch Yannik Nitzschmann zum 20:20-Ausgleich (38.). Das 22:22 durch Sebastian Damm (42./Siebenmeter) war jetzt allerdings das letzte Mal, dass sich die beiden Teams auf Augenhöhe befanden. Weil die Opladener rund acht Minuten ohne eigenen Treffer blieben, hieß es wenig später 22:25 (49.) und kurz darauf 23:27 (51.). Voigt reagierte mit einer letzten Auszeit, wechselte den Torwart (Moritz Wiese für Tim Trögel) und probierte es im Angriff mit dem taktischen Mittel des siebten Feldspielers. Doch selbst diese Maßnahmen verpufften gegen abgeklärte Gäste, die spätestens mit dem Doppelschlag zum 25:31 (56./57.) alle Zweifel am Auswärts-Erfolg beseitigten.

TuS 82 Opladen: Trögel, Wiese – Flemm, Meurer (4), Schmidt (2), Sorg, Leppich (2), Nitzschmann (4), Jagieniak (1), Swiedelsky (2), Dasburg (5/1), Schmitz, Johannmeyer, Damm (7/2), Sonnenberg (1).

 

HSG Dutenhofen-Münchholzhausen II – Interaktiv.Handball 33:23 (19:11). Es wird einfach nicht besser beim Aufsteiger, der vor der Karnevalspause trotz des 34:35 gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden etwas Hoffnung geschöpft hatte, weil da eine Leistungssteigerung zu erkennen gewesen war. Was die Ratinger jedoch im ersten Einsatz nach der Karnevalspause in Wetzlar (Achter/19:17 Punkte) über weite Strecken anzubieten hatten, entsprach in der Summe nicht den Anforderungen für die 3. Liga und war letztlich beinahe ein Armutszeugnis – was dem Team des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander trotz leicht gesteigerter Bemühungen für den zweiten Durchgang unter dem Strich verdient die siebte Niederlage hintereinander einbrachte. Spätestens jetzt müssen die über die vergangenen Wochen eher zurückhaltend klingenden Alarmglocken durch ihren Krach in den Ohren schmerzen: Interaktiv verlor eine Position, steckt nun auf Rang elf mit 12:26 Zählern mittendrin im Abstiegskampf. Schlechter liegen inzwischen lediglich noch die HSG Friesenheim/Hochdorf II (12:26/schlechteres Torverhältnis), die TSG Haßloch (11:27), die sich auf Rang 13 soeben über dem Strich bewegt, der TV Homburg (10:28), der TuS Dansenberg (10:28) und der TV Aldekerk (10:30), die damit die aktuell die drei Abstiegsränge einnehmen. Weil der Trend aktuell komplett gegen die Ratinger spricht, wird der weitere Kampf um den Klassenerhalt wohl eine extrem komplizierte Angelegenheit – und die bevorstehende Aufgabe am 2. März gegen den TuS 82 Opladen (Achter/19:19) nicht eben einfacher. Anschließend kommt es noch heftiger: Am 9. März muss Interaktiv beim ungeschlagenen Tabellenführer TuS Ferndorf (37:1) antreten. 

Nach dem frühen 3:1 (4.) schienen die Gäste auf einem brauchbaren Weg zu sein, aber alle Hoffnungen auf etwas Zählbares lösten sich anschließend innerhalb von neun Minuten in Luft auf – weil vorne wie hinten nur wenig bis nichts passte und ein 0:8-Lauf den deutlichen 3:9-Rückstand (13.) brachte. Bis zum 7:12 (19.) nahm das Tempo der Talfahrt in der Folge etwas ab – und plötzlich wieder zu, sodass mit dem 7:16 (25.) praktisch bereits die Entscheidung gefallen war. Nach dem 11:19 (30.) am Ende der ersten Halbzeit verkürzte Interaktiv auf 14:19 (32.) und hielt den Rückstand mit dem 17:22 (42.) oder 19:24 (45.) ebenfalls im halbwegs erträglichen Rahmen, ehe die nächsten herben Rückschläge folgten – 19:28 (52.), 21:30 (54.). Der kleinere Rest des Duells war anschließend aus der Sicht der Hausherren eine völlig ungefährliche Angelegenheit – und aus Ratinger Sicht zusätzlich besonders schmerzhaft, weil Colin Simon den Unterschied zwischen den beiden Teams mit seinem 33:23 genau vier Sekunden vor dem Ende als Höchststrafe in den zweistelligen Bereich hob. Benjamin Daser, der Sportliche Leiter bei Interaktiv, fand hinterher entsprechend eher sehr wenige erfreuliche Aspekte: „Wir verlieren letzten Endes auch in der Höhe verdient. Wir hatten große Schwierigkeiten mit den sehr flinken Wetzlarer Rückraumakteuren und wir haben vorne zu fast keinem Zeitpunkt richtig in unser Spiel gefunden. Ich glaube, es waren heute überall Baustellen vorhanden.“ Als positive Punkte wertete er alleine das Comeback von Luca Sackmann, der nach einer längeren Verletzungspause wieder für ein paar Minuten auf der Platte stand, und gute Paraden von Torhüter  Sebastian Bliß: „Er hat noch einige Bälle parieren können. Ansonsten war das einfach kein gutes Spiel.“ Das hörte sich fast harmlos an. 

Interaktiv.Handball: Bliß, Ludorf – Hinrichs, Grbavac (4/1), Wasse, Sackmann, Stock (6), Maric (3), Seher, Mensger (3), Engh, Nuic (3/1), Poschacher (1), Koenemann (1), Sabljic (1), Kübler (1).